Britta Ernst zwingt Grundschullehrer zum Unterricht mit der Fibel – Andere Methoden werden verboten!

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POTSDAM. Alle Brandenburger Grundschüler lernen vom kommenden Schuljahr an wieder nach der Fibel-Methode lesen und schreiben. Andere Methoden wie das umstrittene «Lesen durch Schreiben» oder die «Rechtschreibwerkstatt» werden dann nicht mehr angewandt, kündigte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch in Potsdam an. Das Ministerium werde die Umsetzung kontrollieren. Aus der Wissenschaft kam Widerspruch. „Es ist falsch, die Frage, wie Grundschüler am besten Lesen und Schreiben lernen, auf die Methode zu reduzieren. Es gibt noch nicht genug empirische Beweise, die für oder gegen den Einsatz bestimmter Methoden sprechen“, erkärte Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln.

Hält von der Methodenfreiheit der Lehrkräfte offenbar nicht so viel: Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Foto: Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg / flickr (CC BY 2.0)
Hält von der Methodenfreiheit der Lehrkräfte offenbar nicht so viel: Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD). Foto: Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg / flickr (CC BY 2.0)

 

Kürzlich war eine Studie bekannt geworden, wonach Grundschüler deutlich besser abschnitten, wenn sie mit der Fibel lernen (News4teachers berichtete). Obwohl die Studienergebnisse im Detail noch gar nicht vorliegen, hat Bildungsministerin Ernst, die vor einem Jahr ihr Amt antrat, nun reagiert: Sie stellte einen Fünf-Punkte-Plan vor, um Kindern richtiges Lesen und Schreiben gleich vom ersten Schultag an zu lehren und damit deren Kompetenzen zu stärken. In allen Schulen sollen künftig verbindliche Lernzeiten organisiert werden, wo das Lesen und Schreiben geübt werden. Bei der Fibelmethode werden Buchstaben und Wörter schrittweise und nach festen Vorgaben zunächst einfach eingeführt und komplexer erläutert.

Ernst will erreichen, dass die Leistungen in Orthografie, Grammatik und Zeichensetzung auch in anderen Fächern prinzipiell korrigiert werden. «Wenn das in den Arbeiten nicht Ordnung ist, kann die Note bis zu zwei Punkte abgewertet werden», sagte sie. Wichtig sei für die Jüngsten auch, sich bis zur 4. Klasse einen Grundwortschatz von etwa 700 Wörtern anzueignen. Den müssten sie auch schreiben können, sagte die Ministerin. «Die neuen Maßnahmen sind an den Schulen verbindlich», stellte die Ministerin klar. Mit den Schulämtern werde ab der kommenden Woche die Durchsetzung verabredet. Überwiegend werden im Land bereits die Fibeln nach ihrer Kenntnis bereits genutzt, sagte sie. Genaue Untersuchungen liegen nach den Angaben aber nicht vor. Nach einer älteren Erhebung seien es etwa 5 Prozent der Schulen im Land, die die beiden anderen Methoden nutzen.

Nach dem 2017 veröffentlichten Bildungstrend 2016 liegen die Leistungen der märkischen Grundschüler im Mittelfeld. Doch 12,5 Prozent  der Mädchen und Jungen der 4. Klasse liegen mit ihren Leistungen unterhalb des Mindeststandards im Lesen, 23,2 Prozent unterhalb des Mindeststandards in der Rechtschreibung.

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„Methoden auf die Schüler abstimmen“

„Die politische Diskussion sollte sich auf die Qualität der Aus- und Fortbildung und die Entwicklung guten Unterrichts richten und sich nicht darauf beschränken, einzelne Methoden zu verbieten“, erklärte heute der renommierte Deutsch-Didaktiker Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek. Viel wichtiger sei es, dass Lehrkräfte die Methoden auf ihre Schüler abstimmen.

Becker Mrotzek: „Leistungsstarke Kinder lernen Lesen und Schreiben selbständig und unabhängig von der Methode. Schwächere Schüler benötigen mehr Struktur und Unterstützung. Gerade im ersten Schuljahr ist es sinnvoll, den Schülern einen leichten Zugang zur Schrift zu ermöglichen, indem sie die Laute schreiben, die sie hören. Die korrekte Rechtschreibung muss darauf aufbauend vermittelt werden.“ Lesen- und Schreibenlernen bedeute, sich eine neue Welt, und zwar die der Schrift und Texte, anzueignen. „Dafür brauchen Schulen didaktische Konzepte, die Rechtschreibung und Texte gleichermaßen in den Blick nehmen. Orthographie ist kein Selbstzweck, sondern ein nützliches Mittel, um flüssig lesen und schreiben zu können. Lehrkräfte müssen dafür ausgebildet sein, die Methoden im Kollegium auszuwählen und im Unterricht adäquat anzuwenden“, so betont der Wissenschaftler. News4teachers / mit Material der dpa

Auch auf der Facebook-Seite von News4teachers wird das Thema hitzig diskutiert.

“Schwarzer Peter” heißt das Spiel: Die Debatte um “Lesen durch Schreiben” nimmt hysterische Züge an – zum Schaden der Schulen

 

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55 Kommentare
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Wolfgang Bergmann
5 Jahre zuvor

Ach ja, da haben wir ein Beispiel für eine manipulative Überschrift bei n4t.

Die böse Ministerin wendet brutalen Zwang an und verbietet eine Methode, die angeblich sowieso niemand anwendet.

Man könnte ja auch schreiben: „Ministerin schützt Grundschulkinder vor untauglicher Rechtschreibmethode“

Da im Kern des 5-Punkte-Plans von Frau Ernst die Stärkung der Rechtschreibkompetenz steht, könnte man auch titeln: „Brandenburg beschließt Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Rechtschreibung“

mississippi
5 Jahre zuvor

Ist doch gut. Dann MUSS die nächste Studie natürlich viel besser abschneiden, sonst hätte man ja nicht richtig entschieden (Vorsicht. Ironie!!!).

Wolfgang Bergmann
5 Jahre zuvor

Vielleicht noch eine kleine Reminiszenz an einen Artikel der Herausgeber von n4t im Februar 2018, der nach wie vor auf dieser Website zu finden ist. In der Unterüberschrift des Beitrags wurde hinter dem Verbot der LdS-Methode in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein ein konservativer, reaktionärer Rollback vermutet:
„Die CDU ist auf ihrer Suche nach einem konservativen Profil offenbar bei den Grundschulen fündig geworden – die christdemokratisch geführten Schulministerien von Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein haben jedenfalls einen Kulturkampf gegen angeblich schädliche Schreiblern-Methoden eröffnet. Der trägt zum Teil groteske Züge“.

