KMK-Präsident für bundesweite Harmonisierung der Lehrerbezahlung

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BERLIN/ERFURT/STUTTGART. Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Helmut Holter (Linke), sorgt sich angesichts des dramatischen Lehrermangels um die einheitlichen Bildungschancen in Deutschland. Den Wettbewerb unter den Ländern hält er für kontraproduktiv. Auch beim Thema Abitur setzt Holter auf Vereinheitlichung.

Angesichts des bundesweiten Lehrermangels insbesondere an Grundschulen müsse hinterfragt werden, „ob eine unterschiedliche Bezahlung weiter zeitgemäß ist“, sagte der Thüringer Bildungsminister im Interview mit der «Stuttgarter Zeitung». „Im Moment haben wir ja doppelte Unterschiede. Die Lehrkräfte sind in den Ländern je nach Schulart in verschiedene Entgeltgruppen eingruppiert, also A 12, A 13, und dann unterscheiden sich auch noch die Bruttoentgelte, die hinter diesen Gruppen stehen.“ Diese Situation habe zu einem Wettbewerb geführt, der für die finanzschwachen Länder schwer zu stemmen sei. „Es ist aber unser Auftrag, den Kindern überall in Deutschland gleiche Bildungschancen zu garantieren“, sagte Holter.

KMK-Präsident Holter sieht im Gehalt einen zentralen Schlüssel zur Lösung des Lehrermangels. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
KMK-Präsident Holter sieht im Gehalt einen zentralen Schlüssel zur Lösung des Lehrermangels. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Zwar seien die Ansprüche der Unterrichtsinhalte an den einzelnen Schularten sehr unterschiedlich, aber es gehe um mehr als reine Stoffvermittlung. «Lehrerinnen und Lehrer geben ihren Schülern Werte und Ideen mit, die sie durch ihr ganzes Leben tragen», so Holter. Diese hohe Verantwortung ziehe sich von der ersten bis zur zwölften oder dreizehnten Klasse. Holter sprach sich deshalb für eine Debatte über eine Gleichbezahlung aller Lehrkräfte aus. Die steht in Thüringen, wo Holter die politische Verantwortung für die Schulen trägt, allerdings auch erst am Anfang. Im Juni hatte er gegenüber der „Thüringer Allgemeinen“ erklärt: „Ich habe die Prokura, diese Dinge weiter einzufordern. Im dritten Quartal werden wir mit Gewerkschaft und Lehrerverband über die A13 für Regelschullehrer reden. Das muss so schnell wie möglich passieren, der Wettbewerb zwischen den Ländern tobt.“ Die Gleichstellung von Grundschullehrkräften ist hingegen (noch) kein Thema in Thüringen.

Der Bildungsminister plädiert darüber hinaus jetzt für eine Lehrerausbildung, die sich vor allem am Alter der Schüler orientiert – und nicht mehr an Schulformen. „Der derzeitige Lehrermangel ist ja kein absoluter Lehrermangel, sondern in vielen Ländern haben wir im Bereich der Gymnasien noch genügend Bewerber oder sogar einen Bewerberüberhang. In den anderen Schularten ist die Bewerberlage dagegen unbefriedigend. Deswegen möchte ich, dass Gymnasiallehrer auch an Realschulen unterrichten können und habe vorgeschlagen, dass wir über eine schulstufenbezogene Lehrerausbildung nachdenken sollten. Das bedeutet also keine Einheitsausbildung von der Grundschule bis zur Oberstufe, sondern dass die Lehramtsanwärter für den Unterricht bestimmter Jahrgangsstufen ausgebildet werden und dann an verschiedenen Schularten eingesetzt werden können.“

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Weiter führte der KMK-Präsident aus: „Die Vorliebe fürs Gymnasium kommt doch häufig daher, dass Abiturienten am liebsten wieder in die Schulart möchten, in der sie den Großteil ihrer eigenen Schullaufbahn verbracht haben. Wir müssen den angehenden Pädagogen zeigen, dass die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an anderen Schularten ebenso reizvoll, anstrengend, aber eben auch erfüllend ist.“

Vor dem Hintergrund des Lehrmangels betonte Holter erneut, dass die Bundesländer Fehler begangen hätten. Personalentwicklung im öffentlichen Dienst habe lange grundsätzlich Personalabbau bedeutet. «Aus heutiger Sicht sollten wir uns als Länder eingestehen, dass die Prioritätensetzung falsch war und korrigiert werden muss.»

Einheitliche Abschlüsse bundesweit

An allen Schulformen sollte es außerdem einheitliche Abschlüsse geben. «Ab 2021 werden wir verpflichtende gemeinsame Abitur-Aufgaben haben», sagte Holter dem Nachrichtenmagazin «Focus». «Das ist ein guter Anfang. Aber wir müssen auch Vergleichbarkeit für die Haupt- und Mittelschulen, sogar für die Grundschulen herstellen.»

Die Kultusminister der Länder hatten im Juni erklärt, die Abituraufgaben aus dem gemeinsamen Pool ab 2021 nicht mehr für das eigene Land anzupassen. Im Bildungsstaatsvertrag oder einer Länder-Vereinbarung sollte präzisiert werden, wie viele Aufgaben die Länder jeweils nutzen wollten oder müssten. Bisher steht es jedem Land frei, in welchem Umfang es auf die gemeinsamen Abituraufgaben zugreift. Außerdem können die Länder diese bislang noch anpassen. (News4teachers aus Material der dpa)

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2 Kommentare
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sofawolf
5 Jahre zuvor

Zitat: „Vor dem Hintergrund des Lehrmangels betonte Holter erneut, dass die Bundesländer Fehler begangen hätten. Personalentwicklung im öffentlichen Dienst habe lange grundsätzlich Personalabbau bedeutet. «Aus heutiger Sicht sollten wir uns als Länder eingestehen, dass die Prioritätensetzung falsch war und korrigiert werden muss.»“

Da haben wir einen echten Grund ! Wenigstens Herr Holter gibt das mal zu.

sofawolf
5 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Was er vergessen hat zu sagen, ist das Warum. Mehr netto vom Brutto, also Staatsausgaben reduzieren, um mehr im eigenen Portmonee zu behalten, das war doch die Maxime und die haben die meisten von uns gerne mitgetragen.

Das war und ist eine Politik, die dem Eigennutz frönt und das Gemeinwohl geringschätzt.