Warum haben Baden-Württemberg und Bayern immer die besten Ferienzeiten? Gebauer sagt der KMK-Ferienordnung den Krieg an

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DÜSSELDORF. Schüler, Eltern und Lehrer in Nordrhein-Westfalen hatten in diesem Jahr erstmals seit 1966 wieder eine Woche lang Pfingstferien – und sie haben offenbar Geschmack daran gefunden. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will sich dafür einsetzen, den Sonderfall zur Regel zu machen. „Die Zustimmung dazu ist groß und ich unterstütze das ausdrücklich“, sagte Gebauer der „Rheinischen Post“. Das Problem: Die Ferienordnung in Deutschland ist ein unter den 16 Bundesländern fein abgestimmtes Konstrukt. Krach ist also programmiert.

Schulministerin Yvonne Gebauer möchte dem Wunsch nach regelmäü9gen Pfingstferien für NRW Rechnung tragen. Foto: Harald Krichel / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Schulministerin Yvonne Gebauer möchte dem Wunsch nach regelmäü9gen Pfingstferien für NRW Rechnung tragen. Foto: Harald Krichel / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Sie werde das Thema Ferienregelung in der Kultusministerkonferenz ohnehin ansprechen, kündigte Gebauer an. Denn es gebe viele Fragen, die grundsätzlich einmal zwischen den Ländern besprochen werden müssten, wie beispielsweise auch der Ferienbeginn. «Warum haben Bayern und Baden-Württemberg immer zum letztmöglichen Zeitpunkt Sommerferien?», fragte die Schulministerin und fügte hinzu: «Hier meine ich, dass es zu neuen Regelungen kommen muss». Diese durchzusetzen sei aber «ein dickes Brett», die anderen Bundesländer hätten auch ihre Interessen.

Kurzfristig sei eine Änderung ohnehin kaum möglich. «Die Ferienpläne stehen bis 2023/2024 fest, und daher wird es hier keine schnellen Entscheidungen geben können», sagte Gebauer. 2014 hatten die Kultusminister sich auf die bestehende Ferienordnung geeinigt.

Tatsächlich sind Pfingstferien plus später Sommerferienbeginn hoch attraktiv. Beide Zeiträume liegen weitgehend außerhalb der Hauptreisesaison von Mitte Juni bis Mitte August, sodass Familien günstiger reisen können. Darüber hinaus verspricht der Hochsommer besonders warme Ferientage. Auch pädagogisch gilt ein früher Sommerferienbeginn als schwierig: Die Unterrichtszeit zwischen Weihnachts- und Sommerferien fällt dann arg kurz aus. Die Prüfungsphasen nach Ostern müssen komprimiert werden – und das bedeutet: Lernstress für die Schüler, Korrekturstress für die Lehrer.

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„Rollierendes System“

Die Bundesländer stimmen sich bei der Ferienordnung ab, um Superstaus auf den Autobahnen zu vermeiden – und um den Bedürfnissen der Tourismusindustrie zu entsprechen. Eine gestreckte Feriensaison verspricht insgesamt eine bessere Bettenauslastung und damit mehr Umsatz. Für die verschiedenen Ferientermine soll insgesamt ein „Zeitraum von 90 Tagen weitmöglichst ausgeschöpft“ werden, so hat die KMK beschlossen. Der Spielraum für die Ferientermine erstreckt sich in der Regel vom 20. Juni bis zum 15. September. Das wechselt aber von Jahr zu Jahr. Fallen Ostern und Pfingsten spät ins Frühjahr, starten die ersten Länder auch erst später in die Sommerferien.

Damit es gerecht zugeht, werden die Termine der Sommerferien von den Kultusministern langfristig nach einem „rollierenden System“ festgelegt. Das heißt, mal starten die einen Länder früher in die Ferien, mal die anderen. So sollen möglichst alle Schüler, Eltern und Lehrer mal in den Genuss der Vorteile eines späteren Sommerferienbeginns kommen. Allerdings: Bayern und Baden-Württemberg beanspruchen für sich seit je her eine Extrawurst – und bekommen sie auch.

