Prävention mit der Augsburger Puppenkiste: Modellprojekt mit neuem Stück

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AUGSBURG. Seit 2006 geht das Sozialunternehmen Papilio gemeinsam mit der Augsburger Puppenkiste auf Tour, um an Kitas und Grundschulen Gewalt- und Sucht-Prävention zu leisten. Das neueste Projekt mit Heulibold, Freudibold und Co. wird seit 2018 in 33 Grundschulen und Horten in Bayern, Brandenburg und NRW modellhaft erprobt. Zentraler Bestandteil der Aufkklärungskampagne ist das Stück „Paula kommt in die Schule“, das die Übergangszeit von Kindergarten zur Grundschule und das emotionale Lernen in den Blick nimmt.

Am Ende der Vorstellung dürfen sich die Kinder (hier der Grundschule Augsburg Hochzoll-Süd) von den Marionetten verabschieden. Bild: Papilio / Sarah Wehn

Gefühle spielen eine große Rolle bei den Aufführungen des neuen Präventions-Puppenspiels „Paula kommt in die Schule“ – spätestens wenn die Kinder nach der Aufführung Paula und ihre Freunde tatsächlich berühren dürfen. Die Kistenkobolde Zornibold, Heulibold, Bibberbold und Freudibold verkörpern Basisemotionen wie Zorn oder Angst. Und es geht auch um Gefühle wie Schuld, Neid, Scham oder Stolz: „Diese Gefühle können Kinder verunsichern und verwirren. Sie reagieren dann unangemessen oder ihre Konzentration auf den Unterricht lässt nach“, sagt Jochen Mayr, Schulleiter der Grundschule Augsburg Hochzoll-Süd, an der das Stück im März aufgeführt wurde.

Seit dem Frühjahr 2018 haben sich 29 Grundschullehrkräfte aus Augsburg, Althegnenberg-Mittelstetten, Aystetten, Bobingen, Gersthofen sowie aus dem baden-württembergischen Königsbronn fortgebildet und am Modellprojekt teilgenommen. Sie sind damit Vorreiter für den innovativen Ansatz der entwicklungsorientierten Prävention. Neben der Geschichte „Paula kommt in die Schule“ bekamen die Fach- und Lehrkräfte praktische Maßnahmen an die Hand, wie sie die Kinder zum Beispiel darin unterstützen, mit Gefühlen umzugehen und den Übergang von der Kita in die Schule zu bewältigen. Ein großer Schritt für die Kinder, so Mayr weiter, der zu einem guten Gelingen der weiteren Schullaufbahn beitrage.

Im Rahmen des Präventionsprojekts werden emotionale und soziale Kompetenzen erlernt und geübt. Kinder lernen zum Beispiel, in schwierigen Situationen nicht sofort impulsiv zu reagieren, sondern zu analysieren und miteinander mögliche Lösungen abzuwägen. „Insgesamt fördert das Projekt die altersgemäße Entwicklung, und das ist der beste Schutz gegen spätere Probleme wie Sucht und Gewalt“, sagt Felicitas Bernhardt, Mitarbeiterin im Entwicklungsprojekt Grundschule bei Papilio. „Wir warten nicht, bis die Probleme offensichtlich sind, sondern werden schon vorher aktiv, das ist viel zielführender.“

Schon jetzt bestätigten Rückmeldungen aus Projekteinrichtungen, dass der Ansatz funktioniert und die Kinder dem Unterricht aufmerksamer folgen, sagen die Initiatoren. Damit kommt das Präventionsprogramm auch Lehrkräften und Eltern zugute.

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Die Präventionsmaßnahmen können in den ersten beiden Grundschuljahren und zum Teil auch darüber hinaus immer wieder genutzt werden. Wie „Paula kommt in die Schule“ genau wirkt, wird eine wissenschaftliche Auswertung ermitteln. Dafür wurden Lehrkräfte und Kinder befragt. Erste Ergebnisse sind im Sommer 2019 zu erwarten.

Weitere Infos:

Träger der Programmentwicklung mit begleitender Studie ist das gemeinnützige Sozialunternehmen Papilio aus Augsburg. Die Knappschaft-Krankenkasse ermöglichte das Präventionsprojekt, Wissenschaftler der Freien Universität Berlin unterstützen die Evaluation.

Das Stück „Paula kommt in die Schule“ und seine Lieder wurden extra für das Projekt geschrieben. Wie schon bei der ersten Geschichte, die bereits vor rund 15 Jahren für das Kita-Präventionsprogramm Papilio-3bis6 entwickelt wurde, arbeitete auch für das zweite große Präventionsstück das bewährte Team aus Autor Peter Scheerbaum und den Musikern Wolfgang Lackerschmid und Stefanie Schlesinger zusammen. Unter der Leitung von Klaus Marschall inszenierte die Augsburger Puppenkiste das zweite Stück für die Bühne.

Nähere Informationen zum Modellprojekt unter www.papilio.de/grundschule.html.

Informationen zu Aufführungen mit der Augsburger Puppenkiste zur Prävention mit Papilio (Vortrag oder Workshop): Tel. 0821 4480 8596 oder kontakt@papilio.de

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Angelika Mauel
4 Jahre zuvor

Nachdem der Erzieherin der Gefühlsbolde der Name „Fräulein Pädagogibold“ gegeben wurde, interessiert mich, ob es für die Lehrerin oder den Lehrer in „Paula geht zur Schule“ auch einen fragwürdigen, peinlich wirkenden Namen gibt.

Krankenkassen unterstützen Papilio. weil sie verpflichtet sind, Geld für präventive Maßnahmen auszugeben. Aber für die Krankenkassenkunden wäre es besser, wenn Hüft-OPs bei alten Menschen, alternative Krebstherapien oder auch die wichtigen Inkontinenzhilfsmittel für von Inkontinenz Betroffene bewilligt würden. Ein Apotheker sagte mir, dass viele ältere Menschen sich nach einem halben Monat nicht mehr aus dem Haus trauen würden, weil ihnen nicht genug Hilfsmittel erstattet werden. Lieber Augenuntersuchungen auf grauen Star auf Kosten der Krankenkasse als dieses von Politikern bemerkenswert oft gelobte Projekt!
Selbst Kinder machen schon mal Witzchen darüber!

Sollen in der Schule Schüler und Lehrer auch täglich ein Foto von sich unter einem Bild von Heulibold, Freudibold, Bibberbold oder Zornibold aufhängen? Für Kindergartenkinder und Erzieherinnen ist das vorgesehen!