Haben sich jetzt auch die SPD-Minister in HH und Brandenburg als konservative Erzreaktionäre geoutet, die die schwarze Pädagogik der 50-er und 60-er Jahre wieder in die Grundschulen zurückholen wollen?
Oder wäre es manchmal vielleicht hilfreicher, politische Entscheidungen nicht gleich ins altbekannte Linksrechts- bzw. Schwarzweißmuster einzuordnen …

Storb
5 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

“Tatsächlich käme kein Politiker auf die Idee, beispielsweise den Piloten der insolventen Fluglinie Air Berlin erklären zu wollen, wie man ein Flugzeug steuert.”

Wenn 23% der Flüge Bruchlandungen machen würden, dann schon.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

Wenn 23% der Flüge Bruchlandungen machen würden, weil die Flugzeuge veraltet sind und der Treibstoff nie ausreicht,
würde es nicht helfen, den Piloten erklären zu wollen, wie man ein Flugzeug steuert.

Das Verbot einer einzelnen Methode ist m.E. ein Bauernopfer und purer Aktionismus, damit niemand sich um bessere Bedingungen in Schulen kümmern muss und den genannten benachteiligten Kinder durch bessere Unterstützung mit Personal für Übung und Therapien helfen muss. Das würde ja Geld kosten.
Auch die Details sind gar nicht genannt. Fibelunterricht? Was bedeutet das denn?

Zudem:
Beim nächsten Mal sind es vielleicht andere Methoden oder Inhalte, die nicht genehm sind. Da zeigen Politiker von CDU und SPD, wie einfach das geht… und lassen dabei das Tor weit offen stehen.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

Der letzte Politiker, der einem Piloten erfolgreich Vorschriften beim Landeanflug machte, war der polnische Präsident Lech Kaczynski beim befohlenen Landeanflug auf Smolensk.
Jetzt liegt er zu Unrecht neben polnischen Königen in Krakau begraben.

Storb
5 Jahre zuvor

„Wenn 23% der Flüge Bruchlandungen machen würden, weil die Flugzeuge veraltet sind und der Treibstoff nie ausreicht, würde es nicht helfen, den Piloten erklären zu wollen, wie man ein Flugzeug steuert.“

Sicher. Wenn man das feststellen kann. Wenn aber 23% der Flüge Bruchlandungen machen und die Piloten nur behaupten (!), es liege an fehlendem Treibstoff, ohne das gesicherte Erkenntnisse existieren, während man gleichzeitig Indizien hat, dass die Bedienung des Steuers mit den Füßen ungünstig sein kann – würde man wohl doch zumindest ausprobieren, ob man das Steuerverhalten ändert.

„Das Verbot einer einzelnen Methode ist m.E. ein Bauernopfer und purer Aktionismus“

Das Verbot einer einzelnen Methode ist all das, was Sie auflisten – ganz sicher auch Aktionismus etc. Es ist aber AUCH eine Reaktion auf die fehlenden Selbstregulierungskräfte in Grundschule und (vielleicht noch mehr) Grundschuldidaktik – wo das Problem ja oft nicht einmal anerkannt wird. Wie echauffierte sich eine Studentin mir gegenüber neulich nach ihren ersten 4 Wochen GS-Praktikum? Die Eltern seien so blöd, weil sie die Super-Orthographie-Arbeit der KollegInnen nicht mittragen würden und wollten, dass die Kinder richtig schreiben. Das gehe ja nun gar nicht.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

Stimmt.
Das trifft es ziemlich gut.

Statt sich die Indizien genau anzusehen und den Piloten, die täglich im Flugzeug sitzen, zuzuhören, dass die Maschinen marode sind, der Treibstoff nicht ausreicht und die Arbeitszeiten extrem erhöht sind … denn dazu liegen ja Studien vor,
will man diese Äußerungen nicht zur Kenntnis und zum Anlass nehmen, sondern setzt den Piloten neue Ziele, wie viele Passagiere sie in noch kürzerer Zeit befördern sollen, versagt ihnen dabei aber, sich auf ihre Erfahrung zu verlassen, und verweist aufs Handbuch.
Genau DAS zeigt, wie es läuft.
Die nächsten Bruchlandungen sind dadurch schon vorher zu erahnen, nur dass der Pilot mit im Flugzeug sitzt, der Politiker aber nicht.

Das Problem würde nicht anerkannt?
Ja, sehe ich auch so: Seit Jahren wird von den Grundschullehrkräften deutlich darauf hingewiesen, dass die Ausgangslagen der Schüler andere sind, dass es mehr Ressourcen braucht, um gerade den benachteiligten Schülern mehr Chancen gewähren zu können, dass weder Ausstattung noch Arbeitszeit stimmen. DAS wird NICHT anerkannt, sondern lieber bestritten und abgewertet.

Dann gibt es einen x-Punkte-Plan, der den Lehrkräften weitere Ziele und weitere Aufgaben aufbürdet, eine Unterstützung in Form von Ressourcen oder wirkliche Verbesserungen gibt es aber nicht. Darüber wird nicht einmal im Ansatz nachgedacht.

Was sollen die Grundschullehrkräfte also tun, die von der Politik derart vorgeführt werden, obwohl sie sich seit Jahren mehr als nötig und weit über die angesetzte Arbeitszeit hinaus engagieren?
Sie können sich auf ihre gesetzte Arbeitszeit berufen, auf das Handbuch verweisen, das Lehrbuch Seite für Seite abarbeiten und das, was nicht zu schaffen ist, mit einem Achselzucken an andere verweisen.