Die beiden südlichen Bundesländer machen traditionell im «rollierenden System» der anderen 14 Länder nicht mit und bestehen auf den späten Ferientermin von Anfang August bis Mitte September. Früher begründeten sie das damit, dass viele Kinder bei der Ernte helfen müssten. Heute zieht das Argument nicht mehr. Mancher Schulminister sieht das Beharren seiner bayerischen oder baden-württembergischen Amtskollegen auf den späten – attraktiven – Termin mit Argwohn. News4teachers / mit Material der dpa

Auf der Facebook-Seite von News4teachers wird das Thema schon eifrig debattiert.

Sommerferien: Welche Vorteile haben die Spätstarter – und welche Nachteile?

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sofawolf
5 Jahre zuvor

Es sollte auch mal grundsätzlich darüber nachgedacht werden, die Ferienzeiten zu verlängern (natürlich dann an anderer Stelle kürzen !). Die Ferien zwischen den Schulhalbjahren finde ich am wichtigsten. Im Osten gibt es ja noch die Winterferien; im Westen soll z.B. freitags das erste Halbjahr enden und am Montag das zweite beginnen. Das finde ich furchtbar. Da hat man ja als Lehrer (und Schüler) gar keine Atempause!

Die Winterferien sollten also deutschlandweit 2 Wochen betragen.

Die Sommerferien sollten 8 Wochen betragen. Sonst ist das eine sehr kurze Zeit, in die alle Eltern mit Kindern ihren Urlaub legen müssen.

Außerdem sollten elternfreundlich die Schließzeiten abgeschafft werden. Eine Schule muss dann eben so viele Erzieher haben, dass diese jederzeit (und nicht nur in der Schließzeit), natürlich abwechselnd ihren Urlaub machen können.

GEW, das wäre mal was! Schließt euch an!
(Zu teuer? Ach was, wir haben das doch die spudelnden Steuereinnahmen.) 😉

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

„… die Ferienzeiten zu verlängern (natürlich dann an anderer Stelle kürzen !)….“
Warum nicht auch insgesamt verlängern? In Italien haben die Schüler fast einen Monat insgesamt mehr Schulferien, in Belgien haben wie 2 Monate im Sommer und dann zusätzlich Weihnachts-, Oster- und Krokusferien.
Wenn in D Juli und August komplett frei wären, bräuchte man keine Staffelung nach den Bundesländern. Die Staus würden weniger entstehen, weil ja nicht alle am ersten Tag losfahren und am letzten Tag zurückkommen werden. Das würde sich „at random“ regeln. In anderen Ländern geht’s doch auch.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Nun ja, wir wollen es auch nicht übertreiben, oder? 🙂

Es gibt ohnehin schon genug Unterrichtsausfall. Irgendwann w/sollen wir auch unterrichten, nicht wahr?!

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@sofawolf
Sie sind plötzlich selbst dafür, dass in Schulen Erzieher beschäftigt werden, wo Sie doch sonst immer nur auf die Steuereinnahmen verweisen.

In meiner Region gibt es keine Erzieher an den Schulen, es gibt auch keine Horte
und das Ganztagesangebot erreicht nach vielen Anstrengungen in den letzten Jahren inzwischen 50% der Kinder. Für die anderen ist nach 5 Zeitstunden die Beaufsichtigung beendet.

Schon merkwürdig, dass Ihnen das angesichts der Ferien nun plötzlich wichtig ist und die Steuereinnahmen ganz egal,
zur sonstigen Unterstützung der Bildung aber nicht wichtig genug.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ist das eine Ihrer üblichen Falschauslegungen? Absicht oder Unvermögen? Es erinnert mich an Ihre Aussage, dass Sofawolf auch nur mehr Geld wolle, weil er (sie?) schrieb, wer wolle nicht gerne mehr verdienen … (Der zweite Teilsatz, dass das aber jetzt nicht das Wichtigste für uns Lehrer sei, wurde geflissentlich weggelassen.) Absicht, Unvermögen, Methode? 🙂

Ich sagte nie, es sollten keine Steuergelder mehr ausgegeben werden. Es ging und geht mir immer darum, WOFÜR sie ausgegeben werden. Ich sagte immer, dass auch kleinere Klassen und gesenktes Stundensoll kostet, weil man dafür mehr Lehrer braucht. Ich sagte aber, dass das jetzt wichtiger sei als einfach nur mehr Geld ins Portmonee des Einzelnen zu geben. Von entlasteten, also auch weniger gestressten (und dann weniger ausgebrannten und/oder dauerkranken, also ausfallenden) Lehrern profitieren übrigens auch die Schüler.

