SPD: Schulen sollten auch Herkunftssprache unterrichten – ein bislang ungenutzes Potenzial?

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STUTTGART. «Die müssen erstmal richtig Deutsch lernen», sagt der Stammtisch. Migrantenkinder sollten an den Schulen im Land aber auch die Sprache ihrer Eltern lernen, fordert die baden-württembergische SPD-Fraktion.

Die Vielfältigkeit könnte genutzt werden.                                                  Foto: Marco Verch / flickr / CC BY 2.0

Zuwandererkinder in Baden-Württemberg sollten aus Sicht der SPD-Landtagsfraktion in staatlichen Schulen auch in ihrer Herkunftssprache unterrichtet werden. Wenn Kinder die Sprache ihrer Eltern richtig beherrschten, falle ihnen auch das Deutschlernen leichter, sagte Fraktionschef Andreas Stoch unter Hinweis auf Erkenntnisse der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Der Ausbau des herkunftssprachlichen Unterrichts sei «nicht das Gebot der Stunde», hieß es im Kultusministerium von Susanne Eisenmann (CDU).

Auch aus Sicht der GEW werden die Potenziale der jeweiligen Herkunftssprache der Kinder bisher nicht genutzt, sagte Landeschefin Doro Moritz. Schließlich könne die Herkunftssprache ein wichtiger Baustein für erfolgreiche Integration sein. 44,3 Prozent der Viertklässler hätten eine Zuwanderergeschichte. Die Pflege der Sprache ihrer Eltern helfe den Kinder auch beim Deutschlernen, ist Moritz überzeugt.

Dass sich dies auch wissenschaftlich belegen lasse, berichtete jetzt Professorin Havva Engin vom Heidelberger Zentrum für Migrationsforschung und Transkulturelle Pädagogik (Hei-MaT): «Wir brauchen daher feste Strukturen, die auf eine koordinierte Zweisprachigkeit der Kinder setzen, statt eine doppelte Sprachlosigkeit zu provozieren.»

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Staatliche Verantwortung

Unterricht in Sprachen wie Türkisch, Russisch oder Arabisch sei auch eine Form von Wertschätzung, «wo die Märkte der Welt nicht nur Englisch sprechen», ergänzte SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei. Die SPD-Fraktion wolle, dass die Effekte des herkunftssprachlichen Unterrichts zunächst in Form eines fünfjährigen Schulversuchs an 90 Schulen getestet werden. Und zwar überall dort, wo Bedarf bestehe. Die Kosten bezifferte Fulst-Blei auf zwei Millionen Euro.

Das Kultusministerium aber hält die Wirkung des herkunftssprachlichen Unterrichts für umstritten. So halte die TU Dortmund die Konzentration auf die Förderung der deutschen Sprache für wirksamer. Was die Herkunftssprache angehe, wolle die Landesregierung am sogenannten Konsulatsmodell festhalten. Aktuell profitieren 38.500 Kinder im Land vom Sprachunterricht an Konsulaten. Laut SPD betrug die Landesförderung für das Schuljahr 2016/17 insgesamt 1,1 Millionen Euro, wovon 847 Kurse in 14 Sprachen bezuschusst werden konnten.

Ziel der SPD-Fraktion wäre es, diesen Unterricht letztlich in staatliche Verantwortung zu übernehmen, so Stoch. Vergleichbare Modelle gebe es in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Verglichen mit Rheinland-Pfalz sollte ein landesweites Angebot laut Stoch rund 15 Millionen Euro kosten. «Sprachförderung muss zur Kernkompetenz unseres Bildungssystems werden», forderte Stoch, der bis 2016 selbst Kultusminister war. dpa

Sind viele Muslime in Deutschland überhaupt integrationswillig? Der Fall Özil/Gündogan befeuert eine Debatte, die die Schulen betrifft

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Cavalieri
5 Jahre zuvor

Woher will man denn plötzlich die Lehrer für diese Sprachen nehmen? Ich dachte, wir haben einen Lehrermangel. Oder sagt man sich, jeder Muttersprachler kann das dann auch unterrichten? Also kann zumindest jeder deutsche Muttersprachler, der Lehrer ist, auch Deutsch unterrichten?
Und Herr Stoch meint, staatlicher Türkischunterricht für türkische Zuwanderer gehöre zur „Kernkompetenz unseres Bildungssystems“, offenbar bis in die 100. Generation. Ob das mit Erdogan abgesprochen ist? Gibt’s in Australien auch Deutschunterricht für die Kinder der deutschen Einwanderer?

