Wegen der Inklusion: Bremer Gymnasialleiterin verklagt Bildungssenatorin Bogedan – GEW: „beschämend“

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BREMEN. Ein Novum in Deutschland: Die Schulleiterin eines Bremer Gymnasiums klagt vor dem Verwaltungsgericht der Hansestadt gegen die eigene Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) – wegen der Inklusion. Die Direktorin wehrt sich dagegen, ab dem kommenden Schuljahr in einer fünften Klasse behinderte Schüler aufnehmen zu müssen. Die Schulleiterin befürchtet unter anderem, dass Kinder mit schweren geistigen Behinderungen dem Anforderungsniveau nicht entsprächen. Die GEW nennt die Klage „beschämend“.

Wird von der Leiterin eines Bremer Gymnasiums verklagt: die Bildungsenatorin der Handestadt, Claudia Bogedan (SPD). Foto: Senatorin für Kinder und Bildung
Wird von der Leiterin eines Bremer Gymnasiums verklagt: die Bildungsenatorin der Handestadt, Claudia Bogedan (SPD). Foto: Senatorin für Kinder und Bildung

Wie das Verwaltungsgericht bestätigte, ist die Klage der Schule vor etwa zwei Wochen eingegangen. Die Richter warten nun auf eine Stellungnahme der Bildungsbehörde. „Die Frage ist vor allem, ob das Gymnasium klagebefugt ist“, sagte ein Gerichtssprecher. „Das werden die Richter prüfen, bevor es zu einer Verhandlung kommt.“ Es sei das erste Mal in der Bremer Geschichte, dass eine Schule juristisch gegen die eigene Senatorin vorgehe, sagte eine Behördensprecherin. Tatsächlich wäre das Verfahren, sollte es dazu kommen, bundesweit ohne Beispiel. Das Bremer Bildungsressort sieht sich allerdings im Recht: „Wir sind der Auffassung, dass es zulässig ist zu bestimmen, dass ein Gymnasium Inklusionsschule wird.“

Mit Empörung reagiert die GEW Bremen auf den Versuch der Schulleitung, die Einrichtung der sogenannten W&E-Klasse (W&E steht für „Beeinträchtigung in Wahrnehmung und Entwicklung“) durch Klage zu verhindern. „Wir unterstützen alle Bemühungen, die Ausstattung von Schulen im Sinne einer gelingenden Inklusion zu verbessern. Dies ist auch angesichts des Fachkräftemangels und unzureichender Grundausstattung dringend notwendig. Aber dieser offene Verhinderungsversuch der Einrichtung einer inklusiven Klasse erfüllt mich mit Scham“, sagt Christian Gloede, Landesvorstandssprecher der GEW

Bereits vor einigen Wochen habe die GEW in einem Fachgespräch mit den bildungspolitischen Sprechern der Senatsfraktionen deutlich gemacht, dass der Rückhalt für die Inklusion bei Fortsetzung der Mangelausstattung auch in den Kollegien massiv gefährdet sei. Dies gelte im hohen Maße für Oberschulen, die zusätzlich dadurch belastet seien, dass Gymnasien sich nur sehr zögerlich des schulgesetzlichen Auftrages der Entwicklung hin zu einer inklusiven Schule stellten, so Gloede.

Dass nun ausgerechnet ein Gymnasium den Klageweg beschreitet, um Inklusion gänzlich zu verhindern, sei auch Ausdruck eines längst überwunden geglaubten Standesdünkels.  „Diese Klage ist zudem  geeignet, die soziale Spaltung in dieser Stadt voranzutreiben. Die offene Ausgrenzung einer bestimmten Gruppe von Menschen darf in dieser Stadt keinen Platz mehr haben und wird weiterhin den Widerstand der GEW hervorrufen! Wer Kindern mit Förderbedarf die Tür weist, um sich vermeintliche Gymnasiasten zu sichern, stellt sich ins Abseits! Bei welcher Gruppe wird als nächstes die Grenze gezogen?“, so fragt Gloede.

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Die Klage sei auch beschämend, weil suggeriert werde, dass inklusiver Unterricht an einem Gymnasium nicht möglich sei. „Dies ist angesichts des soeben eingerichteten Master-Studienganges für Inklusive Pädagogik an Oberschulen und Gymnasien nun völlig absurd. Und: Gerade in der Kooperation gymnasialer Zweige mit Kindern aus diesen Förderbereichen gibt es in dieser Stadt seit vielen Jahren einen großen Fundus an Erfahrungen. Als GEW bieten wir dem Kollegium des Gymnasium gerne die Vermittlung fachlicher Unterstützung bei der Umsetzung an“, so Gloede weiter.

FDP fordert grundsätzliche Klärung

Für den bildungspolitischen Sprecher der oppositionellen CDU, Thomas vom Bruch, ist die Klage ein Beleg dafür, dass Inklusion nicht diktiert werden kann. „Inklusion geht nur gemeinsam mit den Schulen und nicht gegen sie.“ Julie Kohlrausch (FDP) sagte, es sei ein Armutszeugnis, dass sich eine Schulleitung zur Klage gezwungen sehe. „Das zeigt, welcher Mangel an Führungskompetenz in der Behörde herrscht.“ Die FDP fordert vom rot-grün regierten Senat eine grundsätzliche Klärung, in welchen Fällen Kinder mit welchen Beeinträchtigungen ein Gynasium besuchen können. „Wir wollen, dass dies passiert, ohne dass die Bildungseinrichtungen Abstriche in ihrer Kernaufgabe machen müssen“, so heißt es in einer Pressemitteilung.

