Eine pädagogische Revolution – oder schlicht grober Unfug? Bremer Schüler trampeln im Unterricht auf dem Ergometer

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BREMEN. Statt auf dem Stuhl zu zappeln, treten Schülerinnen und Schüler in Bremen in die Pedalen. Nach einem Jahr mit Ergometern im Unterricht sind die Projektbeteiligten vom Erfolg überzeugt – auch die Lehrer. Und was sagen die Kinder?

Strampeln im Unterricht – lässt sich so besser lernen? Foto: Shutterstock

Wenn der elfjährige Bjarne im Unterricht unruhig wird, setzt er sich auf ein Ergometer. «Da kann man sich austoben», sagt der Bremer Schüler, der gerne in die Pedalen tritt. Gleichzeitig strampeln und lernen ist für ihn kein Problem. «Wenn man auf dem Ergometer Vokabeln lernt, bleibt es besser im Kopf.»

Seit rund einem Jahr gibt es in der Oberschule an der Ronzelenstraße Heimtrainer im Unterricht. In derzeit sechs Klassen stehen jeweils zwei bis drei Ergometer mit selbstgebauten hohen Tischen. Abwechselnd verfolgen die Kinder den Unterricht, während sie in die Pedalen treten. Die zwölfjährige Jamila findet die Sportgeräte hilfreich. «Man kann sich darauf gut konzentrieren.» Auf dem Stuhl werde es ihr schnell langweilig.

Aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer haben die Fitnessgeräte viele positive Auswirkungen. «Insgesamt bringt es der Klasse mehr Ruhe und den Schülern mehr Konzentration», sagt die Leiterin des sechsten Jahrgangs, Rebecca Schwenzer. Nach den Erfahrungen des Projektleiters Harald Wolf wirkt sich die Bewegung auf das Sozialverhalten, die Lernleistungen und die Gesundheit der Jungen und Mädchen aus. «Die Kolleginnen und Kollegen sagen übereinstimmend, dass sich die Lernatmosphäre verbessert hat.»

Veränderungen zeigen sich bei manchen Kindern auch im koordinativen Bereich. «Leon hatte am Anfang Schwierigkeiten vorwärts zu treten», sagt die Physiotherapeutin Sabine Buntebart-Michalke über den 13 Jahre alten Schüler mit Down-Syndrom. «Die ganze Körperkoordination und Haltung hat sich verbessert.» Leon mag die Geräte auch. «Ja, Spaß», sagt er auf die Frage, ob er die Ergometer gut findet.

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Beim Stressabbau hilfreich

Welche Auswirkungen Ergometer auf die soziale Kompetenz der Kinder haben, hat die Studentin der Uni Oldenburg, Stephanie Goddard, in ihrer Masterarbeit untersucht. Es gebe klare Tendenzen, dass die Geräte beim Stressabbau hilfreich seien, sagt sie. Der Direktor des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Rostock, Prof. Volker Zschorlich, hält die Geräte grundsätzlich für sinnvoll. «Die Kinder sitzen sehr viel, sie haben einen hohen Bewegungsdrang. Da ist Bewegung nötig.» Zudem könnten die Geräte die Motivation der Kinder erhöhen. «Lernen hat immer etwas mit Wohlbefinden zu tun.»

Nach einem Jahr mit händisch aufgerüsteten Ergometern können die Kinder der Bremer Ergometerklassen künftig auf professionellen Geräten arbeiten. Ein Hersteller hat in Zusammenarbeit mit der Schule das nach eigenen Angaben weltweit erste Schul-Ergometer mit Tischplatte und Buchstütze entwickelt. «Früher hatten wir Tische, die waren locker. Da konnten wir nicht so gut schreiben», sagt der zwölfjährige Sepehr. «Jetzt sind die Tische fest, das geht besser.»

Die Idee für Ergometer-Klassen stammt aus Österreich. Der Wiener Sportwissenschaftler und Gymnasiallehrer Martin Jorde initiierte die erste Klasse 2007 an einem Wiener Gymnasium. Er stellte bei seinen Schülern positive Veränderungen in der Fitness, bei den Noten und im Sozialverhalten fest. Die erste deutsche Schule mit Ergometern im Klassenzimmer war 2016 ein Gymnasium in Aschaffenburg, die Bremer Schule folgte ein Jahr später.

