Nur zwei Berufsgruppen müssen die Digitalisierung nicht fürchten: Gastwirte – und Lehrer

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SAARBRÜCKEN. Fast jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland könnte nach Einschätzung von Forschern durch digitale Technik ersetzt werden. Beschäftigte sollten sich daher frühzeitig mit Weiterbildung befassen, rät die Arbeitsagentur. Vertreter von zwei Berufsgruppen müssen sich allerdings kaum Gedanken darüber machen, im Zuge der Digitalisierung wegrationalsiert zu werden: Gastwirte – und Lehrer.

Die Digitalisierung erfasst zwar auch die Schulen, bedroht aber nicht die Arbeitsplätze der Lehrer – Unterrichtsroboter sind halt noch nicht in Sicht. Foto: Shutterstock

Die Arbeitsplätze der Beschäftigten in der Finanzbranche und im verarbeitenden Gewerbe sind am stärksten von der Digitalisierung bedroht, die von Lehrern und Gastwirten am wenigsten. Über alle Branchen hinweg könnte nach Einschätzung von Forschern der Bundesagentur für Arbeit mehr als jeder vierte Job durch digitale Technik ersetzt werden.

Der Anteil dieser Stellen, bei denen mehr als 70 Prozent der Tätigkeiten von Computern oder computergesteuerten Maschinen übernommen werden könnte, stieg von 2013 bis 2016 von 15,3 auf 26,9 Prozent, wie die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Saarbrücken mitteilte. Davon betroffen sind nach der theoretischen Berechnung 336.400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte allein in der Region.

Die Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), einer Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, ergab, dass der Anteil der bedrohten Stellen im Bundesdurchschnitt bei 23,5 Prozent liegt. Am höchsten ist er mit 30 Prozent im Saarland, am geringsten mit 14,6 Prozent in Berlin.

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Die Wissenschaftler wollen abschätzen, welche Folgen die Digitalisierung für die Arbeitswelt hat. Seit 2013 habe sich der Anteil ersetzbarer Tätigkeiten durch den Einsatz von Robotern, selbstlernender Software, 3D-Druck und virtueller Realität in vielen Berufen erhöht, erklärte die Arbeitsagentur. Allerdings entstehen durch den technischen Wandel auch neue Arbeitsplätze – etwa für die Entwicklung und den Bau der computergesteuerten Maschinen sowie für ihre Steuerung und Wartung.

Niedriges „Substituierbarkeitspotenzial“

In Rheinland-Pfalz beispielsweise ist der Studie zufolge vor allem die Finanz- und Versicherungsbranche betroffen – dort könnten 61,6 Prozent der Arbeitsplätze ersetzt werden. Danach folgen das verarbeitende Gewerbe mit 54,7 Prozent, sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen mit 38,9 Prozent sowie wissenschaftliche und technische Dienstleistungen mit 29,6 Prozent der Beschäftigten. Am niedrigsten ist das sogenannte Substituierbarkeitspotenzial bei Erziehung und Unterricht (2,8 Prozent), im Gastgewerbe (3,3 Prozent) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (6,6 Prozent).

«Beschäftigte sollten sich ganz bewusst auf eine sich verändernde Arbeitswelt einstellen», empfahl die Chefin der Regionaldirektion, Heidrun Schulz. Dabei sei die Weiterbildung von zentraler Bedeutung. dpa

Digitale Bildung in Schule: „Wichtig ist, dass man Lehrer unterstützt und ihnen die Vorteile zeigt”

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Krokodilstreichler
5 Jahre zuvor

Bei Lehrern sehe ich sehr wohl ein hohes Substituierbarkeitspotenzial, zumindest für Lehrer ab der fünften Klasse. Erstens können gut gestaltete Lehrbücher und Programme Stoff besser beibringen als menschliche Lehrer, zweitens wird der Staat enorm sparen müssen, wenn die Digitalisierung massenweise Jobs vernichten sollte. Hunderttausende Lehrer lassen sich nicht durch Gastwirte und Kellner finanzieren, zumindest nicht zu A13.

xxx
5 Jahre zuvor

Widerspruch. Die heutige Schülerschaft kann zu einem großen Teil nicht nur aus Büchern lernen. Sie braucht jemanden, der das vorturnt und Fragen beantwortet. Letzteres können Bücher nicht und eine KI ist noch nicht soweit.

