Datenschützer kritisiert Lehrer harsch dafür, WhatsApp zu nutzen („unterbelichtet“!)

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WIESBADEN. Der oberste Datenschützer Hessens hat die Nutzung des Messenger-Dienstes WhatsApp an Schulen mit harschen Worten kritisiert. Vorgaben des Kultusministeriums würden ignoriert. «Lehrer sind datenschutzrechtlich unterbelichtet», so schimpfte er.

Praktisch, aber datenschutzrechtlich bedenklich: WhatsApp. Foto: Jan Persiel / flickr (CC BY-SA 2.0)

Der hessische Datenschutzbeauftragte kritisiert die Nutzung von WhatsApp an Schulen. «Lehrer sind datenschutzrechtlich unterbelichtet», sagte der oberste Datenschützer des Landes, Michael Ronellenfitsch, am Montag in Wiesbaden. Für die Nutzung von WhatsApp im Schulbereich gebe es keine Rechtsgrundlage. Viele Lehrkräfte vermittelten den Eindruck, als sei es ohne diesen Dienst nahezu unmöglich, mit Eltern und Schülern in Kontakt zu treten. Teilweise würden Vorgaben des Kultusministeriums ignoriert, heißt es im jüngsten Bericht des Datenschutzbeauftragten für 2018.

Austausch personenbezogener Daten? Für Lehrer ein „No-Go“

Insgesamt haben sich nach Angaben von Ronellenfitsch zuletzt deutlich mehr Menschen als in der Vergangenheit an ihn gewandt. Habe es 2017 noch etwa 7997 Beschwerden oder Beratungen gegeben, seien es 2018 schon 12.736 gewesen.

Ronellenfitsch kritisierte unter anderem, dass WhatsApp über eine Vielzahl von Daten seiner Nutzer verfüge und damit teils detaillierte Beziehungs- und Interessensprofile bilden könne. Außerdem würden mit der Anmeldung automatisch alle im Mobiltelefon gespeicherten Kontakte an den Anbieter übertragen. Geschehe dies ohne Einwilligung der Betroffenen, bestehe die Gefahr, kostenpflichtig abgemahnt zu werden, warnte Ronellenfitsch und berief sich unter anderem auf ein Urteil des Amtsgerichts Bad Hersfeld aus dem Jahr 2017.

Kultusministerium plant, eigenen Messenger anzubieten

«Ich sehe die Nutzung von WhatsApp sehr kritisch», sagte Stefan Wesselmann, Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung. Gerade der Austausch personenbezogener Daten zwischen Lehrern und Eltern – etwa über die Versetzung des Kindes – sei ein No-Go. «Man darf nicht darauf setzen, dass alle das verwenden», kritisierte Wesselmann. Auch andere Medien wie Elternbriefe könnten herangezogen werden, Vertretungspläne seien häufig online einsehbar.

Die datenschutzkonforme Kommunikation sei in der Schule besonders wichtig, erklärte ein Sprecher des Kultusministeriums. Man plane, das Schulportal zukünftig in einer weiteren Ausbaustufe um einen entsprechenden Messenger zu erweitern. dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers kommentiert.

Viele Grauzonen bei dienstlicher WhatsApp-Nutzung – Lehrer wünschen sich klarere Regeln

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11 Kommentare
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Florian
4 Jahre zuvor

Je mehr Insellösungen es für Schulen gibt, umso schwieriger wird es dann auch wenn die eigenen Kinder in verschiedene Klassen oder verschiedene Schulen gehen. Benötige ich dann 3 Messenger für 3 Schulkinder? Das ist ja auch ein Wahnsinn für die Eltern. Da wär es sinnvoll auf bestehende Lösungen wie https://schoolfox.com/ oder zumindest Open Source Messenger wie https://signal.org/ zu setzen.

