Bertelsmann-Studie: Geringqualifizierte und Arme bilden sich (zu) selten weiter

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GÜTERSLOH. Alle reden von lebenslangem Lernen. Dafür ist Weiterbildung wichtig. Vor allem Geringqualifizierte und Arme könnten profitieren. Gerade sie nehmen aber selten an Qualifizierungsmaßnahmen teil – wie eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung herausgefunden hat.

Fortbildungen heben das berufliche Qualifikationsniveau – und verbessern die Arbeitsmarktchancen. Foto: Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW / flickr (CC BY 2.0)

Die Menschen in Deutschland bilden sich einer Studie zufolge nur selten weiter. Nur etwa jeder Achte ab 25 Jahren hat dem «Weiterbildungsatlas 2018» zufolge 2015 an einer allgemeinen oder beruflichen Weiterbildung teilgenommen. Das waren 12,2 Prozent der Bevölkerung ab 25 Jahren aufwärts – und bedeutet eine leicht sinkende Tendenz im Vergleich zu 12,6 Prozent im Jahr 2012, wie die Bertelsmann Stiftung am Dienstag mitteilte.

Auffällig: Der ohnehin schon niedrige Durchschnittswert werde von der Gruppe der Geringqualifizierten mit einer Quote von 5,6 Prozent noch klar unterschritten. Hier bestehe deutschlandweit Handlungsbedarf, betonte die Stiftung in Gütersloh zum Deutschen Weiterbildungstag  am 26. September. Auch die Gruppe der von Armut bedrohten Menschen – sie verfügen über weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens – nehme mit einer Quote von 7,7 Prozent nur selten an einer Weiterbildung teil. In beiden Fällen beziehen sich die Zahlen auf eine Alterspanne zwischen 25 und 54 Jahren.

Die Politik propagiere lebenslanges Lernen und appelliere immer wieder an die Bevölkerung, sich zu engagieren, sagte Stiftungsexperte Frank Frick. «Aber zugleich gehen die Ausgaben von Bund und Ländern dafür seit Jahren deutlich zurück.» Und zwar in einem zweistelligen Prozentbereich. Dieser Rückzug gehe zu Lasten der Geringqualifizierten – die also ohne einen berufsbildenden Abschluss sind – und der einkommensschwachen Haushalte. «Die öffentliche Hand hat Weiterbildungsmaßnahmen immer weiter zurückgefahren, und die Menschen investieren selbst privat. Das können sich aber Ärmere oft nicht leisten.»

Stiftungsvorstand Jörg Dräger forderte eine bessere Beratung und eine finanzielle Förderung für ärmere und gering qualifizierte Menschen. Wichtigste Einrichtungen öffentlicher Weiterbildung sind die Volkshochschulen. Auch Betriebe, gewerkschaftliche oder konfessionelle Träger machen Angebote.

Bei der Auswertung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung – auf Datenbasis des aktuellsten Mikrozensus von 2015 – zeigten sich erhebliche regionale Unterschiede mit einer Spannbreite zwischen 7,8 Prozent Weiterbildungsquote für das Schlusslicht Saarland und 15,3 Prozent für den Spitzenreiter Baden-Würrtemberg. Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen liegen mit gut 13 Prozent im oberen Bereich, das bevölkerungsreichste Bundesland NRW mit 10,7 Prozent klar unter dem Bundesschnitt. dpa

DGB fordert mehr Investitionen in digitale Bildung (und Weiterbildung)

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2 Kommentare
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Pälzer
5 Jahre zuvor

Na sowas! Wer hätte das gedacht?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

die Bertelsmänner nicht, weil sie es sonst nicht untersucht hätten. Wenn doch, ist die Studie Veruntreuung oder wenigstens Verschwendung von Steuermitteln.

Nebenbei: Fortbildung kostet oft Geld, das gering Qualifizierte oft mangels gut bezahlter Arbeit nicht haben.