Umfrage: Große Mehrheit für Thema Klimaschutz im Unterricht – auch Steinmeier und Yogeshwar loben das Engagement der Schüler

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NEUMÜNSTER. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Schülerproteste für mehr Klimaschutz ausdrücklich begrüßt. Viele der Erwachsenen hätten noch nicht gemerkt, «dass es fünf vor zwölf ist», sagt Steinmeier am Freitag in Neumünster zu Schülern einer «Fridays For Future»-Mahnwache vor dem Rathaus. Auch aus der Wissenschaft formiert sich Unterstützung für die demonstrierenden Kinder und Jugendlichen. Und: Eine aktuelle Umfrage kommt zu dem Ergebnis, eine übergroße Mehrheit der Bürger in Deutschland das Thema Klimaschutz in der Schule behandelt sehen möchte. Für den Freitag der kommenden Woche sind Proteste mit besonders vielen Teilnehmern zu erwarten.

Zig-Tausende von Kindern und Jugendlichen demonstrieren allwöchentlich für eine bessere Klimapolitik – hier in Berlin. Foto: Leonhard Lenz / Wikimedia Commons
87 Prozent der Bundesbürger sind der Auffassung, dass Klimaschutz im schulischen Kontext behandelt werden sollte. Die aktuellen Schülerproteste gehören allerdings in die Freizeit, findet über die Hälfte der Befragten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine repräsentative Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Energiedienstleisters ista. Insgesamt wurden deutschlandweit über 2.000 Bürger befragt.

Das Ja zum Thema Klimaschutz in der Schule ist über alle Altersgruppen gleichmäßig hoch verteilt. 57 Prozent der Befragten findet, Klimaschutz gehöre sogar auf den Stundenplan, 22 Prozent sehen das Thema zwar in der Schule, dort aber eher in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften. Auf die Frage, ob Schülerinnen und Schüler für die Teilnahme an den „Fridays for Future“-Demonstrationen schulfrei bekommen sollten, antwortet die Mehrheit der Deutschen mit Nein. Die Demonstrationen sollten außerhalb des Unterrichts in der Freizeit stattfinden (54 Prozent). Nur 37 Prozent sprechen sich für ein Schulfrei aus, das die Teilnahme ermöglicht.

Auch Wissenschaftler unterstützen die Klima-Proteste der jungen Generation: An der Seite von „Fridays For Future“ taucht jetzt eine Initiative mit dem Titel „Scientists4Future“ auf, wie  der Deutschlandfunk Kultur berichtet. Sie soll in einigen Tagen offiziell vorgestellt werden. Unter den Unterzeichnern seien prominente Namen aus allen Disziplinen, darunter Hans-Joachim Schellnhuber, Claudia Kemfert, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Eckart von Hirschhausen, Barbara Praetorius, Dirk Uwe Sauer und Sven Plöger. Auch der bekannte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar ist dabei, der in zwei Wochen auf dem Deutschen Schulleiterkongress sprechen wird. Man müsse das Anliegen der jungen Menschen ernst nehmen und entsprechend politisch aktiv werden, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle weh tun werde, forderte er im Deutschlandfunk Kultur.

„Wir brauchen junge Menschen wie euch“

Es war das erste Mal, dass sich der Bundespräsident zu den Freitagsdemos äußerte. Es gehe nicht nur um Schutz des Klimas, sondern auch um den Schutz der Weltmeere, sagte Bundespräsident Steinmeier. Er verwies auf seine Eindrücke vor zwei Wochen bei seinem Besuch der Galapagos Inseln. Dort trieben Berge von Plastikmüll im Wasser, der zu 90 Prozent von anderen Ländern und Kontinenten stamme. «Deshalb ist es so wichtig, dass ihr Euch zu diesem Thema meldet und immer darauf aufmerksam macht, dass wir was tun. Wir brauchen junge Menschen wie euch, die sich einmischen.»

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Es gebe deutschlandweit viele, die sich derzeit engagierten, würdigte das Staatsoberhaupt. Manche kämpften für Klima und Umwelt, manche gegen Rassismus, manche für die Demokratie und manch andere – «das wird auch immer wichtiger» – für Anstand im Netz. «Ich freue mich jedenfalls, dass ihr euch einsetzt und dass ihr anders seid als diejenigen, die immer nur sagen «man kann ja sowieso nichts tun» – man kann etwas tun.»

Die junge schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg habe dies gezeigt. «Ihr seid wahrscheinlich angesteckt durch dieses Engagement, so dass wir uns eigentlich nur herzlich bedanken können, euch ermutigen, das weiter zu tun – innerhalb der Schule natürlich als Thema im Schulunterricht und natürlich auch außerhalb der Schulzeit.»

