Klimaschutz „Sache für Profis“? Dreyer mokiert sich über Lindner

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MAINZ. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat die Veranstalter der freitäglichen Klimaproteste zu Rücksicht auf die Schulen aufgerufen. «Ich habe großen Respekt vor Schülerinnen und Schülern, die sich engagieren für unsere Demokratie und für wichtige Dinge wie den Klimaschutz», sagte die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Zugleich mahnte sie mit Blick auf die Veranstalter: «Schaut zu, dass ihr die Schulen mit einbezieht. Bei uns in Rheinland-Pfalz läuft das ziemlich gut.»

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"Ich habe Hochachtung vor der Leistung der Pädagoginnen und Pädagogen in unserem Land": Malu Dreyer, MInisterpräsidentin von Rheinland-Pfalz. Foto: Land Rheinland-Pfalz
Dreyer sieht die Wissenschaft auf der Seite der demonstrierenden Schüler. Foto: Land Rheinland-Pfalz

Die Mainzer Ministerpräsidentin kritisierte zugleich FDP-Chef Christian Lindner wegen seiner Aussage, man könne von Kindern und Jugendlichen nicht erwarten, die Zusammenhänge der Klimakrise zu verstehen – das sei eine Sache für Profis (News4teachers berichtete). Darüber kann sich Dreyer nach eigenen Worten nur wundern: «Die Kinder erfinden den Klimawandel ja nicht. Sie haben die Wissenschaft auf ihrer Seite.» 23.000 Ärzte und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, darunter zwei Nobelpreisträger und tausende Professoren, haben mit einer Petition die Forderung der Schüler nach einer besseren Klimapolitik unterstützt. dpa

Schülerdemos fürs Klima: Immer mehr Erwachsene schließen sich an – auch 23.000 Ärzte und Wissenschaftler machen mobil

 

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6 Kommentare
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Michwundertgarnichtsmehr
5 Jahre zuvor

Auch Frau Dreyer versucht wie viele ihrer Politikerkolleg/inne/n, auf der Sympathiewell der FFF-Demos mitzuschwimmen anstatt, was eigentlich als Regierungschefin ihre Aufgabe wäre, klar zu sagen, dass Klimaschutz zwar wichtig ist, dass aber die gesetzliche Lage völlig klar ist: Schulpflicht geht vor und unentschuldigtes Fehlen muss sanktioniert werden.
Das größte Kunststück ist ja zuvor auch schon unserer Bundeskanzlerin gelungen: Die Freitagsdemos zu loben, ohne ein Wort dazu zu sagen, dass dafür jeden Freitag Recht und Gesetz gebrochen wird und dass sie selbst die Hauptverantwortung für die kritisierte Klimapolitik der Bundesregierung trägt.
Diese Heuchelei bzw. diese Schizophrenie der Politik ist unerträglich.

flunra39
5 Jahre zuvor

Zutreffend, was die Kanzlerin angeht.
Eine Nachfrage bleibt jedoch zum BILDUNGSAUFTRAG der Schule: Stellen Sie wirklich die formale politische Korrektheit als statische Norm, die vermeintlich in Stein gemeißelt ist, über den sichtbaren pädagogischen Erfolg, selbstverantwortlich handelnde und konfliktbewusste SuS anerkennen und unterstützen zu wollen ? Demokratie meint keinen Ponyhof, was aber eine bestimmte politische Bildung in Schulen durch Institutionenkunde und formale Rechtskunde seit Jahrzehnten auszublenden versucht.

Christian
5 Jahre zuvor

Die Ministerpräsidentin wird aufgrund strategischer Umsicht die Legitimation des Schuleschwänzens nicht anzweifeln, da der Schülerprotest die volle Unterstützung nicht nur ihrer eigenen Partei, sondern auch fast aller Medien genießt.
Spannend wäre, wie sie erklärt, warum ein Bundesland, das sie selbst seit Jahren regiert, solche Demonstrationen überhaupt nötig hat und warum die Dreyer-Regierung nicht längst alles praktiziert, was da an wissenschaftlich gesicherten Maßnahmen gefordert wird. Aber mit der dümmlichen Formulierung „Die Kinder erfinden den Klimawandel nicht, sie haben die Wissenschaft auf ihrer Seite“ bestätigt sie eher Lindners These, dass das Denken in Zusammenhängen nicht allen gegeben ist. Lindner leugnet den Klimawandel nicht, sondern stellt die Frage nach der Effizienz und Machbarkeit künftiger Klimapolitik. Die Debatte um den Diesel und der Protest zahlreicher Bürger gegen die Stromtrassen für Windenergie in vielen Teilen Deutschlands zeigen da ebenso viel Differenzierungs-Fähigkeit wie Gretas berühmter Spruch: „Ich will, dass Ihr Panik habt!“ Die bei Rot und Grün beliebte Parole „Mut machen statt Ängste schüren!“ wird Greta von Malu Dreyer sicher nicht hören.

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

Die Gretchenfrage wäre wohl wirklich, wie hielten es die Bildungsminister und sonstigen Politiker, wenn das keine Klima-Demos wären, sondern eine Art „Schüler-Pegidas“?!?

Es scheint einzig und allein darum zu gehen, dass man die Ziele sympathisch findet und das finde ich bedenklich, weil es die Einhaltung von Recht und Gesetz abhängig macht davon, ob man selbst die Übertretung für gut befindet oder nicht.

christian
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Naja, Pegida ist schon eine andere Hausnummer als die Klima-Demos, bei denen nach meiner Kenntnis das Grundgesetz und die Menschenrechte nicht in Frage gestellt werden.

Wolfgang Bergmann
5 Jahre zuvor
Antwortet  christian

Also sind sie für vormittägliche Schülerdemonstrationen, solange nicht menschenrechte und Gg in Frage gestellt werden.
Ich schlage dringend vor, ab sofort am Montagvormittag gegen die in Europa nach der Kündigung des INF-Vertrags drohende atomare Aufrüstung zu demonstrieren. Was nützt die Erreichung des Zweigradziels 2100, wenn 2025 sich die Menschheit im 3. Weltkrieg selbst zerstört.
Kurzum: Wenn man mit echten oder auch vermeintlichen und falschen Weltuntergangsszenarien kommt (auch Pegida sieht unsere Welt vor dem Untergang), dann brauchen wir keine Diskussionen über Schulpflicht oder überhaupt den Sinn von Schule führen, – gegen die Apokalypse verblasst alles andere.