Bremens Landesbehindertenbeauftragter Joachim Steinbrück erklärte hingegen laut einem Bericht von Radio Bremen: „Den Ausgrenzungen behinderter Menschen in Schulen müssen dringend Grenzen gesetzt werden.“ Der nach deutschem Recht und der UN-Behindertenrechtskonvention gültige Auftrag zur Inklusion gelte auch für Gymnasien. Auch die Art und Weise, wie die Leiterin des Gymnasiums vorgeht, sieht Steinbrück kritisch: „Der Klageweg polarisiert ungemein. Eine gerichtsnahe Mediation wäre die bessere Lösung.“ News4teachers / mit Material der dpa

Wir brauchen jetzt eine breite Debatte über die Inklusion – sonst droht ihr das Schicksal von G8

Spannende Diskussion auch auf der Facebook-Seite von News4teachers: www.facebook.com/News4teachers/

Hier ein Auszug:

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xxx
5 Jahre zuvor

Ich bin gespannt, ob das Verfahren überhaupt vor Gericht kommen wird, weil der Senat der Auffassung ist, dass ein Gymnasium gar nicht klageberechtigt ist. Falls nein und die Inklusion trotzdem durchgedrückt wird, ist das Verhältnis zwischen Senat und den Gymnasien komplett vergiftet.

Man muss auch schauen, welche Inklusionskinder auf das Gymnasium gehen sollen. Bei rein körperlich behinderten, kognitiv aber gymnasial geeignet sind, dürfte die Sache halb so wild werden. Bei geistigen Behinderungen, die ein Abitur illusorisch werden lassen, würden alle Schüler leiden. Dann muss jedes Kind hoffen, nicht in die Inklusionsklasse gesteckt zu werden. Die Ausstattung mit Förderschullehrern wird wahrscheinlich genauso schlecht werden wie an den anderen Schulen auch.

Mississippi
5 Jahre zuvor

Warum sollten alle Schüler leiden? Ich wette, der Bildungsplan wird erfüllt und Kinder mit geistigen Behinderungen gehen zuerst unter, wenn es nicht ausreichend Sonderpädagogen gibt. Das sollte gewährleistet sein. In den anderen aber Schulen auch. Da hat noch niemand geklagt, so weit ich weiß.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

So lange die Inklusionskinder noch mitgeschleppt und nach bestem Wissen und Gewissen der Lehrer gefördert werden, werden die anderen Kinder gebremst. Nach dem Untergang muss dann in sehr kurzer Zeit der verpasste Stoff nachgeholt werden. Je länger der Untergang wie auch immer verzögert wird, desto stärker wirkt sich das aus. Den Bildungsplan kann die Politik so zurechtbiegen, dass er erfüllt wird, im Zweifel auch rückwirkend.

ABC
5 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Ich habe aber von einigen Lehrern die übereinstimmende Klage gelesen, dass sie sich kaum mehr um die lernstarken Schüler kümmern können, weil sie ihre Zeit und Kraft fast ausschließlich in emotional gestörte oder geistig behinderte Kinder stecken müssen.
Es scheint mir wahrscheinlich, dass die Bildungssenatorin dieser vielbeachteten Schule mindestens „ausreichend Sonderpädagogen“ zur Verfügung stellt, um nach abgewiesener Klage und einiger Zeit sagen zu können, dass ihre Entscheidung richtig war und das Gymnasium falsch lag.
Die Sonderpädagogen werden natürlich von anderen Schulen abgezogen, denn wo sollen sie so schnell herkommen?
So läuft es doch immer: Genießt eine Schule besondere Aufmerksamkeit, bekommt sie eine materielle und personelle Sonderausstattung. So werden Erfolgsbeweise zum Zweck flächendeckender Einführungen getürkt.
Der GEW kann das nur recht sein, weil sie ja auch zeigen will, dass sie auf der richtigen Seite stand.
Meiner Meinung nach positioniert sie sich aber oft falsch.

Wilma Pause
5 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

ABC schrieb: „Der GEW kann das nur recht sein, weil sie ja auch zeigen will, dass sie auf der richtigen Seite stand.
Meiner Meinung nach positioniert sie sich aber oft falsch.“

Mit dieser Meinung stehen Sie nicht alleine. Das sahen in Bezug auf den inzwischen ehemaligen nds. GEW-Vorsitzenden sogar die Gewerkschaftsmitglieder selbst so.

Zitat: „Die Gewerkschaft wird seit 14 Jahren in der Öffentlichkeit durch den Vorsitzenden Eberhard Brandt vertreten. Er ist eine Instanz in der niedersächsischen Bildungspolitik, aber er ist auch nicht unumstritten.

Brandt wirkte oftmals weniger wie ein Gewerkschaftsvertreter als mehr wie ein sozialdemokratischer Schatten-Kultusminister.

Zu viel Bildungspolitik, zu wenig Interessenvertretung. Zu viel Schulstrukturdebatte, zu wenig Gehaltsforderungen. So lauteten häufig gehörte Vorwürfe.

