Gerechte Bildung gibt es nicht? Und ob! – Konferenz gibt Einblicke in Wissenschaft und Praxis

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HEILBRONN. Aus zahlreichen Studien wissen wir seit Jahrzehnten, dass Kinder aus sozial schwachen Familien in Deutschland schlechtere Chancen auf Bildungserfolge haben – der Befund hat an der Situation bislang allerdings wenig geändert. Bei der aim-Bildungskonferenz am 10. und 11. Mai 2019 drehen sich mehr als 40 Workshops und Foren um die Frage: Welche Voraussetzungen sind in den Kitas und Schulen notwendig, damit Bildungsgerechtigkeit hergestellt wird? Renommierte Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis berichten von ihren Erfahrungen – Anmeldungen sind möglich.

Alleinerziehende Mütter und ihre Kinder sind häufig von Armut betroffen. Foto: Natasha Chub-Afanasyeva / flickr (CC BY 2.0)
Kinder aus sozial schwachen Familien haben es schwerer, Bildungserfolge zu erreichen. Foto:
Natasha Chub-Afanasyeva / flickr (CC BY 2.0)

Das Vertrauen auf ein gerechtes Bildungssystem in Deutschland geht bei vielen gegen null. Zu lange schon wird das Thema „Bildungsgerechtigkeit“ diskutiert, ohne dass sich der Alltag in Kita oder Schule ändert. Was muss also geschehen, damit die Zuversicht auf bestmöglichste Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen wieder wächst und sich in der Umsetzung niederschlägt? Wie muss Bildung sein, damit sie gerecht ist? Die hochkarätig besetzte aim-Bildungskonferenz liefert Antworten – zum Beispiel in folgenden Referaten und Workshops:

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  • Der Psychologe Dr. Ulrich Trautwein, Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, setzt mit einem Vortrag erste Impulse. Trautwein gehört zu den weltweit produktivsten Forschern seines Faches. Er beschäftigt sich unter anderem mit der Wirksamkeit von Hausaufgaben.
  • Mit frühkindlichen Bildungssystemen beschäftigt sich Dr. Michaela Hopf, Professorin für Kindheitspädagogik an der Hochschule Düsseldorf, in einem Workshop. Sie weiß: Was macht eine gute Kita aus?
  • Wie können Lehrerinnen und Lehrer mit stark heterogenen Lerngruppen umgehen? Priv.-Doz. Dr. phil. habil. Thomas Müller lehrt und forscht am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Universität Würzburg. Er stellt in einem Workshop eine Unterrichtsmethode vor, die Lernwege individualisiert.
  • Wie helfen digitale Lernmedien bei der Inklusion, beim gemeinsamen Unterricht von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung also? Die Pädagogen Peter Greiner und Dirk Hattenhauer berichten von ihren Erfahrungen an den Schulen der Nikolauspflege, Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen.

Dr. Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, wird die aim-Bildungskonferenz eröffnen. Durch das Programm führt der Journalist, Bildungsexperte und Moderator Lothar Guckeisen. In sechs Themenfeldern „Individuell! Demokratisch! Offen! Flexibel! Verantwortungsvoll und Vorausschauend!“ können die rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter mehr als 40 Vorträgen, Workshops oder Best-Practice-Beispielen ihre Veranstaltungen wählen. Angesprochen sind Pädagoginnen und Pädagogen, im Bildungssektor Tätige und Engagierte, aber auch Eltern und Interessierte. Das komplette Programm sowie das Anmeldeformular gibt es hier: www.aim-akadmie.org/bildungskonferenz.

Dank der Unterstützung der Dieter Schwarz Stiftung kann die aim-Bildungskonferenz kostenfrei angeboten werden.

Hintergrund

Bildung stärken – das ist der Auftrag, den die Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken gemeinnützige GmbH (aim) von ihren Gesellschaftern insbesondere für die Bereiche Krippe, Kindergarten und Schule erhalten und angenommen hat. Bildung wird als Voraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft und für die Gestaltung des eigenen Lebens gesehen. Deshalb entwickelt die aim Konzepte, die den nachhaltigen Erwerb von Bildung zum Ziel haben – wirksam, beständig, überprüfbar. Die aim wird finanziell von der Dieter Schwarz Stiftung unterstützt. Das ermöglicht es ihr, die Angebote für die Teilnehmer*innen weitgehend kostenfrei anzubieten. Für weitere Informationen zur aim gibt es unter: www.aim-akademie.org.

Drängender denn je: Warum wir mehr Chancengerechtigkeit im Schulsystem brauchen – eine Gegenrede

 

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2 Kommentare
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Stefan B.
5 Jahre zuvor

Was ist „gerechte Bildung“? Unter „Gerechtigkeit“ stellt sich doch jeder (auch jede Partei) etwas anderes vor. Darum ist es müßig, zu behaupten, es gäbe „gerechte Bildung“.
Allein schon in der Gliederung oder Nicht-Gliederung des Schulsystems sieht der eine Gerechtigkeit und der andere nicht.
Nur wenn das Verständnis von Gerechtigkeit über ein und denselben Leisten geschlagen, also weltanschaulich festgelegt oder diktiert würde (auch in der sog. Wissenschaft), könnte man von „gerechter Bildung“ im einvernehmlichen Sinn sprechen. Da wir aber, Gott sei Dank!, in einer Demokratie leben und verschiedene Ansichten über Gerechtigkeit haben, kann es auch das nicht geben, was der Artikel in seiner Überschrift verspricht.
Im Artikel müsste ein bestimmtes, klar umrissenes Gerechtigkeitsverständnis von Bildung vorangestellt werden, damit der Leser weiß, auf welche „Bildungsgerechtigkeit“ Wissenschaft und Praxis hier hinauslaufen (sollen).

Heinz
5 Jahre zuvor

Na Gott sei Dank, gibt es jetzt endlich die idealen Lösungen. Warum ist man vorher nicht auf die Idee gekommen einfach eine Lernmethode mit individuellen Lernwegen zu benutzen? Das ist wirklich die Lösung.
Vielleicht liegt es aber auch daran:
Das gerade in sehr heterogenen Klassen, meist auch die emotional-sozial Auffälligen Kinder sitzen (auch die, bei denen nichts diagnostiziert ist), und die Methode dann in unserer Massenabfertigung Schule dazu führt, dass die Kinder noch mehr hinten herunterfallen, wenn sie keine Lust haben und das der Lehrer vermutlich nach 15 Jahren in gewissen Klassen mit dieser Methode in den Burnout gehen kann, nach diversen Hörstützen, und dass es einfach das Material und die Ausstattung nicht gibt.

Um mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, muss der schwere Weg gegangen werden, und die Familien müssen unterstützt werden! In einem anderen Artikel, hat ein Schüler probiert einen Computer für 350€ einzuklagen, damit er überhaupt einen hat, an dem er arbeiten kann!
Kinder können, gedeckt von ihren bildungsfernen Eltern, ohne Probleme wochenlang und immer wieder zu Hause bleiben, ohne das etwas passiert. Sozial schwache Familien sind mit den Formularen um eine Nachhilfe zu beantragen meist schlicht überfordert, oder sie kennen die Möglichkeiten überhaupt nicht.
An der Stelle muss angepackt werden! Schulen müssen endlich aufgewertet und respektiert werden, damit auch bildungsferne Familien nicht diese Gleichgültigkeit an den Tag legen, das wären die richtigen Methoden, um Chancengleichheit so fördern, ist aber auch der schwierigere Weg, und traut sich niemand anzupacken.