Andrang in Uni-Bibliotheken: Abiturienten büffeln dort, weil in der Schule Platz zum gemeinsamen Lernen fehlt

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WIESBADEN. Wer bestehen will, muss lernen: Viele Schüler in Hessen bereiten sich auf ihre schriftlichen Abiturprüfungen vor. Weil sie das in Lerngruppen tun, finden sie zu Hause keinen Platz. In ihren oft sanierungsbefürtigen Schulen auch nicht. Also weichen sie in Bibliotheken aus. Das sorgt mitunter für Ärger.

Derzeit überfüllt: Saal der Bibliotheken der Goethe-Universität. Foto: Ghoethe-Uni, Wikimedia Commons, CC BY 3.0

In hessischen Bibliotheken herrscht ein reger Andrang von Abiturienten. Sowohl in den Lesesälen der Schul- und Stadtbüchereien als auch in denen der Universitätsbibliotheken bereiten sich die Schüler auf ihre schriftlichen Prüfungen vor.

Für die Enge in den Uni-Bibliotheken müsse eine Lösung gefunden werden, forderte Charlotte Bremer vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Goethe-Universität Frankfurt. Schüler auszuschließen sei aber nicht das richtige Mittel, um das Problem zu lösen. «Die Studierendenausweiskontrollen, wie sie in der Bibliothek der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften durchgeführt werden, können nicht als Lösungsansatz dienen», sagte Bremer vom Referat für Studienbedingungen. Andrang gibt es nicht nur in Frankfurt, sondern auch in anderen Städten.

Am Donnerstag hat mit den Englisch-Klausuren das schriftliche Abitur an Hessens Gymnasien begonnen. Die Abiturklausuren 2019 werden bis zum 21. März geschrieben, die Nachprüfungen finden vom 01. April bis 12. April statt.

Fachbibliotheken, wie beispielsweise die Bibliothek der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften beschränken wegen des überhöhten Zulaufs seit Mitte Januar den Zugang. Zwischen 08.00 und 16.00 Uhr dürfen die Arbeitsplätze nur von Studierenden der Universität genutzt werden. Das tue man nicht gerne, es sei aber notwendig, sagte Bernhard Wirth, Sprecher der Universitätsbibliothek in Frankfurt. Mit dem Ende des Wintersemesters und der laufenden Prüfungsphase auch an den Unis sei die Nachfrage nach Lernplätzen aktuell jedoch stärker geworden, «In dem Fall haben wir abgewägt», sagte Wirth. Prinzipiell stehe die Bibliothek aber zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung. Offizielle Beschwerden über Schüler gebe es allerdings nur wenige von Seiten der Studierenden.

«Die Bibs sind momentan eher überfüllt», beklagte sich auch eine Studentin. «Die Schuld tragen aber natürlich nicht die Schülerinnen und Schüler. Offensichtlich haben sie keine guten Räume zum Lernen», erklärte die 25-Jährige. Sie sei allgemein von den zu geringen Raumkapazitäten genervt.

Auch die Frankfurter Stadtbibliothek ist voller Abiturienten. «Gefühlt ist es immer so, dass wir in diesen Zeiten mehr Zulauf von Schülerinnen und Schülern haben, die zum Lernen die Bib nutzen», sagte Sabine Prasch, Sprecherin der Bücherei. Vor allem in der Zentralbibliothek tummele es sich.

«Wir haben passend zur Abiturphase Stühle und Tische aufgestellt», erklärte Prasch. Da die Schüler «meistens mit vier bis fünf Personen in Gruppen zusammensitzen und lernen», seien die Gruppenräume zur Zeit besonders begehrt. Zeitungsleser wiederum säßen lieber in einer kuscheligen Ecke. Aus diesem Grund fühle sich auch keiner der anderen Gäste gestört. «Das verteilt sich bei uns ganz gut», erklärte Prasch. Die Schüler seien «auch alle relativ leise beim Lernen».

„Das ist jedes Jahr so“

Auch in Wiesbaden sind die Bibliotheksräume bis zum Anschlag gefüllt. Trotzdem freut man sich über die fleißigen Oberstufenschüler. «Wir sind für alle offen und für jedes Thema ausgestattet», sagte eine Angestellte der Stadtbibliothek in der Landeshauptstadt. Dass der Andrang kurz vor den Prüfungen zunehme sei nicht neu, «das ist jedes Jahr so».

Ruft man am Empfang der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt (ULB) an, heißt es: «Wir sind pickepacke voll.» Ulrike Lengauer, die Sprecherin der Bibliothek, sagt es so: «Immer wenn Prüfungszeit ist, sind wir ganz gut besucht.» Neben den Studenten der TU kämen eben auch Studenten der anderen Hochschulen – und Abiturienten. «Man sieht schon auffällig viele junge Gesichter», sagte Lengauer. Abweisen würde man aber niemanden. Egal ob Schüler, Rentner oder Obdachloser, die Bibliothek sei ein Ort für alle. Um dem Andrang gerecht zu werden, ist die ULB von Januar bis März durchgehend geöffnet. Nach der Prüfungsphase gehe man wieder zu einem 17-Stunden-Zyklus (8.00 bis 1.00 Uhr) über, erklärte die Sprecherin. dpa

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