Die Quittung bekam Brandt bei seiner letzten Wahl. Gerade etwas mehr als 53 Prozent der Delegierten wählten ihn noch einmal zum Vorsitzenden.“

https://www.rundblick-niedersachsen.de/neue-toene-frischer-wind-wie-laura-pooth-die-gew-auffrischen-wird/

emil
5 Jahre zuvor

Liebe Philologen!
Glaubt denn irgendjemand, dass alle ESE-KINDER die Ziele der Grund-, Haupt- oder Realschule erreichen?
Nein!
Trotzdem besuchen Sie unsere Schulen! Sie werden halt zieldifferent unterrichtet.

Wenn wir das täglich leisten können, obwohl wir doch nur so minderwertig ausgebildet werden, sollte das doch für hochqualifizierte Philologen kein Problem sein, oder?

ABC
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

„Sie werden zieldifferent unterrichtet“. So wird wenigstens behauptet und gefordert.
Können Sie und Ihre Kollegen das wirklich leisten oder wiederholen Sie nur eine bildungspolitische Falschaussage?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Sie argumentieren vom ist-Zustand aus, nicht aus Sicht der Kinder oder der Lehrer. Die ESE-Kinder wurden auch im Prinzip gegen ihren Willen auf die Grund-, Haupt- und Realschulen geschickt, weil es vielfach keine Alternative mehr gab.

emil
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ich argumentiere gar nicht, ich äußere mich lediglich ironisch über die weit überdurchschnittliche Qualifikation der Philologen, die hier so oft beschworen wird ;-).

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Lesen Sie sich mal Cavalieries Beitrag unten von 22:18 durch. Die Philologen sind aus gutem Grund fachlich weit besser qualifiziert als die Sek I- und die Primarlehrer. Sie wissen ganz genau, was es benötigt, um Kinder auf ein Hochschulstudium und nicht nur auf eine selbstständige Teilhabe am öffentlichen Leben vorzubereiten.

Die Ironie in Ihrem Beitrag habe ich nicht deutlich genug bemerkt. Ich bleibe aber dabei, dass Sie chronologisch falsch herum denken. Ihnen wurden die Inklusionskinder schon vor etlichen Jahren mehr oder weniger gegen den Willen aufgedrückt, die Gymnasien konnten sich noch dagegen wehren. Inwiefern die Kinder der Politiker eine Rolle gespielt haben, weiß ich nicht. Allerdings dürften die meisten dieser Kinder auch auf das Gymnasium gehen und als Eltern haben die Politiker möglicherweise auch Angst, dass ein ESE-Kind den Unterricht ihrer eigenen Kinder torpediert bzw. torpedieren könnte. Das gehört allerdings ins Reich der Verschwörungstheorie, wäre eine Unverschämtheit den Wählern gegenüber, klingt aber nachvollziehbar und somit plausibel.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Die ESE-Kinder KÖNNEN die Ziele erreichen, ihr Problem liegt ja weniger beim LERNEN.
Die Kinder mit Förderbedarf LERNEN oder GEISTIGE ENTWICKLUNG können dies nicht.

DESHALB werden sie ja ZIELDIFFERENT unterrichtet: nach Förderplan, nach anderen Richtlinien, in ganz anderem Tempo. Was Hänschen schon in Klasse 1 gelernt hat, schafft Mäxchen eben erst in Klasse 3.
Niemand erwartet, dass Mäxchen am Ende von Klasse 4 die in der Grundschule üblichen Kompetenzen erreicht hat, es reichen die Kompetenzen des Förderschul-Niveaus (Lernen) oder die persönliche Entwicklung (GE).

Warum das am Gymnasium nicht möglich ist, wo doch die andere Schülerschaft besonders gut lernen kann und sehr selbstständig agiert, verstehe ich nicht.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Der Förderschulabschluss entspricht vom Niveau her mit viel Glück der Hauptschule nach Klasse 8, also Gymnasium Klasse 6. Wenn Sie also ESE-Schüler unbedingt an Regelschulen haben wollen, dann auf keinem Fall am Gymnasium und erst recht nicht zu den derzeitigen Bedingungen.

F. H.
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Die meisten ESE-Kinder sind auf Grund ihrer Störung auch lernbehindert, oft sogar schwer. Das Problem liegt also sehr wohl auch beim Lernen. Diese Kinder haben quasi ein doppeltes Problem und sind besonders schwer zu inkludieren.
Ihre weiteren Ausführungen empfinde ich auch als Verharmlosung der Realität. Sie dürften mehr im Sinne von Bildungspolitikern und der GEW sein als in meinem.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  F. H.

Ich muss ja nicht in Ihrem Sinne schreiben, oder?

Dass ESE-Kinder besonders schwierig zu inkludieren sind, sehe ich auch so.
Dass sie in der Regel lernbehindert sind, nun gar nicht.
… womöglich eine Frage der Definition.
ESE-Kinder sind meiner Kenntnis und Beobachtung nach eher intelligent, aber ihr Verhalten steht dem Lernen z.T. diametral entgegen.
Kinder mit einer Beeinträchtigung im Lernen sind nicht in der Lage zu Lernen, aus verschiedenen Gründen, die aber nicht im Verhalten zu suchen sind.