Katinka
4 Jahre zuvor

Bei uns nutzt n i e m a n d WhatsApp mit Eltern oder Schülern!
Es hätte auch gereicht zu sagen, „einige Lehrer…“ – so wie schon im Facebook-Post erwähnt ist es einfach frech pauschal alle Lehrer diesbezüglich als „unterbelichtet“ zu bezeichnen. Aber Lehrer sind das ja gewöhnt…

Pälzer
4 Jahre zuvor

Wenn eine Landesregierung uns mal eine App zur Verfügung stellte, mit der eine sichere und den Datenschutzbestimmungen genügende Kommunikation möglich wäre und die zugleich im Schwierigkeitsgrad akzeptabel wäre, ich wäre mit Freuden dabei. Bieten Sie was an, Herr Ronellenfitsch!

Pälzer
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Nachtrag: … und kommen Sie uns nicht mit Moodle! (ich bin Moodle-Schulberater!)

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Moodle hat doch eine gänzlich andere Funktion. Eine Alternative, um mit Schülern zu kommunizieren, wäre Microsoft Teams. Es ist keine 1:1 Alternative zu WhatsApp, sondern ein vergleichbares Produkt zu Slack oder Rocket.Chat.

Ein Produkt wie Whatsapp hat @Florian ja mit SchoolFox genannt, wobei ich davon wenig halte. Das Problem bei Whatsapp/SchoolFox ist die fehlende Übersicht und Funktionalität. Selbst wenn man z.B. SchoolFox nur für die Schule nutzen würde, käme man in Gruppen schnell durcheinander.

Bei Teams (Slack, Rocket.Chat) ist das anders: Chats erhalten einen eigenen Menüpunkt, genauso wie Gruppen/Teams. So bleiben beide getrennt voneinander und vermischen sich nicht. In Chats könnte man private Gespräche mit einzelnen oder mehreren Kollegen führen, theoretisch auch mit Eltern oder SuS, aber das habe ich so noch nicht verwendet. Die Stärke liegt woanders. In Teams kann man Gruppen (Klassen, Fachschaften, Steuergruppe, o.ä.) erstellen. Dort können dann innerhalb einer Gruppe Dateien abgelegt werden, Ordner und Notizbücher erstellt werden. Getrennt davon gibt es einen gruppeninternen Chat. Dort kann man insbesondere einzelne Beiträge kommentieren, wie man das von Facebook kennt. So bleibt vieles übersichtlicher und man weiß direkt wer sich auf wen bezieht.

Zum Arbeiten mit Kollegen und zum Verteilen und Kommunizieren mit Klassen finde ich das optimal. Ob man wirklich mit Eltern oder SuS private Gespräche dort führen muss weiß ich nicht. Da würde ich immer noch lieber per E-Mail und dann per Telefon oder in einem Treffen Dinge abklären.

jagothello
4 Jahre zuvor

Weltfremd, wie so oft… Die Menschen verwenden WA nunmal. In NRW schafft man es seit Jahren nicht mal, Logineo sauber an den Start zu bringen. Als Klassenlehrer erreiche ich die Eltern, und zwar alle, innerhalb von 5 Minuten. Datenschutz- oder andere sensible Informationen werden natürlich nicht ausgetauscht, so wie auch sonst nirgends, wo die gesamte Gruppe zugegen ist. Zuständig sind übrigens der „Kultusminister“, so etwas gibt es in NRW gar nicht, sondern die obere Schulaufsicht. Und die rät zur Sensibilität, verbietet aber nicht einmal für Schulleitungsarbeit Microsoft365, obwohl dort Daten auf US-amerikanische Server gelegt werden. Und zwar WEIL es kein Mensch auf die Reihe bekommt, ENDLICH Logineo einzuführen.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  jagothello

Es gibt keinen Grund Microsoft zu verbieten, denn entgegen ihrer Aussage gehört Microsoft zu den ganz wenigen Unternehmen, die Server in Deutschland betreiben und somit auch den deutschen Vorschriften unterliegen. Es wird eben von Dropbox und Co. abgeraten, da deren Server weder in Deutschland noch in Europa liegen. Gleiches gilt für WhatsApp.

