Polizeischüler in Berlin: Gravierende Defizite in Deutsch – und in Disziplin

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BERLIN. Es ist ein Riesenladen. 2500 Schüler in diversen Altersstufen, sehr viele mit Migrationshintergrund und verschiedenen Schulabschlüssen: die Ausbildungsstätte der Berliner Polizei. Zuletzt potenzierten sich die Probleme. Nun soll es besser werden.

«Wir haben kein Problem in Englisch, aber sehr wohl eins in Deutsch»: Polizeischüler in Berlin. Foto: Polizei Berlin / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Die neue Chefin der Berliner Polizeischule hat eine ganze Reihe von Problemen des Polizeinachwuchses bei der Ausbildung festgestellt. Gleichzeitig kündigte Tanja Knapp, die seit rund vier Monaten im Amt ist, zahlreiche Änderungen und Verbesserungen an. Einige Änderungen seien bereits erfolgt, sagte sie am Montag im Innenausschuss. So sei wieder ein gemeinsamer Dienstantritt festgelegt, wiederholte Verspätungen sollen strenger geahndet werden. Auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) und ein externer Gutachter, der im Sommer einen Bericht vorgelegt hatte, sahen bereits mehrere Reformen auf den Weg gebracht.

An der sogenannten Polizeiakademie werden fast 2.500 junge Nachwuchspolizisten von 230 Lehrern und Dozenten ausgebildet. Allein für den mittleren Dienst der uniformierten Schutzpolizei sind 1400 Auszubildende in 56 Klassen registriert.

Knapp sprach von Schwierigkeiten mancher Polizeischüler mit der deutschen Sprache, mit Satzbau und Formulierungen, Fragestellungen sowie mit grundsätzlichen Fragen wie Pünktlichkeit und Ordnung. «Wir haben kein Problem in Englisch, aber sehr wohl eins in Deutsch», sagte sie. Unterstützung und Fördermaßnahmen besonders im Deutschunterricht seien geplant. Dazu würden auch zusätzliche Deutschlehrer eingestellt. Außerdem sei eine Kooperation mit der Berliner Senatsschulverwaltung zur Ausbildung der Lehrer und Inspektion des Unterrichts vereinbart. Bei bestimmten Klausuren müsse die Schule eventuell «die Komplexität etwas reduzieren».

Disziplin soll wieder stärker betont werden, so durch den gemeinsamen Dienstantritt und Kontrolle der Pünktlichkeit, sagte Knapp. Geplant seien gezielte Betreuungen von Schülern mit hohen Fehlzeiten, die möglicherweise «jugendspezifische Probleme» hätten. Auch Unterricht zum Thema Internet und Soziale Medien stehe auf der Liste, sagte Knapp. «Da gehts auch darum, dass sie keine Auftritte haben, die sie in Verlegenheit bringen.» In der Vergangenheit hatten einzelne Polizeischüler mit Partys und ins Internet gestellten Fotos oder einem Auftritt in einem Porno für Schlagzeile gesorgt.

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50 Prozent Durchfallerquote

Organisatorische Änderungen der Abfolge von Unterricht, Prüfungen und Praktika seien geplant. «Wenn die Hälfte der Azubis eine Prüfung nicht schafft, macht auch die Akademie etwas falsch. Damit müssen wir uns beschäftigen», räumte Knapp ein. Bei einer Zwischenprüfung des Jahrgangs, der im Herbst 2017 begonnen hatte, fielen 50 Prozent der Schüler durch.

Geisel betonte, das Niveau bei der Ausbildung werde nicht gesenkt. Eine gute Ausbildung sei nur gemeinsam mit der Führung, den Schülern und Lehrern möglich. Die Verdoppelung der Schülerzahl sei nicht ohne Auswirkung geblieben. Die Änderungen bräuchten aber etwas Zeit.

Der externe Gutachter Josef Strobl, ein früherer leitender Polizist aus Bayern, forderte eine Durchmischung aller Klassen über alle Altersstufen von 16 bis 39 Jahren hinweg. Er widersprach zudem Knapp, die eine Zusammenarbeit mit der Berliner Schulverwaltung zur Ausbildung der Lehrer an der Polizeischule abgeschlossen hatte. Das sei «nicht zielführend», sagt Strobl und würde nur zu weiterer Unordnung führen.

