Bessere Besoldung zeigt Wirkung – (nur) noch jede neunte Schule in NRW ohne Leiter

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DÜSSELDORF. Noch immer herrscht Schulleitermangel in Nordrhein-Westfalen. Doch der Trend scheint zum Besseren zu gehen. Anfang 2017 war die Besoldung der Grund- und Hauptschulrektoren auf A14 erhöht worden.

Jede neunte Schule in Nordrhein-Westfalen hat keinen regulären Leiter. An den 4964 Schulen des Landes fehlen 535 Leiter. Das teilte das Schulministerium auf Anfrage in Düsseldorf mit. Erstmals seit Jahren zeichnet sich allerdings eine deutliche Verbesserung ab: In den Vorjahren war jede siebte Schule in NRW von Schulleitermangel betroffen.

Zum ersten Mal seit Jahren ist der Schulleitermangel in NRW etwas zurückgegangen. Foto: sabinegessenich / Pixabay (CC0 1.0
Zum ersten Mal seit Jahren ist der Schulleitermangel in NRW etwas zurückgegangen. Foto: sabinegessenich / Pixabay (CC0 1.0)

Auch die Lehrergewerkschaft Bildung und Erziehung (VBE) lobte die Entwicklung. «Jede Schule ohne Leiter ist eine zu viel», sagte Landeschef Stefan Behlau. «Wir sehen aber, dass Verbesserungen – vor allem bei der Besoldung – greifen.»

Bereits Anfang 2017 war die Besoldung der Grund- und Hauptschulrektoren auf A 14 erhöht worden. Ein Jahr später war dann die Bezahlung der Konrektoren ebenfalls auf A 13 mit Zulage angehoben worden. Auch die Leitungszeit – mindestens neun Wochenstunden an allen Schulformen – ist schrittweise erhöht worden.

Dies reiche aber noch nicht aus, sagte Behlau. Gleiches gelte für die Anrechnungsstunden für Sonderaufgaben, die an das Lehrerkollegium delegiert werden können. Vor allem an kleinen Schulen sei es schwierig, mit dem Stundenkontingent etwa Sicherheits- oder Öffentlichkeitsarbeit zu erfüllen.

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Die schlechteste Besetzungsquote auf dem Chefsessel hat unter den klassischen allgemeinbildenden Schulformen mit rund 78 Prozent weiterhin die Hauptschule – die beste Quote haben hier mit fast 95 Prozent die gut dotierten Chefposten an Gymnasien. Nur ein paar Zehntel dahinter folgen die Gesamtschulen. Die Gesamtbesetzungsquote liegt über insgesamt elf Schulformen – darunter auch kleine Schulversuche wie Primus- oder Gemeinschaftsschulen – bei rund 89 Prozent (2018: 86 Prozent).

«Die Landesregierung unternimmt große Anstrengungen, um offene Schulleiterstellen zu besetzen», versicherte Ministerin Yvonne Gebauer (FDP). Innerhalb eines Jahres hätten für 170 Schulen neue Leitungen gewonnen werden können. «Das ist ein schöner Erfolg, auf dem wir uns nicht ausruhen.» Auch in Zukunft werde die Regierung daran arbeiten, die Position noch attraktiver zu gestalten. Dies sei dringend nötig, unterstrich Behlau. «Die Berufszufriedenheit und die innere Motivation sind groß, aber die Anerkennung von außen ist noch zu gering.»

Das Thema spielt auch eine zentrale Rolle beim Deutschen Schulleiterkongress, der am kommenden Freitag in Düsseldorf eröffnet wird. Dort wird der VBE seine zweite repräsentative Studie zu Belastungen, Aufgaben und Zufriedenheit der Schulleiter vorstellen. Bei der Befragung vor einem Jahr hatten sie vor allem über zu wenig Fachpersonal bei zu vielen Aufgaben und Bürokratie geklagt und der Schulpolitik in NRW die Note 4 (bundesweit: 3,8) verpasst.

Beim 8. Deutschen Schulleiterkongress in Düsseldorf werden nach Angaben der Veranstalter mehr als 2500 Teilnehmer und 120 Referenten erwartet – neben Wissenschaftlern auch viel Prominenz aus dem Showgeschäft. Die Eröffnungsvorträge halten der Hirnforscher Prof. Gerald Hüther zu «Schule im Aufbruch» und Ex-Boxweltmeister Henry Maske zum Thema: «Nur wer aufgibt, hat verloren». Der Kongress wird unter anderem vom VBE veranstaltet. (dpa)

• weitere Informationen zum Deutschen Schulleiterkongress (DSLK) 2019.

