Auch das noch! Lehrer sollen bald Erste-Hilfe-Kurse geben – ein Pilotprojekt ist gerade gestartet

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MAINZ. Das richtige Verhalten bei einem Kreislaufstillstand wird künftig bereits in der Schule vermittelt. 15 Lehrer nahmen dazu im vergangenen Monat an einem Kurs im Marienhaus Klinikum Hetzelstift in Neustadt an der Weinstraße teil, wie das Bildungsministerium auf eine parlamentarische Anfrage aus der CDU-Fraktion mitteilte.

Wieder was Neues für Lehrkräfte: Erste Hilfe. Foto: S. Hofschlaeger  / pixelio.de
Wieder was Neues für Lehrkräfte: Erste Hilfe. Foto: S. Hofschlaeger / pixelio.de

Bei den schon im kommenden Schuljahr teilnehmenden Schulen in Neustadt an der Weinstraße handelt es sich um drei Gymnasien, eine Realschule plus und die Freie Waldorfschule. Sie erhielten 15 Übungspuppen und sollen dann über ihre Erfahrungen bei der Umsetzung in den 7. bis 10. Klassen berichten. Weitere Pilotregionen sind bereits in Vorbereitung, zunächst geht es dann im Landkreis Neuwied los.

Der Schulausschuss der KMK hat sich 2014 für die Einführung von jährlich zwei Unterrichtsstunden zum Thema «Wiederbelebung» ab Jahrgangsstufe 7 ausgesprochen und den Ländern empfohlenen, Lehrkräfte entsprechend schulen zu lassen. «Es ist nicht nachvollziehbar, dass es so lange gedauert hat», sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Peter Enders, und verwies auf eine erste Anfrage dazu vom Februar 2015. «Es geht sehr zögerlich voran, aber ich bin froh, dass es voran geht.» Mit den Kursen an den Schulen könne die Zahl der Menschen, die bei einem Kreislaufstillstand helfen könnten, deutlich gesteigert werden. Die skandinavischen Länder seien hier schon erheblich weiter.

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An der Umsetzung sind in Rheinland-Pfalz mit ihren jeweiligen Landesverbänden das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Berufsverband Deutscher Anästhesisten, die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, die Landesärztekammer, die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, die Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz, die Björn-Steiger-Stiftung und die Paula-Wittenberg-Stiftung beteiligt. Die beteiligten Akteure kommen an einem «Runden Tisch Reanimation» zusammen, um ein einheitliches Konzept für die Schulung von Lehrkräften und eine Handreichung zur Umsetzung im Unterricht zu entwickeln. Das nächste Treffen ist im September geplant.

«Die jungen Menschen sollen im Unterricht mit dem Notfall Kreislaufstillstand konfrontiert werden», erklärte DRK-Abteilungsleiter Roland Lipp. «Sie lernen, was sie da tun sollen und werden dies praktisch einüben.» In der Pilotphase gehe es darum, ausreichend Erfahrungen zu sammeln, um den Unterricht dann an allen weiterführenden Schulen in Rheinland-Pfalz umsetzen zu können. Für den DRK-Landesverband ist die Reanimation ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg eines aus Sicht der Rotkreuzhelfer weit anspruchsvolleren Programms: «Wir fordern schon seit den 1970er Jahren, dass in den Lehrplänen ein Erste-Hilfe-Unterricht fest verankert wird.» dpa

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7 Kommentare
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xxx
5 Jahre zuvor

Warum holt man sich nicht das DRK, die Malteser o. ä.? Die können das viel besser. Ach ja, das kostet Geld. Lehrer machen das kostenfrei.

Heinz
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Richtig ausgebildete Lehrer d.h.:
-mindestens 9h Erste-Hilfe Kurs
-mindestens 48h Sanitätslehrgang
-mindestens 16h Ausbilder-Ausbildung (verkürzt bei Lehrern)

können das definitiv viel besser!
Die Lehrer kennen ihre Schüler und wissen, wie man mit ihnen umgeht, ein häufig ehrenamtlicher Ausbilder der Hilfsorganisationen kann dies nicht so gut. Weiterhin ist die Qualität bei richtig ausgebildeten Lehrern deutlich besser!

Heinz
5 Jahre zuvor

Das ist definitiv eine gute Neuerung. Allerdings muss man jetzt aufpassen, dass die Qualität nicht leidet, und dass nicht an der Ausbildung der Lehrer gespart wird, die Ausbildung zum Erste-Hilfe Ausbilder ist umfangreich und sollte auf keinen Fall gekürzt werden.