Im Herbst 2017 hatte es erste Berichte über Probleme gegeben: zu wenig Lehrer, zu häufiger Unterrichtsausfall, fehlende Disziplin, mangelnde Deutschkenntnisse. dpa

 

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xxx
5 Jahre zuvor

Bei solchen Zuständen halte ich die Frage nach der Loyalität dieser Azubis für berechtigt, wenn sie auf einen Kulturgenossen treffen oder kriminelle Kulturen ganz bewusst die Polizei unterwandern. Notwendige Deutschkurse gerade für angehende Polizisten sind ein Armutszeugnis.

So oder so ist eine Durchfallquote von 50% bei Verdopplung der Schülerzahl nichts schlechtes. Das wäre ja eine Bestehensquote von 100% bei der vormaligen Schülerzahl und damit mehr als vorher.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Wie steht es denn um Ihre Loyalität gegenüber dem Staat, wenn Sie auf Ihre „Kulturgenossen“ von der AfD treffen? Nahe null, würde ich mal meinen.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Bislang ist es noch nicht so, dass irgendwas bei der AfD verboten ist oder dass beamtete AfD-Leute aus dem Dienst entfernt werden so wie Angehörige linker Parteien oder „pazifistischer“ Organisationen in den 1930er Jahren. „Loyalität gegenüber dem Staat“ heißt die Gesatze zu achten und für deren Durchsetzung zu sorgen, nicht mehr. Das ist keine Sache einer „Gesinnung“ oder gar deren Durchsetzung als Norm. Das gilt insbesondere für Polizisten.
Im übrigen gibt es „Hetzjagden“ auch von links nach rechts (selbst nach einer friedlichen Demonstration, merkwürdig):
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Goettingen-Linke-ueberfallen-rechten-Freundeskreis,goettingen802.html
Aber die Empörung darüber ist natürlich gering. Es entspricht generell nicht den Gesetzen, politische Auseinandersetzungen mit körperlicher Gewalt auszutragen.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

„Loyalität gegenüber dem Staat heißt die Gesatze zu achten und für deren Durchsetzung zu sorgen, nicht mehr.“

Da liegen Sie mal wieder falsch: Ein Beamter wird nur, wer «die Gewähr dafür bietet, daß er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes eintritt».

Und weiter: „Im übrigen ist es ein hergebrachter Grundsatz des Berufsbeamtentums, dass den Beamten eine besondere politische Treuepflicht gegenüber dem Staat und seiner Verfassung obliegt. Diese Loyalität erfordert mehr als nur eine formal-korrekte Amtsausübung. Sie verlangt von dem Beamten insbesondere, dass er die Verfassung als einen hohen Wert anerkennt, für den es einzutreten gilt. Von Gruppen und Bestrebungen, die den Staat, seine verfassungsmässigen Organe und die geltende Verfassungsordnung bekämpfen, hat der Beamte sich eindeutig zu distanzieren.“

Das lässt sich bei Höcke und Co – und bei Ihnen sowie xxx – mit Fug und Recht bezweifeln.

Klar, dass Sie jetzt wieder – wie immer – verusuchen, mit irgendwelchen an den Haaren herbeigezogenen Geschichten abzulenken. Ja, ja, arme Rechtsradikale – immer nur Opfer.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ganz streng genommen dürften sich die Nationalisten stärker für den eigenen Nationalstaat einsetzen als die EU-Vertreter, die ja für die Auflösung von Staatsgrenzen stehen.

