Nach Tod einer Schülerin: Linke fordert Abschaffung des Jugendarrests für Schulschwänzer

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MAGDEBURG. Vor dem Hintergrund des tödlichen Sturzes einer 15 Jahre alten Schulschwänzerin in Halle hat der Landtag von Sachsen-Anhalt über den Jugendarrest als Sanktion in solchen Fällen diskutiert. Die Linke fordert eine Abschaffung der Maßnahme. Der Arrest bringe nichts und habe keine erzieherische Wirkung, sagte Rechtsexpertin Eva von Angern am Donnerstag. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) warf der Linken vor, den aktuellen Vorfall für eigene Interessen zu instrumentalisieren.

Das Mädchen starb, als die Polizei vor der Tür stand (Symbolfoto). Foto: Christoph Scholz / flickr (CC BY-SA 2.0)

Die 15-Jährige war am 8. November vom Balkon gestürzt, als die Polizei sie abholen und in den Arrest bringen wollte. Das Amtsgericht Halle hatte den Jugendarrest wegen Schulschwänzens angeordnet. Die Polizei ermittelt, ob das Mädchen vom Balkon abgerutscht oder gesprungen ist. Die 15-Jährige war im Krankenhaus gestorben.

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Tullner bezeichnete den Jugendarrest als «Ultima Ratio». Als letzte Möglichkeit müsse Schulschwänzen als Ordnungswidrigkeit und mit Arrest geahndet werden können. Davor gebe es an den Schulen aber zahlreiche andere Möglichkeiten, auf das Schwänzen zu reagieren. Im Vordergrund stünden pädagogische und erzieherische Mittel, betonte Tullner. Auch der Kontakt mit den Eltern werde frühzeitig gesucht.

Zum Jugendarrest komme es tatsächlich nur sehr selten, sagte der Minister. Im ersten Halbjahr 2018 gab es nach Angaben des Bildungsministeriums 44 Fälle. Tullner verwies darauf, dass bei der jüngsten Änderung des Schulgesetzes zudem ein Zwangsgeld als weitere Maßnahme vor dem Arrest eingeführt wurde. dpa

Ministerium will Gefängnisstrafe für Schulschwänzer abschaffen – Direktoren sind dagegen

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2 Kommentare
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Elternteil
5 Jahre zuvor

Jugendhaft ist zwar extrem, aber es werden noch Maßnahmen ergriffen, die völlig übertrieben sind. Zum Beispiel in Bayern (Flughäfen Nürnberg, Memmingen, München) macht die Bundespolizei regelmäßig Jagd auf Familien, die mit ihren Kindern ein Tag vor dem Sommerferienbeginn in den Urlaub fliegen. Die Eltern bekommen dann saftige Bußgeldbescheide von den Schulämtern. Hat die Polizei nichts Besseres zu tun ? Es gibt zahlreiche Straftaten, bei denen der Einsatz der Polizei sinnvoll ist, Schulschwänzen gehört sicher nicht dazu.

Krokodilstreichler
5 Jahre zuvor

Völlig richtig liegen die Linken. Der Schulzwang wurde eh erst 1938 in Deutschland eingeführt und Österreich, Frankreich und USA kommen auch ohne zurecht.