Amokprävention: Gebauer fordert von Schulen „Kultur des Hinschauens“

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DÜSSELDORF. Der Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden weckt auch Erinnerungen in Nordrhein-Westfalen. Schon nach dem Amoklauf von Emsdetten sei viel für mehr Sicherheit getan worden, sagt die Schulministerin. Wichtig sei aber vor allem: Hinsehen!

„Wissen, wie sie im Falle eines Falles reagieren können, sollen und müssen“: NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Foto: MSB/ Susanne Klömpges

Zehn Jahre nach dem Amoklauf von Winnenden in Baden-Württemberg mahnt Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) «eine Kultur des Hinschauens» an. Allen Schulen werde empfohlen, Teams für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention einzurichten, unterstrich sie am Montag in Düsseldorf. Es sei Aufgabe aller Beteiligten an Schulen und bei Behörden, gemeinsam Einsatzkonzepte zu entwickeln, um solchen furchtbaren Taten den Nährboden zu entziehen, erklärte sie auf Anfrage.

«Ein Amoklauf ist eine der denkbar schlimmsten und schrecklichsten Krisen, die einer Schulgemeinde widerfahren kann. Umso wichtiger ist es, dass unsere Schulen wissen, wie sie im Falle eines Falles reagieren können, sollen und müssen», sagte Gebauer.

An der Realschule in Winnenden hatte am 11. März 2009 ein ehemaliger Schüler während des Unterrichts acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf seiner Flucht nach Wendlingen tötete der 17-Jährige drei weitere Menschen und sich selbst.

«In NRW war bereits der Amoklauf von Emsdetten im Jahr 2006 ein Schlüsselereignis für die Landesregierung, zahlreiche Konsequenzen zu ziehen», erinnerte Gebauer. Notfallpläne seien erstellt und weiterentwickelt worden. Sie sollen den Schulen helfen, mit verschiedensten Notlagen und Krisen umzugehen.

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VBE: Mindestens ein Sozialarbeiter pro Schule

Im November 2006 hatte ein 18-Jähriger im münsterländischen Emsdetten seine ehemalige Schule überfallen und wahllos auf Lehrer, Schüler und den Hausmeister geschossen. Insgesamt waren damals 37 Menschen verletzt worden. Nach der Tat erschoss sich der junge Mann selbst.

Der Landesvorsitzende des Lehrerverbands Bildung und Erziehung (VBE), Stefan Behlau, forderte im WDR-«Morgenecho», an allen rund 5700 Schulen des Landes mindestens einen Schulsozialarbeiter einzusetzen. Nach Ministeriumsangaben werden zum neuen Schuljahr insgesamt 764 landeseigene Stellen für Schulsozialarbeit bereitstehen.

Hinzu kämen 226 Stellen für multiprofessionelle Teams, die bereits vor drei Jahren für soziale Arbeit an Schulen geschaffen worden seien. Die Kommunen stellten zusätzlich 113 Stellen für diese Teams. Über die kommunalen Stellen für Schulsozialarbeit hat das Ministerium nach eigenen Angaben keine Zahlen.

Jede Schule habe zudem die Möglichkeit, je nach Größe, bis zu zwei Lehrerstellen für Schulsozialarbeit umzuwandeln. Derzeit würden 350 Lehrerstellen auf diese Weise genutzt. Ergänzt werde das Unterstützungssystem landesweit durch 369 Schulpsychologen. Das Ministerium verwies außerdem auf die «Landesstelle Schulpsychologie und Schulpsychologisches Krisenmanagement», die seit fast zwei Jahren in Großschadenslagen sowie zur Prävention von Extremismus und sexueller Gewalt Hilfestellung gebe – ebenso wie die 2016 eingerichtete Düsseldorfer Landespräventionsstelle gegen Gewalt und Cybergewalt an Schulen.

Behlau mahnte, bei allem Streben nach Sicherheit dürften Schulen nicht zu Burgen ausgebaut und mit Sicherheitsschlössern verhängt werden. «Das kann auch Angst produzieren», sagte er. Schule müsse ein möglichst angstfreier, offener Ort des Lernen bleiben. dpa

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