Schüler werfen Lehrern vor, digitale Medien als „Gegner“ zu sehen

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STUTTGART. Handys als Teil des Unterrichts? Schüler wünschen sich das – auch, um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Geräten zu erlernen. Doch erstmal müssen dafür Technik und Kompetenzen an die Schulen kommen, meint der Landesschülerrat Baden-Württemberg – und die Bereitschaft der Lehrer, sich auf digitale Medien einzulassen.

Ohne Smartphone geht heute fast nichts mehr – außer der Unterricht. Foto: Álvaro Ibáñez / flickr / CC BY 2.0

Die Schüler in Baden-Württemberg sehen einen erheblichen Nachholbedarf beim Einsatz neuer Medien im Unterricht. Viele Lehrer betrachteten die digitalen Medien als Gegner und nicht als nutzbare Unterrichtsinhalte, sagte der Vorsitzende des Landesschülerbeirates, Leandro Cerqueira-Karst, am Freitag in Stuttgart. Die Lehrer müssten auch entsprechend geschult werden.

So müssten die Schulleitungen darüber nachdenken, wie das Handy positiv im Unterricht genutzt werden könne. Dann müsse man sich aber auch über Schüler Gedanken machen, die sich so ein Gerät nicht leisten könnten. Für sie müssten gegebenenfalls Handys bereitgestellt werden. Beiratsmitglied Ingo Heide erklärte, es gehe darum, im Unterricht einen bewussten Umgang mit dem Handy zu vermitteln. Das sei besser als ein Handy-Verbot, das es an vielen Schulen gebe.

Das Kultusministerium von Ressortchefin Susanne Eisenmann (CDU) erklärte, der Wunsch nach einer stärkeren Einbeziehung von Handys in den Unterricht sei nachvollziehbar. «Es geht darum, einen bewussten Umgang mit den Vor- und Nachteilen der Geräte zu lernen», teilte eine Sprecherin mit. Je nachdem wie alt die Schüler sind, benutzen sie die Geräte ganz anders. «Deshalb werden wir auch weiterhin kein allgemeines Handyverbot an Schulen einführen.»

Die Schülervertreter sprachen sich auch dafür aus, in den Aufbau und die Betreuung von neuen IT-Techniken externe Partner mit einzubeziehen. Bislang sei es an den Schulen oft so, dass sich ein Lehrer neben seinem normalen Unterricht um sämtliche IT-Sachen der Schule kümmern müsse – damit sei er dann oft überfordert.

Die Schulen müssten flächendeckend mit Ressourcen und Kompetenzen im IT-Sektor ausgestattet werden, sagte Cerqueira-Karst. Dabei sei zweitrangig, woher das Geld dafür kommen. Damit bezog er sich auf den derzeitigen Streit zwischen Bund und den Ländern um die Finanzierung der Schul-Digitalisierung. Der Bundesrat hatte die vom Bund angestrebte Grundgesetzänderung für die Finanzhilfen gestoppt. Bald startet ein Vermittlungsverfahren. Es geht um fünf Milliarden Euro vom Bund etwa für Tablets, Laptops und Wlan an den Schulen. dpa

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2 Kommentare
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Pälzer
5 Jahre zuvor

Ich kenne BW nicht, aber in RP ist der “ Landesschülerrat“ ein Biotop besonderer Art. Deren Ansichten haben wenig mit der Meinung der Schüler im Allgemeinen zu tun. Dass der Schwabe Leandro Cerqueira-Karst eine flächendeckende Versorgung mit Handies fordert, zeigt natürlich eine zukunftsweisende, uneigennützige Haltung.

GriasDi
5 Jahre zuvor

Sieht man sich die neusten Studienergebnisse an, so muss man feststellen, dass der private Gebrauch von Smartphones die Schulleistung mindert und der Gebrauch im Unterricht die Schulleistung kaum beeinflusst.
Warum also sollten Lehrer auf Materialien zurückgreifen, die nachgewiesenermaßen keinen positiven Effekt auf das Lernen haben???