Die Aktion „Fridays for Future“ hat für den kommenden Freitag alle Schüler, Lehrer und Schulleitungen dazu aufgerufen, sich an Demonstrationen für mehr Klimaschutz zu beteiligen. An dem internationalen Protesttag am 15. März sind Demonstrationen in mehr als 40 Staaten weltweit geplant. «Der Tag soll als größter Klimatag der Menschheit in die Geschichte eingehen», sagte der hessische Landesschulsprecher Johannes Strehler am Freitag in Wiesbaden. News4teachers / mit Material der dpa

Hier geht es zu einer Liste mit allen bereits jetzt für den 15. März in Deutschland angemeldeten Demonstrationszügen.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Schülerdemos für Klimaschutz – AfD sieht “linksideologische Meinungsmache” am Werk

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ysnp
5 Jahre zuvor

Demonstrieren ist ein Anfang. Aber ich stelle einmal eine Frage zu dem Gedanken in den Raum, den Klaus von Dohnanyi bei Markus Lanz thematisierte:

Warum demonstrieren die Schüler nicht am Samstag oder Sonntag?

Das wäre ein echter Verzicht auf Freizeit und würde nicht die Diskussion anfachen, was die Motivation einzelner für die Teilnahme an einer solchen Demonstration ist.

Rüdiger Kalupner
5 Jahre zuvor

Zu den Ausführungen und zur Unterstützung von Rangar Yogeshwar für die Fridays for Future-Bewegung, die ich auf DlFunk-Kultur glesen habe, habe ich auf FB-Deuschlandfund folgenden, sehr kritischen Beitrag gepostet.
Er dürfte es wert sein, genau gelesen zu werden. MfG, Rüdiger Kalupner

„Warum steuern Sie, sehr geehrter Herr Yogeshwar, nicht Ihre Bereitschaft bei, das Epochenwendewissen zu entwickeln, das die Genialität-im-Evolutionsprozess schon für die dominomächtige Umsteuerung in die nächste, evolutionslogisch folgende Fortschrittsordnung uns anbietet, aber noch in der Öffentlichkeit unbekannt und unentdeckt ist?

Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie sich um die Entdeckung, Entschleierung, dieses rettenden, evolutionseigenen Umsteuerungspotenzials bemühen, wie ich es tue. Jeder Chaosphysiker wird Ihnen widersprechen, dass es in hochkomplexen dynamischen Wechselwirkungssytemen nur einen ’schleichende Prozess‘ aus einen crashenden Wachstumspfad gibt. Sie sind einer theorielosen und medial verbreitete Lobbylüge aufgesessen – oder haben sich in deren Dienst gestellt.

Denn die Chaosphysik kennt die gesetzlichen Muster eines Ordnungsübergangs. Solche Ordnungsübergänge laufen dominomächtig von einem einzigen Innovationsimpuls aus los. Und das sowohl als Crash und zur Systemauflsung oder emergent-gesteuert in die höhere, effizientere, inteligentere Fortschrittsverfassung. Das sind evolutionstheoretische Wahrheiten und Binsenweisheiten, die ich hier Ihnen entgegenhalten muß. Ich kann nicht annehmen, dass Sie diese Wahren Erkenntnisse der Chaosphysik nicht kennen.

Für mich ist offensichtlich, dass Sie wie alle anderen Wissenschaftler und Machtinhaber auch, nur das Fehlen dieses Umsteuerungsprojekt-Wissen und die Angst vor einem unheilvollen Crash unserer Kultur medial-publizistisch ausbeuten.

Die hochtalentierten, aber nur ihren Profit suchenden Konfliktausbeuter, die sich als Unterstützer der Konfliktauflösungsversuche aufführen, aber keinerlei Interesse zeigen, an den Erkenntnisbemühungen im Vorfeld der politischen Umsteuerung des weltindustriellen Fortschrittsprozess mitzuarbeiten, sind für mich die wahren Betrüger. Und das trifft für Sie, sehr geehrter Herr Yogeshwar, und für viele andere Pseudo-Unterstützer wie Kritiker von Fridays for Future für mich offensichtlich zu.“

Kimpel
5 Jahre zuvor

Wenn SchülerInnen protestieren und demonstrieren, ist das erst einmal eine gute Sache, insbesondere wenn es um die Gestaltung ihrer Zukunft geht , da diese nun mal, statistisch gesehen, noch eine zeitlich lange Zukunft vor sich haben und bisher noch keine wirkliche Möglichkeit hatten eine politische Einflussnahme , z. B. durch das Wahlgesetz, besitzen!
Das den SchülerInnen diese Handlung während des vorgesehenen Unterricht streitig gemacht wird ist absurd und zeigt denjenigen die dies fordern, das Unverständnis oder die Ignoranz unserer demokratischen Verfassung!
Das diese Proteste meines Wissens berechtigterweise bisher nur zum Thema Umweltschutz stattgefunden haben ist nachvollziehbar, insbesondere im Hinblick auf die intransparente Politik unserer Bundesregierung.
Der Umweltschutz ist allerdings nicht alleine für das zukünftige Wohlergehen der Menschheit von signifikanter Bedeutung.
Von besonderer Wichtigkeit ist auch, die exorbitante Militarisierung (weltweit!) zu verhindern und zu pazifistisch orientierten Konfliktlösungen bereit zu sein.
Gerade in Deutschland wurde vor Jahrzehnten massiv gegen die friedliche Nutzung der Atomtechnik demonstriert, und was ist mit der militärischen Nutzung….(Atomwaffenstützpunkt Büchel in der Eifel, in Deutschland, schon gewusst?? )….??