Bundesweit gehen Schulen zunehmend kreative Wege, um die Aufmerksamkeit der Kinder zu erhöhen. Einige Hamburger Schulen benutzen zum Beispiel Sandwesten. Die schweren Kleidungsstücke sollen unruhigen Schülerinnen und Schülern helfen, den eigenen Körper besser wahrzunehmen und sich so besser zu konzentrieren – sie sind allerdings umstritten. Von Helen Hoffmann, dpa

Schüler mit Sandwesten ruhigstellen? Philologenverband nennt Hamburger Idee zur Inklusion „schockierend“

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29 Kommentare
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xxx
6 Jahre zuvor

Genauso wie bei den Sandwesten sage ich auch hier: Warum nicht, so lange die Schüler es freiwillig tun, die Eltern damit einverstanden sind und es die Lernatmosphäre tatsächlich verbessert. In einigen Jahren muss sich das Konzept allerdings in signifikant besseren Prüfungsergebnissen niederschlagen. Ab Klasse 8 würde ich tendenziell davon abraten, weil dann das Niveau auch auf der Oberschule deutlich anziehen dürfte und damit die Ergometer eher ablenkende Wirkung haben. Dazu kommt dann die Pubertät in Kombination mit einer willkommenen Auszeit vom Unterrichtsgeschehen auf den Ergometern.

Mississippi
6 Jahre zuvor

Auf die Gefahr hin, dass ich mich noch unbeliebter mache: Mich würde das als Lehrerin nerven, wenn dauernd welche aufstehen und strampeln. 🙁

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Wenn der Unterricht auf Freiarbeit, Lernzirkel o.ä. ausgelegt ist, dann ist das nicht ganz so schlimm, weil die Kinder sowieso ständig herumlaufen.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

XXX
Gute Antwort . Warum verlegt man die Bewegungsübungen nicht in die Pausen und in den Sportunterricht, oder koordiniert und gezielt in den Unterricht als Lockerungsübungen, wenn die Aufmerksamkeit in einer Doppelstunde schwindet.

Mississippi
6 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

Das macht in der Grundschule schon jede/r Lehrer/in.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Ja,
und trotzdem kann man Freiarbeit oder Lernzirkel einsetzen, ohne dass diese etwas mit „ständig herumlaufen“ oder „Unruhe und Lärm“ in Verbindung stehen.

Das Schlagwort heißt „Bewegte Schule“, einschließlich „dynamischem Sitzen“.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Palim
Man beobachtet aber genau etwas anderes; nämlich wirres Durcheinander, Lärm , Unruhe ,destruktives Verhalten, wenn die Lehrerin die Kontrolle verloren hat und die Schüler für diese Pädagogik ungeeignet oder einfach überfordert sind, zum Beispiel durch Ablenkung, eigenen Kontrollverlust, Ablenkbarkeit, Einschränkungen in der Kognition und anderen individuellen Unzulänglichkeiten ihrer Persönlichkeitsstruktur.
Und hinzu tritt die Ineffektivität im Vermitteln von Lerninhalten bei diesen Methoden mit einer Effektstärke nach Hattie um 0,02 bis 0,04 bei der Freiarbeit und dem Stationslernen, also noch weit unter der Effektstärke von 0,2 bei einer Alterung des Schülers um ein Schuljahr.
Wen wollen Sie mit diesen Methoden noch überzeugen ?

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Mississippi
Aber was soll dieses selbst gesteuerte und den Unterricht störende und undisziplinierte Trampeln auf Ergometern während des Unterrichts, anstatt diesen Bewegungsdrang anders zu kompensieren.
Genauso ist das Tragen von körperanliegenden Gewichten während des Unterrichts nicht gerade Bewegungssteuernd in seiner Wirkung, denn der Drang sich zu bewegen bleibt bestehen, wird aber nur gewichtstechnisch gebremst.

