Prien: Neues Schuljahr soll im Zeichen der Demokratie-Erziehung stehen

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KIEL. Kampf um Lehrkräfte, eine bessere Unterrichtsversorgung und wieder Schulnoten ab Klasse 3: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien schlägt Pflöcke ein fürs neue Schuljahr. Ein Überblick:

Prien hat sich viel vorgenommen.                                                       Foto: Frank Peter / Staatskanzlei Schleswig-Holstein

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat das neue Schuljahr zum «Jahr der politischen Bildung» ausgerufen. «Zunehmender Populismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamismus und Antisemitismus bei gleichzeitig abnehmenden Interesse an politischen Prozessen zeigen die Notwendigkeit, Demokratie zu erklären und für Demokratie zu werben», sagte Prien am Donnerstag in Kiel. Den 70. Jahrestag des Grundgesetzes, den 23. Mai 2019, sollen die Schulen als Projekttag zur politischen Bildung gestalten. Im Vordergrund stehe die Demokratie-Erziehung. Auch im Unterricht «Deutsch als Zweitsprache», den vor allem Flüchtlinge erhalten, sollen künftig neben dem Deutschlernen auch die Grundlagen des demokratischen Verfassungs- und Rechtssystems vermittelt werden.

Lesen, schreiben, rechnen

«Wir müssen bei den Basis-Qualifikationen besser werden», sagt Prien. Es gelten neue Anforderungen in Deutsch und Mathematik für die Grundschulen. Ein Schwerpunkt ist das Erlernen der Rechtschreibung. Die Druckschrift ist nach wie vor als erste Lese- und Schreibschrift vorgesehen. Danach lernen alle Schüler eine verbundene Schreibschrift. Auch in Mathematik wird definiert, was die Schüler jeweils zum Schuljahrsende können sollen.

Noten ab der dritten Klasse

Trotz Kritik von Kinderschutzbund, GEW und SPD werden wieder verbindlich Noten ab der dritten Klasse eingeführt. Jedoch können Notenzeugnisse – soweit die Schulkonferenz dies beschließt – durch mündliche Rückmeldungen zu den Leistungen in den Fächern ergänzt werden. Zudem können Grundschulen Notenzeugnisse auch ganz durch Berichtszeugnisse ersetzen. Ein solcher Beschluss ist gültig, wenn ihm die Mehrheit der gewählten Vertreter der Lehrkräfte in der Schulkonferenz zustimmt. Auch in den Jahrgangsstufen fünf bis sieben sollen Notenzeugnisse der Normalfall werden. Bisher erhalten Schüler dieser Klassenstufen an Gemeinschaftsschulen grundsätzlich ein Berichtszeugnis.

Schülerzahlen

Für 24.500 Erstklässler – 400 mehr als vergangenes Jahr – beginnt in der kommenden Woche das Schuljahr. In den Grundschulen, Gemeinschaftsschulen und Gymnasien steigen die Schülerzahlen leicht an. Wegen der Abgänge der auslaufenden Regionalschulen sinkt aber die Zahl der Schüler an den allgemein bildendenden Schulen geringfügig um 0,2 Prozent auf rund 278.500 Schüler. Die berufsbildenden Schulen haben noch 90.000 Schüler – ein Minus von 2.600 Schülern oder 2,8 Prozent. Insgesamt sinkt die Zahl aller Schüler um gut 3.000 auf etwa 368.500. Prien erwartet in den nächsten Jahren steigende Schülerzahlen an den allgemein bildenden Schulen.

Lehrerzahlen

Noch nie gab es so viele Lehrerstellen in Schleswig-Holstein – 23.192. Das sind laut Prien 871 Stellen mehr als noch vor einigen Jahren vorgesehen, als es um Stellenabbau ging. Das Hauptproblem für die nächsten Jahre ist aber, alle Stellen überhaupt besetzen zu können. Aktuell sind 177 Stellen nicht besetzt. Dabei gibt es Unterschiede bei den Schularten – an den Gymnasien sind nur 0,04 Prozent der Stellen nicht besetzt, an den Förderzentren sind es 2,1 Prozent. Besonders stark betroffen sind die Kreise Steinburg, Dithmarschen, Herzogtum Lauenburg sowie Neumünster.

Unterrichtsversorgung

«Wir bewegen uns deutlich in Richtung 100 Prozent an den allgemeinbildenden Schulen», sagt Prien. Sie betont aber, dass es sich um eine rechnerische Größe handelt, nämlich die Stundentafel in Bezug zu den Lehrkräftestellen. Wie viel Unterricht tatsächlich erteilt wird und wie viele Stunden ausfallen, hängt von auch von anderen Faktoren ab – ob alle Stellen besetzt sind, wie hoch der Krankenstand ist und ob es Vertretungen gibt.

Mangelfächer

Nicht genügend Lehrer gibt es in Musik, Sport und den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.) Prien will das ausgleichen mit Seiten-, Quer-, und Direkteinsteigern – Tendenz steigend. Dazu gehören Übungsleiter aus Vereinen oder Musikpädagogen ohne Lehrerausbildung. Im Gegensatz zu Berlin und Sachsen, wo laut Prien etwa die Hälfte der Lehrkräfte keine richtige Lehrerausbildung haben, ist es in Schleswg-Holstein bisher nur eine Minderheit. Von 542 Refenredaren, die jetzt eingestellt wurden, sind 119 Quer-, Seiten- oder Direkteinsteiger. dpa

Demokratie-Erziehung: Warum gängige Unterrichtsmethoden in der Praxis scheitern – eine Kritik

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3 Kommentare
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anonymus
5 Jahre zuvor

Ich kann den modischen Begriff „Demokratie-Erziehung“ so langsam nicht mehr hören. Es gehört heutzutage anscheinend zum guten Ton, ihn immer wieder zur Sprache zu bringen und zu betonen.
Vor Jahrzehnten wurde die „Erziehung zu sozialer Kompetenz“ in den Mittelpunkt gerückt. Damals durfte sie bei keinem, der auf sich hielt, als schulisches Hauptziel fehlen. Vor einiger Zeit war die „Erziehung zur Toleranz“ in Mode.
Was bringen solche Gesinnungsziele? Haben wir heute sozial und tolerant agierende Schüler oder – wenn gefordert – nur papageienhafte Nachplapperer dieser löblichen, aber nicht verinnerlichten Begriffe?
Sie schwimmen wie Fettaugen auf einer ansonsten immer magerer werdenden Suppe.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  anonymus

Die gemeinte Art von Demokratie ist sehr einseitig linksgrün ausgerichtet. Man predigt Toleranz von Diversität, aber jede kritische Stimme gegen diese Haltung wird gnadenlos als nazi, oder x-phob ausgebrüllt. Ziemlich paradox, wie ich finde.

Cavalieri
5 Jahre zuvor

„«Wir müssen bei den Basis-Qualifikationen besser werden», sagt Prien. Es gelten neue Anforderungen in Deutsch und Mathematik für die Grundschulen. Ein Schwerpunkt ist das Erlernen der Rechtschreibung. Die Druckschrift ist nach wie vor als erste Lese- und Schreibschrift vorgesehen. Danach lernen alle Schüler eine verbundene Schreibschrift. Auch in Mathematik wird definiert, was die Schüler jeweils zum Schuljahrsende können sollen.“
Na immerhin eine gewisse Einsicht in die Notwendigkeiten und daraus resultierende „gute Vorsätze“. Man fragt sich nur, warum das nicht in den vergangenen 69 Jahren Bundesrepublik schon so galt. Wer hatte denn zwischenzeitlich daran gedreht? Bitte melden!