Sabine
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Die Abschaffung der unseligen LdS-Methode ist natürlich kein Allheilmittel für vieles andere, was bei den Schulen im Argen liegt. Das behauptet auch keiner.
Warum also so viele Worte um eine Binsenweisheit, Storb und Palim?

emil
5 Jahre zuvor
Antwortet  Sabine

Weil es eine Frechheit ist, wie sich hier Menschen über die Grundschule an sich und die Grundschullehrer an sich äußern und meinen, Sie wüssten alles besser, obwohl sie vermutlich noch nie in der Grundschule unterrichtet haben.
Dieselben Leute würden massiv aufschreien, wenn irgendjemand ihnen vorschreiben würde, was sie tun sollen, damit die Abiturienten endlich wieder studierfähig sind. Da sollte manch ein Gymnasiallehrer mal seine Energie reinstecken.

ysnp
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Ich hatte den Kommentar nicht gelesen @emil.
Fast gleichzeitig und vom Sinn her ähnliche Antworten, die wir geschrieben haben.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

@Emil
Warum echauffieren Sie sich denn nicht in gleicher Weise über die vielen Reformbildungs-Kaczynskis, die alle paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf trieben, um neue Methoden einzuführen.
LDS und Sommer-Stumpenhorst mit seiner Rechtschreibwerkstatt sind nachweisbar nicht für den Schriftspracherwerb zuträglich.
Und das Selbe gilt für den Spracherfahrungsansatz nach Brügelmann !

ysnp
5 Jahre zuvor
Antwortet  Sabine

Na ja, aber auf dieser Methode wird doch ständig von denen, die nicht (mehr) im Grundschuldienst sind, herumgeritten.
Was mich daran ärgert, ist der Tenor der Aussage: Man tut so, wie die Grundschullehrer nicht fähig wären, selbst zu sehen, ob eine Methode funktioniert oder nicht. Wenn, dann ist das ein Anfängerfehler. Erfahrene Grundschullehrer, die 2-3 Durchgänge hinter sich haben, haben da einen anderen Blick. Flexibilität ist im Lehrerberuf und gerade als Grundschullehrer besonders gefragt! Man muss sich immer wieder auf neue Situationen einlassen und das Beste daraus machen.
Selbst mir, die diese Methode kritisch sieht und wahrscheinlich die jetzt Pensionierten als Kollegen hatte, würde nie einfallen, dermaßen an der Kompetenz meiner KollegInnen , das mit der Zeit einschätzen zu können, zu zweifeln.
Die, die nicht mehr im Schuldienst sind, wissen doch selbst, dass sie zu ihrer aktiven Zeit nicht alle Neuerungen, die sie kritisch sahen, eins zu eins mitgemacht haben. Heute ist es nicht anders!

Wo in meinen Augen alle noch am Anfang stehen, ist der Umgang mit der Heterogenität. Alle Methoden, die bisher gefunden und ausprobiert wurden, bringen nicht diese Besserung, die man sich verspricht, solange die Klassen noch so groß sind und der Personalschlüssel pro Schüler so gering ist. Reichen und Rechtschreibwerkstatt habe ich als Versuche gesehen, die Heterogenität zu berücksichtigen, das hat offensichtlich aber nicht (gut) funktioniert. Ich hoffe, die heutigen Fibeln sind so konzepiert, dass sowohl Hochbegabte als auch lernschwache Inklusionskinder mitkommen bzw. sich nicht langweilen.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Sehe ich ebenso. Danke!

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Vielleicht liegt es auch an den vielen Kaczinskys, die die Lehrer zwangen Methoden anzuwenden, die dieses Desaster auslösten. Damit schließt sich der Kreis.

Storb
5 Jahre zuvor

„Ja, sehe ich auch so: Seit Jahren wird von den Grundschullehrkräften deutlich darauf hingewiesen, dass die Ausgangslagen der Schüler andere sind, dass es mehr Ressourcen braucht, um gerade den benachteiligten Schülern mehr Chancen gewähren zu können, dass weder Ausstattung noch Arbeitszeit stimmen.“

Ja. Natürlich. Das ist zwischen uns völlig unstrittig. Lustige Ideen wie „Inklusion“ sind nicht durchdacht und abgefedert. Keine Frage. Aber es ist unklar, ob das Problem, um das es hier geht, einfach unter solch allgemeinen Aussagen begraben werden kann. Zumal die Überlastung bei weitem nicht alle Grundschulen betrifft, vielleicht nicht einmal die Mehrheit.

„Was sollen die Grundschullehrkräfte also tun, die von der Politik derart vorgeführt werden, obwohl sie sich seit Jahren mehr als nötig und weit über die angesetzte Arbeitszeit hinaus engagieren?
Sie können sich auf ihre gesetzte Arbeitszeit berufen“

Sie könnten neben all dem auch prüfen, ob ihre Didaktik nicht Illusionen hinterherläuft und ineffizient ist. Und genau darum geht es hier. Mindestens in der universitären Didaktik, aber ganz sicher auch (teils) an den Schulen sind Unterrichts“methoden“ besonders populär, die entweder besonders viele Ressourcen binden ODER den SuS besonders viel individuelle Strukturierungsleistungen abverlangen. (Im Westen Deutschlands, im Osten weniger.) Dazu gehört im Übrigen auch die – auch bei N4T propagierte – Idee, eigentlich brauche jedes Kind einen eigenen Lehrer. Die eigentlich bloß ein Ideologem ist.

Wenn man verliebt ist in „Konstruktionen“, „Offenheit“, „Binnendifferenzierung“, „individuelles“ und „entdeckendes Lernen“ etc. pp. , KÖNNTE das Ressourcenproblem auch ein hausgemachtes didaktisches sein. Wenigstens zum Teil.

Palim
5 Jahre zuvor

„Zumal die Überlastung bei weitem nicht alle Grundschulen betrifft, vielleicht nicht einmal die Mehrheit.“
Kleinreden, nicht anerkennen. Hier sieht man es deutlich.
Und weil es nicht alle betrifft, stehen alle, die es betrifft, im Regen, der einem Wasserfall gleicht.
Was soll so ein Statement? Was bewirkt es, in einer Diskussion zu sagen, es sei alles nur halb so schlimm?
Ach ja: Das Streichen einer Methode wird als kleine Maßnahme ausreichen. Da muss man sich auch nicht kümmern. Und die Politik kümmert sich ja.

„Sie könnten neben all dem auch prüfen, ob ihre Didaktik nicht Illusionen hinterherläuft und ineffizient ist.“
Aha.
Stellen Sie sich vor: das machen Lehrkräfte. Täglich! Aber das interessiert offenbar an keiner Stelle.