Sabine
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Muss bei Kindern eigentlich jede Laune und jedes Bedürfnis gleich befriedigt werden? Ich glaube, dass ein solches Nachgeben immer zimperlicher, egozentrischer und anfälliger für jedes kleine Unwohlsein macht. Stichwort:
Die lebensnotwendige Kraft, sich zu beherrschen und an den Riemen zu reißen, wird vernachlässigt.
Es ist zu fragen, ob auf lange Sicht nicht der Schaden solcher Ergometer-Pädagogik den Nutzen überwiegt.
Ich befürchte, dass sie eine Anspruchs- und Erwartungshaltung an andere oder an Umstände nährt, die immer neue Probleme mit sich selbst und der Umwelt schafft.

@Stillmann
Ihr nachfolgender Kommentar von gestern entspricht meinen Gedanken.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

„Muss bei Kindern eigentlich jede Laune und jedes Bedürfnis gleich befriedigt werden?“
Auf die Schule bezogen: Wo soll das gehen? In der Klasse kann das selbst beim modernsten Unterricht nicht sein, da das gemeinsame Lernen in einem Klassengefüge/ in einem Raum immer Rücksichtnahme erfordert. Es ist nur schwerer anzuerziehen, weil manche das erst mühsam in der Schule erlernen müssen.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

AvL: Ich weiß ja nicht, wo SIE hospitieren gegangen sind. Mit meinen Erfahrungen deckt sich das keinesfalls.

Sie setzen jeglichen Unterricht, der nicht Ihrer Vorstellung des Unterrichts entspricht, gleich mit Unruhe, Lärm, Chaos und sich selbst überlassen werden. Das ist eine extreme Verkürzung.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Palim
Treffen aber die falschen Charaktere als Schüler oder Lehrer aufeinander, sind die Schüler gar kognitiv mit diesen Methoden überfordert oder werden keine ausreichenden Erläuterungen ausgeführt,so wird es nichts mit Freiarbeit und Stationsarbeit.
Was ist daran pauschal, außer Ihrer immer wiederkehrenden Abwertung meiner nicht anunümisierten Person ?

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Unterrichten ist keine Fabrikarbeit, bei der man immer den gleichen Knopf an immer die gleiche Stelle näht.
Warum sollten Kinder von Methoden kognitiv überfordert sein?

Es könnte daran liegen, dass man Kindern in Klasse 1 (und auch später) generell keine Methoden oder Arbeitsschritte per se abverlangen kann, sondern immer Erläutern muss, worum es geht, wie es geht und was man erwartet. Das gilt für so ziemlich alles, was Unterricht beinhaltet. Auch im lehrerzentrierten Unterricht muss man das tun, ebenfalls beim Beginnen eines Heftes oder Abheften eines Blattes.

Pauschal und verkürzend ist, dass SIE generell davon ausgehen, dass offene Unterrichtsformen Verwahrlosung bedeuten, dass es dort keine Hilfe und keine Erläuterung geben würde.
Dies kann ebenso in jeder anderen Unterrichtssituation gegeben sein.

Der Punkt ist nicht die Methode selbst, sondern der Blick der Lehrkraft dafür, welche Hilfestellung die Kinder benötigen … und was sie bereits allein bewältigen können.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Niemand schrieb von einer Fabrikarbeit in Schulen, außer Ihnen.
Lesen Sie sich einmal Ihren eigenen letzen Kommentar und ihre Wertungen durch. N i c h t jeder Schüler und Lehrer ist für die von Ihnen propagierten Methoden geeignet.
Aber unabhängig davon gibt es valide Methoden, welche die Effektstärke der einzelnen Methoden unabhängig vom Anwender und der betroffenen Schüler messen können.
Vielleicht kann persönliches Engagement die Schwächen einzelner Methoden ausgleichen, die Effektstärke beeinflusst dieses Engagement in Bezug auf die Normalverteilung nicht !
Individualisierung gelingt mir in meinem Berufsfeld, weil ich immer nur eine Person behandele, auf die ich dann spezifisch eingehen kann, während Sie es gleichzeitig mit mindestens 15 bis 28 einzelen Individuen zu tun haben, die als Folge der Heterogenität durch die chaotische Inklusion mit unterschiedlichsten Lernbehinderungen, sowie einem hohen Anteil an fremdsprachigen Schülern mit geringen Deutschkenntnissen, es doch zeitgleich mit erheblichen Unterschieden der Charaktere zu tun haben. Sie können als Folge dieser äußerst differierenden Abweichungen der Charaktere, ihrer Leistungsstärken und Neigungen, niemals allen Schülern gerecht werden.
Warum darf denn nicht mehr die Zusammenführung einzelner Schülergruppen in Klassen mit einer ähnlichen Leistungsstärke sein.

