Hamburgs Bürgermeister Tschentscher zeigt Verständnis für Schülerstreiks

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HAMBURG. Seit Monaten gehen Schüler freitags statt zur Schule für eine bessere Klimapolitik auf die Straße. Hamburgs Bürgermeister hat für den Protest viel übrig – und mit Demos während der Schulzeit auch eigene Erfahrungen.

Hat selbst als Schüler während der Unterrichtszeit demonstriert: Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher. Foto: Ronald Sawatzki / Senatskanzlei Hamburg / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat Verständnis für Schulstreiks der «Fridays for Future»-Bewegung für eine bessere Klimapolitik gezeigt. «Ich finde es wunderbar und sehr wichtig, dass junge Menschen sich Gedanken machen über die Zukunft und sich dann auch äußern, es laut sagen und demonstrieren, weil das schon die politische Stimmung verändert», sagte der SPD-Politiker am Freitagabend vor mehr als 200 Schülern, Lehrern und Eltern des Marion Dönhoff Gymnasiums in Blankenese. Die Demonstrationen seien Zeichen eines gesellschaftlichen Stimmungswandels. «Und je energischer das dann auch sichtbar ist, umso motivierender ist das für diejenigen, die noch nicht so ganz begeistert vom Klimaschutz sind.»

Er selbst habe in den 1980er Jahren als Schüler «ein, zwei Mal» während der Schulzeit gegen die atomare Aufrüstung demonstriert und dafür «auch ein bisschen Ärger» bekommen. «Aber wir haben das einfach gemacht, weil wir gesagt haben, das ist uns die Sache wert (…) Und deswegen finde ich das jetzt auch nicht ganz dramatisch, wenn man so etwas macht während der Schulzeit.» Dennoch sei es Aufgabe der Lehrer und auch des Schulsenators zu sagen, «wie die Regeln sind».

Die Veranstaltung war von zwei Abiturientinnen organisiert worden, die Tschentscher Anfang März während einer «Fridays for Future»-Demonstration auf dem Rathausmarkt angesprochen hatten, bei der auch die Gründerin der weltweiten Klimaschutz-Bewegung, Greta Thunberg, dabei war. «Herr Tschentscher versicherte mir, wenn wir ihn einladen, werde er sich all unseren Fragen stellen», sagte die 17-jährige Jette Koch. Dass er nun gekommen sei, sei schon ein Erfolg: «Allein dieser symbolische Gehalt, dass sich der Bürgermeister in die Schule begibt und sich mit den Belangen der Schüler auseinandersetzt», sagte Abiturientin Ella Baumann.

Bürgermeister stellte sich Schülerfragen

Mehr als zwei Stunden lang stellte sich der Bürgermeister den Fragen der gut vorbereiteten Oberstufenschüler und erläuterte ausführlich die Klima-, Umwelt-, Stadtentwicklungs- und Verkehrspolitik seines rot-grünen Senats. Er warnte aber davor, im Zusammenhang mit dem CO2-Ausstoß in einer «fünf-vor-Zwölf»-Stimmung allein auf Verbote und Regulierungen zu setzen. «Ich neige auch nicht dazu, jetzt in Panik zu verfallen. Es ist alles sehr bedrohlich, was wir in der Langfristperspektive sehen. Aber der Klimawandel ist ein Phänomen, das sich über viele Jahrtausende entwickelt.» Er vertraue auf die Entwicklung neuer klimaneutraler Technologien, «und dann werden wir in einen Ausgleich kommen», sagte Tschentscher.

Auch am Freitagvormittag waren in Hamburg wieder Schüler für eine bessere Klimapolitik auf die Straße und nicht zur Schule gegangen. Er finde «es wunderbar, dass es diese Demonstrationen gibt», sagte Tschentscher. «Aber man kann auch wunderbar Dinge besprechen am Nachmittag oder am Abend wie heute.» dpa

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Pälzer
4 Jahre zuvor

Wie viele Schüler demonstrieren denn in Hamburg?