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Ja, genau, das ist eine feine Sache und legitim, wenngleich ich es eher den Bereich fakultativen Unterrichts verorten würde, nur woher will man dafür ausgebildete Lehrer nehmen?

In anderen Ländern haben deutsche Minderheiten auch das Recht oder sie kämpfen darum (Elsass/Frankreich), muttersprachlichen Unterricht zu erhalten. Es war bei Spätaussiedlern geradezu ein Entscheidungskriterium für die Anerkennung als Spätaussiedler. Warum sollen also türkische Mitbürger nicht ihre türkische Muttersprache erlernen sollen?

Man stelle sich vor, dass in einigen Jahrzehnten die Türkei die Pflege und die Beherrschung türkischer Sprache und Kultur zum Kriterium für Rückkehrwillige macht?!?

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Alteingesessene Minderheiten im Elsass und anderswo (oder auslandsdeutsche Rückkehrer) sind was anderes als türkische Einwanderer. Erdogan forderte: erst Türkisch lernen, dann Deutsch. Was die Türkei zum Kriterium macht, kann uns wohl kalt lassen. Natürlich dürfen die Deutsch-Türken ihr Türkisch weiter pflegen – zusätzlich zum Deutschen. Die Eltern können es den Kindern beibringen. Aber ist das Sache des Staates? Wer auf Dauer hierbleibt, kann darauf verzichten so wie die Nachkommen von deutschen Auswanderern nach Kanada, Australien usw. Die Nachkommen der Hugenotten in Deutschland sprechen heute auch nicht mehr zu Hause Französisch.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

„Man stelle sich vor, dass in einigen Jahrzehnten die Türkei die Pflege und die Beherrschung türkischer Sprache und Kultur zum Kriterium für Rückkehrwillige macht?!?“

Wer diesen Kriterien nicht genügt, hat wohl auch kein Interesse, in ein Land zurück zu kehren, aus dem er/sie nicht kommt. Die von Erdogan gepflegte konservative Auslegung der türkisch-arabisch-islamischen Kultur macht hier ja den Stress. Liberale Muslime haben daran kein Interesse.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@ Cavalieri, xxx,

alteingesessene Minderheiten waren meist irgendwann auch einmal neu eingewanderte Minderheiten (siehe Siebenbürger Sachsen in Rumänien, Wolgadeutsche in Russland, Deutsche in Namibia und sonstwo auf der Welt). Nach Ihrer Argumentation hätten sie sich alle, was ja teilweise durchaus passiert ist, assimilieren und ihre eigene Sprache und Kultur ablegen sollen. Oftmals geschah es infolge der Weltkriege, dass deutsche Minderheiten, sofern nicht vertrieben, einem Assimilationsdruck unterlagen, die eigene Sprache und Kultur aufzugeben, bis dahin, dass es ihnen direkt verwehrt wurde (siehe Frankreich, siehe Länder Osteuropas, siehe viele Länder der Welt während der Weltkriege). Dann wiederum zu sagen, wer es nicht gepflegt hat, hat auch kein Interesse an seiner Identität, ist recht zynisch. Sie haben in diesen Ländern oft „für uns“ noch Jahrzehnte nach den Weltkriegen gelitten.