Heike
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

@Axel von Lintig
Danke und volle Zustimmung zu Ihrem Kommentar!

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Genau das unterscheidet unsere Berufe:
Sie sehen Individualisierung als eindimensionales Szenario und sehen immer die eine Person vor sich.
Ich sehe Individualisierung als vielfältiges Szenario und viele verschiedene SuS, die gleichzeitig vor mir sitzen, die öfter mal verschiedene Dinge tun und dennoch alle gleichzeitig lernen.

Neulich hatte ich Sie schon einmal gefragt, wie viele unterschiedliche Lerngruppen Sie denn gedenken einzurichten. Letztlich führt Ihre Verkürzung dazu, dass man Mikroteaching fordern müsste: 1 Lehrer für 1 Schüler, sodass der Unterricht genau auf diesen einen Schüler ausgerichtet werden kann.
Auch dann muss sich die Lehrkraft auf den Schüler einstellen, muss beobachten, diagnostizieren und den Unterricht auf den Schüler anpassen, wenn er erfolgreich sein will. Ohne dem geht es nicht.
Mein Beruf besteht daraus, dies nicht nur für ein Kind zu tun, sondern für viele. Unterschiedliche Methoden ermöglichen es einem, verschiedene Schüler auf unterschiedliche Weise zu erreichen. Das hat aber nichts mit Chaos zu tun auch nicht damit, dass man SuS sich selbst überlassen würde.

Während Sie gewohnt sind, Ihre Aufmerksamkeit und Ihre Tätigkeiten auf genau eine Person zu richten, bin ich geschult und geübt darin, gleichzeitig mehrere SuS im Blick zu haben, Lernverhalten wahrzunehmen und Ergebnisse auswerten zu können.

Und ja, das hat auch seine Grenzen.
Ich sehe diese Grenzen aber an einer ganz anderen Stelle als Sie. Das kann daran liegen, dass ich konkrete Klassen und Situationen vor Augen habe und meine Vorstellung einer heterogenen Lerngruppe eine ander ist als Ihre.

Ob ich den Lernenden allen gerecht werde? Nein. Manchen nicht.
Das ist nicht schön und auch nicht immer leicht.
Geht es Ihnen in Ihrem Beruf nicht ebenso?