In gleicher Weise dürfen Sie mein Plädoyer für mehr Erzieher u.a. betrachten. Auch mein Vorschlag nach 2 Vollzeitsekretärinnen würde kosten. Auch die kostenfreien Kindergärten kosten usw.-usf. Für Steuersenkungen habe ich mich nie ausgesprochen, sondern immer dagegen argumentiert, weil sie den Staat arm machen und am Ende zahlen wir alle die Zeche, aber den Reichen tut es nicht weh und den Ärmeren umso mehr. Kurz gefasst: Weniger Eigenutz – mehr Gemeinwohl! Verstehen Sie es nun?

Pälzer
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Ferienzeiten verlängern? Soweit ich mich erinnere, hat die Metastudie von Hattie diese Frage beantwortet: lange Sommerferien schaden dem Lernerfolg. Das entspricht auch dem gesunden Menschenverstand. Die seit langem üblichen 6 Wochen in Deutschland haben sich bewährt.

Palim
5 Jahre zuvor

Derzeit erstreckt sich die Ferienzeit über 12-13 Wochen, in denen die Bundesländer zu verschiedenen Zeiten Sommerferien haben, zudem gibt es verschiedene zusätzliche Ferienmöglichkeiten durch Winterferien, Pfingstferien von mehreren Tagen.
Vor ein paar Jahren gab es einen Sommer, in dem das anders war … und schon gab es Klagen der Wirtschaft hinsichtlich des Buchungszeitraumes für Quartiere/ Flüge etc.

Warum die späten Ferien die besseren sein sollen, erschließt sich mir nicht.
Was man im Juni/Juli an Zeit zur Verfügung hat, verliert man im August/September und beginnt quasi erst im Herbst.
Die südlichen BL vergeben ihre Zeugnisse zu einem anderen Termin, damit die Länge der Halbjahre gleichmäßiger ist.

Dass es Vorteile hat, nicht zu rollieren, ist mir klar: Das Schuljahr ist immer gleich lang, während es in anderen BL lange und kurze Schuljahre gibt, auf die man sich immer neu einstellen muss.
Schwierig finde ich, wenn beim Wechsel Sprünge von 4 Wochen entstehen, wie in den letzten Jahren mehrfach in Nds.
Dann ist die Grundschulzeit 6 Wochen kürzer oder länger als bei anderen Kindern.
Durch die unterschiedlichen Stundentafeln in den Bundesländern ergeben sich jedoch größere Unterschiede!

Aufmerksamer Beobachter
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Palim schrieb: „Dann ist die Grundschulzeit 6 Wochen kürzer oder länger als bei anderen Kindern.“

Was sehr viel entscheidender ist: Die Vorbereitungszeit auf das Abitur ist auf einmal um Wochen verkürzt, das erste Halbjahr endet für die Q2 in Nds. Wochen vor dem „offiziellen“ Halbjahresende etc. etc.

D a s sind die wirklichen Probleme. D a s ist wirkliche Ungleichbehandlung (von Abiturientinnen und Abiturienten). Außerdem ist es eine weitere bodenlose Frechheit gegenüber jenen Lehrkräften, die in diesen Extrem-Jahren Abiturkurse unterrichten müssen – um von der auf „Nahe Null“ zusammenschmilzenden Korrekturzeit im Abi mal gar nicht zu reden.

Palim
5 Jahre zuvor

Schuljahresbeginn
Nds 3.8.17
BY 12.9.17

Schriftliches Abi
Nds 9.4.-4.5.18
BY 2.5.-11.5.18

Mdl. Prüfungen
Nds 7.5.-24.5.18
BY 4.6.-15.6.18

Ausgabe der Zeugnisse
Nds. 21.06. – 23.06.2018
BY 29. Juni 2018

Beginn der Sommerferien
Nds. 27.6.2018
BY 27.7.2018

Wenn BY 6 Wochen später das Schuljahr beginnt,
die schriftlichen Arbeiten aber nur 1 Woche später liegen
und die Abiturzeugnisse nur 1 Woche später verteilt werden,
müssten doch die BY im Nachteil sein.
Allerdings hatten die Schüler in BY über 12 Schuljahre 21 Wochenstunden mehr Unterricht. Da sind sie womöglich besser aufs Abi vorbereitet.

