Messer-Attacke auf Lehrerin: Kretschmann spricht von Einzelfall

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TENINGEN. In einer Grundschule in Teningen bei Freiburg wird eine Lehrerin im Streit mit einem Siebenjährigen durch ein Messer verletzt. Der Fall löst eine Debatte über Gewalt an Schulen aus – und verunsichert Lehrer, Eltern und Schüler.

Der Grundschüler hatte das Messer nicht von zu Hause mitgebracht. Foto: Thomas Widhalm / flickr / (CC BY-SA 2.0

Die GEW fordert nun eine sorgfältige Aufarbeitung des Falls. Schüler, Lehrer und Eltern der betroffenen Grundschule in Teningen bei Freiburg bräuchten Hilfe und müssten unterstützt werden, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz im Gespräch. Es gebe Unruhe und Unsicherheit. Experten von schulpsychologischen Beratungsstellen sollten daher das Gespräch mit den Betroffenen suchen. Dabei gehe es auch um die generelle Frage, wie ähnliche Fälle in Zukunft werden können.

Der Vorfall hatte sich am 6. März ereignet. Nach Polizeiangaben wurde die Lehrerin verletzt, weil der Schüler während einer Auseinandersetzung mit einem Messer hantierte. Sie musste ärztlich behandelt werden. Den Angaben zufolge handelte es sich nicht um eine gezielte Attacke des Schülers. Das kleine Messer habe zur Schule gehört, der Junge habe es nicht mitgebracht.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte aktuell dazu: «Wir müssen nicht wegen jedem Einzelfall glauben, wir müssten die Welt ändern. Das ist nicht der Fall.» Er selbst habe früher als Lehrer keine Fälle von Gewalt gegen Lehrer erlebt.

Auch die GEW-Vorsitzende warnte vor einer Zuspitzung der Debatte. Eine spürbar zunehmende Gewalt an Schulen in Baden-Württemberg gebe es nicht, jedoch wachse das Konfliktpotenzial. Jeder Einzelfall müsse aufgeklärt werden. «Die Betroffenen dürfen in einer solchen Situation nicht alleine gelassen werden», sagte Moritz. Vorschnelle Antworten oder Vorverurteilungen dürfe es nicht geben. Wichtig seien Schulsozialarbeit und Schulpsychologen, um Streitigkeiten entschärfen zu können. Hier bestehe Handlungsbedarf. Baden-Württemberg nehme im bundesweiten Vergleich einen der hinteren Plätze ein.

«Wir spüren nach diesem Vorfall, aber auch nach der Berichterstattung darüber in den Medien, dass Eltern und Schüler verunsichert sind», sagte Teningens Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker (CDU). In der Schule und mit Eltern sei der Fall umfassend besprochen worden, diese Aufarbeitung gehe weiter. Ziel sei es, zu einem geordneten Schulalltag zurückzukehren. Mit dem Jungen und dessen Eltern stehe das Jugendamt in Kontakt, bestätigte eine Sprecherin der Behörde.

Der Siebenjährige soll nach einem Bericht der «Bild»-Zeitung schon mehrfach gewalttätig gewesen sein. Die Lehrerin und ihre Kollegen hätten die Behörden immer wieder vor dem Zweitklässler gewarnt. Das Kultusministerium hatte Aufklärung angekündigt und von den Schulbehörden einen Bericht angefordert. dpa

Was muss noch passieren, damit Lehrer mal unterstützt werden? Als gewalttätig bekannter Zweitklässler sticht mit Messer auf Lehrerin ein

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2 Kommentare
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xxx
6 Jahre zuvor

Laut wikipedia war Kretschmann von 1988 bis 1995 Lehrer an einem Gymnasium. Es ist von daher nicht überraschend, wenn er selbst „früher als Lehrer keine Fälle von Gewalt gegen Lehrer erlebt“ habe. Ich hoffe ernsthaft, dass das Ministerium den Vorfall aufklärt und nicht irgendeinen Sündenbock vorschiebt. Zusätzliche Sozialarbeiter an den Schulen oder Mitarbeiter in den Jugendämtern kann man allerdings nicht erwarten.

Wayne Youcts
6 Jahre zuvor

„Eine spürbar zunehmende Gewalt an Schulen in Baden-Württemberg gebe es nicht, jedoch wachse das Konfliktpotential.“

„Ziel sei es, zu einem geordneten Schulalltag zurückzukehren.“

Herunterspielen, leugnen, schnell zum Alltag übergehen, das ist die zynische Art, in der heute in Deutschland mit solchen Vorfällen umgegangen wird. Der ganz normale Wahnsinn im heutigen Schulalltag eben.