F. H.
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Bei der Lernbehinderung sehen Sie den IQ als entscheidend an. Für mich ist es aber das tatsächliche Lernen, was bei ESE-Kindern stark eingeschränkt ist und den IQ ziemlich bedeutungslos macht.

Nein, in meinem Sinne müssen Sie natürlich nicht schreiben, und dass Sie dies nicht tun, darf ich doch sagen, oder?

Wayne Youcts
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

ESE-Kinder werden lernzielgleich unterrichtet. Lernzieldifferent werden nur Kinder mit den Förderschwerpunkten Lernen und GE unterrichtet.

Kommentator
5 Jahre zuvor
Antwortet  Wayne Youcts

… und zusätzlich gibt es Kinder, die die Förderschwerpunkte Lernen UND ESE haben und deshalb auch lernzieldifferent unterrichtet werden.

Sunny
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Also ich gebe es offen zu: Ich als Grundschullehrerin schaffe es *nicht*, 21 Kinder zieldifferent zu unterrichten. Müsste ich aber – denn die Heterogenität ist dank 20 SuS mit Migrationshintergrund diverser Nationen und minimalen bzw. fehlenden Deutschkenntnissen, sozial-emotionaler Auffälligkeiten, Lernschwächen, Teilleistungsschwächen, Hochbegabung und kultureller „Problematiken“ (Islamismus dank entsprechender Eltern) gigantisch. Nix Förderlehrkraft: Stelle konnte mangels Bewerbern nicht besetzt werden. Hätte aber auch dann nur zu zwei popeligen Stunden pro Woche gereicht. Wir dürfen uns aber von Förderlehrern des Förderzentrums, in das die Förderschulen hier umgewandelt wurden, beraten lassen. Nachmittags, zwischen Eltengesprächen, Jugendamtgesprächen, Familienhilfegesprächen,Therapeutengesprächen, Runden Tischen, Konferenzen, Dienstbesprechungen, Steuergruppensitzungen und Co. Dafür gibt es aber muttersprachlichen Unterricht – zweimal die Woche in fünf Herkunftssprachen, den die Eltern erfolgreich eingefordert haben. Auf Kosten des Unterrichts auf Deutsch, versteht sich.
Nein, ich schaffe es NICHT. Ich werde keinem Kind mehr gerecht. Und nie im Leben würde ich mein Kind in eine staatliche Schule dieser Region geben, und auch auf keinen Fall in eine Schwerpunktschule. Denn so, wie hier inzwischen die Arbeitsbedingungen sind, fallen zu allererst die „normalen“, will heißen rücksichtsvollen, lernwilligen und empathischen Kinder hinten runter. Ich war mal überzeugte Verfechterin der Schule für alle / integrierten Gesamtschule. Bin ich absolut nicht mehr, seit ich seit einigen Jahren am eigenen Leib tagtäglich erlebe, wie man diese schöne Idee dermaßen pervertiert hat, indem man sie als gnadenlose Sparmaßnahme umsetzt. Inklusion hätte *nur* gelingen können, wenn man sie sich deutlich mehr hätte kosten lassen als das bisherige System. Jetzt ist sie, beschleunigt durch den drastisch gestiegenen Anteil an Kindern mit miserablen Sprachkenntnissen, dermaßen vor die Wand gefahren worden, dass ich mit Grausen an die „Fachkräfte“ denke, die in Zukunft unsere Häuser bauen, uns medizinisch behandeln und die Zukunft des Planeten in die Hand bekommen.
Ich bedaure heute sehr, dass es für Grundschullehrer keine anderen Berufsmöglichkeiten gibt – denn ich fühle mich gnadenlos verheizt.
Die Schulleiterin macht das Richtige: Sie versucht, den sicher erwartbaren Schaden von den ihr anvertrauten SchülerInnen und auch von den KollegInnen abzuwenden. Diese Aufgabe hat auch der Dienstherr, der sich aber seit Jahren weigert, sie zu erfüllen.

Wilma Pause
5 Jahre zuvor

Man beachte, wie das Bremer Bildungsressort die Inklusion an Gymnasien begründet. Ich denke, das wird vor Gericht entscheidend sein.

Zitat: „Das Bildungsressort sieht sich trotzdem im Recht […] In Bremen gebe es immer mehr Kinder mit Beeinträchtigungen, für die das Bildungsressort Schulplätze schaffen müsse. Dabei gehe es nicht nur um schwer geistig behinderte Kinder, sondern auch um welche mit körperlichen Behinderungen, Autisten und Inselbegabungen. Auch diese hätten ein Anrecht auf Unterricht an einer Schule in der Nähe.“
https://www.nwzonline.de/bremen/bremen-schule-in-bremen-gymnasium-klagt-wegen-inklusion-gegen-senatorin_a_50,1,1361843354.html

Kinder mit körperlichen Behinderungen o.ä. werden seit Jahrzehnten an Gymnasien inkludiert!

Mit der oben zitierten Begründung gibt das notorisch klamme Bremen ganz offen zu, worum es ihm bei der Inklusion einzig und allein geht: Geld sparen!

Wilma Pause
5 Jahre zuvor

Alles andere fassen die folgenden Kommentare zusammen.

