Lehrermangel drückt: Scheeres spricht sich für Verbeamtung von Lehrern aus

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BERLIN. In der Debatte um den Lehrkräftemangel an Berliner Schulen hat sich Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) für eine Rückkehr zur Verbeamtung ausgesprochen. «Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile halte ich die Verbeamtung für sinnvoll, um voll ausgebildete Lehrkräfte halten zu können und wettbewerbsfähig zu sein», sagte Scheeres den Zeitungen «Berliner Zeitung/Berliner Kurier» und «Tagesspiegel».

Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft
Hat Vor- und Nachteile abgewogen: Berlins Bildungssenatorin Sanda Scheeres. Foto: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft

Sie verweist demnach darauf, dass 20 Prozent der Berliner Lehramtsstudierenden nach ihrem Abschluss das Bundesland wechselten. Zudem sinke die Zahl der Bewerber aus anderen Bundesländern, Lehrer kündigten ihre Jobs an Berliner Schulen. Seit 2004 werden Lehrer in Berlin nicht mehr verbeamtet. Gegen die Wiedereinführung hatte sich auch Scheeres lange gestemmt. Momentan ist Berlin das einzige Bundesland, das Lehrer den Beamtenstatus verwehrt. Am Samstag will die Berliner SPD das Thema auf ihrem Parteitag debattieren. Es liegen dazu Pro- und Kontra-Anträge vor.

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Nach Berechnungen der Senatsfinanzverwaltung erhalten verbeamtete Lehrkräfte bis zum Pensionseintritt im Laufe ihres Berufslebens rund 84 400 Euro mehr als Tarifbeschäftigte. In Berlin werden jedes Jahr 2500 bis 3000 neue Lehrer gebraucht. Um den Bedarf zu decken, hatte Berlin zuletzt unter anderem vermehrt auf Quereinsteiger gesetzt. Zu Beginn des neuen Schuljahres 2018 hatte nur gut ein Drittel der 2700 neuen Lehrkräfte – etwas mehr als 1000 – ein klassisches Lehramtsstudium absolviert. dpa

Verbeamtung von Lehrern (und anderen Berufsgruppen) auf Lebenszeit: Wenn sie doch immer so reibungslos ablaufen würde…

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Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor

Verbeamtung ist attraktiv für den Einzelnen. Ganz klar und ohne Wenn und Aber.

Außerdem dürfen verbeamtete Lehrer dann nicht mehr streiken. Das macht die Verbeamtung auch attraktiv für die Dienstherren und schlecht für die Lehrerschaft insgesamt.

Küstenfuchs
5 Jahre zuvor

„Nach Berechnungen der Senatsfinanzverwaltung erhalten verbeamtete Lehrkräfte bis zum Pensionseintritt im Laufe ihres Berufslebens rund 84 400 Euro mehr als Tarifbeschäftigte.“

Da stimmt doch was nicht. Brutto verdienen doch angestellte Lehrer auch in Berlin ca. 400 Euro mehr im Monat (netto aber klar weniger). Wieso ist der Beamte BIS Pensionseintritt schon teurer? Das wird er doch erst danach!

Cr
5 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Sehr richtig, hinzu kommen die Arbeitgeberanteile der Sozialversicherungen und der Zinseszinseffekt.

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Naja, ich habe den Eindruck, es gibt von beiden Seiten eine „Verschleierungstaktik“.

Angestellte Lehrer verdienen laut Küstenfuchs in Berlin brutto 400,- Euro mehr. Wieso fängt das die Unterschiede nicht auf? Verbeamtete Lehrer haben netto mehr. Wieso? Ist da womöglich die (private) Krankenkasse noch nicht abgezogen? Andererseits erhalten sie einen Kinderzuschlag, die angestellten Kollegen nicht. Wiederum bekommen sie irgendwo in den 70e Prozenten als Pension, aber auch vom Durchschnitt der letzten … Berufsjahre. Angestellte Lehrer bekommen das nur zu ungefähr 43%, haben aber die Zusatzversicherung. An der müssen sie sich selbst beteiligen. Der Arbeitgeber zahlt aber deutlich mehr. Bei verbeamteten Kollegen wird jedoch sowieso schon ein Renten- bzw. Pensionsanteil einbehalten.

Ja, was denn nun? Gerecht – ungerecht – ausgeglichen?

Ich werde auch nicht schlau draus.

Herr Mückenfuß
5 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Klar dürfte aber sein, was ich oben schrieb.

Verbeamtung nützt dem einzelnen Kollegen (oder doch gar nicht so?), vor allem aber dem Dienstherrn, denn verbeamtete Kollegen dürfen nicht streiken. Insgesamt schadet sich die Lehrerschaft damit selbst, denn sie haben kein Mittel mehr, um ihre Forderungen noch wirksam durchzusetzen.

Steven
4 Jahre zuvor

Im Dienst sind Beamte günstig, das Land zahlt keine Rentenbeiträge und keine KV Beiträge, spart also viel Geld. Ich habe zwei Kinder und bin verheiratet, macht in Niedersachsen mehrere 100 Euro Zuschlag+ 70% Beihilfe. Dadurch zahle ich anstatt 500€ für meine KV nur 200€.
Für mich lohnt es sich.
In Berlin ist es aber so, dass die angestellten Lehrkräfte direkt in der höchsten Stufenlaufzeit anfangen! Vom ersten Tag an was sich dementsprechend günstig auf die Rente auswirkt.
Ich war selbst früher als Lehrer angestellt und da mir der Job Spaß macht bin ich mit dem Beamtendasein zufrieden – auch wenn ich nicht mal schnell kündigen kann.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Steven

Man liest dazu viel Widersprüchliches. Je nachdem, wer was erreichen will. 🙂

Beamte bekommen auch einen Familienzuschlag, sie bekommen auch einen Kinderzuschlag, sie bekommen 100% Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle (zumindest theoretisch unbegrenzt). Man liest, dass die Krankheitsquote unter Beamten „deshalb“ (?) deutlich höher sei als bei angestellten Lehrern, je älter sie werden. Kommen sie dadurch dem Staat wirklich billiger (ohne die Pensionslasten)? Ich weiß es nicht.

