Von der Kultusministerin zur CDU-Hoffnungsträgerin: Susanne Eisenmann

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STUTTGART. Sie hat viele Kritiker – und viele Fans: An Kultusministerin Eisenmann scheiden sich die Geister. Nun wird sie wohl die CDU in die Landtagswahl 2021 führen – und vor dem Absturz bewahren?

Nimmt Geld für den Ganztag in die Hand: Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg
Strebt ins MInisterpräsidentenamt: Kultusministerin Eisenmann. Foto: Kultusministerium Baden-Württemberg

Nun also doch: CDU-Landeschef Thomas Strobl verzichtet auf die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl 2021 und macht den Weg für Susanne Eisenmann frei. Das berichtete die «Stuttgarter Zeitung» (Online) am Montag – Kreise bestätigten dies. Die 54 Jahre alte Kultusministerin wurde schon lange hinter vorgehaltener Hand als mögliche Alternative zu Strobl gehandelt. Offen ist indes noch, wer der Gegner bei den Grünen sein wird. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) schweigt bislang dazu, ob er noch einmal antritt.

Eisenmann gilt als durchsetzungsstarke Ministerin. Befürworter – etwa in der CDU-Landtagsfraktion – loben sie als «Rampensau», die Menschen emotional mitreißen könne. Andere bezeichnen sie weniger schmeichelhaft als «Rambo». Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit zeigte Eisenmann den Grünen sprichwörtlich, wo der Hammer hängt. In den Etatverhandlungen drohte sie, Bildungsprojekte auf Eis legen zu wollen, weil Lehrerstellen fehlten. Letztlich bekam sie das Geld. Kretschmann zürnte, so ein Vorgehen dürfe sich nicht wiederholen.

Lehrer beklagen mangelde Wertschätzung

Kritiker halten Eisenmann für ruppig, wenig diplomatisch und auch für überschätzt. Die Landeschefin der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doro Moritz, kritisierte wiederholt, Eisenmann setze zu sehr auf Vorgaben und Kontrolle. SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei berichtete von Lehrern, die mangelnde Wertschätzung durch ihre oberste Vorgesetzte beklagten.

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Im Kultusministerium hat Eisenmann viele offene Baustellen: So muss sie das Projekt einer geplanten Bildungsplattform neu aufsetzen, nachdem «ella» – ein Vorhaben der grün-roten Vorgängerregierung – scheiterte. Eisenmann beteuerte noch vor einigen Wochen, dass sie gerne Kultusministerin sei. Zur Kritik an ihr als Person entgegnete sie, sie argumentiere sachlich und spreche mit allen. «Ein ehrliches und begründetes Nein wird von den Leuten mehr geschätzt als ein unehrliches Ja.»

Mit ihrem Ehemann Christoph Dahl hat Eisenmann bereits einen Politik- und Kommunikationsprofi an ihrer Seite. Dahl war Sprecher von Günther Oettinger (CDU), als der noch Regierungschef war. Eisenmann selbst leitete von 1991 bis 2005 das Büro von Oettinger in dessen Zeit als CDU-Landtagsfraktionschef. Danach war die promovierte Germanistin elf Jahre Schulbürgermeisterin in Stuttgart. Mit Strobl war sie lange befreundet – doch diese Freundschaft dürfte schwer gelitten haben.

Zu ihrem Privatleben sagte «Nanni», wie sie von Freunden genannt wird, einmal: «Ich brauche auch mal Phasen zu Hause und Phasen, wo ich nicht rede, weil ich einfach mal den Kopf frei kriegen muss.» Dann liest sie englische Krimis, richtig fette Schinken, mit vielen Akteuren – und geht gedanklich auf die Suche nach dem Mörder. Dazu wird ihr in den kommenden Monaten allerdings wohl wenig Zeit bleiben. Von Bettina Grachtrup, dpa

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3 Kommentare
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omg
4 Jahre zuvor

Aua, dass es so schlimm um uns stehen muss, dass die Dame zum Hoffnungsträger wird?

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  omg

Diese gut und verantwortungsvoll arbeitende Frau bewegt etwas und würde als Ministerpräsidentin des Bundeslandes Baden-Württembergs, die entscheidenden Weichenstellungen im Bereich des wichtigsten Ressorts eines Bundeslandes, der Kultus-und Bildungspolitik, in die bestmögliche Richtung stellen.

omg
4 Jahre zuvor

Siehste, so weit können Meinungen doch divergieren