Die Nachkommen der Hugenotten haben auch noch lange Zeit ihre französische Sprache und Kultur gepflegt. Ob jemand das möchte oder nicht, sollte ihm zumindest nicht staatlicherseits vorgeschrieben oder aktiv behindert werden. Klar kann der Staat nicht für Angehörige jeder Nationalität Sprachlehrer ausbilden und einstellen, aber wenn er es kann (weil es viele gibt), kann er das ja auch tun. Klar soll jeder, der in Deutschland lebt, Deutsch beherrschen, aber die Deutschen selbst werfen ihre Sprache und Kultur weg und ersetzen sie, wo irgendmöglich, durch englische Sprache und Kultur. Wie wollen sie da anderen vorschreiben, was deutsch sei?!?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Es ging mir nicht um die deutsche Kultur, was auch immer das sein soll, sondern um die „westliche“ Kultur, die Sie in Ihrem Kommentar als „englisch“ bezeichnen.

Die Japaner in Düsseldorf pflegen auch ihre eigene Kultur weiter, sie werden aber im Gegensatz zu den Migranten aus dem türkisch-arabisch-nordafrikanischen Raum als Bereicherung empfunden und machen vergleichsweise sehr wenig Stress. Die japanische Mentalität ist offensichtlich kompatibel mit der „englischen“.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Das liegt wohl doch eher daran, dass es wenige sind.

Die Vietnamesen in der ehem. DDR können das nicht so von sich sagen (anerkannt zu sein).

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Für mich ist westliche Kultur nicht gleich englische Kultur.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Das Elsaß gehörte ja mal zu Deutschland …
Ich habe nichts dagegen, dass Einwanderer ihre Kultur und Sprache pflegen, aber ich halte das nicht für eine staatliche Aufgabe Deutschlands (außer in den schon genannten Fällen von geschützten Minderheiten wie die Dänen im hohen Norden), schon gar nicht für eine „Kernkompetenz“. Wir haben so eine Mentalität des „Bepamperns“ entwickelt, die Leute können das nicht mehr selbst. Arbeitslose können ihre eigenen Kinder nicht mehr betreuen, obwohl sie nun viel Zeit dafür haben. Die Deutsch-Türken können ihren Kindern kein richtiges Türkisch mehr beibringen, obwohl doch in vielen Familien nur Türkisch gesprochen wird. Für alles und jedes soll der Staat Betreuer, Sozialarbeiter etc. bereitstellen. Dabei ist schon nicht genug Geld für die Inklusion da. Normalerweise würde man gerade von Auswanderern erwarten, dass sie sich selbst helfen können. Nur bei der Eingliederung (Integration) muss man ihnen Unterstützung anbieten, also Deutschkurse usw.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Sie, als Mitglied der Europäischen Union , können sich innerhalb der EU überall niederlassen, auch in Schlesien, der Provence oder dem Elsass, dort Häuser kaufen , dort leben und arbeiten, ihre Sprache sprechen und sich in den Gemeinden politisch betätigen.
Das konnte man früher nicht. Der größte Teil der Bevölkerung im Elsass spricht Alemannisch, was für uns gut zu verstehen ist. trotzdem hat die Mehrheit dort den Front Nation Gewählt. Diese Franzosen wollten den Euro beibehalten, aber aus der EU austreten.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Nein, immer weniger Menschen im Elsass sprechen Deutsch bzw. ihren heimischen deutschen Dialekt. Das ist Folge einer massiven Be- und Verhinderung durch die französischen Behörden in der Nachkriegszeit.

Dass das nicht so sein muss(te) – trotz verständlicher „Nachkriegsemotionen“ gegen alles Deutsche – zeigen andere Regionen: Südtirol, Ostbelgien, Siebenbürgen …

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@Sofawolf
Am Hofe Friedrich des Großen und anderer Fürsten der Zeit des Absolutismus wurde Französisch offiziell am Hofe gesprochen. Da war es für die gebildeten und gut ausgebildeten Hugenotten einfach wirtschaftlich Fuß zu fassen.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Wann genau und warum die Hugenotten aufhörten, ihre Sprache und Kultur zu pflegen, weiß ich nicht. Womöglich fällt das aber in die Zeit der Herausbildung der Nationalstaaten (19. Jahrhundert), als Deutschland ja auch versuchte, alles Slawische in seinen Grenzen zurückzudrängen, zu be- und zu verhindern.

Das ist bekannt als „Germanisierungspolitik“ Bismarcks u.a.