FElixa
5 Jahre zuvor

A13 wird sich nicht halten. Das sehe ich auch so. Es liegt eben daran, wie sie es implizit schon angedeutet haben, dass der Lehrer nicht mehr der Wissensvermittler ist. Die Bedeutung der Lehrer nimmt ab, auch wenn es sicherlich den Lehrer in Zukunft noch brauchen wird. SuS brauchen auch in Zukunft noch Unterstützung, nur wird irgendwann vermutlich (leider?) irgendein Programm darüber entscheiden wie, wann und was die SuS lernen sollen. Die Frage ist nur, ob wir das noch miterleben als Berufstätige.

GriasDi
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Die Frage ist auch, ob die Schüler auch machen, was ihnen eine Maschine verordnet.

Palim
5 Jahre zuvor

Dass Lehrer durch die Digitalisierung überflüssig würden, wurde mir schon vor 25 Jahren eröffnet. Ich kann davon bisher nichts erkennen und das liegt nicht nur am Tempo der Digitalisierung.
Wie xxx sehe auch ich, dass SuS bei vielem Hilfe benötigen, darüber hinaus ist Schule eben auch mehr als das Einbimsen von Wissen.
Selbst wenn man sich die Möglichkeiten der Digitalisierung zu Nutze machen würde, bräuchte man dafür Lehrkräfte, die bei der Erstellung beraten. Davon kann ich nicht viel erkennen.

Erstaunlich ist übrigens, dass unentwegt zur Deprofessionalisierung der Lehrkräfte geschrieben wird. Bei aktuem Lehrermangel müsste man die Augen öffnen und anderes erkennen.
Wenn Lehrkräfte nicht zu substituieren sind, wird man sich um ein angemessenes Arbeitsumfeld und eine der Profession entsprechende Entlohnung unterhalten müssen. Der Einsatz pädagogischer Assistenzen kann dazu beitragen, darf aber nicht das Ersetzen der Lehrkräfte zur Folge haben.

Wenn das alles nicht gewollt ist, kann man SuS auch vor Bildschirmen parken und alles andere denen überlassen, die denken können und die dann alles unwidersprochen steuern.

GriasDi
4 Jahre zuvor

@Krokodil
Wenn das so wäre, wie Sie sagen: Warum bringen sich die SchülerInnen den Stoff noch nicht selbst bei? Materialien gäbe es heute schon mehr als genug.

Tobias Claren
4 Jahre zuvor

So ein Unsinn.
Natürlich sind Lehrer irgendwann überflüssig. Schon vor Jahren hat eine Schweizer Studie ( https://www.focus.de/familie/schule/unterricht/werden-lehrer-ueberfluessig-lernen_id_2222082.html ) das selbstständige Lernen bestätigt. Und das Schüler lieber mit YouTube-Videos lernen, und es auch wirklich funktioniert, ist ja in letzter Zeit auch bekannt geworden. Oft sind Lehrer nur Automaten die an der Tafel vor evtl. 30 Schülern stehen und von ihren Zetteln an die Tafel abschreiben. Dann ist man mit schmerzender Hand dabei das abzuschreiben, und am Ende wird gehetzt fertig zu werden, man wolle die Tafel abwischen.
Weil man nur geschrieben hat, hat man NICHTS davon mitbekommen. Lehrer behaupten ja gerne dass man durch das schreiben etwas lernt, was für ein Schwachsinn, dafür gibt es wohl auch keinen neurologischen Beleg. Da hätte man auch Kopien verteilen können. Aber das ist ja zu teuer… Und damals (20, 30 Jahre) gab es noch kein Internet etc. wo der Lehrer das Material anbieten hätte können. Was der/die wohl auch nicht getan hätte. Digitalkameras gab es auch noch nicht, denn dann hätte man ja Fotos der Tafel machen können. Wenn das nicht untersagt worden wäre.
Solche Lehrer hätte man auch durch ein VHS-Video auf dem Fernseher ersetzen können.
Bei mehr als einer geringen einstelligen Schülerzahl hat auch der „interaktive“ Faktor des Lehrers keinen Wert.
Wirklich „eingehen“ kann der eh nicht auf einen einzelnen Schüler.