Die Didaktik und die Methodik richtet sich an der Schülerschaft aus.
Es reicht eben nicht, zu sagen: Arbeite das Buch ab!
Das kann angesichts der Heterogenität nicht funktionieren … und das hat es früher auch nicht, mit heutiger Schülerschaft noch weniger.
Die Schüler, die in meinen Klassen sitzen, muss ich beschulen. Da kommt kein Verlag vorher und schaut sich an, wie die Bedingungen sind und was ich aufarbeiten muss. Kein Schulbuch wird berücksichtigen, dass es in der einen Klasse so ist und in der anderen Klasse anders. Genau darum braucht es Lehrkräfte, damit sie den Lernstoff so vorbereiten, so darbieten, dass es für die SuS verständlich wird.

Wenn Sie ohne Binnendifferenzierung auskommen, dann dürfen Sie Ihre Methoden gerne vorstellen oder zeigen. Stellen Sie Ihre Vorschläge zur Diskussion. Im 1. Schuljahr – und nur darum geht es bei Fibel oder nicht – zeigen Sie einen Unterricht mit begabten und weniger begabten SuS, mit denen, die schulreif sind und denen, die es nicht sind, mit denen, die angemessen hören und sprechen und denen, die es nicht können, mit denen die in der Wahrnehmung genügend Fähigkeiten mitbringen und denen, die das nicht können. Das alles hat mit Inklusion übrigens noch gar nichts zu tun, das findet sich in ganz normalen Grundschulklassen. Kinder mit aktueller Migrationserfahrung und Kinder mit Beeinträchtigungen kommen noch hinzu und sollen auch beschult werden.
Andernfalls können Sie sich auch einreden, es würde ausreichen, das alles nicht zu berücksichtigen. Wenn man das nicht wahrnehmen will, reicht es aus, die Seite aufzuschlagen und zu erwarten, dass die Kinder das, was im Buch steht, machen.

Das Ressourcenproblem ist keines, das sich an Didaktik oder Methodik entscheidet, sondern an der Schülerschaft und an den Aufgaben, die in den vergangenen 20 Jahren in den Grundschulen abgeladen wurden.
Aber das wird durch eine Scheindebatte verdrängt: Eine kaum beachtete Methode wird gestrichen und alle sollen glücklich sein.

Wir werden die Auswirkungen dessen sehen. Der Lehrermangel ist einer davon. In Zukunft können Philologen oder Vertretungskräfte das Buch abarbeiten, dass für Klasse 1 gilt. Ob diese Lehrkräfte die Qualität einer Fibel beurteilen und die sprachwissenschaftlichen und fachlichen Fehler vorab oder generell bemerken, sei dahingestellt. Didaktik und Methodik des Erstunterrichts ist ja offenbar nicht wichtig genug, als das man sie anerkennt und Fachkräfte fördern will.

Und wir werden auch die nächste Scheindebatte sehen. Vielleicht gibt es dann auch irgendwann jemanden, der Inhalte und Methoden vorgibt, bei denen Sie sich die Haare raufen oder sich schütteln, seien es Verlage, Lobbyisten oder Parteien. Anhand dieser Erstlesemethode wird gezeigt, wie es funktioniert.

ABC
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Für eine Scheindebatte halte ich die Diskussion um eine fragwürdige Methode nicht. Sie einfach nur zur Scheindebatte zu erklären, riecht für mich nach Ablenkung von ihr, von ihren schwerwiegenden Folgen und vielleicht sogar von ihren Protagonisten, allen voran der umstrittene „Grundschulverband“.

mississippi
5 Jahre zuvor

Danke, Palim.

Storb
5 Jahre zuvor

„Kleinreden, nicht anerkennen. Hier sieht man es deutlich.“

Könnte ich auch unter Ihre Beiträge schreiben. Sie meinen, Sie könnten nach Belieben Themen definieren und jedes Problem mit allgemeinen Ressourcenhinweisen vom Tisch wischen. Von mir aus. Aber Sie sehen, dass die Überzeugungskraft dieser Haltung nachlässt.

„Stellen Sie sich vor: das machen Lehrkräfte. Täglich!“

Sicher. Aber wohl eher weniger unter dem primären Kriterium „Lernerfolg“. Was nun auch keine neue Erkenntnis ist.

„Didaktik und Methodik des Erstunterrichts ist ja offenbar nicht wichtig genug, als das man sie anerkennt und Fachkräfte fördern will.“

Richtig ist das Gegenteil. Gerade in der aktuellen Debatte.

„Eine kaum beachtete Methode“

Ist das so?

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  Storb

@Storb
„“Eine kaum beachtete Methode”
Ist das so?“
Nein, ich gebe Ihnen recht. Die Methode erhält extrem viel Beachtung, obwohl sie kaum Anwendung findet. Das wurde ja erhoben, wenn man feststellen kann, dass nur 3% der Schulen LdS in Reinkultur anwenden. Alle anderen, also 97 % nutzen anderes und setzen Lehrwerke oder andere Materialien ein oder mischen vieles miteinander, um breit aufgestellt zu sein angesichts einer notwendigen breiten Differenzierung. Die Rechtschreibleistungen sind jedoch nicht allein bei den LdS-Kindern schlecht.

Man spricht aber nicht darüber, warum es bei den anderen auch schwache Leistungen gibt. Stets werden plakativ irgendwelche angeblichen LdS-Texte abgebildet und damit dargelegt, wie schlimm alles sei. Fragen zum Unterricht und auch Fragen zur aktuellen Studie gibt es genug. Das Interesse daran, sich darüber auszutauschen und Gedanken zu machen, scheint aber sehr gering zu sein, eine Einbeziehung derer die täglich diesen Unterricht erteilen, sieht man ebenso nicht.

Dass der Hinweis auf Ressourcen an Überzeugungskraft verlieren möge, sehe ich nicht, stelle aber fest, dass genau dieser Hinweis gar nicht gehört werden soll oder will. Es ist politisch einfacher, ein paar Punkte aufzuschreiben und zu veröffentlichten und so zu tun, als hätte man sich gekümmert, ohne jedoch das tatsächliche Problem in den Blick zu nehmen.
Meiner Meinung nach kommt man zudem bei derzeitiger Schülerschaft nicht darum herum, das Team in der Schule aufzustocken.

Nun allein auf das zu verweisen bzw. das zu verordnen, was angeblich früher problemlos funktioniert hätte, wird nicht gelingen. Auch Fibelunterricht wird per se nicht allen Kindern gerecht, wenn er nicht differenziert und sinnvoll ergänzt wird. Genau das gilt es aber in den Blick zu nehmen: Warum gelingt der eine Unterricht? Welche Schülerschaft ist davon betroffen? Auf welche Weise werden die Materialien eingesetzt und wodurch werden sie ergänzt? Warum erlernen bestimmte SuS im Unterricht die Rechtschreibung nicht, obwohl sie mit der einen oder anderen Methode unterrichtet wurden und es zahlreiche Übungen zur Rechtschreibung und zu deren Vorläuferfähigkeiten gab? Womit könnte oder müsste man demnach diese Schüler unterstützen?

