Industrie- und Handelskammern fordern: Mehr Berufsausbildung statt Studium

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STUTTGART. Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) will stärker für eine berufliche Ausbildung werben. «Wir brauchen in Zukunft wieder wesentlich mehr junge Leute, die eine duale Ausbildung machen. Nur auf Akademiker zu setzen ist falsch», sagte BWIHK-Präsident Wolfgang Grenke in Stuttgart. Es müssten die Fachkräfte von morgen gesichert werden. Die Unternehmen im Südwesten würden bis 2030 jede siebte Fachkraftstelle nicht besetzen können. Dabei verdiene etwa ein Handwerksmeister «in vielen Fällen mehr als ein Hochschulabsolvent», sagte Grenke.

Der Andrang an den Hochschulen ist groß. Foto:
Universität Salzburg (PR) / flickr / CC BY 2.0

Der BWIHK ist die Dachorganisation der zwölf Industrie- und Handelskammern im Land. Er ist zugleich politisches Sprachrohr für mehr als 650.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft aus Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe im Südwesten. Nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit standen im zurückliegenden Jahr 66.240 Bewerbern mehr als 82.000 gemeldete Ausbildungsplätze gegenüber. Allerdings bekamen trotzdem nicht alle einen Platz. Laut Arbeitsagentur spielen als Gründe dafür vor allem die Themen Mobilität und Flexibilität eine Rolle.

Grenke plädierte unter anderem dafür, Studienabbrecher gezielter für einen Ausbildungsberuf zu motivieren. Der BWIHK-Präsident warb zudem für gezielte Zuwanderung von Arbeitskräften nach Deutschland. «Die Wirtschaft braucht die Leute.» Der frühere Ansatz, Zuwanderung erst ab einer bestimmten Einkommensgrenze zu ermöglichen, sei falsch. dpa

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Gelbe Tulpe
5 Jahre zuvor

Fordern kann man viel, man muss aber auch Ausbildungsplätze bereitstellen. Im meinem letztjährigen Abitursjahrgang haben gute Abiturienten trotz zahlreicher Bewerbungen keinen Ausbildungsplatz im kaufmännischen Bereich bekommen. Jetzt müssen sie halt studieren.

hennes
5 Jahre zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Der Andrang im kaufmännischen Bereich (vor allem als Industrie- und nicht Einzelhandelskaufmann!), ist enorm groß. Das weiß ich von einem Schüler aus meinem Bekanntenkreis mit Realschulabschluss, der nur durch blendende Beziehung einen Ausbildungsplatz bekam. Außerdem gilt die Ausbildungsvergütung in diesem Bereich als eine der höchsten.
Abgesehen von Einzelbereichen stimme ich jedoch der These zu: Mehr Berufsausbildung statt Studium!

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  hennes

Wieso denn „statt“? Das Gute an der Ausbildung ist der hervorragende Berufseinstieg, keine Frage. Das Problem ist allerdings, dass viele Unternehmen eben nur Kenntnisse in ihrem engen Bereich vermitteln. Und wenn die jungen Menschen (samt ihrer Eltern) nun mal an die Hochschulen drängen, lässt sich das ja auch nicht verbieten. Die Lösung liegt auf der Hand: Duales Studium – dafür müssten die Angebote massiv ausgebaut werden (dann klappt’s auch mit dem Berufsnachwuchs)

dickebank
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Einstieg in Armut – oder was?

Die allermeisten Handwerksgesellen können in den Städten, wo sie gebraucht würden und eine entsprechende Anstellung finden könnten, kaum die Mieten bezahlen. Während der Ausbildung dürfen sie sich von den Altgesellen schikaniseren lassen, haben weite wege zur Berufsschule und zur überbetrieblichen Ausbildung, müssen Fahrtkosten und die Kosten für Lehrmaterial einschließlich Fachbüchern selber tragen, haben ggf. (im stationären Einzelhandel) erhebliche Ausgaben für angemessene „Berufskleidung“ usw. usf.

Wer clever ist, macht es wie der familiäre Nachwuchs etablierter Handwerksbetriebe und studiert.

Biene
5 Jahre zuvor

Der Mangel ist von der Politik doch Jahre lang herbeigeredet worden: „Ohne Abi, wirst du nichts!“ So was sitzt auch jetzt noch den Eltern in den Ohren.
Und nu? Fehlen die „dummen“ Hauptschüler/Realschüler, die eine Ausbildung im Handwerk sonst immer gemacht haben, weil diese über FOS/BOS FHR oder Abitur gemacht haben. Ziemlich doof. Und die „abgebrochenen“ Studenten schämen sich, weil sie ein Studium nicht packen konnten und in einigen Fällen keine Anerkennung von Studieninhalten in ihrer Ausbildung bekommen.
Alles eine Frage der Politik, die über die Gesetzgebung zumindest im letzten Satz etwas machen könnte.
Das andere: endlich als Kunde/Konsument bereit sein angemessene Preise für die Dienstleistung und das Würstchen zu zahlen! Dazu mal über flolgenden Artikel nachdenken (Auch die lieben Abiturienten!!!): : https://www.taz.de/!5544958/