Lehrermangel vorbeugen – Hamburg will mehr Referendare ausbilden

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HAMBURG. Lehrermangel ist in vielen Bundesländern ein Problem. In Hamburg aber noch nicht – das betont die Schulbehörde. Doch sie will vorbeugen und erhöht die Zahl der Ausbildungsplätze für den Lehrernachwuchs.

Widerspricht Josef Kraus: Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD). Foto: SPD Hamburg / flickr (CC BY-SA 2.0)
Will präventiv gegen Lehrermangel angehen: Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD). Foto: SPD Hamburg / flickr (CC BY-SA 2.0)

Hamburg will deutlich mehr Referendare ausbilden – und so einen Lehrermangel wie in vielen anderen Bundesländern verhindern. «Wir werden die Zahl der Ausbildungsplätze in kurzer Zeit um über 40 Prozent erhöhen», sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag in der Hansestadt. So sollen jedes Jahr statt bisher 570 künftig 810 Lehrer ihr Referendariat abschließen können.

Im Vergleich zur aktuellen Situation entstehen nach Behördenangaben Zusatzkosten von 3,5 bis vier Millionen Euro pro Jahr. Diese würden bis 2020 aus den vorhandenen Haushaltsmitteln der Behörde bestritten.

Anders als in fast allen anderen Bundesländern gebe es in der Hansestadt nach wie erheblich mehr Bewerber als Referendariats-Plätze. Die Stadt sei sehr attraktiv, sagte Rabe. Zudem verbeamte Hamburg zügig, zahle gut und biete bessere Aufstiegschancen als andere Bundesländer. Doch man wolle nicht warten, bis das Problem, nicht genügend Bewerbungen zu haben, auch in Hamburg ankomme. «Wir gehen in die Offensive», erklärte der Senator.

Die CDU-Fraktion erklärte, die Ankündigung des Senators sei begrüßenswert, komme aber reichlich spät. «Hamburg lebt seit Jahren bei der Lehrerausbildung auf Kosten anderer Bundesländer», sagte die schulpolitische Sprecherin Birgit Stöver. «Auch mit dem erhöhten Ausbildungskontingent wird Hamburg es nicht schaffen, seinen Bedarf von 1100 Lehrern pro Jahr zu decken. Dann fehlen auch künftig noch 300 Lehrer, die Hamburg in anderen Bundesländern abwerben wird.» Die Schulbehörde legte eine andere Berechnung vor: Da die sogenannte Pensionierungswelle in Hamburg bereits vorüber sei, gehe man davon aus, dass künftig nur noch 750 bis 800 Lehrkräfte pro Jahr eingestellt werden müssten, hieß es.

Die Behörde habe zudem eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen ergriffen, um Lehrermangel zu verhindern. So können laut Behörde seit August einfacher als bisher pensionierte Lehrer über Stundenverträge in der Schule unterrichten. Referendare haben die Möglichkeit, ihr Stundenkontingent gegen Extra-Bezahlung aufzustocken. Rabe betonte aber, dass ein Quereinstieg – also ein Referendariat ohne Lehramtsstudium – auch weiterhin nur in Mangelfächern möglich sein soll.

Die Bildungsgewerkschaft GEW kritisierte, die Aufstockung der Ausbildungsplätze allein reiche nicht aus. Die Attraktivität des Berufs müsse gesteigert werden. Auch die FDP-Fraktion betonte, im Wettbewerb um die besten Lehrer müssten die Rahmen-Bedingungen des Berufsalltags besser werden. dpa

Lehrermangel: GEW fordert A13 für Grundschullehrer, VBE multiprofessionelle Teams an Schulen

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2 Kommentare
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Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

Meiner Meinung nach muss das Problem bundesweit gelöst werden. Alle Bundesländer müssen mehr Referendare ausbilden, damit nicht die einen den anderen die ausgebildeten Junglehrer abwerben und sich in „Vergünstigungen“ überschlagen. Gelder, die an anderer Stelle fehlen. Zur Erinnerung: 16.000 Stellen fehlen bei den Jugendämtern, das sind jene, die sich um verwahloste und misshandelte Kinder kümmern. Ist das nicht wichtig?

Ist für solche Abmachungen unter den Bundesländern nicht die KMK zuständig?

D. Orie
5 Jahre zuvor

Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Wann gibt es endlich mal EINE neue Professur in HH für den Bereich Deutschlehrerausbildung in Sprachdidaktik??????????????????????????????? Sollen wieder nur etliche wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen eingestellt werden, die dann das ganz Lehrdeputat abdecken?