Außerdem sollten Eltern wie Amy Chua dem Kind einen guten Start mitgeben.
Die Zahl „6“ ist ein willkürliches Alter. Laut Experten kann jedes Kind bis zu 6 Muttersprachen lernen.
Dafür bekommt es regelmäßig Umgang mit festen Bezugspersonen, möglichst Muttersprachlern.
Also z.B. neben dem eigenen Deutsch noch Englisch, Spanisch, Französisch, Chinesisch und evtl. eine 6..
Allerdings ist auch eine 7. nicht unmöglich. Die 6 Sprachen gelten für alle Kinder, sind also zurückhaltend für Kinder, auch mit etwas unterdurchschnittlichem IQ.
Ab der Geburt auch noch parallel zu sprechen das Lesen der Worte. Z.B. kann man ein großes Tablet hochhalten auf der die Worte zu sehen sind, die man spricht. Schreiben lernt es ganz spielerisch mit Tastatur und digitalem Griffel als frei nutzbares zeitlich unbeschränktes Spielzeug.
Genau so Videos mit Lerninhalt.
Amy Chua hat es wohl nicht gemacht, und sie und ihre Eltern und Kind sind wohl keine hochintelligenten Menschen, nicht mal „hochbegabt“ (aber alle Professoren an US-Elite-Unis, sie Jura in Yale, Schwester Medizin in Stanford, Vater Elektronik/IT in Berkeley…), weil das statistisch einfach unwahrscheinlich ist, aber der Ehrgeiz, das viele Lernen hat diese wohl normalen Menschen auf Elite-Uni-Professoren-Niveau gebracht. Was damit nachweislich JEDER Mensch kann. In Deutschland haben Professoren evtl. einen IQ um 130. Das ist auch der Schnitt in Harvard. Aber der Schnitt der Asiaten (bis zu 25% an US-Elite-Unis!) soll nur bei um die 116 liegen. Warum? Weil der Ehrgeiz und das viele Lernen auch Menschen mit geringerem Niveau auf das hohe Elite-Uni-Niveau bringt…
Aber 116 ist schon überdurchschnittlich? Jain. Denn das viele Lernen ab früher Kindheit steigert den IQ innerhalb des durch das Hirn vorgegeben Bereich. Wer also in einer 08/15-Familie der Art “ Ich gebe dem Kind Liebe und ein Dach über dem Kopf, und der Rest kommt von allein“ ( https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-62603907.html ) aufwächst hat dort evtl. einen IQ um 100, 105…, aber das nutzen des Hirn bringt es auf 115… Ist ja auch kein so großer Unterschied.

Ich würde noch einen Schritt weiter gehen.
Ich würde nicht meine eigenen durchschnittlich minderwertigen Gene (98, 99% der Bevölkerung) weitergeben, sondern dem Kind das Geschenk hoher Intelligenz machen.
In einem Artikel der Zeit war es wohl, da stand eine Formel.
IQ-Schnitt der Eltern plus 100 geteilt durch 2.
Finde Ich zwei Menschen mit IQ 170 und 180 hat das Kind sehr wahrscheinlich einen IQ um 137,5.
Das ist zumindest der Scheitelpunkt der Gaußschen Verteilung.
Es wird ja gerne verbreitet dass der IQ absoluter Zufall wäre, dahinter stecken evtl. auch irrationale krankhafte pseudoethische Interessen.
Man besorgt sich also Eizelle und Spermium dieser Menschen (mit zunehmender Erdbevölkerung gibt es auch bei z.B. 0,001% immer mehr Menschen mit so hohem IQ), die Frau (alleinstehend oder Paar) trägt die befruchtete Eizelle aus. Es gibt kein Argument dagegen. Ein biologisch „eigenes“ Kind haben zu wollen ist kein legitimes Argument, denn das hat NULL Wert. Wir sind keine Tiere, wer das braucht, sollte lieber ganz auf Kinder verzichten.
Nachweislich sind intelligente Menschen eher Links als Rechts, glücklicher und eher Atheisten.
Eine weitere Studie hat sogar belegt dass Atheisten sozialer/Altruistischer sind als Gläubige…
Ich will mit öffentlichen Guerilla-Aktionen, evtl. mal was auf den Kölner Dom projizieren, Werbung für diese IQ-Eugenik machen. Man muss diese Möglichkeit einfach mal provokant ins Bewusstsein der Menschen rufen…