Zitat: „Dass sich ein einzelnes Gymnasium dagegen sperrt, eine Inklusionsklasse einzurichten, wird den dortigen Akteuren Ärger eintragen. Rückwärtsgewandt! Unsolidarisch! Diese Vorwürfe aus den Reihen der rot-grünen Koalition sind absehbar. Letztlich aber ist das Signal aus Horn in erster Linie ein Protest gegen den Rigorismus und Dogmatismus, mit dem die Inklusion in Bremen durchgedrückt wird.

Für viele behinderte Kinder ist sie ein gangbarer Weg, für andere nicht. In manchen Fällen hat sie zu allseitiger Überforderung geführt – bei den Kindern, ihren Mitschülern und den Pädagogen. Inklusion muss Grenzen haben. Wenn das die Botschaft aus Horn ist, dann verdient sie Respekt.“
https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadt_artikel,-inklusion-muss-grenzen-haben-_arid,1718373.html

Wilma Pause
5 Jahre zuvor

Zitat: „Wie wichtig Förderschulen in der deutschen Bildungslandschaft sind, begreifen die meisten Menschen erst, wenn sie eine solche Schule besucht haben. Deswegen sollte jeder Politiker, der auch nur ansatzweise darüber nachdenkt, diese Schulen infrage zu stellen, dort einmal ein Tagespraktikum absolvieren. Was die Lehrer, Erzieher und Therapeuten an der Wiehengebirgsschule leisten, kann keine Regelschule der Welt auf die Beine stellen. Dazu fehlen den Regelschulen schlichtweg das Personal und das Know-how. Und selbst mit Abordnungen von Förderschullehrern an Regelschulen ist die Inklusion von Kindern mit geistigen Behinderungen oder Lernbehinderungen nicht zu schaffen. Denn die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und am Arbeitsleben hängt von den Fähigkeiten ab, die die Schüler in ihrer Schulzeit lernen. Um diese Schüler bestmöglich auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten, braucht es mehr als ein paar Stunden zusätzliche Förderung, wie sie die Inklusionskinder an den Regelschulen erhalten. Deshalb sind Förderschulen heute mehr denn je ein Muss als ein Kann in der Schullandschaft.“
https://www.noz.de/lokales/melle/artikel/991119/foerderschule-in-melle-ist-ein-muss

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

@Wilma Pause
Ich bin gespannt, wie Inklusionsbefürworter wie Anna diese Zitate kontern werden. Danke für die aussagekräftigen Zitate.

Stefan
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Mit moralischer Empörung werden sie reagieren, mit der Klage, dass Einfühlungsvermögen und Mitgefühl für behinderte Kinder fehle. Sie werden behaupten, dass Inklusionsgegner diese Kinder nur abschieben wollten, um einen bequemeren Unterricht zu haben. Dabei sei Inklusion doch ein Menschenrecht…
Aber warten wir mal ab.

OlleSchachtel
5 Jahre zuvor

Ich kann die Klage verstehen. Wenn es um geistige Behinderungen geht, wo ziehen die Gymnasien sonst die Grenze. Da müssten die ja auch Kinder mit Dyskalkulie und LRS in Kombi aufnehmen. Ich halte das für wenig zielführend. Auch wenn ich sonst für Inklusion bin, wem soll das was bringen. Im Gymnasium soll man zur Studierfähigkeit ausgebildet werden. Das kann man mit einer Körperbehinderung ohne Frage (doch darum geht es nicht, wenn ich richtig gelesen habe). Mit einer geistigen Einschränkung kann man doch auf dem Gymnasium nicht mithalten. Das hat nichts mit Inklusion zu tun.
Der Irrsinn geht weiter. Pbergroße Klassen in Grundschulen in denen Inklusion ohne Doppelbesetzung umgesetzt werden muss und jetzt das. Liebe Politiker, was bitte denkt ihr euch dabei????

Palim
5 Jahre zuvor

Was genau sind denn W&E-Klassen in BREMEN(!)?
Welche SuS gehören dazu?

„(4) Sonderpädagogischer Förderbedarf im Bereich Wahrnehmung und Entwicklungsförderung liegt vor, wenn umfassende Beeinträchtigungen im Bereich der intellektuellen Funktionen und in der Entwicklung der personalen oder sozialen Identität vorhanden sind mit der Folge, dass die Schülerinnen und Schüler zu einer selbständigen Lebensführung aller Voraussicht nach lebenslange Unterstützung benötigen.“ (EVuP, Gesetzesblatt Bremen)

Gemeint sind also in diesem Fall SuS mit Geistiger Beeinträchtigung, nicht aber die Bereiche
„Lernen, Sprache, sozial-emotionale Entwicklung, Sehen, Hören, körperlich-motorische Entwicklung und Autismusspektrumsstörung“. (ebd.)

Und es heißt ebenfalls im Bremer Gesetzblatt:
„Alle Schulen haben die Aufgabe, eine auf die individuelle Problemlage und die Förderbedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler ausgerichtete Erziehung, Unterrichtung, Betreuung anzubieten. Die sonderpädagogische Förderung in ihren Förderschwerpunkten ist in den allgemeinen Schulen oder den Schulen nach § 70a des Bremischen Schulgesetzes durchzuführen. Dabei sind im erforderlichen Fall auch therapeutische, pflegerische und soziale Hilfen außerschulischer Träger einzubeziehen.“

Zu den Bedingungen konnte ich keinen Gesetzestext finden, aber auf der Seite der Oberschule Findorff/Bremen steht:
Die „Klassen bestehen aus 17 Regelschüler*innen und 5-6 Kindern mit sonderpädagogischen Bedarfen.