Heike
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

@Palim
Sie antworten Herrn von Lintig: „Letztlich führt Ihre Verkürzung dazu, dass man Mikroteaching fordern müsste: 1 Lehrer für 1 Schüler, sodass der Unterricht genau auf diesen einen Schüler ausgerichtet werden kann.“
Nein, das fordert Herr von Lintig keineswegs. Er macht nur noch einmal die Probleme einer zu großen Heterogenität der Schülerschaft klar:
„Sie können als Folge dieser äußerst differierenden Abweichungen der Charaktere, ihrer Leistungsstärken und Neigungen, niemals allen Schülern gerecht werden.
Warum darf denn nicht mehr die Zusammenführung einzelner Schülergruppen in Klassen mit einer ähnlichen Leistungsstärke sein.“
Das frage ich mich auch, denn es wäre leicht realisierbar, stünden nicht weltanschauliche Gründe im Wege.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Palim
Sie haben soeben wieder die heterogene Zusammensetzung der Schulklasen verteidigt. Mein berufliches Klientel ist in seiner Zusammensetzung noch deutlich verschiedener als ihres.
Das betrifft nicht nur das Alter, sondern auch die multiplen Krankheiten von denen diese Menschen betroffen sind.
Sie verlangen aber von sich und andereren Lehrern, dass sie diese Herkulesaufgabe der heterogenen Beschulung stemmen können und sollen. Glauben Sie wirklich jedem Schüler gerecht werden zu können. Sie beklagen sich doch selbst über diese Zustände an unseren Schulen, verteidigen aber die von der Administration vorgegebene Situation und deren Antworten mit einer zieldifferenzierten,scheinbar individualisierten Methodik, wie Freiarbeit,eigen initiatives, selbst erforschendes Lernen, Gruppenarbeit, Stationsarbeit, freies Schreiben mit bebilderten Anlaut-Tabellen etc.
Es ist aber eine Illusion daran zu glauben,allen Schülern mit dieser bunten Methodenvielfalt gerecht werden zu können.
Es entspricht aber durchaus dem Wunsch ihrer Kollegen, der Schüler und der Eltern, dass man diese Zustände wird abstellen müssen.
Ich sehe eben in der Schulpolitik vieles anders als Sie, und dies ist auch einer der Gründe warum ich nach anderen Methoden gesucht habe um der etablierten Methodik etwas entgegen zu setzen und mich selber bei meinemn Kindern stark einbringe und eben wirklich individuell auf deren Bedürfnisse eingehen kann.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Im übrigen stehen immer noch die veralteten, reformpädagogisch orientierten, fachdidaktischen Hinweise (Brinkmann,Hans Brügelmann, Horst Barnitzky,Ulrich Hecker,Böttiger ,Becker-Mrotzek )zum Erlernen des Lesens und des Schreibens des Landes Nordrhein-Westfalen als PDF Kartei im Netz, und somit sind diese in ihrer unheilvollen Weise weiter rechtsgültig und dienen den Grundschullehrern als Leitfaden für diese unheilvolle Pädagogik des eigeninitiativen und selbst erforschenden Zugangs zum Schriftspracherwerb.
Scheinbar kennt man im Kultusministerium nicht die eigenen Karteien , die sich gegen einen strukturierten und linguistisch orientierten Rechtschreiberwerb wenden.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Wie viele der Menschen, die zu Ihnen kommen, schicken Sie weg oder würden Sie wegschicken, wenn Sie es könnten?

Selbst wenn die i-Kinder nach 1-3 Jahren überprüft sind und die Schule wechseln würden, säßen sie zuvor in meinem Unterricht.
Zusätzlich sitzen da Kinder, die erst seit kurzem in Deutschland sind, stimmt. Wären sie woanders (wo?), wären die Kinder mit Migrationshintergrund aus unterschiedlichen Ländern immer noch da. Oder wo sollen die hin?

Dann gibt es Kinder mit ADHS, Asthma, AVWS, anderen Schwächen in der Wahrnehmung, Sprachschwierigkeiten, mangelnden Voraussetzungen uvm. Wo sollen die denn hin?

Was ist mit Kindern mit Hörgeräten, die keinen Unterstützungsbedarf erhalten? Und müssen Brillenträger auch ausgesondert werden, weil sie auf ein Hilfsmittel angewiesen sind?
Und was ist mit den besonders Begabten in Teilbereichen? Brauchen die auch andere Schulen?
Schicken wir alle diese Kinder in Zukunft in ein Internat, weil sie vor Ort nicht beschult werden können und nur zentral eine möglichst homogene Gruppe in Klassenstärke entsteht? Oder werden alle Ausgesonderten gemeinsam in eine Rest-Klasse gesteckt?

Die Heterogenität hört nicht auf, wenn man einzelne oder viele aussondert, und immer muss man auch für die, die nicht in Regelklassen beschult werden können oder sollen, andere Angebote mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung stellen.
So oder so geht es um die Bedingungen diese und der anderen Kinder. Dass alles mit Sparzwang umgesetzt wird, muss ich nicht gutheißen, aber das Gegnteil davon ist für mich eine bessere Ausstattung und keine Pädagogik der Ausgrenzung und Abschiebung.
Fragen Sie eigentlich erst nach dem IQ, bevor sie anderen helfen?