Weitere Fragen: Wie begegnen andere Länder oder Bundesländer der Heterogenität? Welche Möglichkeiten der Förderung und Herausforderung gibt es im Erstunterricht? Wie werden Lernausgangslagen ermittelt und welche Konsequenzen folgen bei gravierenden Beeinträchtigungen in Sprache und Wahrnehmungsleistungen, die für das Lernen notwendig sind?

Gibt es eine Auseinandersetzung darüber? Ich kann sie nicht erkennen. LdS wird vorgeschoben als Ursache schwacher Rechtschreibung, obwohl die meisten SuS gar nicht damit unterrichtet werden. Lehrkräfte verweisen auf ganz andere Ursachen, aber auch darüber wird viel zu wenig gesprochen und vermutlich auch nicht geforscht.

Die Hinweise der Lehrerschaft will keiner hören, die Aufgabe will keiner machen, Vorschriften gibt es aber zu Hauf.
Eine Förderung dessen, was in den ersten Schuljahren im Unterricht geschieht, oder eine Unterstützung derjenigen, die sich dieser Aufgabe stellen, sehe ich nicht darin, dass man Lehrkräften, die eine entsprechende Ausbildung absolviert und womöglich seit vielen Jahren diverse Klassen genau darin unterrichtet haben, eine Methode vorschreibt, ohne sich all diesen Fragen zu stellen und wirklich hinzusehen.

AvL
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen, fällt mir zu Ihrer Erklärung spontan ein, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die Methode LDS findet im 1. Schuljahr in NRW eine breite Anwendung. Selbst Herr Becker-Mrotzek vom Mercator-Institut verteidigt ständig diese Methode. Das spannende an den Verboten ist, dass man wieder mehr den „schlimmen“ Frontalunterricht mit dem gemeinsamen Lesen an der Tafel wieder einführen müsste, mit in verbundener Schreibschrift vermittelten Graphemen.
Wie schlimm das nur wäre. Besser noch als eine reaktionäre Methode , die die Risikogruppen zurücklässt und desaströse Ergebnisse liefert, wie der Spracherfahrungsansatz, LDS und die Rechtschreibwerkstatt.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Damit Sie Ihr Lieblingsthema weiter an der Oberfläche halten, muss ich mich nun der Lüge bezichtigen lassen?
Interessante Strategie, AvL.
Eine inhaltliche und sachliche Auseinandersetzung mit dem didaktisch-methodischen Ansatz und seinen Möglichkeiten sieht jedoch anders aus.

Dass die Methode kaum eingesetzt wird, findet man u.a. hier
https://www.news4teachers.de/2018/09/streit-um-lesen-durch-schreiben-meidinger-stellt-methodenfreiheit-der-grundschulen-infrage/
Der Artikel ist wenige Tage vor meinem Beitrag veröffentlicht worden.

Aber Ihrem Unterricht mit dem frontalen, gemeinsamen Lesen an der Tafel mit verbundener Schreibschrift im Erstunterricht einer großen heterogenen Klasse wohne ich gerne bei.

AvL
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Die gelebte Schulrealität in NRW ist eben eine andere, als Sie diese dem Leser dieser Seiten suggerieren, siehe die fachdidaktischen Hinweise des Kultusministeriums in NRW, sowie die stetige Parteinahme für die Methodik durch Herrn Becker-Mrotzek vom Mercator-Institut in Kölnstetige und die Bestätigung der Anwendung der Methodik durch Eltern in allen benachbarten Städten und Gemeinden, sowie der abgelehnten Verbotsantrag für LDS im Landtag von NRW im Jahre 2015.
Und Sie selber plädierten für freies Schreiben als Teil dieses unheilvollen Methodenmix.
Dazu gehört natürlich auch das Abschreiben von Wörtern und Texten, in der Hoffnung die Schüler würden sich im Sinne der widerlegten Wortbildtheorie Wörter bildhaft einprägen.
Und schließlich wird LDS zum eigenständigen Leseerwerb der Schüler in der ersten Klasse als Teil des weit verbreiteten Spracherfahrungsansatzes nach Brügelmann/Brinkmann hier in NRW angewendet.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Meine Äußerungen beziehen sich auf einen Artikel, der mit dpa-Material erstellt wurde und sich auf Äußerungen der Kultusministerien der Länder bezieht.
Da bin ich weit ab von „suggerieren“.

Sie stellen nicht nachvollziehbare Aussagen einzelner Herren dagegen, die Ihnen Beweis genug sind, dass überall im Land mit dieser EINEN Methode gearbeitet wird, die nachfolgend wieder von Ihnen synonym zu anderen gesetzt wird.

Daten der Ministerien zur Verbreitung überzeugen Sie nicht, obwohl Sie an anderer Stelle generell nach Studien fragen und auf deren Ergebnissen bestehen.
Bezieht man die eigenen Aussagen auf die erhobenen Daten, wird man der Lüge bezichtigt.

Aufmerksamer Beobachter
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Palim schrieb @ AvL: „Sie stellen nicht nachvollziehbare Aussagen einzelner Herren dagegen, die Ihnen Beweis genug sind, dass überall im Land mit dieser EINEN Methode gearbeitet wird […]“

Wie Sie aufgrund unserer Diskussion in dieser Sache ganz genau wissen (aber immer wieder abstreiten bzw. unterschlagen), gehört zu den von AvL genannten „einzelnen Herren“ auch die Erziehungswissenschaftlerin und Inhaberin der Professur für Allgemeine Grundschulpädagogik und -didaktik an der Universität Potsdam, Agi Schründer, die sich aufgrund ihrer Beobachtungen des realen Unterrichtsgeschehens an dt. Grundschulen im Februar 2018 nochmals sehr deutlich zur angeblich kaum (mehr) in Reinform eingesetzten Methode „Lesen durch Schreiben“ äußerte.

Zitat: „Meine Erfahrung ist eine andere. Wegen der heftigen Kritik wird heute kein Lehrer mehr zugeben, dass er ‚Reichen in Reinkultur‘ betreibt. Doch der Ansatz war lange sehr einflussreich, und es gibt noch immer viele Schulbücher, die sich stark daran orientieren.