Zwischen den schriftl. und mdl. Prüfungen ist je nach Fach oder BL mal mehr und mal weniger Abstand.
Nds. legt für jedes Fach Tage fest für schriftliche und mündliche Prüfungen, der Abstand der Prüfungen hängt für den Prüfling von seinen Fächern ab.
BY legt offenbar 3 Prüfungstage fest und 2 Wochen für die mündlichen Prüfungen. Der Abstand der Prüfungen scheint somit für alle Prüflinge in etwa gleich lang zu sein.

Hatte RLP 2 Jahrgänge (G8+G9) und hat das Abi von Januar-März und von Februar-Juni doppelt durchgeführt? Oder wird das Abi am Gym generell von Januar-März abgelegt?

Die Termine für 2019 finden sich u.a. auf http://www.abiturtermine.de

dickebank
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Der Knackpunkt ist der Zeitpunkt des Endes des Schulhalbjahres. Durch das Rollieren gibt es Schuljahre, die lediglich auf 38 Schulwochen kommen.
In der regel endet in NRW das Schulhalbjahr 13.1 vor den Weihnachtsferien, dmit das zweite Halbjahr ausreichend lang ist, da das Ende, der letzte Unterrichtstag mit dem Beginn der Osterferien terminiert ist. Durch die anschließenden Mai-Feiertage sind die Terminierungen sowoh für die Zp10 als auch das Zentralabi komplexerer Natur. Es hat schon Vorteile, wenn diese zentralen Arbeiten in den Pfingstferien korrigiert werden können und diese Arbeiten nicht en passant im laufenden Betrieb erfolgen müssen.

Aufmerksamer Beobachter
5 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

dickebank schrieb: „Der Knackpunkt ist der Zeitpunkt des Endes des Schulhalbjahres. Durch das Rollieren gibt es Schuljahre, die lediglich auf 38 Schulwochen kommen.“

So ist es. Hinzu kommt – als weiteres Ärgernis für die betreuenden Lehrkräfte – die Tatsache, dass die Klausuren in korrekturintensiven Fächern wie Deutsch wegen des „gemeinsamen Aufgabenpools aller Bundesländer“ immer ganz weit hinten liegen, sodass z.B. Nds und BW gleichzeitig schreiben. Das bedeutet für die nds. Lehrkräfte, dass sie für die Korrektur (parallel zum „normalen“ Unterrichtsbetrieb) nur wenige Tage haben, während in BW das Schuljahr noch ’ne Weile weiterläuft und die Abi-Entlassungsfeiern dementsprechend später terminiert werden können.

In Nds. hat man deshalb in den vergangenen zwei Jahren in vielen Fällen darauf verzichtet, die Korreferate (Zweitkorrekturen) auch noch – wie eigentlich geplant – „außer Haus“ durchführen zu lassen, also von einem Kollegen einer anderen Schule. Dann wäre eine Korrektur bis zum Entlassungstermin der Schüler nämlich schon aufgrund der logistischen Umstände unmöglich geworden.

@ Palim: Einen „doppelten Abiturjahrgang“ gab es einmalig 2011.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Wenn die Abi-Zeugnisse quasi zeitgleich vergeben werden, müssen doch die Lehrkräfte in BW bzw. BY ihre ABI-Korrekturen im gleichen Zeitraum erledigen.
Sinnvoll ist dickebanks Argument, dass im Süden in diesen Zeitraum die Pfingstferien fallen könnten. Freie Mai-Feiertage gibt es zwar überall, den Brückentag aber eher im Norden.
Der Zeitraum bleibt sonst der gleiche, da ja zwischen gleichem Prüfungstermin und gleichem Zeugnistermin gleich viele Tage liegen.

Den „doppelten Abiturjahrgang“ gab es bereits in Nds durch die Umstellung von G8 auf G9.
Meine Frage bezog sich deutlich auf RLP, da ich für dieses Jahr Abi-Termine für Januar-März UND für Februar-Juni gefunden habe.
RLP schreibt ansonsten das Abi offenbar generell im Januar. Warum ist das so?
Warum können nicht alle Länder im Januar schreiben?

Man wird die Ferien der BL nicht alle auf exakt die gleichen 6 Wochen legen.
Somit ist zu überlegen, ob sich hinsichtlich der Abschlussprüfungen in Klasse 10 und zum Abi andere Regelungen finden lassen.