Geht doch!
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Man mag es kaum glauben, aber es soll auch Lehrer in anderen Ländern geben als Deutschland und es soll sogar Lehrer geben, die selbst zweisprachig sind. Man muss also nicht zwingend auf „jeden Muttersprachler“ zurückgreifen, sondern kann durchaus auf vorhandene Kompetenzen nutzen – besser nutzen als bisher. Für die Kinder und damit für unsere Zukünftige Gesellschaft wäre es sicher ein Gewinn.

Palim
5 Jahre zuvor

Die Beherrschung der Erstsprache hat durchaus Einfluss auf das Erlernen und die Beherrschung der Zweitsprache, demnach ist es sinnvoll, wenn die Erstsprache gut erlernt wird.

Dass Geld für Konsulatsunterricht ausgegeben wird, der aber nicht in staatlicher Verantwortung liegt, ist ebenfalls ein Kriterium, das angesprochen wird. Auch dort gibt es ja Lehrkräfte.

In anderen Ländern ist es übrigens durchaus so, dass Einwanderer nicht nur Förderung in der neuen Sprache erhalten, sondern auch Muttersprachlichen Unterricht.
Ob dieser durch ausgebildete Lehrer oder durch „Sprachlehrkräfte“ erteilt wird, könnte erfragt werden.

unverzagte
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

nach sprachtheoretischen erkenntnissen sollte zunächst die erstsprache perfekt erlernt werden, damit im verlauf dieses lernprozesses ein fundamentales verständnis für grammatische strukturen heranreifen kann, die letztlich notwendige voraussetzung für weiteren zweit-bzw. fremdspracherwerb sind.

aufgrund des lehrerinnenmangels werden wir uns vermehrt an sog. quereinsteigerinnen gewöhnen werden müssen, die nicht zwangsläufig einen schlechteren job machen bzw. ein theorielastiges pädagogikstudium ist kein garantie für praktische unterrichtsqualität.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Für ersteres sind die Eltern zuständig. Letzteres ist wohl wirklich unabwendbar, bei guten und lernwilligen Klassen mit kooperativen Eltern teile ich Ihren Optimismus – allerdings nur dann.

unverzagte
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

1) demnach entscheiden sie den weiteren einsatz aller nichtdeutsch unterrichtenden.

2) ihrer ansicht nach wäre die qualität eines unterrichtes von der persönlichkeit des lehrenden unabhängig bzw. wird vielmehr von der zielgruppe entschieden.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

zu 2) Natürlich entscheidet auch die Zielgruppe über die Qualität des Unterrichts. In einer Klasse mit nur lernwilligen IQ>115 können Sie unabhängig von Ihrer Persönlichkeit ganz anders arbeiten als mit verhaltensauffälligen IQ<85. Beim Gemischtwarenladen wie derzeit orientieren Sie sich tendenziell eher an der Verhaltensauffälligkeit als am Lernwillen, weil ersterer ohne Kontrolle nur Chaos verbreitet.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Gerade weil viele Kinder im vorschulischen Bereich großen Mangel in der Sprache aufzeigen, hat man die Sprachförderung vor der Einschulung eingesetzt und viele Kinder auch deutscher Familien haben diese bitter nötig, weil sie einfachste Begriffe (Wörter wie Birne, Kirsche, Turm, grau, Knie, Arm, blond, über, Zwischen) und einfache Grammatik (Artikel, Sätze mit mehr als 4 Wörtern) nicht aktiv und auch oft nicht einmal passiv beherrschen.

Aber Sie sind in guter Gesellschaft bei der Befürwortung von Benachteiligung und mangelnden Förderung in früher Kindheit. Die Streichung der Sprachförderung in Nds. als Leistung durch Lehrkräfte wird nun (vielleicht) von Kräften der Kindergärten übernommen. Dabei zählt bei der Zuteilung von Geldern die Zahl der ausländischen Kinder. Auf ein Screening aller Kinder als Erhebung wird in Zukunft verzichtet.