Ich bin in Berlin von Rektoren gerufen worden, weil ihre Schüler so schlecht schrieben; die sagten, helfen Sie mir, mein Kollegium zu überzeugen. Auch viele Berichte von Eltern zeigen, dass das Problem noch existiert.“
https://www.swp.de/suedwesten/landespolitik/kritik-an-_schreiben-nach-gehoer_-in-reinform-24832864.html

AvL
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Auch die Landesvorsitzende des Grundschulverbandes in Baden-Württemberg, hier wurde in N4T darüber berichtet, stellte sich mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln der politischen Einflussnahme, gegen ein Verbot von LDS als Teil des lernwegsorientierten Lernens. Mit allen Mitteln wird versucht, den Methodenmix der Selbstalphabetisierung der Schüler aus der schulpolitischen Schusslinie zu bringen, damit man weiter arbeiten kann, wie man es vermittelt bekam !

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Es ging erst einmal um die _Verbreitung_ der Methode, nicht um eine inhaltliche Auseinandersetzung.
Die genannten Daten wurden von Kultusministerien erhoben.
Wenn man diese Erhebungen in Zweifel ziehen möchte, kann man das natürlich machen. Ruft man aber an jeder Stelle nach Zahlenmaterial, wird man sich die Gegenfrage nach anderen Erhebungen zu genau diesem Thema gefallen lassen müssen.

„Wie Sie aufgrund unserer Diskussion in dieser Sache ganz genau wissen“, gibt es andere ProfessorInnen für Erziehungswissenschaften, die diese eine Methode anders bewerten und zu anderen Aussagen und Veröffentlichungen kommen.
Wenn man diese kontrovers diskutieren möchte, wird man sich mit den _Inhalten_ intensiv auseinandersetzen müssen. Da reichen ausgeschnittene Sätze aus Zeitungsartikeln oder das Abschreiben von absichtlich abwertenden Internetseiten nicht aus.

Statt eines Schnellschusses hat es in Niedersachsen jetzt im Januar eine Antwort auf eine Anfrage im Landtag gegeben, der man offene Fragen zur Bonner Studie, die Hintergründe der Methode und eine Einordnung in die Vorgehensweise im Erstunterricht entnehmen kann.
https://www.landtag-niedersachsen.de/Drucksachen/Drucksachen%5F18%5F05000/02501-03000/18-02521.pdf
Ich freue mich über eine besonnene Antwort aus dem Ministerium, der man entnehmen kann, dass eine fachliche Auseinandersetzung erfolgt ist.

Scheuen Sie sich nicht davor, auch hier wieder einmal einzelne Sätze herauszupicken und ohne Stellungnahme abzubilden. Wer sich wirklich mit dem Thema auseinandersetzen möchte, kann sich ja die gesamte Antwort durchlesen, um sich ein eigenes Bild von der Kompexität des Themas machen zu können.

AvL
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Die Methode der eigenständigen Alphabetisierung der Schüler mit bebilderten Anlaut-Tabellen scheint auf den ersten Blick für wenig erfahrene Bildungspolitiker im Grundschulbereich, erfolgversprechend und logisch zu sein, entspricht sie doch der begeisterungsfähigen Idee, Kinder könnten sich damit selbstständig und individuell das Lesen und Schreiben beibringen.
Dazu braucht es dann auf Seiten der Lehrerinnen geringer linguistischer Fähigkeiten, kein Wissens um die Standartlaute der deutschen Sprache, geringes fachdidaktisches Wissen um die geschulte Vermittlung lästigen, orthographischen Regelwissens.
Kurz gesagt, alles ist einfach und selbst vom Schüler individuell zu erschließen. Das Lehrpersonal fungiert nur noch als Lernbegleiter, die Schüler bearbeiten individuell stets die gleichen Arbeitsblätter in ihrer eigenen Geschwindigkeit, dem eigenen Tempo durch und sollen bzw. haben begeistert sein. Das alles passiert an NRW-Grundschulen, ist bei den Eltern abrufbar durch Erzählungen der Kinder, Gesprächen an Elternabenden mit dem Lehrpersonal und eben nicht erfunden. Es ist der klassische Methodenmix , der Übelkeit und Unbehagen ob der objektiv bescheidenen Ergebnisse auslöst.

emil
5 Jahre zuvor

Das Spannende an diesen Verboten ist die Frage was passiert, wenn die Rechtschreibung nun nicht exorbitant besser wird! Davon ist nämlich auszugehen, weil die wahren Ursachen in der Summe andere sind. Wird dann die Fibel verboten? Ich freue mich jetzt schon auf die Kommentare, die dann immer schon gewußt haben, dass die Fibel schuld an allem ist 😉

mississippi
5 Jahre zuvor

Die Nächste Studie WIRD besser ausfallen, und dann sind wir alle aus dem Schneider, ob wir die Methode verwendet haben oder nicht.

I H.-P. Iber
5 Jahre zuvor

Worauf stützt die Ministerin ihre Entscheidung? Nur auf diese eine nicht unumstrittene Studie?
Und hat die Ministerin überhaupt aktuelle Grundschulerfahrung?

Conny
5 Jahre zuvor

Irgendwie läufts hier wie in der großen Politik. Man kann keinen Sachverhalt diskutieren, ohne dass die Debatte gleich politisiert wird und in persönlichen Schuldzuweisungen erstarrt oder zu einer Auseinandersetzung zwischen Lehrergruppen verkommt, – immer die Reihen fest geschlossen.
Es wird doch wohl noch möglich sein, hier zu diskutieren, welchen Lernerfolg die vorwiegende oder ausschließliche Verwendung von LdS hat, ohne dass gleich lamentiert wird, man trample wieder einmal auf den armen Grundschulehrkräften herum.
Berichtet doch mal hier im Forum darüber, welchen Methodenmix ihr in den Anfängerklassen verwendet, was sich aus Euerer Sicht bewährt hat und was nicht.
Oder ist alles super und LdS ein Fremdwort an Grundschulen?

emil
5 Jahre zuvor
Antwortet  Conny

Sind Sie Grundschullehrerin? Welche Erfahrungen haben Sie im Erstleseunterricht? Worüber genau möchten Sie diskutieren?

