Immer weniger Lehrer gehen wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand – immer mehr scheiden dafür freiwillig früher aus

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WIESBADEN. Immer weniger Lehrer treten aufgrund von Dienstunfähigkeit vorzeitig in den Ruhestand. Dies meldet die „Rheinische Post“ unter Berufung auf aktuelle Zahlen von Destatis, dem Statistischen Bundesamt. Danach  sank die Zahl der dienstunfähigen Lehrer in ganz Deutschland von 2010 bis 2016 um gut ein Viertel. Gleichzeitig allerdings stieg die Zahl derjenigen Lehrer, die freiwillig aus dem Dienst ausscheiden, bevor sie die gesetzliche Regelaltersgrenze erreichen. Beamtinnen und Beamte, die das 63. Lebensjahr vollendet haben, können auf Antrag in den Ruhestand versetzt werden, müssen aber Abschläge bei der Pension in Kauf nehmen.

Erfolg ist im Lehrerberuf relativ - damit müssen Lehrerinnen und Lehrer umgehen können. Foto: Shutterstock
Immer weniger Lehrkräfte erreichen die gesetzliche Regelaltersgrenze im Beruf. Foto: Shutterstock

Besonders ausgeprägt sei die Entwicklung sinkender Fälle von Frühpensionierungen durch Dienstunfähigkeit unter Lehrern im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Die Zahl der Betroffenen sei auf einen neuen Tiefstand gefallen, heißt es. Demnach gab es dort 2016 insgesamt 645 „Zurruhesetzungen“ von Lehrkräften wegen Dienstunfähigkeit. Das seien 165 oder gut ein Fünftel weniger als noch im Vorjahr gewesen (und sogar mehr als 80 Prozent weniger als im Rekordjahr 2000). Nicht alle Bundesländer verzeichneten allerdings zuletzt eine rückläufige Entwicklung – in Bayern sei die Zahl der auf Dienstunfähigkeit basierenden Frühpensionierungen von Lehrerinnen und Lehrern zwischen 2015 und 2016 um zehn Prozent gestiegen.

Streitfall Dienstunfähigkeit: Wie Sie als verbeamteter Lehrer Ihr Recht bekommen können

Durch die extremen Belastungen im Beruf werden jedes Jahr Tausende von Lehrerinnen und Lehrer frühzeitig pensioniert. Das komplizierte Verfahren wirft viele Fragen auf. News4teachers hat deshalb jetzt einen 36-seitigen Ratgeber herausgegeben, der Antworten liefert und Lösungen für mögliche Probleme aufzeigt, die Betroffenen drohen können – verfasst vom Fachanwalt Michael Else.

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Insgesamt wurden 2016, dem aktuellsten Berichtsjahr, rund 25.500 verbeamtete Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand versetzt. Das waren 2.400 Pensionierungen weniger als 2015 (– 8,6 %). Wie Destatis weiter mitteilt, war die Zahl der Pensionierungen von Lehrkräften damit erstmalig seit 2009 wieder rückläufig. 2014 und 2015 war mit jeweils 27.900 Pensionierungen der höchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 1993 erreicht worden.

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Seit 2006 befindet sich die Zahl der neu pensionierten Lehrkräfte mit mindestens 18.000 pro Jahr auf einem hohen Niveau, berichtet Destatis. Ursache hierfür ist, dass zahlreiche Lehrkräfte bis in die 1970er Jahre aufgrund steigender Schülerzahlen infolge des Babybooms eingestellt wurden. Auch wenn der Großteil dieser Lehrerinnen und Lehrer sich mittlerweile im Ruhestand befindet, werden die noch aktiven Lehrkräfte auch in den kommenden Jahren für eine hohe Zahl an Pensionierungen sorgen. Rund 12 Prozent der im Jahr 2016 pensionierten Lehrerinnen und Lehrer (3 000 Personen) wurden aufgrund von Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt. Umgekehrt: Etwa 88 Prozent gingen nach Erreichen einer Altersgrenze in den Ruhestand (22.500 Lehrkräfte). Davon erreichten allerdings nur 7.900 Lehrerinnen und Lehrer die gesetzliche Regelaltersgrenze. Im Jahr 2015 waren es noch rund 9.200 gewesen.

Dass die Zahl der krankheitsbedingten Frühpensionierungen in Nordrhein-Westfalen abnimmt, steht der GEW-Landesvorsitzenden Dorothea Schäfer zufolge im Zusammenhang mit der Nutzung des sogenannten betrieblichen Eingliederungsmanagements, berichtet die „Rheinische Post“. Das seien  freiwillige Angebote für Lehrer, die in einem Jahr länger als sechs Wochen krank waren; dabei würden Entlastungsmöglichkeiten für die Betroffenen besprochen, etwa bei der Unterrichtsverteilung oder durch Versetzung. „Wir hören von unseren Personalräten, dass die Zahl deutlich zugenommen hat“, so erklärte Schäfer gegenüber der Zeitung. Der VBE mutmaßt hingegen, dass sich immer mehr Lehrer aus Verantwortungsgefühl trotz Beschwerden zum Dienst schleppen. News4teachers

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sofawolf
5 Jahre zuvor

Danke für die Fakten. Das ist auch etwas, was ich immer gesagt habe: Durch die starken Belastungen gehen immer mehr Lehrer freiwillig in den Ruhestand, d.h. auch, sie verzichten freiwillig auf Geld und das heißt, es ist unlogisch, sie mit mehr Geld zum Bleiben ermuntern zu wollen.

