Thüringen will jeden Schüler mit Tablet ausstatten – finanziert von den Eltern

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ERFURT. In wenigen Wochen ist der Weg für die ersten Investitionen aus dem Digitalpakt von Bund und Ländern frei – hofft Thüringens Bildungsminister Holter. Tablets sollen bald zur Standardausrüstung der Schüler im Freistaat gehören. Allerdings: Bezahlt werden die nicht mit den Bundesmitteln. Dafür sollen die Eltern sorgen.

Das Tablet in Schülerhänden soll bald normal sein. Foto: Shutterstock

Jede fünfte Schule in Thüringen bietet nach Angaben von Bildungsminister Helmut Holter digitalen Unterricht an. Der Freistaat liege damit im Ländervergleich im Mittelfeld, sagte der Linken-Politiker am Dienstag in Erfurt. Bayern und Brandenburg kämen auf einen Anteil von etwa 30 Prozent der Schulen, in denen bereits digital gearbeitet werden könne. Beim Schlusslicht Nordrhein-Westfalen seien es elf Prozent.

Holter forderte die Schulen auf, bei ihren Digitalisierungskonzepten schnell zu sein. «Sie können loslegen», auch wenn der Digitalpakt von Bund und Ländern erst in einigen Wochen unterschrieben werde. Sein Ministerium habe bereits eine Förderrichtlinie erarbeitet, die direkt nach der Entscheidung wirksam werden könne. Dann könnten zügig Projekte genehmigt werden. «Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.» Bereits in den Sommerferien könnten technische Installationen erfolgen; notfalls werde das Land Projekte vorfinanzieren.

Thüringen erhalte aus dem Digitalpakt 134 Millionen Euro im Zeitraum von fünf Jahren – 27 Millionen Euro pro Jahr. Das Geld werde abhängig von der Schülerzahl auf die Kreise und kreisfreien Städte verteilt.

Unterstützung für arme Schüler

Mit schnellen Internetanschlüssen und WLAN in den Schulen sollen Tablets dann zur normalen Unterrichtsausrüstung von Schülern gehören. In der Regel müssten die Geräte von den Eltern angeschafft werden. Für Familien, die sich das nicht leisten könnten, würden Regelungen gefunden, sagte der Minister. «Es gibt Unterstützungsmöglichkeiten. Kinder können nicht vom digitalen Unterricht ausgeschlossen werden.»

Mit dem Geld des Bundes solle aber auch die Weiterbildung von Lehrern sowie das Management von Projekten finanziert werden: «Es geht nicht nur um Technik.» Die bereits benannten 20 Pilotschulen im Freistaat sollen laut Holter Erfahrungen mit der Digitalisierung sammeln und an andere weitergeben. Von dem Geld aus dem Digitalpakt würden auch Berufsschulen sowie nichtstaatliche Schulen profitieren.

Holter rechnet damit, dass der Bundesrat an diesem Freitag der für den Digitalpakt nötigen Grundgesetzänderung zustimmt. Thüringen werde dafür stimmen. Mit einer Unterzeichnung durch Bund und Länder sei aber frühestens in der zweiten April-Hälfte zu rechnen, da Bayern dafür noch einen Beschluss seines Landtags brauche. dpa

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omg
5 Jahre zuvor

Interessante Idee – warten wir mal die erste Klage vor einem Verwaltungsgericht ab. Wird lustig.