Unterrichtsausfall an Thüringens Schulen gestiegen

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ERFURT. Mehr Lehrer einstellen: Auf diese Formel können sich Bildungspolitiker in Thüringen offenbar einigen. Nur so könne der weitere Ausfall von Unterricht vermieden werden.

Im September sind an Thüringens allgemeinbildenden Schulen 5,2 Prozent des Unterrichts ausgefallen. Das war mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres, in dem der Ausfall bei 4,1 Prozent lag, wie das Thüringer Bildungsministerium mitteilte. Erstmals wurde den Angaben zufolge auch die sogenannte Stillarbeit berücksichtigt, also Schulstunden, in denen die Klassen zwar anwesend sind, es aber keinen regulären Unterricht gibt.

Der Lehrermangel in Thüringen führt häufiger zu leeren Klassenzimmern, in denen eigentlich Unterricht stattfinden sollte? Foto: dierk schaefer / flickr (CC BY 2.0) (Ausschnitt)
Der Lehrermangel in Thüringen führt häufiger zu leeren Klassenzimmern, in denen eigentlich Unterricht stattfinden sollte? Foto: dierk schaefer / flickr (CC BY 2.0) (Ausschnitt)

Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) konnten zudem 3000 Unterrichtsstunden nicht erteilt werden, weil diese wegen Lehrermangels erst gar nicht in die Stundenpläne aufgenommen wurden. Um weiteren Unterrichtsausfall zu vermeiden, seien in etwa 1700 Stunden vor allem an Grundschulen Klassen zusammengelegt worden.

Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte angesichts der Zahlen, es müsse kontinuierlich weiter daran gearbeitet werden, mehr Lehrer für den Thüringer Schuldienst zu gewinnen. «Wir haben eine Reihe von Maßnahmen angepackt und werden weiter anpacken.» Die Thüringer GEW-Landesvorsitzende Kathrin Vitzthum verlangte, das Land müsse noch mehr Lehrer einstellen als bisher und sich intensiver um Entlastungen der Lehrkräfte bemühen, um Unterricht dauerhaft abzusichern.

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Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, erklärte, dass es neben ausreichend Neueinstellungen auch darum gehen müsse, die Lehrer im Arbeitsalltag spürbar zu entlasten. «Die Landesregierung muss endlich mehr dafür tun, dass unsere Lehrer gesund bleiben», so Tischner.

Viele Lehrer arbeiteten seit Jahren am Limit und würden entsprechend häufiger und auch längerfristig krank. Lehrern, die ihr 60. Lebensjahr vollendet haben, müssten Teilzeitmöglichkeiten gewährt werden. Weiter forderte Tischner, Zusatzaufgaben für Lehrer und Schulleitungen drastisch zu reduzieren.

Hannes Leiteritz, Vorsitzender der Landesschülervertretung Thüringen, begrüßte es, dass die «Stillbeschäftigung zukünftig als das gezählt wird, was sie für den Schüler effektiv darstellt: Ausfall des Unterrichts». (dpa)

Zwei Monate nach Schulstart noch offene Lehrer-Stellen in Thüringen

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Cavalieri
5 Jahre zuvor

Soso: Die Linkspartei bzw. die linke Landesregierung hat also auch außer Sprüchen nichts anzubieten. „Bildung ist wichtig“, das erzählen alle Parteien. In der Praxis gibt’s dann den Mangel hier und den Mangel dort.