Pakt für duale Ausbildung: Auch Gymnasiasten sollen beworben werden

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DRESDEN. Politik und Wirtschaft wollen gemeinsam die duale Ausbildung in Sachsen stärken. Eine entsprechende Erklärung wurde am Dienstag in der Staatskanzlei in Dresden unterzeichnet. Gerade die Fachkräfte mit beruflicher Ausbildung spielten eine wesentliche Rolle für den Wohlstand im Land, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Die bisherige Erfolgsgeschichte in Industrie und Handwerk müsse fortgeschrieben, die Ausbildung von Fachkräften gesichert werden. Neben Kretschmer gehörten auch Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), Kultusminister Christian Piwarz (CDU) sowie Vertreter von Industrie, Handel und Handwerk zu den Unterzeichnern.

„Erfolgsgeschichte“: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Foto: Pawel Sosnowski / Sächsische Staatskanzlei / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Der Pakt für die duale Ausbildung sieht unter anderem vor, Oberschulen als «Talentschmiede» für die Wirtschaft auszubauen. Praxisberater an den Oberschulen sollen Schülern möglichst früh eine Berufsorientierung ermöglichen. Zudem sollen auch Gymnasiasten nicht nur über Möglichkeiten der akademischen Ausbildung sondern verstärkt über Ausbildungsberufe informiert werden. «Und am Ende steht dann die Idee, Beruf oder Studium», so Kretschmer. Er appellierte zudem an Schulen, jede Anfrage eines Unternehmens zu einer Kooperation aufzugreifen.

Die Politik kündigte an, die Wirtschaft beim Entwurf des Schulnetzplanes für Berufsschulen, der 2020 vorgelegt werden soll, einzubinden. Dabei müssten vor allem kleine und mittelständische Unternehmen in allen Regionen Beachtung finden, forderte der Präsident der Vereinigung der Sächsischen Wirtschaft (VSW), Jörg Brückner. Zwei Drittel aller Unternehmen mit 60 Prozent der Arbeitsplätze seien in den Landkreisen ansässig. Für eine gute duale Ausbildung brauche es daher nicht nur ein flächendeckendes Netz an Berufsschulen, sondern auch zumutbare Wege für die Azubis.

Wirtschaftsminister Dulig verwies dafür auf die Einführung des Azubi-Tickets zum 1. August. Mit 48 Euro im Monat zahlten Lehrlinge damit künftig deutlich weniger als bisher. Es müsse darum gehen, eine duale Berufsausbildung als gleichwertige Alternative zum Studium zu etablieren, so der SPD-Politiker.

Das Handwerk, das rund 57 000 Betriebe im Freistaat vertritt, hatte bereits länger einen solchen Pakt gefordert. Die duale Ausbildung sei eine der Grundsäulen des Handwerks, das allein in Sachsen derzeit rund 13 500 Lehrlinge ausbildet. Daher müsse an den entsprechenden Stellschrauben gedreht werden, um die Attraktivität zu erhöhen, meinte Handwerkskammer-Präsident Jörg Dittrich. dpa

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xxx
5 Jahre zuvor

Wenn die berufliche Ausbildung gleichwertig zum Studium ist, dann reicht eine 50%-ige Studierquote im Jahrgang über alle Schulformen. Davon sind wir glücklicherweise noch etwas entfernt.

Wenn die Politik die berufliche Ausbildung auch unter den Gymnasiasten als gleichwertig etablieren möchte, stelle ich die berechtigte Frage, weshalb sie gleichzeitig so viele Abiturienten und Akademiker möchte.

Der wahre Hintergrund ist wohl der Fachkräftemangel, weil erstens viel zu viele studieren und zweitens viel zu viele der Sek I-Absolventen nicht ausbildungsfähig sind. Für Gymnasiasten bzw. Abiturienten wird das auch gelten, jedoch erhoffen sich die Unternehmen von denen wenigstens noch ein angemessenes Sozialverhalten.