Härtere Schulstrafen sollen für mehr Respekt und Disziplin im Unterricht sorgen – Freie Wähler treten breite Debatte los

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DRESDEN. Lehrer sind für viele Schüler heute keine Respektsperson mehr. Die Zahlen zu verbalen und körperlichen Übergriffe beunruhigen. Der Ruf nach Konsequenzen reißt deshalb nicht ab. Es gibt allerdings auch Skepsis, ob härtere Strafen tatsächlich zu mehr Disziplin führen können.

Lässt sich mehr Disziplin mit höheren Strafen bewirken? Illustration. Shutterstock

Die Freien Wähler (FW) in Sachsen verlangen ein härteres Vorgehen gegen gewalttätige und disziplinlose Schüler. Nötig sei wieder mehr Respekt und Disziplin, sagte Landeschef Steffen Große im Gespräch in Dresden. «Viele Lehrer sind am Ende ihrer Kraft.» Laut einer Umfrage des VBE von 2018 gebe es an der Hälfte der Schulen in Deutschland psychische Gewalt und an etwa einem Viertel sogar körperliche Gewalt gegen Lehrer (News4teachers berichtete). Neben der Arbeitsbelastung seien auch zunehmend Disziplinprobleme Ursache für emotionale Erschöpfung oder eine Krankmeldung.

Die Freien Wähler würden deshalb «konsequenter die Mehrheit vor einer Minderheit schützen» wollen. Rüpel, Mobber und unentschuldigte Schulfehltage müssten seitens der Schule wirksamer bestraft werden. «Wir glauben, dass uns dabei auch die Mehrheit der Eltern unterstützt, die ihre Kinder wohlbehalten in der Schule haben möchten», sagte Große: «Wenn Schüler über Tische und Bänke gehen und Lehrer nicht respektieren, leiden der Lehrer und diejenigen, die ordentlichen Unterricht haben wollen.» Es gehe am Ende für jeden um einen guten Schulabschluss und optimale Lebenschancen.

„Hohes Schamgefühl“

«Wir wissen, dass das Schamgefühl hoch ist, Probleme der Schule öffentlich zu machen. Lange drohte mit dem Problemschule-Image eine Schließung. Das kann nicht sein», betonte der FW-Chef. Nach dem Willen der Freien Wähler soll der Ausschluss von der Schule nicht als letzte Option und nicht nur im Wiederholungsfall gelten. «Der Schulleiter muss bei Störung des Schulfriedens diese Strafe zügig und rechtssicher aussprechen dürfen.» Die Eltern des betroffenen Schülers müssten sich dann eben eine neue Schule suchen: «Das hilft zu disziplinieren.»

Für Schüler, die mehrfach zu spät oder gar nicht zur Schule kommen, verlangen die Freien Wähler wegen Verletzung der Schulpflicht ein Bußgeld gegen die Eltern. «Falschparken wird als Ordnungswidrigkeit auch bestraft. Wer ordnungsgemäß zur Schule geht, soll erleben, dass Regelverstöße geahndet werden. Sonst sendet der Staat das falsche Signal.»

«Es ist gut, dass dieses Thema öffentlich diskutiert wird. Auch der Sächsische Lehrerverband verzeichnet seit Jahren eine Zunahme von Respektlosigkeit und Disziplinverstößen», sagte Verbandschef Jens Weichelt. Das zeige sich auch in der Verrohung der Sprache sowie der Zunahme von psychischer und physischer Gewalt gegen Mitschüler und Lehrer: «Kinder und Heranwachsende brauchen klare Regeln des Zusammenlebens und müssen Grenzen gesetzt bekommen, die nicht überschritten werden dürfen.»

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Die Pädagogen könnten das aber nicht ohne das aktive Mitwirken der Eltern schaffen, betonte Weichelt: «Die Schule ist nicht der Reparaturbetrieb der Gesellschaft. Wir brauchen den Aufstand der Anständigen, die Tabubrüchen entgegenwirken und konsequent auf das Einhalten von Regeln bestehen.» Schulen brauchten mehr qualifiziertes Personal und die Rückendeckung von Politik und Gesellschaft, wenn es um Sanktionen gegen verhaltensauffällige Schüler geht.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft blieb zurückhaltend. «Die Lösung kann nicht in der Forderung und Durchsetzung von mehr Disziplinarmaßnahmen bestehen», hieß es. Es gehe aber darum, gute Bedingungen an den Schulen zu schaffen und Lehrer zu entlasten. Die Schulen könnten mehr Angebote zur Gewaltprävention nutzen und mehr Schulsozialarbeiter zudem für ein besseres Schulklima sorgen. Die GEW biete gemeinsam mit der Gewerkschaft der Polizei Veranstaltungen zum Thema «Gewalt gegen Lehrkräfte» an. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Eine Lehrerin schreibt auf der Facebook-Seite von News4teachers einen längeren Beitrag. Darin heißt es:

Eine andere Lehrerin schreibt auf der Facebook-Seite von News4teachers ebenfalls einen längeren Post, in dem es unter anderem heißt:

Meidinger: Der Brandbrief von Saarbrücken beschreibt keinen Einzelfall – an vielen Schulen in Deutschland werden Lehrer bedroht

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3 Kommentare
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Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

ZITAT: „Die Freien Wähler (FW) in Sachsen verlangen ein härteres Vorgehen gegen gewalttätige und disziplinlose Schüler. Nötig sei wieder mehr Respekt und Disziplin, sagte Landeschef Steffen Große im Gespräch in Dresden. «Viele Lehrer sind am Ende ihrer Kraft.»“

Im Prinzip stimme ich dem zu. Vor allem geht es aber um Konsequenz. Sanktionsmöglichkeiten sind ja da, aber sie werden entweder kaum angewendet, weil immer jemand das alles ja noch gar nicht so schlimm findet oder ihre Durchsetzung ist an so viele Hürden gebunden, dass man sich scheut, sie einzusetzen, denn bis mal – zugespitzt – alle Hürden genommen und alle Vorbedingungen erfüllt hat, ist die Sache schon „verjährt“.

Konsequenzen müssen aber relativ rasch erfolgen, sagt die Persönlichkeitspsychologie. Ein endloses Verfahren mit Gespräch hier, Gespräch; Anhörung dort, Verwarnung, Androhung vorneweg u.dgl.mehr da konterkariert den Effekt. Es geht (mir) also vor allem um eine einfachere und konsequentere Handhabung und dem stehen vor allem Schulgesetze und Verordnungen entgegen, in denen sich die antiautoritäre Erziehung vergangener Zeiten verewigt hat.

Küstenfuchs
5 Jahre zuvor

Ich denke nicht, dass wir härtere Strafen brauchen, denn das bringt doch alles nichts, wenn Schulleitungen und deren Vorgesetzte dann doch wieder einknicken, weil vielleicht jemand klagen KÖNNTE.

Leif Wetzel
5 Jahre zuvor

Was ist daran so kompliziert?

Jede Schule hat Regeln. Wer sich nicht daran hält, der darf dort nicht rein. Und schon liegt die Verantwortung da, wo diese hingehört, bei den Eltern. Entweder diese bekommen das mit ihrem Nachwuchs geregelt oder müssen in die Eigenbetreuuung.