Die von Ihnen zitieren Grundsätze des Berufsbeamtentums wurden ja von Cavalieri und mir bei Teilen der Anwärter in Berlin angezweifelt.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Bernd: Sie liegen hier falsch, denn weder xxx noch ich sind Dienstherren von Höcke oder so. Das sind die Minister. Wie war denn Ihr seltsamer Spruch von 17:07 gemeint? Was soll ein normaler Beamter (etwa ein Polizist) machen, wenn er einem AfD-Menschen begegnet? Sofort ein Disziplinarverfahren beantragen? Das führt doch in einen Schnüffelstaat.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Ich wüsste bislang nicht, dass AfD-Mitglieder einen Aufnäher auf ihre Kleidung anbringen müssen, um sich eindeutig als solche erkennbar zu machen.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Wie krank im Kopf muss man sein, um die Hetzer von der AfD mit den Juden in Nazi-Deutschland zu vergleichen?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Keine Ahnung, weil ich nicht in Ihren Kopf schauen kann. Nichts anderes haben Sie ja oben angedeutet. Nur dass Sie die Hetzer durch Ihresgleichen ersetzt haben. Das würde Ihnen wahrscheinlich sogar gefallen.

Pälzer
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

gibt’s noch was zu den Berliner Polizisten zu sagen?

AvL
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Mich interessiert mehr, warum diese Polizeischüler so grottenhaft schlecht abschneiden, denn ich fühle mich stark an die eigenschriftlichen Nichtleistungen junger Rettungsassistenten erinnert, bei denen gerade die unter 26 jährigen erhebliche Probleme bei der schriftlichen Beschreibung von Krankheitszuständen und Ereignissen haben, gravierende Fehlleistungen durchgehend zu verzeichnen sind und denen die wesentlichen Grundlagen der Orthographie fehlen.
Buchstaben werden gemalt, unterscheiden sich in Form und Größe, das Schriftbild wird nicht in der vorgegebenen Grundlinie gehalten, weich nach oben und unten ab, es fehlt an der Fähigkeit Zuständen genauer zu umschreiben, orthographische Kenntnisse sind marginal vorhanden, Variationen in der Schreibung des selben Ausdrucks liegen vor wie beim Begriff Demenz/Dement, Endungen auf -heit, -keit, -ung,-nis , überhaupt ist der gesamte Dokumentationsbereich sehr dürftig verfasst.
Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal in den höchsten Tönen die Bemühungen der deutschen Reformpädagogik für die Sprachkünste des Deutschen betonen und hervorheben, denn die Früchte dieser Bemühungen werden in die Scheuer eingebracht und diese sollten nicht verschleiert werden, damit deren Glanz uns alle überstrahlen möge.

Es ist die verratene Generation, die etliche Reformen über sich ergehen lassen musste.

AvL
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Fehler gesehen
Eindeutige Nomen, erkennbar an den Endungen -heit, -keit,-ung,-nis , werden klein geschrieben, dem Nomen vorgeschaltete Adjektive werden dagegen groß geschrieben, vollständige Sätze werden nicht mehr gebildet, die Ausdrucksfähigkeit und Varianz der Sprache in stark reduziert. Es entspricht einer „rächtschraibkaterstrofe“ was man da Dechiffrieren darf.

Pälzer
5 Jahre zuvor

In vielen anderen Ländern sagt man der Polizei nach, korrupt zu sein oder bestimmte Volksgruppen zu bevorzugen oder zu benachteiligen. Wie wird das in Berlin werden? Kontrolle der Pünklichkeit ist sicher gut …

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Manche Gefahren zeichnen sich in Berlin in der Tat ab:
https://www.focus.de/politik/deutschland/bundeshauptstadt-ex-polizeidirektor-verstrickung-arabischer-clans-mit-berliner-polizei-lange-bekannt_id_7801042.html
Tatsache scheint danach zu sein, dass es vorbestrafte Poiizeischüler gibt. Darf es eigentlich vorbestrafte Referendare oder Lehrer geben?