ABC
5 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Was Conny meint, ist doch mehr als klar klar. Was soll also die Gegenfrage?

emil
5 Jahre zuvor
Antwortet  ABC

Schulz von Thun lässt grüßen!

ysnp
5 Jahre zuvor
Antwortet  Conny

@Conny
Dann können Sie sich gerne einmal mit folgendem befassen. Dieses Lehrwerk wird z.B. an unserer Schule verwendet.
https://www.klett.de/lehrwerk/die-auer-fibel-bayern-neubearbeitung-2014/konzeption

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  Conny

Meine Erfahrung ist, dass der Unterricht allein mit dem Material der Fibel sehr schnell dazu führen kann, dass man die Kenntnisse der SuS aus dem Blick verliert. Auch eignet sich die Fibel allein m.E. nicht als Lesetraining, gerade weil einige SuS die Texte auswendig aufsagen, statt Lesen zu üben, und weil die Fibeltexte gerade am Anfang sehr begrenzt sind.
Zudem gibt es durchaus Erkenntnisse, dass der Erstunterricht Elemente zur phonologischen Bewusstheit, zu Anlauten und Silben braucht, es hat aber lange gedauert, bis die in unterschiedlichen Fibeln umgesetzt wurden.
Da ist es gut, wenn man selbst am Ball bleibt, umsichtig ist und weitere Materialien zur Hand hat.
Zudem braucht es von Anfang an Differenzierung: während die einen noch Buchstaben trainieren und sie nur mit Mühe zusammenbinden, können andere Sätze oder Bücher lesen. DAS gibt die Fibel oder das dazugehörige Material auch nicht immer her.
Zu Beginn ist außerdem wichtig, dass die Kinder überhaupt verstehen, was Zeichen mit Lauten zu tun haben, wie daraus Wörter entstehen oder Wörter in Zeichen abgebildet werden. In der Hinsicht kann der Einsatz einer Anlauttabelle durchaus zielführend sein und steht dennoch nicht im Widerspruch zur Arbeit mit einer Fibel und/oder silbenbasierten Übungen.

ysnp
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ja, auf jeden Fall!

Ich mache gerade eine interessante Beobachtung: Ich übernehme jetzt schon zum zweiten Mal eine 3. Klasse von derselben Kollegin. Die aktuelle Klasse ist im Rechtschreiben wesentlich schlechter drauf als die vorherige. (Die voherige war vorbildlich, während die jetzige deutlich unter der Norm ist.) Es gibt einige Kinder, die noch Wort- und Satzfragmente schreiben, wenn sie frei etwas aufschreiben. Das habe ich bisher selbst bei lernschwachen Inklusionskindern in diesem Ausmaß nicht gesehen.
Jetzt ist die Frage, was die Ursache sein könnte. Der Unterricht war mit ähnlichen Materialien, basierend auf eine Fibel. Die Kollegin beklagte sich schon vor 2 Jahren, dass die Kinder im Vergleich sehr schlechte Voraussetzungen mitbringen und sie in der Klasse richtig ackern müsse um die Kinder auf die Spur zu bringen.

Insgesamt stellen die Kolleginnen von Klasse 1/2 Unterschiede fest, von welchen Kindergärten bzw. welcher Erzieherin die Kinder kommen. Es scheint wohl unterschiedliche Auffassungen dort zu geben, was man den Kindern vermittelt. Die einen machen schon einen Gesprächskreis wie in der Schule, das in meinen Augen noch gar nicht so wichtig ist und nehmen motorische Übungen nicht so superwichtig. Wir haben 3-4 Kindergärten in unserem Einzugsgebiet. Da viele Basics wohl von einigen Eltern nicht mehr vermittelt werden, ist die Elementarpädagogik viel mehr in der Pflicht. Man müsste endlich den Verbotspragraphen für Vorschulen aus dem Grundgesetz streichen und eine Kindergartenpflicht( kostenlos) von 3 Jahren mit einem verbindlichen „Lehrplan“ der die spielerische Vermittlung von Basics, die motorische, kognitive, nummerische und sprachbasierte Grundlagen einfordert. (Also bitte kein Frühenglisch!) Wer bestimmte Grundlagen nicht hat, besucht ein Jahr die Vorschule. So eine Vorschule gab’s sogar einmal an einer Schule in Baden- Württemberg, als ich dort noch unterrichtet habe.
Es ist für einige grundlegende Dinge fast zu spät, wenn die Kinder eingeschult werden. Das ist schwer aufzuholen.

mississippi
5 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

@ysnp: Es gibt Grundschulförderklassen, leider sehr wenige und Kinder, die für uns offensichtlich die Voraussetzungen für eine Einschulung nicht mitbringen, empfehlen wir dort hin. Man muss sich aber sehr früh anmelden, meist schon 1 Jahr vor der Einschulung, sonst sind die Plätze weg. Damit machen wir sehr gute Erfahrungen. Was deine Kollegin erzählt, kann ich bestätigen.

mississippi
5 Jahre zuvor
Antwortet  mississippi

Achso: Die Kinder besuchen 1 Jahr die Grundschulförderklasse und werden dann regulär eingeschult.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Bei uns gab es in einigen Regionen Vorschulklassen, eine meiner Kolleginnen hat eine mit aufgebaut und 5 Jahre später wurde alles wieder eingestampft. (Das war rund um das Jahr 2000) Die Vorschulklassen gab es aber nicht flächendeckend, sondern nur in einigen Gemeinden.

Die Sprachförderung vor der Einschulung lief mit einigen Stunden in der Woche ab 2006 und wurde nun quasi gestrichen, weil die Lehrerstunden in Der Landkreis muss nun erst ein Konzept erarbeiten, die KiGa sehen sich nicht in der Lage und so erhalten die Kinder in diesem Jahr keine SpraFö vor der Einschulung … bei uns wäre mehr als die Hälfte davon betroffen gewesen.

Das, was mississippi schreibt, gibt es bei uns auch, das nennt sich „Schulkindergarten“. Schulpflichtige, aber noch nicht schulreife Kinder werden von der SL zurückgestellt und besuchen dort eine Klasse in der hier extrem gute Arbeit läuft. Kinder, die von dort kommen, sind richtig gut auf den Einstieg im 1. Schuljahr vorbereitet. Sie verstehen schulische Abläufe und den Unterrichtsalltag weit besser als andere … und ich finde z.B. Gesprächskreise wichtig, weil Kinder dort SPRECHEN und HÖREN lernen würden.

