Deutsche Lehrer verfügen über zu wenige Auslandserfahrungen – meint das Bundesbildungsministerium. Ein neues Programm soll das ändern

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BERLIN. „Unsere Wirtschaft: global vernetzt. Unsere Währung: europäisch. Das Lehramtsstudium: national.“ So leitet das Bundesbildungsministerium eine aktuelle Pressemitteilung ein. Soll offenbar heißen: Lehrer schauen zu selten über den Tellerrand. Das soll sich ändern, bei den Junglehrern jedenfalls. Wie das Ministerium ankündigt, wird deshalb künftig die Internationalisierung des Lehramtsstudiums gefördert. Heißt konkret: „Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollen mehr internationale und interkulturelle Erfahrungen sammeln.“

Lehrer sollten die Welt gesehen haben – meint das Bundesbildungsministerium. Foto: Shutterstock

Wie sieht das praktisch aus? Die Hochschulen sollen die Lehramtsstudiengänge internationaler gestalten können, etwa durch mehr Kooperationen mit ausländischen Partnerhochschulen. Diese Ziele verfolgt das neue Programm „Lehramt.International“ des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD). Das BMBF finanziert das Programm für eine Laufzeit von vier Jahren. Ab sofort können sich Studierende und Hochschulen für die einzelnen Linien des Förderprogramms bewerben.

„Weltoffenheit, Weltgewandtheit und Sprachfertigkeit vermitteln insbesondere Lehrerinnen und Lehrer gut, die selbst Erfahrungen im Ausland gesammelt haben. Ein Semester oder Praktikum im Ausland ist eine vielfältige Bereicherung: individuell für die Studierenden selbst, aber auch später in der beruflichen Praxis vor der Klasse“, meint Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Bislang sammelten Lehramtsstudierende im Vergleich zu anderen Fachdisziplinen wenig Erfahrungen im Ausland. Das hat allerdings Gründe: Auslandsaufenthalte sind oft noch nicht Bestandteil im Curriculum. Im Ausland erbrachte Studienleistungen werden häufig nicht anerkannt. Merkwürdige Konsequenz: Nach Zahlen des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) hat jeder dritte junge Englisch-, Französisch- oder Spanischlehrer während des Studiums keine Auslandserfahrungen gesammelt.

Immer heterogenere Klassen

Doch nicht nur für Lehrer in den Fremdsprachen sollten professionelle Auslandserfahrungen obligatorisch sein. „Deutsche Schulen sind heute Orte von Diversität und kultureller Vielfalt. Eine Kernaufgabe angehender Lehrerinnen und Lehrer ist die Befähigung junger Menschen zu kritischem, aber zugleich weltoffenem und verantwortungsvollem Denken und Handeln. Internationale und interkulturelle Kenntnisse und Erfahrungen sind dabei gerade für Lehrerinnen und Lehrer in immer heterogener werdenden Klassenzimmern von zentraler Bedeutung. Bislang sind Lehramtsstudiengänge jedoch nur vereinzelt international aufgestellt und die Mobilitätsraten der Studierenden – insbesondere im Grundschulbereich – vergleichsweise gering“, so heißt es in der Pressemitteilung.

„Deutschlands künftige Lehrerinnen und Lehrer arbeiten in einer zunehmend globalisierten Welt und in internationalen Klassenzimmern. Erfahrungen im Ausland und interkulturelle Kenntnisse helfen ihnen, gut zu unterrichten und eine höhere Sensibilität für den Unterricht mit einer vielfältigen Schülerschaft zu entwickeln“, sagt DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel. „Ziel muss es sein, dass viel mehr Lehramtsstudierende Auslandserfahrung sammeln können. Mit unserer Programminitiative unterstützen wir Studierende und Hochschulen gleichermaßen dabei, dieses Ziel zu erreichen.“ Das Programm solle zudem die „internationale Positionierung und Sichtbarkeit der Lehramtsstudiengänge“ verbessern und dazu beitragen, in den hochschuleigenen und gesetzlichen Rahmenbedingungen die Hindernisse für eine systematische Internationalisierung der Lehramtsausbildung abzubauen.

Das Förderangebot des Programms Lehramt.International setzt auf verschiedenen Ebenen an und sieht sowohl Stipendien für Lehramtsstudierende und -absolventen für Praktika an Schulen im Ausland als auch eine Förderung von Modellprojekten für die Internationalisierung der Lehramtsausbildung an deutschen Hochschulen vor. Weitergehende Informationen zum neuen Förderprogramm und die Ausschreibungen für die verschiedenen Programmkomponenten finden sich hier: www.daad.de/lehramt. News4teachers

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4 Kommentare
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Palim
5 Jahre zuvor

Der Auslandsdienst sucht Lehrkräfte.
Die Schulen in Deutschland suchen Lehrkräfte.
Gibt es eigentlich in D die Möglichkeit, dass Lehrkräfte anderer Länder hier als eine Art Assistant Teacher Unterricht übernehmen?

Küstenfuchs
5 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Ich hatte an meiner Schule in den letzten 20 Jahren schon diverse ausländische Lehrkräfte aus den USA, GB und Dänemark, obwohl ich nicht einmal an einem „Premiumstandort“ unterrichte. Somit ist die Antwort auf die Frage doch offenbar „ja“.

mississippi
5 Jahre zuvor

Sollte man nicht mal zuerst den Föderalismus und das Theater abschaffen, wenn man von einem Bundesland ins andere wechseln möchte?

Pälzer
5 Jahre zuvor
Antwortet  mississippi

Sobald wir ein nachgewiesenermaßen besseres und funktionierendes System haben, ja. Aber vorher bitte nicht den Föderalismus abschaffen.