„Die W&E-Klassen sind während des gesamten Unterrichts doppelt besetzt mit jeweils einem Regelschullehrkraft und einer sonderpädagogischen Lehrkraft. Hinzu kommt in diesen Klassen noch eine pädagogische Mitarbeiterin oder ein pädagogischer Mitarbeiter.
(…)
Beide Klassenlehrer/innen, sowohl die Regelschullehrkraft als auch die sonderpädagogische Lehrkraft, sind für alle Kinder der Klasse zuständig und ansprechbar.

Räumlich stehen den W&E-Klassen 2 Klassenräume und einem kleineren Differenzierungsraum zur Verfügung. Einer der beiden Klassenräume ist mit einer Küchenzeile ausgestattet.“

Ist das so üblich in Bremen?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Wenn das wirklich so üblich ist, kann man die Regelschüler in den einen Raum ohne und die Inklusionsschüler in den anderen Raum mit Küchenzeile stecken. Die Förderschullehrkraft ist dann ausschließlich bei den Inklusionsschülern, die Regelschullehrer bei den Regelschülern. Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, dass jede Schule 5-6 Klassenräume mit so einer Küchenzeile hat (1 Raum pro Jahrgang), eher ein Raum für die gesamte Schule, in der die Inklusionsschüler stundenweise unterrichtet werden. So braucht eine Schule auch nur eine Förderschullehrkraft (oder zwei in Teilzeit). Das widerspricht aber den blumigen Worten, die Sie, Palim, hier zitiert haben.

Wilma Pause
5 Jahre zuvor

Olle Schachtel fragte: „Liebe Politiker, was bitte denkt ihr euch dabei????“

Die Antwort lieferte News4Teachers bereits im Jahr 2015: https://www.news4teachers.de/2015/02/inklusionsgesetz-der-bundestag-wusste-offenbar-nicht-worueber-er-abstimmt/

OlleSchachtel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Danke!

Mississippi
5 Jahre zuvor

Es stellt sich trotzdem die Frage, warum die Kinder in anderen Schularten leichter zu integrieren sein sollen, als in einem Gymnasium. Den Unterrichtsstoff packen sie auch in den anderen Schulen nicht, aber die Mitschüler eines Gymnasiums sind eventuell in ihrem Sozialverhalten so weit entwickelt, dass sie ihren eingeschränkten Mitschülern hilfreicher und toleranter gegenübertreten.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Das betrifft die Frage, was das Ziel ist. das Gymnasium hat nun mal traditionell (!) einen gewissen intellektuellen Anspruch, noch heute ist von Wissenschaftspropädeutik und Studierfähigkeit die Rede und nicht nur von Vorbereitung auf Teilhabe am praktischen Leben mit einem entsprechenden toleranten Sozialverhalten in der Gesellschaft usw.
Man kann diese Tradition wegwerfen und das Gymnasium generell abschaffen, es bleibt dann die Frage, welchen Sinn das nun machen soll. Mit der gleichen Begründung könnte JEDER ankommen und aufs Gymnasium wollen. Damit führt das Gymnasium sich selbst ad absurdum. Rollstuhlfahrer sind nur ein Problem, wenn es zu viele Treppen und zu wenige Aufzüge gibt, Einarmige oder Einbeinige sind kein Problem. Aber der Kopf muss funktionieren, sonst macht das keinen Sinn und wird am Ende zu einem Krampf und zu einer Qual für alle. Manche Leute neigen heutzutage zu einer beängstigenden Antiintellektualität, wenn es um Schule geht.
Ich weiß, dass ich da altmodische Ansichten vertrete, aber ich kann es nicht mehr hören, dass heute angeblich das Gymnasium in der Sek I auch keinen höheren Anspruch mehr hat als früher die Hauptschule (allgemeine Vorbereitung auf das praktische Leben). Das primäre Ziel ist das Abitur und (!) die Studierfähigkeit, selbst wenn manche danach Azubis werden. Alle anderen Leute gehören auf Gesamtschulen, wenn es sie gibt, oder sonstige Schulformen.

Mississippi
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

@ Cavalieri: Stellen Sie sich doch mal eine Hauptschule mit ihrem gängigen Klientel vor. Können Sie sich da eine gelingende Inklusion vorstellen? Die Hauptschule hat auch ihre eigenen Ziele, die sie verfolgen möchte, wenn es geht. Aber ich verstehe, was sie meinen.
So oder so müsste sich prinzipiell einiges verbessern, an allen betroffenen Schulen, damit Inklusion gelingt.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Natürlich kann da eine Inklusion nicht gelingen, aber weniger wegen des Abschlusses, weil einen Hauptschulabschluss kann der eine oder andere Inklusionsschüler auch schaffen. Außerdem ist das Leistungsspektrum dort nicht ganz so extrem, wie es am Gymnasium mit Inklusionsschülern wäre.