Sinnvoll bleibt, dass beim Verschieben der Ferien keine extremen Sprünge erfolgen, sodass die Schuljahre einigermaßen gleichlang bleiben.

Frank Schaible
5 Jahre zuvor

Klingt eindeutig, ist aber leider falsch recherchiert. In den 70er und 80er Jahren haben Baden-Württemberg und Bayern bei den Sommerferien noch mitrolliert (vgl. http://www.schulferien.org). Hab ich übrigens auch selbst so erlebt 😉

Meines Wissens wurde das erst in den 90ern geändert, so dass BaWü und Bayern die jetzigen festen Termine bekamen. Allerdings finde ich auf die schnelle online keine Belege dafür. U/nd das mit dem schönen Wetter ist Glückssache. Im Süden heißt es oft, dass die anderen Bundesländer wettermäßig im Vorteil sind, da es gegen Ende August oft herbstlich wird.

Aber egal. Irgendwas ist immer. 🙂

klexel
5 Jahre zuvor

Rollieren ist bei 16 Bundesländern absolut notwendig, denn es muss eine Gesamtzeit von ca. 92 Tagen ‚gefüllt‘ werden. Würde man die Sommerferien auf einen kürzeren Bereich stauchen, wäre das für alle Beteiligten eine Katastrophe: Alle Hotelbetten an den deutschen Küsten wären vergeben, die Menschen, die in der Tourismusindustrie arbeiten, hätten enorme Ausfälle bis hin zum Bankrott, Flüge würden sich immens verteuern, die Staus auf den Autobahnen nähmen kein Ende – alles keine Option.
Nur: Wieso nehmen sich Ba-Wü und Bayern seit Jahren das Recht, aus diesem System auszuscheren? Noch dazu ohne überzeugende Argumente?
Dass das Argument der Kinder-Erntehelfer nicht mehr zieht und einfach nur saublöd ist, haben selbst die Bayern und Ba-Wüler eingesehen und schweigen dahingehend inzwischen still, um sich nicht noch mehr vor der KMK zu blamieren.
Aber deren zweites Argument ist mindestens ebenso hanebüche:
„Wir brauchen die späten Sommerferien, weil wir so lange (14 Tage) Pfingstferien haben. Sonst wird das 2. Halbjahr zu kurz. Und auf diese Ferien können wir nicht verzichten, weil sich die Eltern mit ihrer Ferienplanung drauf eingestellt haben. Die meisten Eltern wollen dann in den Urlaub.“
Merkt ihr selber, wie blöd das ist? Und wie lächerlich? Und wie unfair allen anderen Bundesländern gegenüber? Aber diese Arguemnte stammen nicht von mir, ich schwör! 😉 Vielleicht möchten die Schleswig-Holsteiner auch gerne mal in den langen Pfingstferien in die Sonne fliegen, weil der norddeutsche Frühling zu lang und zu kalt ist? Aber keines der 14 Bundesländer kommt auf die abstruse Idee, so etwas zu fordern.
Und das dritte Argument, das Wetter, zieht schon mal gleich gar nicht. Wir haben immer schon mal sehr kühle verregnete Frühsommer und nen schönen Herbst – oder eben einen heißen Frühsommer und nen verregneten Herbst. Das trifft jeden, der rolliert, gleichermaßen.
Fazit: Es gibt nicht einen einzigen Grund für die beiden Bundesländer, nicht zu rollieren. Alle Pseudogründe sind mimimimi.
Einziges Problem: Das Gejammer ist schon viele Jahre alt, die Lobby der beiden Südländer ist stark und uneinsichtig, und selbst, wenn es eine Änderung gäbe, würde sie aufgrund der langfristigen Ferienfestlegung seitens der KMK ohnehin erst in 10 oder mehr Jahren greifen. Also ein frustrierendes Sommerlochthema, das keines wäre, wenn es ein faires Verhalten der beiden Länder gäbe.

dickebank
5 Jahre zuvor

Die Nordrhein-Westfalen sind zu Zeiten der Rüttgers Regierung (B. Sommer war damals Schulministerin) sogar einmal gefragt worden, ob sie ebenfalls wie die Bayern und Baden-Würtemberger Sommerferien am Ende des Zeitraumes haben wollten, und haben dies mehrheitlich abgelehnt.
Der damalige Vorstoß kam von den Industrieverbänden, die das Problem – auch heute noch haben -, dass die werksferien der großen Automobilbauer nicht mit den Ferienterminden der NRW-Schulen korrelieren. Wenn die süddeutschen autobauer noch produzieren, sind die NRw-Zulieferer im Ferienmodus, wenn die NRW-Firmen wieder mit voller Kapazität produzieren können, gehen die süddeztschen Autobauer in die betriebsferien. Die Industrie hat also ein Logistikproblem und will das durch synchronisation der Ferientermine lösen.