Wäre der Zweitsprachunterricht in schulischer Verantwortung, könnte auf die Erkenntnisse aus diesem Unterricht zurückgegriffen und Inhalte abgesprochen werden. Gerade bei denen, die DaZ nicht gut lernen, wüsste ich gerne, wie sicher das Fundament der Erstsprache ist. Und die Sprachlehrkräfte könnten als Teil des Teams vermutlich auch vermitteln.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

Spricht das nicht gegen „Frühenglisch“?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Gegen Frühenglisch als Unterrichtsfach in der Grundschule spricht aus meiner Sicht alles, u.a. natürlich die Lücken im Deutschen.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

„u.a. natürlich die Lücken im Deutschen.“
… dafür sind doch Ihrer Meinung nach die Eltern zuständig.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ja, die Eltern oder wenn es sein muss die Kindergärten. Notwendige Voraussetzung für Schulreife von in Deutschland aufgewachsenen Kindern ist für mich die Beherrschung der gesprochenen deutschen Sprache. Grundschullehrer sollen den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen, Sprechen ist Aufgabe der Eltern.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Wo sind denn dann noch „Lücken im Deutschen“, die gegen Frühenglisch sprechen, wenn doch Eltern und Kindergarten so gut gearbeitet haben?
Dann kann doch auch Frühenglisch erteilt werden, natürlich rein schriftlich, „Sprechen ist Aufgabe der Eltern“. (Demnächst wollen diese sicherlich mit im Unterricht sitzen, damit sie für ihr Kind sprechen können).

Sie beurteilen mal wieder „rein fachlich“ Unterrichtsinhalte bei sehr kleinen Kindern, verlieren dabei allerdings die Realität aus dem Blick. SuS werden eingeschult, wenn sie ein entsprechendes Alter erreicht haben. Da wartet niemand, ob die sprachlichen Fähigkeiten sich in den kommenden 1-6 Jahren im gleichen Elternhaus noch entwickeln.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Bei den Eltern, die im Vorfeld gut gearbeitet haben, und den Schülern, die die Anforderungen der Grundschule spielend bewältigen können, habe ich auch nichts gegen über Lesen, Schreiben und Rechnen hinausgehende Unterrichtsinhalte wie z.B. Englisch. Den Unterricht dann aber bitte vernünftig und nicht aus Rücksicht auf die nicht ganz so leistungsstarken Schüler als in der Praxis ab Klasse 5 vollkommen nutzlose Spaßveranstaltung. Schule darf Freude machen, den Spaß sollte man auf die Pausen beschränken.

Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen, sind Sie erneut auf dem Kuscheltrip, wie sofawolf es so gerne ausdrückt. Daher wundern Sie sich bitte nicht, wenn Grundschullehrer eine so schlechte Lobby haben und von den „Räten“ so belächelt werden.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ah, jetzt habe ich es:
Wenn man die Realität nicht sehen will, sondern immer nur von Kindern ausgeht, deren Eltern sich um alles kümmern können und von Kindern, deren IQ>120 ist und die keinerlei Beeinträchtigungen mitbringen und man dabei selbst mit „Dienst nach Vorschrift“ sehr erfolgreich sein kann, wirkt jeglicher anderer Unterricht als „Kuscheltrip“ und die Meinung der Grundschullehrkräfte verdient es nicht, gehört zu werden.

Dann reicht es sicherlich in Zukunft, wenn wir eine Gymnasial-Grundschule einrichten samt Aufnahmeprüfung. Die restlichen Kinder lassen wir zu Hause.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Moment, ich sehe die Realität, bzw. die Form der Realität, die mir in Klasse 5 angeliefert wird. Diese Realität sagt mir, dass in den Grundschulen eine Menge Nebenkriegsschauplätze überbetont und der Hauptschauplatz „Lesen-Schreiben-Rechnen“ sträflich vernachlässigt wird. Je mehr „Beeinträchtigungen“ es gibt, desto wichtiger wird der Hauptschauplatz. Ich habe eher den Eindruck, dass die Nebenkriegsschauplätze auch im Lehrplan immer wichtiger werden.