“Lehrer und Schulleiter sollten wieder die Verantwortung in die Hände bekommen”: Star-Forscher Gigerenzer spricht auf dem DSLK

 

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Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

Hm, was sind denn das für Interpretationen? Statt jede 9. ist jetzt immer noch jede 7. Schulleiterstelle unbesetzt in NRW. Also ist doch der Effekt der höheren Besoldung eher ziemlich gering ausgefallen.

Ich vermute, es liegt an den Arbeitsbedingungen.

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Ups, umgekehrt, statt jeder 7. ist noch jede 9. Stelle unbesetzt. 😉

dickebank
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Man kann sich auch dümmer stellen als man ist.

Jede 7. Stelle – das sind rund 14,3%;
jede 9. Stelle – das sind annähernd 11,1%.

Es darf ebenfalls nicht vergessen werden, dass Schulleitungsstellen bei altersgemäßem Ausscheiden des Schulleiters mindestens ein halbes Jahr kommissarisch vom Abwesenheitsvertrter bis zur Neubesetzung der Funktionsstelle übernommen werden müssen. Insofern kann es schon keine 100 prozentige Stellen versorgung geben. Ebenfalls darf nicht übersehen werden, dass sich niemand für die Leitung einer Schule bewirbt, die absehbarer Zeit ausläuft, da sie abgewickelt wird oder als „Zweigschule“ einer anderen bestehenden Schule zugeordnet wird

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

ZITAT: „Jede 7. Stelle – das sind rund 14,3%;
jede 9. Stelle – das sind annähernd 11,1%.“

Eben. Die Verbesserung der Situation unbesetzter Schulleiterstellen durch die Besoldungserhöhung ist vernachlässigbar. Die meisten unbesetzten Schulleiterstellen sind immer noch unbesetzt!

dickebank
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Ja, und zwar an den Hauptschulen, bei denen nur 78% eine besetzte Rektorenstelle haben.
Bei den rund 5000 Schulen in NRW sind 11% schon eine Menge unbesetzte Funktionsstellen. Geht man aber einmal von rd. 400 Hauptschulen aus, dann fehlen dort bereits 100 Rektoren. Das hat aber nichts mit der Eingruppierung der Hauptschulrektoren (A14) zu tun, sondern mit der mittelfristig unklaren Entwicklung der Hauptschulstandorte. Es bewirbtt sich niemand auf eine Stelle, um eine Schule abzuwickeln.
Bei Grundschulen sieht es nicht anders aus. Zwar kommen mittlerweile die Kinder der Babyboomer in die Familienphase, was in den letzten Jahren zu einer höheren Geburtenzahl geführt hat, aber in den nächsten 10 Jahren werden die geburtenzahlen wieder erheblich sinken und somit zu einer weiteren Schließungswelle von Grundschulen führen. Im Grundschulbereich stehen wir hier in NRW mittlerweile vor einer weitreichenden Fililisierung, die auch über Gemeindegrenzen hinweggeht (interkommunale Schulen).
Weitaus größtes Problem sind die fehlenden Ermäßigungsstunden, um die vielen zusätzlichen Arbeiten an Schulen auffangen zu können. Und damit ist nicht nur die Schulleitungsentlastung gemeint.

Wer sich die ZAhlen von GY und GE ansieht, stellt fest, dass für diese großen Systeme genügend Bewerber auf die Stellen als OStD oder Ltd.GED (beide auch mit Apostroph) gibt.

Krokodilstreichler
5 Jahre zuvor

A14 ist ein bisschen viel. Ein Hauptmann erhält A12, und der hat bis zu 150 Soldaten in der Kompanie unter sich. Aber ein Grundschuldirektor keine 150 Lehrer.

dickebank
5 Jahre zuvor

Warum gibt es dann A13 besoldete Hauptleute?

Btw die Lehrkräfte einer Schule sind dem Schulleiter nicht untergeordnet sondern nur zugewiesen. Und 150 Eleven hat ein GS_Rektor in der Regel ebenfalls

dickebank
5 Jahre zuvor

Im Grunde ist die Eingruppierung ganz einfach. In allen Bereichen des ÖD gibt es das Übergangsamt zwischen den einzelnen Laufbahngruppen. In der allgemeinen Verwaltung ist es der Oberamtsrat, er gehört zum gehobenen Dienst wird aber im Übergangsamt mit A13 besoldet.
Bei der Polizei hat der PK die A9 ebenso wie der PHM. PHK gibt es mit A11 und A12 (drei bzw. vier silberne Sterne
Der EPHK der Polzei (fünf silberne Sterne) erhält die gleiche Besoldungsstufe wie ein PR (ein goldener Stern).

Ein A13-besoldeter Hauptmann ist ein Stabshauptmann bzw. Stabskapitänleutnant.

https://www.beamtenbesoldung.org/besoldungsgruppe.html