Ich kann mir eine Radikalinklusion derzeit nicht vorstellen, WEIL ich sehe, wie fahrlässig die bisherige Inklusion umgesetzt wird. Aber das bedeutet nicht, dass man diese Kinder in ein schwarzes Loch stecken muss. Ich weiß auch nicht, ob man wirklich jedes Kind dauerhaft in einer Regelschule beschulen kann, aber bei vielen Kindern ist das mit entsprechenden Ressourcen möglich.
Die Kenntnisse der Lehrkräfte und die Differenzierung kommen ALLEN zugute, da bin ich mir sicher, und es gibt eine Menge Kinder, die man eher als „normal“ einstufen würde, dann aber doch Schwierigkeiten oder Beeinträchtigungen über die Jahre auffallen, die man aber erst nach Jahren klar definieren kann. Auch Ärzte brauchen da mitunter Jahre. Wenn aber eine Lehrkraft mit geschultem Blick schon zu Beginn der 1. Klasse auffällige Ergebnisse entdeckt, könnte man diesen Kindern von Beginn an helfen, sofern es Fördermöglichkeiten gäbe. Besser wäre es sicher, wenn diese nicht allein binnendifferenzierend erfolgen müssten, es ist aber etwas anderes, ob man täglich ein paar Minuten mit einem Kind übt oder ob es auf eine andere Schule wechseln soll.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Diejenigen Lehrer, welche mit ihren Methoden unterrichten ,waren die ersten, die nach dem IQ fragten und entsprechend zurückhaltend in der strukturierten Vermittlung von Wissen an die Kinder mit Lernbehinderungen waren und auf selbst erforschende Lernmethoden setzten. Das ist genau die falsche Vorgehensweise und zeigt mir die abgehobene Denkweise dieser Gutmenschen.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Ich muss Sie enttäuschen, ich kenne den IQ meiner SuS nur, wenn er im Überprüfungsverfahren zum Förderbedarf erhoben wird… meist nach mehreren Jahren der Beschulung.

Anders als beim Selektieren in andere Schulen kann im gemeinsamen Unterricht jedes Kind in unterschiedlichen Fächern immer wieder andere Anforderungen erhalten, an Wettbewerben teilnehmen und Herausforderungen meistern oder vermehrt die Grundaufgaben trainieren.
Auf jeden Fall ist mir klar, dass nicht jedes Kind zur selben Zeit die gleichen Inhalte erlernt. Auch das würde sich mit der Ausgrenzung der „Anderen“ selbst in Regelklassen nicht ändern, es bleibt immer ein Unterschied, dem pädagogisch zu begegnen ist.

Sie beklagen eine Nivellierung nach unten, die nicht realistisch ist, fordern aber im selben Atemzug die Beschulung sehr vieler Kinder in Sondereinrichtungen… bei welchem Niveau?

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Sie verteidigen hier und jetzt die inklusive Beschulung und sehen sich in der Lage allen leistungsdifferenten Schüler mit dem Bremer Trichter der unterschiedlichsten eigen initiativen Lernmethoden zieldifferenziert effektiv unterrichten zu können.
Genau das können und wollen andere Lehrer eben nicht mehr, da sie sich überfordert fühlen.
In leistungsgetrennten Lerngruppen behaupte ich mal, weil es sich logisch-rational so erschließt, ist eine spezifische Förderung jedes einzelnen Schülers sehr viel besser möglich als in einer stark heterogenen Gruppe mit Autisten, ADHS-Kindern, geistig-kognitiv eingeschränkten Kindern, auditiven Wahrnehmungsstörungen, Trisomie 21,hHochbegabten, Normalbegabten, sozial-emotional gestörten Kindern, kindern mit stark eingeschränkten Deutschkenntnissen, Kindern aus einer sprach armen Umgebung etc. Diesen Schülern können auch Sie nicht mit dem Bremer Trichter gerecht werden.
Und diese Annahme stützt sich auf die desaströsen Leistungsergebnisse in den deutschlandweiten Vergleichsstudien von IQB, VERA und anderen Studien. Sie sind schließlich eine Folge der heterogenen Durchmischung der Schulklassen.
Dem größten Teil ihrer Kollegen missfällt die heterogene Durchmischung der Schüler. Weder ist man dafür ausgebildet, noch hat man dafür eine personelle Unterstützung zu erwarten.
Und an diesem Zustand wird sich auch nichts mehr zu Positiven weiterentwickeln.
Und es braucht sich auch niemand mehr zu wundern, wenn dann am Ende der pädagogischen Bankrotterklärung unseres Schulsystems, ähnlich wie in England und Frankreich, die finanziell besser gestellten Mitbürger ihre Kinder auf Privatschulen schicken werden.
Deshalb sehe ich mich in der Verantwortung dieser Entwicklung entgegenzutreten.

