Nicht immer nur an leistungsschwache Schüler denken: Prien will Begabte fördern

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KIEL. Begabte Schüler sollen in Schleswig-Holstein noch besser gefördert werden. Das Bildungsministerium stellt dafür mehr Geld und Personal zur Verfügung. Profitieren sollen Schüler an Schulen in sozial schwierigen Lagen.

Will sich der leistungsstarken Schüler annehmen: Karin Prien. Foto: Frank Peter / Landesregierung

Mehr Hilfe für leistungsstarke Schüler: Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will begabte Schüler in Schleswig-Holstein stärker fördern. «Mir ist ganz besonders wichtig, dass wir die Leistungsstarken genauso fördern wie die Leistungsschwachen», sagte die Ministerin im Gespräch. Nach dem PISA-Schock habe man sich in Deutschland über viele Jahre sehr konzentriert auf die leistungsschwachen Schüler. «Dies ist auch richtig und die müssen wir weiter im Blick haben», sagte Prien. «Aber die Leistungsstarken und besonders Begabten sind da immer ein bisschen durchgerutscht.»

Die Mittel für die Begabtenförderung wurden den Angaben zufolge erhöht. Im aktuellen Haushalt des Bildungsministeriums sind insgesamt 510 000 Euro für die Begabtenförderung eingestellt. Darüber hinaus werden personelle Ressourcen im Umfang von rund acht Vollzeitäquivalenten für Ausgleichsmaßnahmen vorgehalten. Zum Vergleich: Zwischen 2011 und 2017 standen für die Begabtenförderung jährlich rund 400 000 Euro pro Jahr und sieben Lehrerplanstellen zur Verfügung. Dies geht aus einem Bericht des Bildungsministeriums zur Begabtenförderung von Februar 2017 hervor.

Derzeit gibt es im nördlichsten Bundesland 16 Kompetenzzentren Begabtenförderung, die als Multiplikatoren in der Fläche wirken. Hinzu kommen 43 sogenannte SHiB-Schulen («Schleswig-Holstein inklusive Begabung»), die für das Ziel stehen, die Begabtenförderung möglichst breit in der Unterrichtskultur zu verankern sowie 10 Enrichmentverbünde, die in Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Hochschulen oder Wirtschaft mehr als 300 Kurse außerhalb des Unterrichts für rund 3000 Schüler mit besonderen Begabungen anbieten.

Schüler, die überspringen, begleiten

Prien betonte, dass vom kommenden Schuljahr an weitere personelle Ressourcen im Umfang von 25 Vollzeitstellen hinzukommen. Sie sollen Schülern, die ihre individuelle Schulzeit durch das Überspringen einer Jahrgangsstufe verkürzen möchten, wirksam begleiten. «Dadurch wird ein entscheidender Beitrag dazu geleistet, begabungsfördernde Schul- und Unterrichtskulturen in die Fläche zu tragen und breit zu verankern.» Das Ziel ist, dass künftig alle 99 Gymnasien in Schleswig-Holstein über qualifizierte Lehrkräfte und Beratungsangebote im Bereich der Begabtenförderung verfügen.

Dabei soll Begabtenförderung auch an Schulen stattfinden, die besondere Herausforderungen zu stemmen haben, sagte Prien. «Denn auch da haben wir begabte Kinder, nur werden die zu wenig gesehen». Die Ministerin verwies auf den sogenannten Bildungsbonus, der von Herbst an eingeführt werde. Mit diesem sollen gezielt Schulen in sozial schwierigen Lagen unterstützt werden. Auch hier müsse der Blick auch auf die begabten Schüler gerichtet werden.

Bei der Begabtenförderung in Schleswig-Holstein steht nach Angaben des Ministeriums zum einen das Erkennen von Potenzialen und die Förderung der Begabungen aller Kinder und Jugendlichen im Fokus sowie zum anderen das Erkennen und Fördern einzelner, besonders begabter Kinder und Jugendlicher. Darüber hinaus gibt es besondere Förderangebote für (hoch-)begabte Schülerinnen und Schüler, wie beispielsweise das Enrichmentprogramm und die JuniorAkademien.

Im bundesweiten Vergleich steht Schleswig-Holstein den Angaben zufolge mit dem seit fast zehn Jahren bestehenden Netzwerk aus Kompetenzzentren und SHiB-Schulen und der Expertise, die in dieser Zeit durch einzelne Kollegen und ganze Kollegien erworben wurde, gut da. Dies wird demnach auch von Experten aus der Wissenschaft rückgemeldet. Datenbasierte Erkenntnisse aus Studien direkt zur Begabtenförderung gibt es jedoch nicht. dpa

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2 Kommentare
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OMG
5 Jahre zuvor

Das sind aber exklusive Angebote. Dabei zählt die Begabtenförderung zur Inklusion. Hat die das also auch nicht verstanden.

xxx
5 Jahre zuvor

Beim derzeitigen Lauf auf die Gymnasien sind die normal begabten Schüler am Gymnasium unserer eigenen Schulzeit die besonders Begabten von heute.