Zudem stellen wir fest, dass vermehrt Kinder den KiGa nicht besuchen oder zwar angemeldet sind, aber nicht hingebracht werden oder beim ersten Konflikt oder einem Förderhinweis seitens der Einrichtung zu Hause bleiben.

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

„Es ist für einige grundlegende Dinge fast zu spät, wenn die Kinder eingeschult werden. Das ist schwer aufzuholen.“
Ja, ist es.
Und je mehr dieser Kinder in einer Klasse sind und je größer die Klasse dann ist, desto schwieriger ist die Förderung, zumal es keinerlei Förderstunden gibt.
Zudem wird ja von Außenstehenden offenbar gedacht und erwartet, dass die Kinder fit genug sind, dem Unterricht folgen zu können und die Inhalte aufnehmen, verstehen und behalten zu können. Dem ist aber nicht so. Fehlt es an den Grundlagen, fehlt es auch schnell an diesen ersten Lerninhalten, auf denen weiteres aufbauen soll.

Aus dieser Beobachtung heraus hat sich ja die Einrichtung der Eingangsstufen entwickelt, in der Kinder 1-3 Jahre Zeit erhalten und damit u.a. Entwicklung aufholen können, die ihnen zu Beginn der Schulzeit noch fehlt.
Aus dieser Beobachtung und den in den ersten 6 Wochen zu erhebenden Lernständen heraus entwickelt sich die Differenzierung, die in allen Klassen erfolgen muss, denn anderen Kindern sind diese Grundlagen seit 2-3 Jahren längst geläufig.

ysnp
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ja, muss man zur Zeit zwangsläufig machen.
Doch meine ich, dass es jetzt an der Zeit ist, etwas an der Elementarpädagogik zu verbessern.

Besagte Kollegin berichtet übrigens über ihre neue 1. Klasse, dass diese wieder mit besseren Voraussetzungen kämen und das das eindeutig dem Kindergarten zuzuordnen sei.

Aufmerksamer Beobachter
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

ysnp schrieb: „Doch meine ich, dass es jetzt an der Zeit ist, etwas an der Elementarpädagogik zu verbessern.“

Sie merken aber schon, dass Sie in Richtung Kindergarten exakt das formulieren, was die Grundschulkolleginnen hier im Forum immer empört von sich weisen, wenn eine Gymnasiallehrkraft zu formulieren wagt: „Doch meine ich, dass es jetzt an der Zeit ist, etwas an der Grundschulpädagogik zu verbessern.“ (Und damit noch nicht mal die Grundschullehrkräfte meinen, sondern bestimmte Grundschuldidaktiker und ihre fixen Ideen sowie die Inklusions-Sparbüchsen in der Politik.)

Inhaltlich haben Sie vollkommen recht.

ysnp
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Das mag das vielleicht suggerieren. Sachlich sieht es aos aus:
Der Unterschied zur Grundschulen besteht darin, dass Kindergärten verschiedene Träger haben und diese keinen verbindlichen Lehrplan haben. Außerdem besteht keine Pflicht zum Kindergartenbesuch.
Meine Hoffnung ist, dass verbindliche Elementarpädagogik noch viel bis zur Einschulung richten könnte. Allerdings nicht alles, denn auch Erzieherinnen berichten, dass besonders in den Kindergärten die Eltern beratungsresistent seien.

Grundschullehrer bekommen eine heterogene Schülerschaft schon von Anfang an. Bei uns hat man vor kurzem die Einschulungs“tests“ wegen des Inklusionsgedankens entschärft, weil wir so oder so jeden, der das Alter erreicht hat, aufnehmen müssen.

Ich würde mich jetzt nicht in konkrete Elemenarpädagogik einmischen, weil ich davon nur rudimentär eine Ahnung habe. Ich kann nur Wünsche äußern, was ein Kind können sollte und worauf man achten sollte.
Würden Gymnsiallehrer äußern, dass die Rechtschreibung und das Lesen auffallend schlechter geworden sind, dann wäre das okay. Aber wenn man sozusagen fachfremd an den Methoden und damit verbundenen angeblichen Ursachen herumkritisiert, dann finde ich das zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Die Universiäten beklagen sich, dass nicht alle Studenten mit Abitur studierfähig seien. Was da inhaltlich falsch gelaufen ist, darüber können sich nur die Gymnasiallehrer effektive Gedanken machen.
Ich meine, man muss wissen, wo die Grenzen der Kritik sind.

emil
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@ysnp Genauso sehe ich das auch, sehr gut beschrieben!

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

die Gymnasiallehrer wissen selbst, dass das derzeitige Abitur nur noch eine Studierberechtigung ist. So oder so hat ysnp beschrieben, dass es mitursächlich an der fehlenden Kindergartenpflicht und der fehlenden oder falschen elterlichen Erziehung liegt.

sofawolf
5 Jahre zuvor

Zitat: „Alle Brandenburger Grundschüler lernen vom kommenden Schuljahr an wieder nach der Fibel-Methode lesen und schreiben. Andere Methoden wie das umstrittene «Lesen durch Schreiben» oder die «Rechtschreibwerkstatt» werden dann nicht mehr angewandt, kündigte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch in Potsdam an.“

Ich begrüße das.

sofawolf
5 Jahre zuvor

Zitat: „«Wenn das in den Arbeiten nicht Ordnung ist, kann die Note bis zu zwei Punkte abgewertet werden», sagte sie.“

Aber welchen Sinn hat das, wenn keine Berichtigung erfolgen muss und wer kontrolliert die Berichtigung? Und was passiert mit den Fehlern in der Berichtigung? Und wie oft soll man berichtigen lassen? Bis nichts mehr falsch ist? Und wer soll das leisten?

Palim
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Sie. Im Unterricht. Das ist Ihnen doch immer so wichtig.
Und bitte nicht nur für Arbeiten, sondern täglich.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor

Becker-Mrotzek ist einer der Lobbyisten, die sich bei jeder Gelegenheit für LDS und das lautorientierte Schreiben einsetzen. Sein Werdegang ist kennzeichnend für derartige Protagonisten des Schriftspracherwerbs ; man kennt sich und zieht entsprechend Gleichgesinnte hinter sich in der Nachfolge auf entsprechenden Lehrstühlen. Seine Vorträge sind das Valium der Schulpädagogik und sein praktisches Wissen ist gekennzeichnet von ausreichendem eigenen praktischen Erfahrungswissen in der Grundschulpädagogik.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Ausreichend bedeutet ausreichend, mehr nicht !