Übrigens bedienen solche emotionalen Reaktionen genau den Vorurteilen, weswegen Sie als Grundschullehrkraft zu wenig Gehör finden. Formulieren Sie die Kritik sachlich, aber bestimmt. Stellen Sie sich auch mal die Frage, weshalb die „Räte“ nicht so reagieren wie die Grundschullehrer, wenn die Hochschulen und Firmen mal wieder über das nicht vorhandene Wissen der Studenten und Azubis meckern.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Wo war da die Emotion? Es war eine Zusammenfassung Ihrer Statements der letzten Tage, nicht meiner.

Wie Sie schon sagen:
„ich sehe die Realität, bzw. die Form der Realität, die mir in Klasse 5 angeliefert wird“
Sie sehen nur die Kinder, die das Gymnasium erreichen, nicht aber die anderen.
Sie erwarten ein Niveau, das Sie sich in den Kopf gesetzt haben, unabhängig von Curricula der GS oder SekI. DAS bezeichnen Sie dann als „sachlich“ und „fachlich“, oder ansonsten als „nicht dazugehörig“.
Wie wäre es mit Aufnahmeprüfungen, die durch das Gymnasium durchgeführt werden, mit ganz klaren fachlichen Vorgaben in ALLEN Fächern?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Stimmt. Ich sehr in der Tat die Kinder, die das Gymnasium erreichen und _daher_ graust es mich vor denen, die das nicht schaffen.

Was meinen Sie eigentlich mit _allen_ Fächern? Inhaltlich reicht Lesen, Schreiben, Rechnen (alles auf Deutsch) vollkommen aus. Dafür braucht es kein Curriculum. Auf alle anderen so genannten Kompetenzen kann ich verzichten.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

„Dafür braucht es kein Curriculum.“
Das war mir klar, das Sie das so sehen.
Gerade deshalb habe ich neulich die schulformübergreifenden Hinweise zum RS-Unterricht gelobt, weil die Lehrkräfte der weiterführenden Schulen einen Überblick über die Vorgaben erhalten könnten.

„_daher_ graust es mich vor denen, die das nicht schaffen“
Das ist mir auch klar, wobei ich mich angesichts IHRER emotionalen Äußerung schon ein wenig wundere 🙂 .
Warum nur belächeln „die Räte“ diejenigen, die nicht auf ihre Schule gehen, wenn es sie selbst so davor graust?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ich versuche es mal sachlich:
– Sie setzen die Vorgaben so um, wie es die extrem heterogene Schülerschaft zulässt. Ob die Vorgaben, selbst wenn sie erfüllt werden würden, die Schüler auf die weiterführende Schulform vorbereitet, auf die die Eltern ihre Kinder danach anmelden, steht auf einem anderen Blatt. Das braucht Sie aber auch nicht zu interessieren.
– Sie regen sich über die Kinder auf, die körperlich schulreif, sozial aber sehr unreif auf Ihre Schule kommen. Dafür sind die Kindergärten und die Eltern verantwortlich.
– Ich machen dasselbe über die Fünftklässler und weiß ganz genau, dass die Abiturienten aufgrund des falschen Lehrplans nicht auf ein Hochschulstudium vorbereitet werden.
– Die Kollegen an Sek I-Schulen machen dasselbe über die Fünftklässler und wissen ganz genau, dass die Absolventen aufgrund des falschen Lehrplans kaum ausbildungsreif sind.
– Die Dozenten an der Hochschule machen dasselbe über die Abiturienten und wissen wohl auch ganz genau, dass die Bachelors eigentlich kaum etwas wissenschaftliches und kaum wirtschaftlich verwendbares wissen.

usw.

Übrigens belächeln „die Räte“ nicht die Sek I-Lehrer, weil die mit denen nichts zu tun haben. Da gibt es eine andere Schulform.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

„Sie regen sich über die Kinder auf, die körperlich schulreif, sozial aber sehr unreif auf Ihre Schule kommen.“
Genau an der Stelle steige ich aus Ihrer Argumentation aus!

Ja, ich finde es schlimm, wenn Eltern es nicht schaffen, sich angemessen um ihre Kinder zu kümmern.
Aber auch diese Eltern hatten zuvor Eltern, die Eltern hatten…
Und?

