Philologen fordern strengere Abi-Noten – Schülervertretung: Bloß nicht!

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MAINZ. Kurz nach Beginn der schriftlichen Abiturprüfungen in Rheinland-Pfalz streiten Schülervertretung und der Verband der Gymnasiallehrer über die Messlatte bei der Notenvergabe. Für die Landesschülervertretung (LSV) komme eine Erhöhung der Anforderungen im Abitur nicht in Frage, erklärte der LSV am Freitag in einer Pressemitteilung. Die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Cornelia Schwartz, sagte hingegen, es sei nötig, «die Maßstäbe wieder ins Lot zu rücken».

Mehr Notendruck? Nein, danke – sagen die Schüler. Foto: Shutterstock

Die aktuelle Vereinbarung der Kultusministerkonferenz (KMK) sieht für Noten in der Oberstufe der Gymnasien vor, dass bei einer Leistung von 85 Prozent der zu erreichenden Gesamtleistung 13 Punkte vergeben werden, was noch der Note 1 entspricht. Für 45 Prozent könne mit 5 Punkten noch ein «ausreichend», also die Note 4, vergeben werden. Die Bundesvorsitzende des Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing, forderte am Wochenende von der KMK «eine angemessenere Bewertung» (News4teachers berichtete). Der ursprüngliche Sinn der Notendefinition sei gewesen, dass bei der Hälfte der erwarteten Leistung noch eine glatte Note 4 zu vergeben sei, erklärte die Landesvorsitzende Schwartz.

Die Forderungen des Philologenverbandes zielten nach ihrem Eindruck darauf, die steigende Anzahl an Abiturienten zu verringern, so meint die LSV. Ein „Überlauf“ lasse sich besser durch Werbung und Information über die Vorteile einer Ausbildung verringern. „Nach G8 eine weitere Anhebung des Anforderungsniveaus anzustreben, ist der falsche Weg, die Jugend in eine vorbereitete Zukunft zu schicken“, so meint LSV-Bundesdelegierte Anna Rosa Huber.

Gegen die Gesundheit

Eine Anhebung der Anforderungen entspreche einer Entscheidung gegen die Gesundheit der Schüler, kritisierte die LSV. Wenn man sich denn aktuellen Leistungsdruck ansehe, unter dem Schüler beim Lernen für die Prüfungen heute schon stünden, «möchte man sich gar nicht ausmalen», was es für sie bedeute, wenn sie noch mehr Stoff lernen müssten. LSV-Bundesdelegierter Jean Matthias Dilg meint dazu: „Bereits heute verbringen viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler all ihre Zeit damit, zu büffeln und sich für die Prüfungen vorzubereiten. Sollte das jetzt noch mehr werden, dann wäre der einzige realistische Zeitpunkt, um noch mehr zu lernen, nachts. Es ginge also auf Kosten des Schlafes. Meiner Meinung nach eine Zumutung; das Abitur darf gerne geistig herausfordernd sein, aber nicht auch noch körperlich.“

Zwar teile die LSV die Forderung des Philologenverbandes, dass Schulnoten den Schülern eine realistische Rückmeldung darüber geben müssten, was geleistet worden sei.  „Wir ziehen aber eine andere Konsequenz daraus. Unserer Meinung nach wäre es für alle Beteiligten wünschenswert, wenn nicht nur über eine einzelne Zahl – die Note – versucht wird auszudrücken, was ein Mensch kann“, so heißt es in der Pressemitteilung. Dafür sei es sinnvoll, sich von der Abschlussprüfung zu verabschieden – und lieber die Leistungen eines Schülers über den gesamten Zeitraum der Oberstufe zu bemessen. Und zwar in Form eines Zeugnisses, das konkrete Aussagen treffe – und nicht nur Noten beinhalte. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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2 Kommentare
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xxx
5 Jahre zuvor

Natürlich sind die Schüler dagegen, sie müssten ja mehr tun.

Allerdings wurden die Anforderungen durch G8 nicht erhöht, eher gesenkt, aber zeitlich komprimiert. Der Ganztag ist belastender als die generellen Anforderungen. Am Bewertungsraster braucht man auch nichts zu ändern, man sollte die Anforderungen wieder zu hoch ansetzen, dass mit dem Abitur eine Studierfähigkeit gewährleistet werden kann. Das ist derzeit für sehr viele Abiturienten nicht der Fall und sogar nicht nur in den Naturwissenschaften.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor

Gegen die Gesundheit richtet sich eine Anhebung der Grenzwerte der einzelnen Noten nicht, wohl aber gegen ein übersteigertes Selbstgefühl mit 85 % eine Eins einfahren zu dürfen und Spitze zu sein, wo man mit 85 % aber nicht hingehört, sondern bei einer mittleren 2 im Rating steht, mehr nicht .