Schwesig: Ostdeutsches Frauenbild Impulsgeber für ganz Deutschland

9

SCHWERIN. Die jüngsten Fortschritte bei der Gleichstellung von Frau und Mann sind nach Überzeugung von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) vor allem ein Verdienst der Ostdeutschen. Für ostdeutsche Frauen und Männer sei es selbstverständlich, dass auch Frauen berufstätig seien und nicht als Rabenmütter gälten, wenn das Kind in eine Kita gehe. «Dieses ostdeutsche Selbstverständnis wurde in die deutsche Einheit gebracht und ich bin sicher, dass ohne die deutsche Einheit und ohne die taffen ostdeutschen Frauen wir in der Bundesrepublik immer noch nicht da wären, wo wir heute endlich sind», sagte Schwesig am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde des Landtags in Schwerin.

Will mehr Kita-Plätze für Kleinkinder: Bundesfamilienministerin Schwesig. Foto: Bundesregierung / Denzel
Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz hat Frauen unabhängiger gemacht: Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Foto: Bundesregierung / Denzel

Ein dichtes Netz an Kitas und Schulhorten habe Frauen unabhängiger gemacht und ihnen mehr Chancen im Berufsleben eröffnet. «Ohne die Erfahrungen aus dem Osten hätten wir heute immer noch keinen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz und keine 24-Stunden-Kita», sagte Schwesig. Die Gleichstellung von Männern und Frauen sei elementarer Bestandteil der Demokratie. «Wer Frauenrechte angreift, greift Freiheitsrechte an», betonte Schwesig.

Anzeige

Das Thema Gleichberechtigung hatte die SPD-Fraktion für die Aktuelle Stunde gewählt, um an die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland vor 100 Jahren zu erinnern. Wie andere Redner verwies auch Schwesig auf die seither erzielten Fortschritte, machte zugleich aber deutlich, dass es insbesondere bei der Bezahlung von Frauen und bei der Besetzung von Führungspositionen noch immer Defizite gebe. Das Grundgesetz gebe der Politik den Auftrag dafür zu sorgen, dass die Gleichberechtigung nicht nur im Gesetz stehe, sondern in der Lebensrealität ankomme. Gleichwohl erlebe auch sie noch immer Gegenwind, wenn sie sich etwa für mehr Frauen in Führungspositionen einsetze, sagte Schwesig unter Anspielung auf jüngste Debatten um die Neubesetzung von hohen Richterstellen im Land. dpa

Heute schließen doppelt so viele Frauen die Hochschule ab wie in der Generation davor – trotzdem kann von Chancengleichheit keine Rede sein

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

9 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Pälzer
5 Jahre zuvor

Gut dass Frau Schwesig es mal klar ausspricht, dass es hier um die Durchsetzung der DDR-Denkweise geht. Im Sozialismus war klar, dass Kinder vom Staat und nicht von – womöglich widerständigen – Eltern erzogen werden sollen. Und offenbar ist die nächste Etappe die 24-Stunden-Kita, natürlich (finanziell) auf Kosten der Allgemeinheit (und emotional auf Kosten der unter-3-Jährigen).

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

„A 13 für alle“ wird doch auch auf Kosten der Allgemeinheit durchgesetzt. (???) Das Geld fehlt dann an anderer Stelle und kein Lehrer klagt darüber, oder?

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

Dazu habe ich gerade was Passendes im Internet gefunden. Lang ist’s her:

Lebensfragen einer Frau

In einer Fernsehwerbung aus den 1950-er Jahren hieß es: „Die wichtigsten Lebensfragen einer Frau sind: Was soll ich anziehen? Was soll ich kochen?“ Bis 1962 durfte eine Frau in Westdeutschland (Alt-BRD) kein eigenes Bankkonto eröffnen; bis 1977 nicht ohne Erlaubnis ihres Mannes arbeiten. Eine Lehrerin in Bayern durfte keine Kinder haben. Wurde sie schwanger, wurde sie entlassen, denn sie sollte sich entweder fremden oder ihren eigenen Kindern voll und ganz widmen.

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß
Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Ab 1.12 Minute kommen die entscheidenen Sätze. 🙂 🙂 🙂

ysnp
5 Jahre zuvor

Das ist zu einseitig! In der BRD hatten wir in den 70igern bis in die 80iger eine Frauenbewegung „Emanzipation der Frau“, (Bewegung um Alice Schwarzer, sexuelle Selbstbestimmung der Frau, Gleichberechtigung, Fernsehsendung „Mona Lisa“ z.B.) die sehr stark war, viel veränderte und aus der wir viele Erungenschaften mitnehmen konnten.
Das Video ist übrigens typisch für die Kriegsgeneration und der Aufbaujahre der BRD in den 50iger, 60igern.
Seit der Studentenbewegung 1968 hat sich aber viel geändert, die Jugend hat sich ab da gegen die damals vorherrschende, unpolitische „Spießgesellschaft“ gewehrt. Nachfolgend gab es in der BRD dann die Frauenemanzipationsbewegung , danach die Umweltbewegung, Antiatomkraftbewegung und Friedensbewegung. In der BRD gab es in den 70igern, 80igern (und 90igern) viele politische Bewegungen von der Basis aus, die aus Überzeugung etwas Besseres für die Gesellschaft erreichen wollten.

dickebank
5 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Sie können doch nicht das Weltbild eines @Mückenfußes ins Wanken bringen wollen. Ohne Klassenfeind, vor dem er durch den Antiimperialistischen Schutzwall abgeschirmt war, fehlt dem doch etwas.

Dass das sozialistische Bild der Frau, diese nicht vor der Doppelbelastung – Beruf und Familie – schützte, darf ja nicht angekratzt werden. Dass sich für die Frauen auf dem Staatsgebiet der ehemaligen DDR im real existierenden Sozialismus besser als im Westen vereinbaren ließ, lag an der immensen Produktivität der Werktätigen.
„Freitag an eins, macht jeder seins!“ Und unter der Woche war der Arbeitsalltag auch anders getaktet als im Westen. nach den 70ern.

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ach Quatsch, dicke bank. Wischen Sie sich mal den Schaum vom Mund. Ich fand das eigentlich eher „witzig“ bzw. kaum noch vorstellbar aus heutiger Sicht, wie es früher mal zuging. Dass das nur für die ersten Jahrezehnte des alten Westdeutschlands galt, ergibt sich doch aus den Angaben.

Änderungen sind den von ysnp genannten Bewegungen zu verdanken, aber eben vor allem diesen !!!

dickebank
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Nee, witzig war’s nicht, weshalb es ja auch die entsprechenden Proteste gab.

Und nicht vergessen werden darf auch, dass ehemalige Marinerichter oder Mitglieder des NSKK Ministerpräsidenent werden konnten oder Ministerpräsidenten mit Dachlatten auf Kandidaten alternativer Parteien losgehen wollten.

Ja, ja, und Schuld an allen Übeln der Neuzeit sind deshalb ja auch die 68er – also diejenigen, die so um 1948 geboren worden sind, und heute im Ruhestand befindliche 70-Jährige sind. Die nach 55 Geborenen sind alles – vor allem Baby-boomer – aber keine 58er mehr.