Was ich nicht verstehe ist, warum man den angestellten Lehrern nicht „beamtengleiche“ Vergünstigungen gewähren kann, ohne sie zu verbeamten und warum die dann damit nicht zufrieden sind/wären? Warum geht es selbst gut- und besserverdienenden Lehrern auch immer nur um mehr und mehr Geld?

Die Gewerkschaften jedenfalls können sich in den A… beißen. Sie haben sich jahrelang für die Lehrer eingesetzt und sobald es geht, verlieren sie sie als aktive Mithelfer bei Arbeitsausständen. Auch Gleichheit und Gerechtigkeit (im Vergleich zu den Kollegen Erziehern an den Grundschulen) zählen sofort nicht mehr, wenn man selbst noch mehr Vorteile haben kann. Hmmm …

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Man kann also die Verbeamtung von Lehrern so zusammenfassen:

(1) Eigennutz unbestreitbar ja.
(2) Gemeinwohl unbestreitbar nein.

Cr
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Der Bundesrechnungshof hat es mehrmals geprüft und kam immer zum Ergebnis, dass Beamte nicht teurer sind als Angestellte.

Ihre o.g. Reduzierung finde ich schon etwas unangemessen- wenn man dieser Logik konsequent folgte müsste das Berufsbeamtentum abgeschafft werden, wie es der Stammtisch, der keine Ahnung hat, gern fordert.
D.h. natürlich nicht, dass es nicht auch Dinge gibt über die man nachdenken sollte…
Ob Lehrer verbeamtet werden sollen? Wird schon ewig kontrovers diskutiert.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Cr

Welche oben genannte Reduzierung denn? Ich sprach nur über die Verbeamtung von Lehrern.

Wenn Beamte nicht teurer sind als Angestellte, dann sind ja auch Angestellte nicht teurer als Beamte. Warum soll es sich dann also für wen lohnen, wenn verbeamtet wird?

Ihr Bezug zum Bundesrechnungshof scheint mir nicht korrekt. Fehlt vielleicht deshalb der Beleg? Die Aussage des Bundesrechnungshofs, die ich kenne, besagt, dass die höheren Kosten für die Beamten erst später anfallen (Pension) und sie deshalb aktuell den Staat, der ja bekanntlich in Legislaturperioden denkt, nicht teurer kommen.

Gegenbeweise vorhanden?

Pensionist
4 Jahre zuvor

Zitat: „Wenn Beamte nicht teurer sind als Angestellte, dann sind ja auch Angestellte nicht teurer als Beamte.“

Die Logik dieser hübsch klingenden Aussage soll überprüft werden:

Mal angenommen, Beamte kosten im Mittel 3000 € im Monat, Angestellte aber 4000 € im Monat. Dann sind Beamte nicht teuerer als Angestellte.

Daraus wird im Zitat gefolgert, dass dann auch Angestellte nicht teuerer seien als Beamte. Sind sie aber in diesem Beispiel doch!

Kollegen mit einschlägiger Fakultas wissen:

Es gilt zwar: Aus a = b folgt b = a
Aber es gilt nicht: Aus a <= b folgt b <= a

Cr
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pensionist

Logik ist halt nicht jedermanns Stärke

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pensionist

Ja, zugegeben, das war Quatsch von mir. Das müssen wir nicht weiter diskutieren. Die Frage danach war wichtiger.

Cr
4 Jahre zuvor

1. Hit beim Googeln „Sind Beamte teurer als Angestellte“.

Die Einsparungen im Dienst sorgen durch den Zinzeszinseffekt dafür.

mercurius
4 Jahre zuvor

Die SPD-Bildungssprecherin von Senatorin Scheeres, Maja Lasic, spricht es jetzt offen aus, was wir (verbeamteten) Lehrer seit Jahren immer mehr zu spüren bekommen: Beamte sind toll, denn mit Beamten kann man alles machen:
“Steuern tut man, in dem man Lehrer, vor allem Beamte, dazu zwingt, an bestimmte Schulen zu gehen. Das haben wir vor 15 Jahren intensiv gemacht, in dem Lehrkräfte von Ost nach West und umgekehrt geschickt haben. Wir können das also, wir müssen das nur machen. …
Ich würde verbeamtete Lehrkräfte alle in die Schulen in schwieriger Lage schicken.” https://www.tagesspiegel.de/berlin/bildungspolitik-in-berlin-ich-wuerde-verbeamtete-lehrer-alle-in-die-brennpunkte-schicken/25099780.html

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  mercurius

Naja, aber was ja auch nicht geht, ist, dass sich die verbeamteten Lehrer die Rosinen aus dem Beamtentum herauspicken. Sie nehmen gerne an, was vorteilshaft ist (Pension, dauerhafte 100%ige Lohnfortzahlung, Familiengeld, Unkündbarkeit …), aber was sie nicht mögen am Beamtenstatus, da jammern und wehklagen sie. Menschlich-verständlich, aber natürlich ist der Beamtenstatus auch ein Geben und Nehmen für den Staat. Wer das eine will, muss das andere mögen.

Der Staat gewährt diese Vorteile für die Lehrer, um an anderer Stelle selbst Vorteile dadurch zu haben. Jeder künftige Lehrer kann angesichts dessen auch ablehnen, verbeamtet zu werden.

PS: Danke, dass Sie Ihre Aussagen mit einem Link belegen.