Trotz Kritik von GEW und Kinderschutzbund – Notenzeugnisse ab Klasse 3 kommen

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KIEL. Für Befürworter sind Schulnoten ein gutes Rückmeldesystem. Kritiker finden, sie nehmen den Schülern die Freude am Lernen. Nun soll es in Schleswig-Holstein Notenzeugnisse ab Klasse drei geben. Doch skeptische Grundschulen können bei Berichtszeugnissen bleiben – wenn sie eine Hürde nehmen.

Bei manchen Kindern können Zeugnisnoten demotivierend wirken.                                                            Foto: Shutterstock

Trotz Kritik von Kinderschutzbund und GEW bleibt es dabei: Schleswig-Holstein führt zum kommenden Schuljahr wieder verbindlich Noten ab der dritten Klasse ein. Die entsprechende Grundschulverordnung solle am 1. August in Kraft treten, teilte das Bildungsministerium auf Nachfrage mit.

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagte, sie wolle nicht zurück zur Paukschule der 1950er und 1960er Jahre. Aber Noten seien aus ihrer Sicht ein gutes Rückmeldesystem für Eltern und Schüler. «Deshalb sollen Notenzeugnisse ab Jahrgang drei in Schleswig-Holstein wieder den Regelfall darstellen.»

Notenzeugnisse können – soweit die Schulkonferenz dies beschließt – nach Angaben des Bildungsministeriums durch verbale Rückmeldungen zu den Leistungen in den Fächern ergänzt werden. Zudem können Grundschulen Notenzeugnisse mit Beschluss des mit Eltern und Lehrer besetzten Gremiums auch gänzlich durch Berichtszeugnisse ersetzen. Der Beschluss für Berichtszeugnisse ist gültig, wenn ihm die Mehrheit der gewählten Vertreter der Lehrkräfte in der Schulkonferenz zugestimmt hat.

Auch in den Jahrgangsstufen fünf bis sieben sollen Notenzeugnisse der verordnungsrechtliche Normalfall werden. Bisher erhalten Schüler dieser Klassenstufen an Gemeinschaftsschulen grundsätzlich ein Berichtszeugnis. Auch hier gilt: Per Beschluss der Schulkonferenz können Notenzeugnisse ergänzt oder komplett durch Berichtszeugnisse ersetzt werden.

GEW und Kinderschutzbund hatten die Änderungen bereits Ende März als nicht nachvollziehbar kritisiert. Es werde durch eine Reihe von wissenschaftlichen Studien belegt, dass Ziffernnoten insbesondere in der Grundschule wesentliche pädagogische Funktionen nicht erfüllen, heißt es etwa in einer Stellungnahme des Kinderschutzbundes. Sie verringerten etwa die Lernfreude.

Die GEW betonte, wer individuelle Förderung und Inklusion ernst nehme, dürfe Schüler nicht über einen Kamm scheren. Individuelle Rückmeldungen und Förderhinweise eigneten sich viel besser als Instrumente der Leistungsbewertung. Die Kritik gelte weiterhin, betonten jetzt Sprecher der beiden Organisationen. dpa

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2 Kommentare
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sofawolf
5 Jahre zuvor

ZITAT: „Nun soll es in Schleswig-Holstein Notenzeugnisse ab Klasse drei geben.“

Das ist gut und sinnvoll. Noten sind die kürzesten möglichen Worturteile, sozusagen minimals komprimierte Verbaleinschätzung, die letztlich auch nichts anderes aussagen, dass etwas gut oder sehr gut oder nur mangelhaft beherrscht, gekonnt, gewusst wird.

GEW und Kinderschutzbund vertreten als Verbände Minderheiten. Sie sprechen nicht im Sinne jedes Lehrers und jedes Elternteils.

Marco Riemer
5 Jahre zuvor

@sofawolf
„GEW und Kinderschutzbund vertreten als Verbände Minderheiten. Sie sprechen nicht im Sinne jedes Lehrers und jedes Elternteils.“

Meine Behauptung: Sie sprechen auch nicht im Sinne jedes Lehrers und jedes Elternteils. Und wenn GEW & Kinderschutzbutzbund ihrer Meuinung folgend nur „Minderheiten“ vertreten, dann möchte ich mir nicht vorstellen welch meinungsstarkes Nanoteilchen Sie jetzt hier in die Meinungs-Wagschale werfen werden.

Es gibt eben auch Menschen, die nicht das „kürzest[en] mögliche[n] Worturteil[e]“ als gerecht und alle Facetten einer Leistungserbringung abbildend empfinden und in Ihrem „Worturteil“ eher das Urteil erleben. In der Hoffnung, dass sie von ihrem Arbeitgeber auch demnächst mal ein „minimal[s] komprimierte Verbaleinschätzung“ erhalten und nachspüren können, wie sie sich da wiederfinden ende ich mit-

besten Grüßen Marco Riemer