Am meisten lache ich derzeit aber über Pressemeldungen hier in NRW, dass Frau Gebauerplane den Zeitraum der Pfingstferien zu verdoppeln.
In NRW hat es abgesehen von diesem Jahr in den letzten 50 Jahren meist nur den Dienstag, der auf den Pfingstmontag folgt, als Ferientag gegeben. Bei einer dopelt solangen Ferienzeit zu Pfingsten, fangen wir demnächst also am Donnerstag und nicht erst am Mittwoch wieder an zu arbeiten.

Spannend finde ich ja nur, dass es bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts in NRW noch Pfingstferien gegeben hat (1 Woche), und das obwohl zu diesen zeiten der beginn des Schuljahres an die osterferien gekoppelt war.. D.h. nach Ostern eingeschult und schon knapp sechs Wochen später gab es Pfingstferien … Aus den damaligen Leuten konnte ja auch nichts werden:)

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ist das Schuljahr kurz (mehrwöchiger Sprung der Ferien nach vorne) oder lagen die Sommerferien spät, liegen zwischen Einschulung und Herbstferien auch nur 6 Wochen – wie im kommenden Jahr in NRW 😉

Nds hatte in der letzten Ferientafel immense Sprünge,
sodass man im SJ 12/13 ganze 173 Schultage hatte
aber im SJ 13/14 insgesamt 211 Schultage.
Das trifft alle Schüler und ist m.E. ein Nachteil eines nicht ausgewogen rollierenden Systems.

Auch wurde offenbar der Zeitraum erweitert, denn früher gab es keinen Ferienbeginn Ende Juli für Nds., den wir inzwischen mehrfach hatten und den wir auch wieder bekommen werden. Man hat also mit BW und BY gemeinsam Ferien, früher war das diesen Ländern vorbehalten.
Dazu kommt auch, dass es keine 2wöchigen Pfingstferien gibt, sondern nur besagten 1 Tag, der die lange Zeit zwischen Ostern und Ende Juli unterbrechen würden, wie im Süden.

Im Sommer bedeutet das Ausschöpfen des Ferienkorridors von 92 Tagen, dass die BL der frühen und der späten Ferien keine gemeinsamen Ferienwochen haben, anders, wenn er nicht ausgeschöpft wird, dann können es auch nur 71 oder 73 Tage sein.
https://www.drv.de/fachthemen/deutschlandtourismus/detail/sommerferienregelung-gutes-zeichen.html

„Jeder Tag, der wegfällt, bedeutet für die Branche einen Verlust zwischen 30 und 120 Millionen Euro“, sagte vor wenigen Tagen Reinhard Meyer vom Deutschen Tourismusverband (DTV).“ (Mitteldeutsche Zeitung vom 13.04.13)
„Wie aus einer Beschlussvorlage der Ministerpräsidentenkonferenz hervorgehe, sollen die Kultusminister der Länder dazu aufgefordert werden, „für die Sommerferien einen Zeitraum von 90 Tagen weitmöglichst auszuschöpfen““

Aufmerksamer Beobachter
5 Jahre zuvor

Palim schrieb: „Man hat also mit BW und BY gemeinsam Ferien, früher war das diesen Ländern vorbehalten.“

Richtiger (aus Sicht derjenigen, die dafür verantwortlich sind) wäre die Formulierung: „Man hat [in Nds] also [immer] zumindest ein paar Tage zusammen noch U n t e r r i c h t. Darum geht es nämlich.

Aufgrund des „länderübergreifenden Aufgabenpools“ im Abi müssen die Prüfungen in bestimmten Fächern wie Deutsch in allen Bundesländern am selben Tag geschrieben werden.

Genau wie im Tourismus richtet sich auch beim Abi alles nach dem Ferienbeginn in Bayern und BW – mit all den grotesken Folgen, die ich in meinen vorherigen Kommentaren beschrieben habe.

