Ladenhüter Deutschlandstipendium – Grüne fordern erneut die Abschaffung

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WIESBADEN. Sieben Jahre alt ist das Deutschlandstipendium. Die Zahl der Stipendiaten nimmt zu – insgesamt ist es aber nur eine kleine Minderheit. Kritiker fordern die Abschaffung und die Stärkung des BAföG.

Es gibt Studenten, die Außergewöhnliches leisten. Das sollte gefördert werden. Foto:
Universität Salzburg (PR) / flickr / CC BY 2.0

Im vergangenen Jahr haben 25.900 junge Menschen mit einem Deutschlandstipendium studiert. Die Zahl der Stipendiaten stieg im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Der Anteil der Deutschland-Stipendiaten an der Gesamtzahl der Studierenden im Wintersemester 2017/2018 lag bei 0,9 Prozent.

Mit dem Stipendium werden seit 2011 Studierende gefördert, deren Werdegang herausragende Leistungen in Studium und Beruf erwarten lässt. Die Stipendien in Höhe von monatlich 300 Euro kommen je zur Hälfte vom Bund und aus privaten Mitteln wie der Wirtschaft. Ziel ist es, den Anteil der Studierenden mit einem Stipendium jährlich zu erhöhen. Das Gesetz sieht acht Prozent als Höchstgrenze vor.

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51 Prozent der Stipendiaten waren im vergangenen Jahr Frauen. Unter den Bundesländern hatte das Saarland den höchsten Anteil an Stipendiaten mit 1,5 Prozent, den geringsten gab es in Hamburg und Schleswig-Holstein mit jeweils 0,4 Prozent. Die Hochschulen warben 2017 Fördermittel in Höhe von 26,9 Millionen Euro von privaten Geldgebern ein, das waren 3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Bundestagsfraktion der Grünen forderte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) auf, angesichts der mickrigen Förderquote von 0,9 Prozent den «Ladenhüter» einzustellen. «Sämtliche Ausbauziele wurden krachend verfehlt», erklärte der Abgeordnete Kai Gehring. Stattdessen verkümmere das BAföG.

Die Juso-Hochschulgruppen sprachen von einem «Irrweg konservativer Bildungspolitik». Statt einer «millionenfinanzierten Nullnummer» müsse – wie im Koalitionsvertrag vereinbart – das BAföG reformiert und erhöht werden. dpa

DGB fordert Deutschlandstipendium nach vier Jahren Misserfolg einzustellen

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4 Kommentare
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Cavalieri
5 Jahre zuvor

Was von den Grünen und auch im Bericht verschwiegen wird: Wir haben in Deutschland zahlreiche Stipendiengeber. Jede Partei vergibt Stipendien, die Gewerkschaften und Arbeitgeber, einzelne Unternehmen, die evangelische und die katholische Kirche usw. Um die zu erhalten, muss man eben parteinah, gewerkschaftsnah, kirchennah usw. sein.
Die Studienstiftung ist irgendwie überparteilich, aber die ist schon seit eh und je elitär und fördert nur sehr wenige nach einem (allzu) strengen Aufnahmeverfahren. Zudem zahlt auch die Studienstiftung das Stipendium nur nach sozialen Gesichtspunkten (also Einkommensgrenzen) aus. Das Deutschland-Stipendium von 300 Euro war die einzige Möglichkeit für gute Studenten, deren Eltern nicht die strengen Einkommensgrenzen des Bafög erfüllen, an ein Stipendium zu kommen, das auch ausgezahlt wird. Man sollte eher fordern, dass das aufgestockt wird.

geli
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Danke für die Zusatzinfos! Jetzt durchschaue ich die Ablehnung des Deutschlandstipendiums durch die Grünen (und Hochschul-Jusos) besser. Die Anerkennung und Unterstützung von Leistung ist nicht gerade deren Ding, was auch an der Bildungspolitik und den Schülerleistungen rot-grün-regierter Bundesländer in den vergangenen Jahren abzulesen war und noch immer ist.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Am eindrucksvollsten sieht man das in Baden Württemberg, wo die grüne Bildungspolitik binnen etwas mehr als einer Legislaturperiode das gesamte Schulsystem ruiniert hat.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  geli

Man muss allerdings fairerweise hinzufügen, dass gerade wegen des Deutschland-Stipendiums die Studienstiftung inzwischen auch mindestens jene 300 Euro auszahlt, die es beim Deutschland-Stipendium gibt. Mehr gibt’s weiterhin nur nach sozialer Bedürftigkeit. Man wollte eine Konkurrenzsituation vermeiden. Dennoch bleibt Fakt: Gute Studenten, die von der elitären Studienstiftung abgewiesen wurden und nicht irgendeiner Partei oder Kirche nahestanden, konnten als leistungsorientiertes Stipendium praktisch nur das Deutschland-Stipendium beantragen. Bei der Studienstiftung kann man übrigens nichts beantragen, sondern man muss von irgendwelchen Autoritäten vorgeschlagen (!) werden. Das ist ein elitärer Club. Ehemalige Stipendiaten fungieren in den Hochschulen als Vertrauensdozenten.