Wir können also zusammenfassen: Die Radikalinklusion, wie sie als Kostensparmodell durchgeführt wird, kann nicht funktionieren. Eine Inklusionsklasse pro Jahrgang an jeder Schule und dauerhaft darin unterrichtender Förderlehrkraft kann aber funktionieren. Phasenweise kann man dann auch gemeinsamen Unterricht machen, aber nicht dauerhaft und nur in ausgewählten Unterrichtsinhalten, womit die schriftlichen Fächer gerade wenn es auf die Abschlussprüfungen zugeht ausscheiden.

dickebank
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Der ein oder andere Förderschüler kann selbst das Abitur durchlaufen und ggf. erfolgreich abschließen.

Bei dem ganzen aufgeregten Geschrei wird übersehen, dass der größte Teil der Förderschüler unauffällig ist und in der Lage ist, dem regelunterricht zu folgen und reguläre Schulabschlüsse zu erreichen.

Es bleiben lediglich zwei Gruppen von Förderschülern, die Schwierigkeiten bei der Inklusion bereiten. Zum einen sind dies die „Lerner“ – also Schüler mit Förderbedarf „Lernen“, die zieldifferent unterrichtet werden und von daher keinen regulären Schulabschluss erlangen können. Zumindest sind derzeit die gültigen Kriterien selbst für die Vergabe des Hauptschulabschlusses nach Klasse 9 von den „Lernern“ nicht zu erfüllen, da die Benotung ja ausgesetzt wird.

Zum anderen sind es Schüler mit dem Förderschwerpunkt „ESE“, emotionale und soziale Entwicklung. Da diese Schüler zielgleich unterrichtet werden, können sie auch alle Schulabschlüsse erreichen. Um dies erreichen zu können, bedarf diese Gruppe Schüler aber einer anderen Betreuung, die an Regelschulen selbst bei Doppelsteckung nicht immer gewährleistet werden kann. Was nutzt mir ein SonPäd mit Förderschwerpunkt Lernen bei einem ESE-er?

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

„Inklusion an der Hauptschule“
Das wird auch schwierig, aber der Abstand der schwächsten zu den besten wird bestimmt geringer sein, zumal die Hauptschule ja mal eine Ausrichtung an praktischen Tätigkeiten hatte (Werkunterricht statt komplizierte Mathematik). Zudem hatte man ja mal die Förderschule. Ich sehe gar nicht ein, warum man die nicht trotz Inklusion zumindest für die schwierigsten Fälle beigehalten soll.
Ich denke, man hat in D den Fehler gemacht, zu hohe Prozentsätze von Schülern an die Förderschulen „abzuschieben“. Um das aber zu korrigieren, braucht man keine UN-Konvention, das sind schlichte Verwaltungsvorgänge. Es geht z.B. das Gerücht, dass die Förderschulen solche Schüler, die eigentlich fast normal waren, nicht wieder hergeben wollten, um sich das Leben zu erleichtern. Ebenso geht das Gerücht, dass die Realschulen besonders gute Schüler lieber nicht aufs Gymnasium rüberschicken wollten, um sie nicht zu verlieren. Diese Mentalität bzw. dieser Egoismus ist ganz schlecht. Da hat die Schulaufsicht wohl versagt.

OlleSchachtel
5 Jahre zuvor

Mississippi da haben sie/ hast du natürlich recht…. Ich glaube nach wie vor, das so wie die Inklusion in Deutschland betrieben wird es eine riesige Sparnummer ist, die auf Kosten aller Kinder geht, auch den Kindern, die in solch großen Klassen ohne vernünftige Betreuung und Förderung nicht die Förderung erhalten, die ihnen Schulen mit speziellen Ausrichtungen bieten können. Erst wenn die allgemeinen Schulen überall in Deutschland vernünftig mit Personal- und Material ausgestattet sind kann es Sinn machen.
So ust es eine riesige Sparnummer, die Menschen mit Scheuklappen vor den Augen fördern.

Mississippi
5 Jahre zuvor

Das stimmt natürlich OlleSchachtel, da haben sie/hast du natürlich auch recht. Hut ab vor dieser Schulleiterin. Im Grunde sollten sich alle Schulen, die auch nicht die Voraussetzungen für eine gelingende Inklusion erfüllen können, der Klage anschließen.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Mississippi

Das dürften im Prinzip alle Regelschulen sein. Den Mut werden aber nur wenige haben, weil das so oder so das Verhältnis zum Dezernat vergiftet, ähnlich wie die Klage eines Arbeitnehmers gegen den Arbeitgeber wegen der Kündigung. Dazu kommt die Bevölkerung, die der Schulleitung Behindertenfeindlichkeit vorwerfen wird.

omg
5 Jahre zuvor

EDEKA ist bei Schulleitungen sicherlich bekannt: Ende der Karriere.
SO übel es ist: Dass die Kollegin in Bremen den Weg gegangen ist, der eindeutig ihr EDEKA sein wird, sagt schon etwas aus. Die Haltung der GEW ist hier verlogen – wie so oft. Anstatt den gewerkschaftlichen Popo mal hochzuschwingen und sich dafür einzusetzen, dass die Bedingungen gestellt werden, für die ach so tollen Forderungen, die man in den GEW Vorständen aufstellt, brüskiert man sich moralisch und diffamiert hier eine Schulleiterin.
Die Klage als sochle ist peinlich, weil hier jemand scheinbar keinen anderen Weg mehr gesehen hat, die Reaktion der GEW ist noch schlimmer

Wilma Pause
5 Jahre zuvor

Wie man konstruktiver an das Thema Bildungspolitik herangeht als die komplett durchideologisierten Bremer oder auch seine Amtsvorgängerin Frauke Heiligenstadt, zeigt der amtierende nds. Kultusminister Tonne.