Ich bin seit vielen Jahren Erste-Hilfe Ausbilder und bilde die Schulsanitäter aus und betreue diese. Die Kollegen werden (soweit möglich) auch von mir ausgebildet, und seit dem es Puppen gibt, die mit Filtern Arbeiten und nicht mehr mit Masken, die desinfiziert werden müssen, ist es auch für Schulen machbar, sich eine Reanimationspuppe anzuschaffen. Gerade jetzt vor den Ferien habe ich viele Stunden nach den Zeugniskonferenzen benutzt, um diverse Klassen spontan im Umgang mit Bewusstlosigkeit und einem Herz-Kreislauf-Stillstand auszubilden. Fast alle Schülerinnen und Schüler haben daran ein großes Interesse, sind nur manchmal ein Opfer ihrer Pubertät, wenn es darum geht, die Puppe anzufassen.

Möglichst viele Schüler umfangreich in Erste-Hilfe auszubilden, ist grundsätzlich der richtige Weg! Kaum ein Mensch kann und will heute noch Erste-Hilfe leisten, dabei ist es unglaublich wichtig, da der Betroffene sonst keinerlei Chance hat.
Wichtig ist allerdings, den Schulen dann jetzt die Möglichkeiten dazu zu geben. Es sollten jeweils zwei Lehrer entsprechend ausgebildet werden, und es darf auf keinen Fall am umfangreichen Sanitätslehrgang gespart werden. Die Kommunen sollten die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung stellen müssen, eine Puppe und die Nötigen Filter kosten nun einmal Geld und das dürfen sie auch kosten! In der Gesellschaft hat sich irgendwie der unsinnige Gedanke gefestigt, dass eine Erste-Hilfe Ausbildung bitteschön immer gratis zu erfolgen hat, und auch nichts an Material kosten darf.

unverzagte
5 Jahre zuvor

mein vorschlag für die nächste win-win-situation für gesteigerte qualitätsentwicklung sowohl im bildungs-als auch gesundheitssystem: kompaktausbildung in 50 h zur kompetenten hebamme insbesondere für naturwissenschaftlich versierte kollegen mit akuter genderallergie.
nein, das ist auch keine realsatire.

Susanne
5 Jahre zuvor

Natürlich ist es gut, wenn junge Menschen fit in Erster Hilfe sind. Die Frage ist nur, wer das noch schnell übernehmen soll.
Ich finde auch das Ernährungsbewusstsein junger Menschen wichtig. Keiner kann mehr richtig kochen!
Das müsste auch mal in Angriff genommen werden in der 7.-11. Klasse.
Keiner kann mehr einen Knopf annähen, bei Pannen den Motor zum Laufen bringen, dem Garten Essen abringen. Alles auch irgendwie berechtigte Anliegen zum Überleben.
Die Kinder sind so unsportlich, … ach, halt, da sind wir schon dabei…
Ja, stimmt alles!
Wenn wir genug Zeit und Geld einsetzen.
Nur bitte nicht obendrauf als Sparnummer!

Heinz
5 Jahre zuvor
Antwortet  Susanne

Susanne seien sie mir nicht böse, aber die Wichtigkeit der Ersten-Hilfe auf eine Stufe zu stellen mit, einen Knopf annähen finde ich unglaublich.

Wie man einen Knopf annäht, darum kann man sich im Zweifel auch noch kümmern, wenn es soweit ist, das hat definitiv keine Priorität. Wenn ich einen Knopf annähen muss, frage ich meine Nachbarn oder schau im Internet nach, und lerne es dann, zumal das auch etwas ist, was man vll. alle 10 Jahre mal benötigt.

Wenn aber der/die eigene Lebenspartner/in mit einem Herz-Kreislaufstillstand zusammenbricht, dann habe ich diese Zeit nicht, und würde mir (zu Recht) mein Leben lang Vorwürfe machen.

Leider zeigt ihr Kommentar, dass Sie der Ersten-Hilfe den gleichen Stellenwert zuschreiben, den ihr die meisten Menschen (die damit nichts zu tun haben wollen) geben.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  Heinz

Sie haben es sehr umfangreich geschildert, sodass man den Hintergrund gut versteht,
wenn aber eine Lehrkraft äußert, sie habe die Stunden vor den Ferien mal eben für Erste Hilfe genutzt, kann ein ähnlicher Eindruck entstehen: Erste Hilfe ist auch dann ein Randthema.

Unabhängig davon, dass Lehrkräfte in Erster Hilfe geschult sein sollen, dazu gibt es bei uns eine Verpflichtung, bin auch ich der Meinung, dass die Aufgabe der Schulung in Erster Hilfe besser Externe übernehmen können, gerade weil oder wenn dies ihre tägliche Aufgabe ist.
Das ist nicht gleichbedeutend damit, dass man diesem keinen Wert beimisst oder dass man es gern „kostenlos“ hätte, denn „kostenlos“ wäre auch die flächendeckende Ausbildung und der Einsatz von Lehrkräften nicht.

Es gibt Prävention über die Polizei (örtlich und zu Spezialthemen), zur Zahngesundheit (Unterricht + Kontrolle durch Ärztin), warum gibt es dies nicht zur Ersten Hilfe und/oder Feuerwehr?