Um noch klugzuscheißern: Wenn man wirklich sicher gehen möchte, müsste man jegliche Software intern entwickeln. Das fängt schon beim Betriebssystem an. Das ist schließlich auch von Microsoft.

Das Geld für Logineo ist einfach rausgeschmissen. Warum? Es ist eine billige Kopie von Microsoft Office-Anwendungen (im Grunde ein Mix aus Outlook, OneDrive und Teams). Microsoft hat den Vorteil Milliarden in diesen Bereich zu investieren und Feedback von Hunderten Millionen von Nutzern zu erhalten. NRW soll dann mit einem „Mini-Etat“ ein vergleichbares Produkt entwickeln? Wohl kaum. Selbst wenn es rauskommt, werden vermutlich viele dennoch bei Microsoft bleiben, da es vermutlich besser funktioniert und eher gewartet wird.

OlleSchachtel
4 Jahre zuvor

Bei uns benutzt niemand Whatsapp zur Elternkommunikation. Da uns leider nach wie vor kein anderes Medium zur Verfügung steht, schreibe ich wieder Mitteilungen ins Hausaufgabenheft der Kinder. Es ist lächerlich wie im Schulsystem gearbeitet werden muss während selbst in Entwicklungsländern inzwischen mit Medien gearbeitet werden.

GriasDi
4 Jahre zuvor

Selbst wenn die Regierung einen eigenen Messenger-Dienst zur Verfügung stellt, möchte ich diesen nicht auf meinem privaten Smartphone installieren.
Wird eine Kommunikation über Smartphone verlangt, benötige ich ein Dienst-Smartphone! Warum soll ich auch dieses wieder mit privaten Mitteln unterstützen?

Elke Hoffmann
3 Jahre zuvor

Es gibt an vielen Schulen keine Möglichkeit die Eltern oder Schüler zu erreichen, da sie eben nur ein Handy haben auf dem Whats App installiert ist. Wenn die Schüler Fragen haben zu den Wochenaufgaben, dann kontaktieren Sie mich über Whatsapp. Soll ich ihnen diese Möglichkeit nicht mehr geben, weil es irgendwelche theoretischen Datenschutzbedenken gibt?
Laut neuer Datenschutzgrundverordnung dürfen Lehrer ja eh gar keine privaten Endgeräte mehr nutzen. So langsam vergeht einem echt die Lust an diesem Job.

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Elke Hoffmann

„Soll ich ihnen diese Möglichkeit nicht mehr geben, weil es irgendwelche theoretischen Datenschutzbedenken gibt?“

Verdammt noch ‚mal – J A!

Wenn etwas Anderes von unseren Dienstherren/Arbeitgebern gewollt wäre, dann hätten wir dienstliche Telekommunikationsendgeräte, ausreichende Serverkapazitäten innerhalb Deutschlands, eine Cloudlösung und VPN-Tunnel, um aus dem Home-office auf den Behördenserver zu gelangen. Da das nicht zur Verfügung steht und der Streit zwischen Land und Kommunen als Sachaufwandsträgern nahezu einer gordischen Verstrickung gleichkommt, wird sich in naher Zukunft auch nichts an der Situation ändern.

Wer als Lehrkraft ernsthaft glaubt, dass die unter Corana begangenen Verletzungen des Dienstrechtes einschließlich des Datenschutzes und des Urheberrechtsschutzes straffrei wären, dem ist nicht zu helfen. Klar, wo kein Kläger, da kein Richter – aber im Bereich Schule findet sich schnell eine Seite, die Klage erhebt, um ihren eigenen Vorteil aus der Situation zu ziehen. Der verhasste Mathe-lehrer soll weg? War das nicht der Typ, der gegen die Vorschriften mit dem eigenen Nachwuchs per Whatsapp kommuniziert hat? War zu Corona-Zeiten? Wie gelten die relevanten rechtlichen Bestimmungen nicht uneingeschränkt?

Um es mit Luther zu sagen: „Wird’s dem Esel zu gut, geht er auf’s Eis.“