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Es darf noch nicht einmal vorbestrafte Lehrer im Sinne von mindestens 1 Jahr Freiheitsstrafe geben. Bei nicht-leeren polizeilichen Führungszeugnissen im Allgemeinen wird es schon schwierig.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Was für eine Fake-News-Diskussion: Natürlich darf ein Polizist nicht vorbestraft sein – lediglich minderschwere Jugendstrafen werden u. U. akzeptiert.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Soso, Bernd weiß mal wieder Bescheid. Woher stammt die Weisheit mit dem „u.U.“ ? In dem obigen Link steht es anders: Es ist (jedenfalls in Berlin) eine Frage von Angebot und Nachfrage, und bei zu wenigen Bewerbern muss man eben die Kriterien aufweichen, so wie bei der Rechtschreibung auch. Es heißt doch immer, die Migration sei segensreich für unser Land, also auch bei den angehenden Polizisten, und eben auch hinsichtlich verschiedener Kriterien.
Das wahre Problem dürfte dann auftreten, wenn Polizisten ausländischer Herkunft sich mehr ihrer eigenen Community verpflichtet fühlen als den deutschen Gesetzen. Gab’s nicht schon mal Umfragen dazu bei den Deutsch-Türken? Behauptet jemand, dieser Fall könne nicht eintreten? Klar dürfte sein: das preußische Beamtentum ist in der arabischen Welt nicht existent. Dort herrscht Korruption.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Sprudeln Ihnen wieder der Migrantenhass aus beiden Ohren heraus? Wo, bitteschön, gab es Fälle, mit denen Sie Ihre Behauptung („Das wahre Problem…“) belegen können?

Aber das kennen wir ja aus der rechtsradikalen Szene: Es wird gelogen und es werden wilde Behauptungen aufgestellt, dass sich die Balken biegen – wie bei den Meldeportalen gegen parteikritische Lehrer: Die AfD spielt sich als Retterin des Neutralitätsgebots im Unterricht auf, ohne auch nur einen einzigen Fall vorzuweisen, bei dem es nachweislich gebrochen wurde. Alles Lügen und Hetze.

Das „preußische Beamtentum“ ist übrigens auch in der Bundesrepublik nicht mehr existent. Wir leben im 21. Jahrhundert, auch wenn’s Ihnen nicht passt. Das „preußische Beamtentum“ stand im Übrigen auch nicht für einen demokratischen Staat – sondern für einen militaristischen: „Die Beamtenschaft rekrutierte sich zum großen Teil aus ehemaligen Unteroffizieren und Soldaten. Unpersönlicher militärischer Ton und unbedingte Pflichterfüllung gegenüber dem Vorgesetzten wurden so auf den zivilen Bereich übertragen.“

Klar, dass Ihnen das gefällt.

Quelle: https://www.preussenchronik.de/thema_jsp/key=thema_das+preu%25dfische+beamtentum.html

Papa 51
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Muss es immer gleich Hass und Hetze sein, wenn jemand sich nicht so äußert, wie Sie es gern hätten?
Es ist beklemmend, wie inflationär diese Begriffe heute wieder kursieren. In der DDR wurden sie gern von Funktionären und Medien benutzt, um Diskussionen zu unterbinden und Regimekritiker kurzerhand als „Staatsfeinde“ beschimpfen und bestrafen zu können.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

vor ideologischer Blindheit scheint bernd das googlen verlernt zu haben.

Er darf aber gerne die verlinkte Quelle durch andere widerlegen. Momentan hat er die Beweislast.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Die Formulierung „preußisches Berufsbeamtentum“ steht heutzutage zumindest für Unbestechlichkeit, und genau das ist für die Polizei besonders wichtig. Es soll schon vorgekommen sein, dass aus den Reihen der Polizei Kriminelle gewarnt wurden, dass eine Razzia bevorsteht. Dann konnten die manches beiseite schaffen, und nachweisen lässt sich sowas nur schwer. Wenn man sich vorstellt, da ist ein Polizist, der einem (teilweise) kriminellen Clan mit starkem inneren Zusammenhalt und eigenen Gesetzen (die nichts mit unseren offiziellen Gesetzen zu tun haben) angehört, dann ist klar, in welche Konflikte der kommt. Genau das befürchten manche jetzt in Berlin. Sowas geht scheibchenweise und weitgehend unbemerkt voran. Jedesmal heißt es: das alleine ist doch nicht so schlimm.
Ein Problem ist eben auch: Wenn erstmal etwas einreißt und widerwillig akzeptiert wird, dann kann man am Ende nicht mehr zurück. Dann werden die Spielregeln aufgeweicht, und es geht so weiter. Wir sehen doch in den Schulen, dass Dinge ungestraft bleiben, für die früher ein Schüler von der Schule geflogen wäre (z.B. Beschimpfungen von Lehrern durch Schüler oder gar tätliche Angriffe).