Man sollte es mal mit massiven Entlastungen versuchen (Stundensoll, Klassenstärke, Verwaltungsaufgaben …). Das würde auch den Lehrermangel mindern.

Heinz
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Mehr Geld bedeutet allerdings gleichzeitig auch eine höhere Pension, so dass es überhaupt nicht unlogisch ist!
Aus anderen Beiträgen wissen wir ja mittlerweile bereits, dass Sie @sofawolf sowieso von einem mehr Geld nicht betroffen sind, da sie bereits A13 erhalten, aus ihrer Position heraus ist es also recht einfach, dies zu behaupten.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Bitte zitieren Sie die Stelle, aus der „ihr wisst“, dass Sofawolf bereits A 13 erhält. Ihr Name sagt mir zwar nichts, aber Sie scheinen ja ein eifriger Mitleser zu sein. Dann dürfte Ihnen das ja nicht schwerfallen.

Wer freiwillig früher in Pension geht, verzichtet freiwillig auf einen Teil seiner Altersbezüge, um in Pension gehen zu können. Dem ist es also nicht wichtig, so viel wie möglich Pension zu bekommen, denn dann würde der nicht früher ausscheiden. In diesem Sinne ist es also unlogisch zu glauben, dass derjenige dann doch länger bleibt, wenn er dafür mehr Pension bekommt, denn gerade darauf hat derjenige doch freiwillig verzichtet, um ausscheiden zu können.

(Unter welchem Namen schreiben Sie denn sonst hier?) 🙂

realo
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Wissen „wir“ das wirklich? Ich habe das nie von sofawolf selbst gehört, ihm wurde das meiner Beobachtung nach immer nur unterstellt, um seine sachlichen Argumente und seine Person unglaubwürdig zu machen.
Aber so geht’s: Erst wird nachgefragt, dann gemutmaßt, dann als wahrscheinlich angenommen und schließlich gewusst.
Behauptungen müssen nur oft genug wiederholt werden, dann gelten sie als gesichertes Wissen. So sieht der Erfolg von Propaganda aus.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  realo

Danke, realo. Das können Sie auch nie von Sofawolf gelesen haben, weil Sofawolf sowas nie geschrieben hat, um Detailinformationen zu seiner Person bewusst zu vermeiden, egal, wie man versucht, etwas aus ihm herauszulocken. 🙂

Die Richtigkeit einer Aussage hängt nicht davon ab, wer es sagt. Es ist richtig oder eben nicht bzw. man findet es richtig oder eben nicht und hat seine Gründe dafür. Sie schreiben sehr gut, dass die Aussage von Heinz natürlich der Diffammierung einer Person dient und der Diskreditierung einer Argumentation.

Ich könnte mich auch unter anderem Namen anmelden und das Gleiche schreiben. Hätte ich dann mehr Recht? 😉

Helmut Zachau -zac93
4 Jahre zuvor

Das Interdisziplinäre Institut für Schulforschung hat in Kooperation mit dem Grundschulverband eine Belastungsstudie erstellt und insgesamt 12 Grundschulkollegien in Bremen Bayern und NRW befragt. Dabei hat es einen dualen Weg gewählt. Zum Einen hat es am Beispiel Bremens alle in Vorschriften und Verordnungen fixierten Aufgaben herausgesucht und angefangen, diese mit auf die Jahresarbeitszeit umgelegten Zeitbudgets zu versehen. Das Ergebnis haben sie dann mit der vom Bundesinnenminister berechneten Jahresarbeitszeit eines Beamten, die er bei einer vierzig Stunden Woche erbringen muss, abgeglichen. Nach 9 von 55 ermittelten Aufgaben war die Arbeitszeit bis auf 90 Stunden verbraucht. Die Unterrichtsvor- und Nachbereitung war noch nicht erfasst, so dass hierfür noch 2 Minuten pro Stunde bleiben. Die geforderte Arbeit ist also nicht zu schaffen. Zu Anderen hat das Institut das Belstundempfinden mit einem umfänglichen Fragebogen abgefragt. Die Kollegien melden aktute Überlastung mit unterschiedlichen Schwerpunkten zurück, bestätigen also die objektiv festgestellte Arbeitsüberlastung. Besonders bemerkenswert: Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung entsprechend weitgehend denen, die Anfang des Jahrtausends von unserem Institut auf gleicher Grundlage durchgeführt wurde. Es ist aber so, dass die damaligen Probanden überwiegend in der letzten Phase ihrer Berufstätigkeit waren, während die aktuellen Teilnehmer sich in der ersten Phase befinden. Ca 20-30 Jahre Berufstätigkeit bewirkten in der alten Lehrer*innengenration einen Verschleiß, wir 10 Jahre in der aktuellen. Kein Wunder, dass die Zahlen so sind wie sie sind und das davon auszugehen ist, dass die Zahl der Erkrankungen, inneren und tatsächlichen Kündigungen zunehmen wird. Die Ergebnisse der Bremer Untersuchung sind nachzulesen http://www.isf-bremen.de

Palim
4 Jahre zuvor

Danke fürs Forschen, Veröffentlichen und beharrliche Hinweisen.