Zitat: „[Kultusminister] Tonne packt endlich das leidige Thema Abordnung von Gymnasiallehrern an Grundschulen an. In ihrer Verzweiflung hatte Heiligenstadt zu diesem äußerst unpopulären Mittel gegriffen, um die riesigen Lücken an den Grundschulen, für die eine Unterrichtsgarantie gilt, zu stopfen. Tonne stoppt diese Abordnungskarawanen durch die gezielte Anwerbung von über 800 Grundschullehrern. Damit endet der Skandal, dass manche Gymnasiallehrer an den zugewiesenen Grundschulen zur Pausenaufsicht eingeteilt wurden, aber am Heimat-Gymnasium der Unterricht ausfiel.

Zu den ganz dicken Brettern, die der Kultusminister aber noch zu bohren hat, gehört das Thema Inklusion. Dass sich die Große Koalition entschlossen hat, eine Denkpause für die nächsten Jahre einzulegen, weil mit den derzeitigen Bordmitteln Inklusion an allen Schulen gar nicht leistbar ist, kann nur ein erster Schritt sein. Tonne muss eine klare Perspektive erarbeiten, wie Inklusion – wirklich an allen Schulen? – tatsächlich erreichbar ist, ohne dass die gute Absicht in faktischem Chaos endet.“

https://www.nwzonline.de/kommentare-der-redaktion/klare-signale_a_50,1,1461445872.html

omg
5 Jahre zuvor

Michael Felten hat einen treffenden Kommentar geschrieben auf spiegel online.
Die Inklusionsverfechter verkennen: Erst wenn an der Regelschule vergleichbare Fördermöglichkeiten bestehen und die Wahl zwischen Regelschule und Förderschule nicht bedeutet, Kinder mit Förderbedarfen ohne Förderung in der Regelschule abzuladen, kann man von INKLUSION sprechen. Alles davor – so wie derzeit – ist eine extreme Mssachtung der Kinder mit Förderbedarfen.

Sunny
5 Jahre zuvor
Antwortet  omg

Ich möchte ergänzen: Es ist auch eine extreme Missachtung der Kinder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf!!! (Und der Lehrkräfte, die dazwischen aufgerieben werden).

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Sunny

Das hat die Inklusionsbefürworter noch nie interessiert. Im Übrigen werden die wirklich guten Kinder auch ohne Inklusion missachtet.

Sunny
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ach ja, stimmt… Deshalb brauchen wir ja jetzt auch Fachkräfte aus dem Ausland. Ich bin wirklich erleichtert, dass wir da endlich eine Problemlösung gefunden haben…

Wilma Pause
5 Jahre zuvor

Hier der Link zu Michael Feltens Kommentar, mit dem er Christian Füller und andere Inklusions-Ideologen nach allen Regeln der Kunst in Grund und Boden argumentiert.
http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/bremen-kommentar-zur-klage-einer-schulleiterin-gegen-inklusion-a-1203210.html

omg
5 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Wichtig auch, auch wenn es einige nicht interessiert, sind die Rechtsnormen, die Felten nennt. Die habe ich hier schon hoch- und runtergebetet, schön, dass man dann auch mal Zustimmung bekommt.

Wilma Pause
5 Jahre zuvor
Antwortet  omg

Richtig. Und fast noch wichtiger ist der Schlussteil des Kommentars, in dem er nochmals auf Otto Speck verweist:

„Seit Jahrzehnten wurden hierzulande einzelne Schüler mit Behinderungen erfolgreich integrativ unterrichtet – diese Prototypen haben funktioniert, wenn auch nicht zum Nulltarif. Als Serienmodell haben nun aber viele Bundesländer eine Billigvariante namens ‚Inklusionsschule‘ geordert. Das Ergebnis in den Worten des Bildungswissenschaftlers Bernd Ahrbeck: ‚wohlwollende Vernachlässigung‘ aller Schüler.

‚Gemeinsames Lernen‘, diese Heile-Welt-Formel ist angesichts des Finanz- und Personalmangels nichts als Augenwischerei (‚Inklusionsfalle‘). Und selbst bei optimalen Ressourcen wäre es illusorisch anzunehmen, man könne alle Kinder durchgängig gemeinsam beschulen, auch solche mit schwersten Entwicklungsstörungen.

Weltweit geschieht dies nirgendwo. [sic!]

Verabschieden wir uns also von unseliger Prinzipienreiterei – und lernen, dual-inklusiv zu denken, wie es der Sonderpädagoge Otto Speck nennt.

Dabei bekäme jedes Kind die in seinem Fall günstigsten Bedingungen, und darüber haben Lehrer und Eltern zu befinden, nicht die Politik oder eine Ideologie.“

zu Otto Speck: http://www.sueddeutsche.de/bildung/inklusions-debatte-inklusive-missverstaendnisse-1.2182484