VBE sieht in eigenmächtig verlängerten Ferien eine „Anleitung zum Schuleschwänzen“

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STUTTGART. „Wenn Anfang Juni die zweiwöchigen Pfingstferien wieder zu Ende gehen, sitzen nicht alle Schüler in den Klassenzimmern, obwohl sie eigentlich gesund sind und anwesend sein müssten“, weiß der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg aus  Erfahrung. So manche Erziehungsberechtigte würden ihren Kindern unerlaubterweise Gleitzeitferien gönnen und ihnen eigen­mächtig eine Verlängerung genehmigen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verband. Das sei ein schlechtes Vorbild oder, anders ausgedrückt: eine Anleitung zum Schuleschwänzen.

Strandszene - Sind die Strände in den deutschen Ferienregionen bald länger bevölkert? (Strand in Westerland) Foto: Lars Goldenbogen / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-2.0)
Wer die Familienferien um ein paar Tage „individualisiert“, kann leicht mehrere Hundert Euro sparen. Foto: Lars Goldenbogen / Wikimedia Commons (CC-BY-SA-2.0)

Der VBE sieht „solch negatives Elternverhalten keinesfalls als entschuldbar und auch nicht als ein Kavaliersdelikt“ an, sondern schlicht als schlechtes Vorbild. „Wenn Schüler sich nämlich selber eine Auszeit genehmigen und den Unterricht schwänzen, sind dieselben Eltern völlig entsetzt.“ Trotzdem gebe es, so VBE-Sprecher Michael Gomolzig, immer wieder Erziehungsberechtigte, die ihren Kindern vormachten, wie man Lehrer und Schule an der Nase herumführt, indem sie eigenmächtig die Schulferien ihrer Kinder verlängerten und deren Fehlen dann mit „Schwindel“ oder anderen gesundheitlichen Beeinträchtigungen begründeten.

„Der Zweck heiligt nicht die Mittel“, betont der VBE-Sprecher und appelliert an die Eltern, ihren Kindern nicht auf diese Weise das Schulschwänzen beizubringen – wenn vor oder nach Ferienblöcken der Fami­lienurlaub unerlaubterweise verlängert und von den Erziehungsberechtigten das Fehlen der Kinder beim Klassenlehrer mit „Krankheit“ entschuldigt werde, lernten die Schüler von ihren Eltern, dass Schule doch nicht ganz so wichtig ist und dass sich „mit List und Tücke, mit Lug und Trug“ der eigene Wille durchsetzen lasse. „Wenn Kinder dieses Tricksen später auch für sich in Anspruch nehmen und Unterricht schwänzen, fielen dieselben Eltern häufig aus allen Wolken und könnten überhaupt nicht verstehen, warum ausgerechnet ihr Kind gegen Recht und Ordnung verstößt.“

Unterricht auch vor den Ferien

Entgegen der landläufigen Meinung finde in den letzten Tagen vor den Sommerferien Unterricht statt – wenn auch in anderer Form als sonst, da alle Klassenarbeiten geschrieben und die Zeugnisnoten gemacht sind. Jetzt stünden Erlebnispädagogik und soziales Lernen im Vordergrund: Ausflüge, Besichtigungen, Schulfeste, Vorlesestunden, Theaterstücke oder Konzerte, die gemeinsame Vorbereitung von Klassennachmittagen, Abschieds­feiern oder Schulgottesdiensten. Alles Dinge, für die oft in der Hektik des Schulalltags sonst wenig Zeit bleibe. „Selbst ganz ohne Schulbücher können Lehrer vernünftigen Unterricht halten“, versichert der VBE-Sprecher.

Bei 75 unterrichtsfreien Tagen im Jahr – einschließlich der gesetzlichen Feiertage – bestehe für Eltern kein entschuldbarer Grund, die Ferienzeiten zu individualisieren und den Beginn ohne Genehmig ung vorzuverlegen oder das Ende nach Gutdünken zu ver­längern. „Die Ehrlichen, die sich an die offiziellen, lange im Voraus bekannten Ferien­pläne halten, sollen sich nicht als die Dummen fühlen müssen“, rügt der VBE-Sprecher all diejenigen, die „Schummelferien“ machen. News4teachers

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2 Kommentare
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sofawolf
5 Jahre zuvor

ZITAT: „„Die Ehrlichen, die sich an die offiziellen, lange im Voraus bekannten Ferien­pläne halten, sollen sich nicht als die Dummen fühlen müssen“, rügt der VBE-Sprecher all diejenigen, die „Schummelferien“ machen.“

Genau. Das ist der Punkt.

(„Gleitzeitferien“ – muss ich mir merken!) 🙂

Michael Delto
5 Jahre zuvor

Richtig so, alles muss bestraft werden, was nicht der gesellschaftliche Norm entspricht.
Schüler trietzen, auf Pisa trimmen, dem Markt anpassen, bloß keine Individualität zulassen.
Hauptsache der Lehrer fährt 2 Wochen nach Schulbeginn zur Kur oder läßt sich den Karpaltunnel operieren.
Was der Schüler zu tun hat ist klar. Aber das das deutsche Schulsystem ungefähr mittelalterlichen Standard hat, durch Lehrermangel Millionen Stunden bundesweit ausfallen oder durch völlig uneffektiven Unterricht verschleudert werden, daran wird seit Jahren nichts geändert.