Wenn der Kindergarten in einem Jahr nicht auffangen kann, was notwendig ist, und dies auch in 1 Jahr Schulkindergarten, so es ihn noch gibt, nicht gelingt, dann wird das Kind eingeschult.
DANN ist es Aufgabe der Lehrkräfte, dieses Kind angemessen zu beschulen.

Ob die Kinder körperlich-motorisch, sozial-emotional, in ihren Wahrnehmungsleistungen, sprachlich, gesundheitlich oder kognitiv schulreif sind oder nicht, sie sitzen in meiner Klasse.
Da gibt es keine Aufnahmeprüfung UND von MEINER Seite auch nicht den Wunsch, dass die Kinder vom Bildungssystem ausgeschlossen werden.
Auch unterstellen Sie gerne, dass eine heterogene Schülerschaft bedeuten würde, dass man sich generell am Schwächsten orientieren müsste. Muss man nicht!
Und Sie unterstellen zumeist, dass die Kinder, die einen schwachen IQ haben, die sind, die unentwegt den Unterricht stören würden. Tun sie nicht!

„Ob die Vorgaben, selbst wenn sie erfüllt werden würden, die Schüler auf die weiterführende Schulform vorbereitet, auf die die Eltern ihre Kinder danach anmelden, steht auf einem anderen Blatt.“
Wenn die Lehrkräfte der weiterführenden Schule die Vorgaben nicht lesen oder nicht anerkennen wollen, sondern eigene erdenken und daran die Kinder messen, sollte es das Problem DIESER Lehrkräfte sein. Ist es aber offenbar viel zu selten.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Ihr letzter Absatz ist ja das Problem. Wenn Sie sich an den Lehrplan halten, machen Sie alles richtig. Dass diese Vorgaben und die Anforderungen der höheren Stufe inkompatibel sind, ist nicht Ihre Schuld. Allerdings ist es auch nicht meine Schuld, wenn meine Vorgaben nicht nahtlos an die Ihrigen anschließen.

Leider müssen Sie das aufholen, was im Vorfeld verpasst wurde und wir das aufholen, was bei Ihnen aufgrund Ihres Nachholbedarfs bei zu vielen Schülern nicht geleistet werden konnte.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

„Allerdings ist es auch nicht meine Schuld, wenn meine Vorgaben nicht nahtlos an die Ihrigen anschließen.“

Stimmt, das haben wir mehrfach schon festgestellt, aber eben auch, dass SekI-LuL von veränderten Vorgaben gar nichts wissen und entsprechend antiquierte, selbst erdachte oder überzogene Vorstellungen haben.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Was ist eigentlich an Lesen, Schreiben und Rechnen überzogen? Von der schriftlichen Division mit dem Rattenschwanz habe ich mich ja schon verabschiedet. Sachunterricht, Zeichnen, Singen, Englisch, Purzelbaum usw. verlange ich ja nicht.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  unverzagte

@unverzagte
Es gibt doch genügend türkische ,arabische, polnische und russische Lehrer, die hier unterrichten dürften, wenn deren Ausbildung im Herkunftsland anerkannt würde.
Wer früher aus Polen emigrierte, wurde hier mit seinem Studium nicht anerkannt, musste das Studium in Deutschland fortsetzen . Und die Türkei hat sehr viele demokratie-orientierte Lehrer einfach auf die Straße gesetzt. Warum holt man diese Menschen nicht hierher. Sie dienen gleichzeitig als Basis für eine Zeit nach Erdogan und seiner korrupten Regierung. Das gleiche gilt für syrische Lehrer, die hier arabisch ohne eine Indoktrination unterrichten könnten.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Deutschland selbst gibt Gelder aus, um die deutschen Minderheiten in aller Welt dabei zu unterstützen, Sprache und Kultur zu erhalten. Warum sollten das dann andere Länder mit ihren Minderheiten bei uns nicht tun dürfen?

Wichtig ist ja nur, dass damit keine politische „Indoktrination“ verbunden ist.