Lehrermangel: Eisenmann schiebt Schwarzen Peter an die SPD (und die wieder zurück)

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STUTTGART. Lehrermangel ist auch in Baden-Württemberg ein Problem – da sind sich alle einig. Doch wer trägt dafür die Verantwortung? Die CDU-Kultusministerin zeigt auf die SPD – die fühlt sich zu Unrecht angegangen.

Auf Schulbesuch: Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg
Planungsfehler vor ihrer Amtszeit? Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) führt den Lehrermangel in Baden-Württemberg vor allem auf Planungsfehler aus der vergangenen Legislaturperiode unter der SPD zurück. Die Pensionierungswelle habe im aktuellen Jahr ihren Höhepunkt erreicht. Die Entwicklung müsse der zuvor von der SPD geführten Kultusverwaltung aufgrund der Altersstruktur der Lehrer bekannt gewesen sein. «Auch vor diesem Hintergrund wurde versäumt, rechtzeitig Maßnahmen zur Erhöhung der Studienplätze zu ergreifen», sagte eine Ministeriumssprecherin am Mittwoch. Zuvor hatte die Zeitung «Südkurier» darüber berichtet.

2017 seien mehr als 4300 Stellen durch Pensionierungen frei geworden. 2018 seien es 4100 Stellen. «Dieser enorm hohe Ersatzbedarf ist mit der Hauptgrund dafür, dass der Lehrer-Bewerbermarkt so gut wie leer gefegt ist», sagte die Sprecherin. Hinzu komme, dass sich mit einer Umstellung der Lehramtsstudiengänge 2011 die Studienzeit des Grundschullehramts verlängert habe. Deshalb gebe es jetzt vorübergehend weniger fertige Grundschullehrer. Zudem sei die Zahl der Studienplätze für das Grundschullehramt zwischen 2011 und 2016 heruntergefahren worden.

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„Eigene Unfähigkeit“

Damit sieht Eisenmann die Verantwortung für die derzeitige Misere bei der SPD, die von 2011 bis 2016 in der grün-roten Regierung das Kultusressort innehatte. Nach einer im Oktober veröffentlichten Statistik der Kultusministerkonferenz fehlen in Baden-Württemberg allein im laufenden Jahr rund 550 Lehrer. Demnach hat das Bundesland voraussichtlich noch bis zum Jahr 2022 mit einem Lehrermangel zu kämpfen. Das betrifft vor allem die Grundschulen.

SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei entgegnete, Eisenmann versuche einmal mehr, von ihrer eigenen «Unfähigkeit» abzulenken, indem sie die Schuld bei anderen ablade. «Fakt ist, dass sie zum letzten Schuljahr selbst über 1000 Lehrerstellen gestrichen hat und das trotz steigender Schülerzahlen. Das bleibt eine fatale Fehlentscheidung, die auch die Grünen bis heute nicht zurücknehmen wollen.» Auch habe Eisenmann die Studienkapazitäten für das Grundschullehramt erst nach zweieinhalb Jahren deutlich erhöht, obwohl ihr der Mehrbedarf seit Beginn ihrer Amtszeit von den Gewerkschaften vorgerechnet werde.

«In ganz Deutschland herrscht aktuell Lehrermangel, und zwar nicht weil alle Menschen in Verantwortung vor Frau Eisenmann unfähig waren», sagte Flust-Blei. Alle Fraktionen seien in der vergangenen Legislaturperiode von sinkenden Schülerzahlen ausgegangen. dpa

Lehrermangel: GEW fordert A13 für Grundschullehrer, VBE multiprofessionelle Teams an Schulen

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2 Kommentare
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Cavalieri
5 Jahre zuvor

Noch 2011 hieß es aus dem Munde der früheren CDU-Kultusministerin in Baden.Württemberg:
„Damit reagiere die CDU auf das Problem der sinkenden Kinderzahl, sagte Schavan. Auch die Schulen in Baden-Württemberg, vor allem im ländlichen Raum, verlören in den kommenden zehn Jahren bis zu einem Viertel ihrer Schüler.“
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.schulpolitik-der-cdu-annette-schavan-gibt-fehler-zu.1deff333-5a6c-42ee-9c00-bb08f5423448.html
Könnte der jetzige Lehrermangel etwas mit der Fehlprognose der sinkenden Kinderzahl zu tun haben? Nein? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

OlleSchachtel
5 Jahre zuvor

Sehe ich leider auch so…