Scheidender KMK-Chef fordert mehr Vergleichbarkeit in der Lehrerausbildung

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ERFURT. Lehrer sollen einfacher das Bundesland wechseln können, findet der scheidende KMK-Präsident Helmut Holter (Linke). Er plädiert dafür, die Ausbildung von Lehrkräften vergleichbarer zu gestalten und Hürden im Beamtenrecht in den Ländern abzusenken.

Übernimmt nächste Woche das Bildungsministerium in Erfurt: Helmut Holter. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons CC BY SA 3.0
Die Länder sollen sich nach Holters Ansicht in Sachen Lehrerausbilduung besser abstimmen. Foto: Martin Kraft / Wikimedia Commons / CC BY SA 3.0

Der scheidende Chef der Kultusministerkonferenz (KMK), Helmut Holter (Linke), hat sich für mehr Vergleichbarkeit der Lehrerausbildung in den Bundesländern ausgesprochen. «Ich würde mir wünschen, dass wir zu einer Harmonisierung in der Lehramtsausbildung kommen, damit sie dann auch vergleichbarer ist», sagte Holter im Gespräch. Weil Bildung und die Lehrerausbildung Sache der Länder seien, habe sich jedes Bundesland eigene Regeln gegeben. Die Lehramtsabschlüsse seien nicht in jedem Fall vergleichbar.

Für die Anerkennung von Lehramtsabschlüssen aus verschiedenen Bundesländern gibt es mehrere KMK-Beschlüsse. Dennoch ist die Ausbildung nicht in allen Ländern gleich. Laut Holter sind auch die Anforderungsprofile an Lehrer teils unterschiedlich.

So ist es in Thüringen, wo Holter Bildungsminister ist, notwendig, dass ein Grundschullehrer in Deutsch, Mathematik und in einem weiteren Fach ausgebildet wurde. In Baden-Württemberg dagegen ist die Ausbildung in Mathematik nicht zwingend erforderlich. Dadurch kann ein verbeamteter Grundschullehrer nicht in jedem Fall nach Thüringen wechseln, ohne etwa seinen Beamten-Status zu verlieren.

«Ich halte das für einigermaßen absurd», sagte Holter. Man müsse darüber reden, ob solche beamtenrechtlichen Hürden noch zeitgemäß seien. «Da müssen Schranken abgebaut werden», sagte er auch mit Blick auf den Lehrermangel vieler Bundesländer.

„Verbeamtung hat einen hohen Stellenwert“

Nach einer Prognose der KMK fehlen den Ländern bis 2030 im Schnitt jedes Jahr rund 700 Lehrer. Der Personalmangel ist demnach in den ostdeutschen Ländern in den kommenden Jahren dramatischer als im Westen. Holter sieht in der Verbeamtung von Lehrern ein wichtiges Instrument gegen den Lehrermangel. «Alle Länder sind auf dem Weg, Lehrer zu verbeamten. Das hat einen hohen Stellenwert», sagte der scheidende KMK-Chef.

Gegen den Personalmangel gebe es aber kein Patentrezept. Seiner Meinung nach müssten nicht nur mehr junge Menschen für den Lehrerberuf begeistert werden. Eine große Herausforderung bestehe auch darin, «dass wir sie dann auch in bestimmte Mangelfächer und in die ländlichen Räume bekommen.» Dies betreffe vor allem die Flächenländer.

Der Linke-Politiker erneuerte seine Idee, Lehrer nicht mehr strikt getrennt nach Schularten – etwa für Gymnasium, Grund- oder Realschule – auszubilden, sondern nach Altersstufen der zu unterrichtenden Kinder. Seiner Ansicht nach könnten Lehrer so an verschiedenen Schularten zum Einsatz kommen. Holter will über das Thema im nächsten Jahr mit den Hochschulen in Thüringen sprechen. «Diese Debatte ist zur Zeit offen», sagte Holter, der die Diskussion darüber im Sommer während seiner KMK-Präsidentschaft angestoßen hatte. Sein Nachfolger im Jahr 2019 wird der hessische Bildungsminister Alexander Lorz (CDU).

In Thüringen etwa werden vor allem Lehrer an Grund-, Förder-, Regel- und berufsbildenden Schulen gesucht. Zudem ist der Personalmangel an Schulen auf dem Land deutlich größer als in der Stadt. Holter sagte, dass die Situation in den meisten Flächenländern ähnlich sei. dpa

Neuer KMK-Präsident Lorz: Mit der Lehrer-Schüler-Relation von vor 20 Jahren lässt sich heute keine Schule mehr machen

 

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2 Kommentare
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Pälzer
5 Jahre zuvor

Hachja, Linke müssen immer „fordern“. Dabei ist er doch Kultusminister und kann das in seinem Bundesland einfach so organisieren. Bei den nächsten Wahlen entscheiden dann die Wähler, ob sie das gut finden. Aber viel schöner ist es doch, den anderen Bundesländern zu sagen, wie die es machen müssen.

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Naja, jeder hat halt so seine Vorstellungen und ist von ihrer Richtigkeit überzeugt. Ist es nicht so?

Deshalb bin ich beim Ruf nach Einheitlichkeit (egal auf welcher Ebene) auch immer recht zurückhaltend. Wenn Einheitlichkeit bedeutet, alle machen so wie ich es gut fände, ok, dann ja. Gerne. 🙂 Aber wenn es bedeutet, ich soll so machen, wie es andere richtig finden (ich es aber falsch finde), dann nein, dann lieber Freiraum für dich, für mich, für uns.

So ist es doch beim Bildungsföderalismus auch. Einheitlichkeit = alle wie in Bremen? Oder Einheitlichkeit = alle wie in Bayern? Das wüsste ich dann schon gerne etwas genauer. Föderalismus bedeutet auch, dass einzelne Bundesländer etwas „ausprobieren“ können und dann können die anderen schauen, ob und wie es funktioniert und daraus lernen.