In wenigen Jahrzehnten sind Lehrer komplett durch sehr gute interaktive Lernprogramme, VR, etc. ersetzbar.
Wenn ein Berufskraftfahrer sich entblödet und trotz selbstfahrender Prototypen noch glaubt unersetzbar zu sein ist das je schon zum fremdschämen, aber Lehrer? Naja, das Nachbar-Ehepaar die „schaltet das schädliche WLAN ab“-Flugblätter in der Nachbarschaft verteilt haben, waren als Lehrer…
Bekannt auch Lehrer die an die Homöopathie glauben O_o. Auch Biolehrer…

Und dann diese Facepalm-Argumente als „schon vor X Jahren hat man mir erzählt Lehrer werden überflüssig werden“…. Das ist genau so dumm wie damit zu „argumentieren“, dass im Jahr 2000 nicht jeder mit einem Raketenrucksack und im fliegenden Auto unterwegs ist. Das war in den 20ern (da waren es eher die 50er, 60er, 70er), 50er, 70er,… einfach eine sehr runde Zahl.
Es ist irrelevant WANN, es wird eintreten. Die Schätzungen Mitte des Jahrhunderts sind realistisch
Glaubt hier echt irgendjemand dass das menschliche Gehirn ein göttliches Wunder ist?
Nein? Aha, dann ist dessen Leistung also auch in den nächsten Jahrzehnten zu erreichen und zu übertreffen.
Auch dessen evtl. quantenphysikalisch begründete Kreativität wäre dann durch einen Quantencomputer nach gleichen Prinzipien erreichbar. Denn was die Natur mit dem Gehirn vorgemacht hat, muss auch nachbaubar sein. Es ist nur eine Maschine.
Allerdings wird es für sehr gutes „Privatlehrer“-Lernen kein echtes Bewusstsein brauchen.
Was ja moralisch ein Problem wäre.

Bezüglich Quantenbewusstsein:
Theorie von Sir Prof. Dr. Roger Penrose:
https://en.wikipedia.org/wiki/Quantum_mind
http://quantumconsciousness.org

Und ein Beleg für die unsterbliche „Seele“ in einem realen Jenseits durch ein reproduzierbares Experiment:
https://www.vtf.de/p73_1.shtml

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Tobias Claren

Man muss nicht jeden Kommentar beantworten.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Unsinn passt besser.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Tobias Claren

Sie haben den Focus-Artikel anscheinend nicht richtig gelesen, denn das Ergebnis der Schweizer Studie von 2004/05 waren keine angestrebten Einsparungen der Kosten, sondern ein Kostenanstieg, da die Lehrer mehr Zeit aufwenden mussten, um bei Rückfragen helfend eingreifen zu können.
Außerdem fungierten die Lehrer nur noch als Lernbegleiter.

GriasDi
4 Jahre zuvor
Antwortet  Tobias Claren

@ Tobias Claren
Wenn das so wäre, wie Sie sagen: Warum bringen sich die SchülerInnen den Stoff noch nicht selbst bei? Materialien gäbe es heute schon mehr als genug.

Zitat:
„Und das Schüler lieber mit YouTube-Videos lernen, und es auch wirklich funktioniert, ist ja in letzter Zeit auch bekannt geworden.“
Der erste Teil Ihrer Aussage ist für mich nachvollziehbar und auch durch Umfragen gedeckt. Für den zweiten Teil ihrer Aussage hab ich noch keine nachvollziehbaren Studien bzw. Beweise gefunden. Dass es funktioniert – wer hat das festgestellt?
Außerdem gilt auch hier wieder: Wenn das so wäre, warum machen es die SchülerInnen nicht?

GriasDi
4 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Übrigens wäre es schön, wenn es so funktionieren würde, wie Sie (Tobias Claren) sagen. Dann könnten Lehrer nur noch Videos zeigen und sich das Unterrichten sparen.