Aufmerksamer Beobachter
5 Jahre zuvor

P.S. Gemeint ist natürlich „zusammen noch Unterricht mit Bayern und BW (und allen anderen Bundesländern)“.

Palim
5 Jahre zuvor

„Palim schrieb: “Man hat also mit BW und BY gemeinsam Ferien, früher war das diesen Ländern vorbehalten.”“

Gemeint war, wie im Absatz erläutert, dass die Verteilung der Ferien der anderen BL früher NICHT den Zeitraum der Ferien von BW und BY umfasste, da es früher – für Nds. gesprochen – keinen Ferienbeginn Ende Juli gab. BY und BW hatten IMMER NACH allen anderen Ferien. Nun hat man in Nds. ab und an gemeinsam mit BY und BW Ferien. Dies war in den vergangenen Jahren mehrfach der Fall und wird auch in den nun bereits festgelegten Jahren wieder erfolgen.
Das Ausschöpfen des Korridors wird also für manche Länder extremer, weil die Ferien wirklich über die von der Wirtschaft vorgeschlagenen 90 Tage wandern.

Warum Nds. mit BY oder BW gemeinsamen Unterricht haben sollte, erschließt sich mir nicht.

Hermine
5 Jahre zuvor

Als Brandenburger Lehrerin mit einem Landwirt als Ehemann genieße ich mal wieder die früheren Ferien 2 Wochen gemeinsamer Sommerurlaub – aller Stress egal welcher Art ist weg. Unbezahlbar!!!

Zweifachmama
5 Jahre zuvor

RLP hat den frühen Abiturterim im Januar eingeführt, weil man meinte, die angehenden Studenten gewönnen Zeit, indem sie sich bereits zum Sommersemester an den Unis immatrikuliern könnten. Dummerweise beginnen mittlerweile die allermeisten (alle?) Studiengänge ausschließlich zum Wintersemester. Beim Abiturtermin – quasi ein G8-einhalb – ist es geblieben.

Pälzer
5 Jahre zuvor
Antwortet  Zweifachmama

Ehemalige Schüler, die doch zum Sommersemester begannen, erzählten uns nachher: Der Vorlesungsrhythmus passt überhaupt nicht, sie haben viel Zeit verloren bzw. mussten zum Verständnis der Vorlesungen unverhältnismäßig mehr arbeiten. Diese Sonderregelung von RLP würde ich gerne abschaffen, zumal das Land uns dafür zur Mehrarbeit in der Zeit bis zum Abitur zwingt.

OlleSchachtel
4 Jahre zuvor

Nach dem viele meiner Schüler nach den Sommerferien alles was sie je gelernt haben wieder „gelöscht“ haben, wären kürzere Sommerferien eher zielführend. Ich persönlich könnte mir bei vernünftiger Planung sogar eine Art „Summerschool“ vorstellen, in der man geraden defizitären Schülern die Chance gibt in Kleingruppen an ihren Problemfeldern zu arbeiten. Dafür verlängert man die Herbst oder Weihnachtsferien (besonders die Weihnachtszeit mit den Familienfestivitäten ist anstrengend und könnte ein paar geruhsame Tage vertragen).
Mich als Ba-Wü nervt der späte Anfang, da in den letzten 4-5 Wochen bei Gluthitze ein Arbeiten mit den Kindern in den überhitzen Räumen kaum noch möglich ist. Dann wenn die Ferien beginnen schwingt das Wetter oft um zu schlecht und regnerisch. Das ist für die Kinder, die nicht verreisen furchtbar. Dann hocken sie nur wieder drinnen am Pc und spielen.

Chris
1 Jahr zuvor

Die Aussage, dass Baden-Württemberg sich von Anfang an nicht am Ferienterminwechsel beteiligt hätte, ist inhaltlich so nicht korrekt. Bayern hat sich nie am rollierendem System beteiligt, aber Baden-Württemberg schon! Ich kann mich noch gut an Sommerferien im Juni und Unterricht im August während der Siebziger und Achtzigerjahre erinnern. Erst später – in den Neunzigerjahren ? – ist Baden-Württemberg aus dem rollierenden System ausgestiegen, weil sinnvoller Unterricht im August kaum möglich war. Mit dem Ausstieg aus dem rollierenden System entfiel auch die Möglichkeit für „hitzefrei“.