stillmann
6 Jahre zuvor

Gibt es eigentlich auch Projektbeteiligte, die sich mal kritisch über das äußern, was sie ausprobieren dürfen und was sie ins Rampenlicht setzt? Ich kenne nur positive Rückmeldungen.

@Mississippi
Mich würde das auch nerven. Wahrscheinlich stört es auch viele Mitschüler. Unruhe mit Unruhe bekämpfen, lautet hier die Devise.
Von wegen zur Selbstdisziplin erziehen, zum Stillsitzen und Beherrschen irgendwelcher Impulse! Ausleben und Wunscherfüllung (genannt „Wohlbefinden“) lautet das Konzept.
„Auf dem Stuhl werde es ihr schnell langweilig“, sagt ein Mädchen. Das darf natürlich nicht sein, deshalb muss schnell Abhilfe her.
Die Hersteller der Geräte dürfen sich freuen und auf ein gutes Geschäft hoffen. Bremen ist immer aufgeschlossen für „pägagogische Revolutionen“.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  stillmann

kritische Rückmeldungen darf es nicht geben, weil sie den vorher aus ideologischen Gründen festgelegten Zielen widersprechen würden.

stillmann
6 Jahre zuvor
Antwortet  stillmann

@xxx
Es ist unwahrscheinlich, dass die teilnehmenden Lehrer an diesem und anderen Projekten tatsächlich das bezweifeln, wofür sie vorher „aufgeklärt“, also auch „geimpft“ wurden.
Dass es Verbote für kritische Rückmeldungen gibt, glaube ich nicht. Es genügt doch die Vermittlung des schönen Gefühls, Vorreiter für eine „moderne“ und „fortschrittliche“ Pädagogik zu sein.
Diese Rattenfänger-Behauptung beherrscht und bestimmt doch seit Jahren und Jahrzehnten unseren Bildungssektor.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  stillmann

Die Forschungsgelder gibt es ja unter der Prämisse, das ideologische Ziel des Auftraggebers, häufig leider direkt aus der Politik (Familienministerium), auch tatsächlich zu bestätigen. Wissenschaftlich anerkannte Forschung kann dem entgegen stehen.

mestro
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

…und finanziell ausgehungert werden.
Hier wäre zu fragen, WOFÜR das Geld für mehr Bildung dienen soll.
Viele hier bei n4t sehen im Geld auch ein Allheilmittel, ohne sich klarzumachen, dass seine Verwendung entscheidend ist.
Wer noch immer nicht gemerkt hat, dass ideologische Zwecke höher stehen als hilfreiche für die Praxis (wie Doppelbesetzungen in Inklusionsklassen), dem ist in seiner Blindgläubigkeit an eine automatisch richtige Verwendung des Geldes nicht zu helfen.

ysnp
6 Jahre zuvor

Ich möchte diese Ergometer in meiner Klasse nicht haben. Durch eine gute Rhythmysierung des Unterrichts kann man Konzentrationsphasen und Bewegungsphasen abwechseln. Wenn die Bewegungsphasen dann noch etwas mit dem Unterrichtsstoff zu tun haben oder gemeinsam sinnvolle Eigenschaften/ Fähigkeiten trainiert werden, ist das doch optimal. Ergometer haben rein gar nichts mit gemeinschaftlichem Tun zu tun. Da bietet die (Grundschul)pädagogik wesentlich bessere und vielfältige Alternativen um dem Bewegungsdrang nachzukommen.