Lehrermangel: Selbst Quereinsteiger reichen kaum aus, um offene Stellen zu besetzen

6

DRESDEN. Quereinsteiger aus anderen Berufen sollten die offenen Lehrerstellen in Sachsen besetzen. Doch noch es mangelt weiter an Pädagogen.

Die Tür für Seiteneinsteiger in den Schuldienst ist weit offen. Illustration: Shutterstock
Die Tür für Seiteneinsteiger in den Schuldienst ist weit offen. Illustration: Shutterstock

Trotz Seiteneinsteigern fehlen weiter Lehrer in Sachsen. Zum Halbjahr konnten von den 600 offenen Stellen nur 438 besetzt werden, sagte Kultusministeriumssprecher Dirk Reelfs. Durch den Ausbau der Studienplätze, die Verbeamtung und das hohe Gehalt für Grundschullehrer gebe es inzwischen wieder etwas mehr Pädagogen. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh.

Derzeit liefe die Einstellungsphase für das kommende Schuljahr. Aktuelle Zahlen, wie viele Lehrer fehlen, gebe es deshalb noch nicht. Mittlerweile brächen zwar weniger Quereinsteiger die Ausbildung zum Lehrer ab. Dennoch fehlten gerade auf dem Land Pädagogen.

Am gefragtesten: die Gymnasien in Leipzig und Dresden

Die meisten Anwärter wollten in den Ballungszentren Leipzig und Dresden unterrichten, sagte der Sprecher. Die Stellen an Gymnasien seien in der Regel auch gefragter als die an Oberschulen oder Grundschulen. Für das kommende Schuljahr gingen für Lehrerstellen in Dresden und Leipzig knapp 2000 Bewerbungen ein, mehr als 1100 von Seiteneinsteigern. Für die Regionen um Bautzen, Chemnitz und Zwickau waren es in der Summe nur knapp 900. Davon kamen etwa 520 von Seiteneinsteigern.

Anzeige

Zunächst hatte nach Angaben des Kultusministeriums durchschnittlich jeder fünfte Quereinsteiger die Qualifizierungsphase abgebrochen. Seit 2017 würden die Anwärter für drei Monate in Kursen fortgebildet. Nun sei es nur noch jeder zehnte, der abbreche, so ein Sprecher des Kultusministeriums.

Zwischen 30 und 50 Prozent der neuen Kollegen sind Seiteneinsteiger

Seit 2015 setzt Sachsen verstärkt Lehrer ein, die nicht auf Lehramt studiert und zuvor in einem anderen Beruf gearbeitet haben. Pro Schuljahr sind nach Angaben des Kultusministeriums zwischen 30 und 50 Prozent der neuen Lehrer Seiteneinsteiger. Inzwischen habe etwa jeder zehnte der 32.000 Pädagogen in Sachsens Klassenzimmern einen anderen Beruf gelernt.

Seiteneinsteiger, die in Sachsens Schulen arbeiten, benötigten in der Regel einen Hochschulabschluss. Die Meinung über den Quereinstieg ist geteilt: Während Befürworter sich über frischen Wind in Klassenzimmern freuten, kritisierten andere, dass Arbeitszeit für die Einarbeitung der zusätzlichen Lehrer verschwendet werde. dpa

Wenn die Reisekauffrau Geografie unterrichtet – immer mehr Seiteneinsteiger kommen in den Schuldienst, einzelne sogar schon ohne Abitur

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

6 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Zitat: „Pro Schuljahr sind nach Angaben des Kultusministeriums zwischen 30 und 50 Prozent der neuen Lehrer Seiteneinsteiger. “

Das ist schon heftig!

Übrigens wollen die alle Lehrer werden, ohne dass sie auf A/E 13 für alle schielen, d.h., das ist nicht wichtig für sie.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Es muss auch gar nicht wichtig sein für sie, da Sachsen ALLE Lehrkräfte auf A13 im Einstiegsamt einsetzt, sofern eine Verbeamtung noch möglich ist.
https://www.lehrerbildung.sachsen.de/23075.htm
und
https://www.lehrerbildung.sachsen.de/download/download_lehrerbildung/2018-08-06_Kurzinfo_Besoldung_Beihilfe_Versorgung.pdf

Jetzt können Sie natürlich wieder das Haar in der Suppe suchen, aber dass in Sachsen von „Studienrat an einer Grundschule Besoldungsgruppe A 13“ spricht doch für sich.

Auch interessant: Lehrkräfte an weiterführenden Schulen haben die gleiche Unterrichtsverpflichtung.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Nun ja, das sehen Sie so, wie Sie es sehen wollen. Es geht ja nicht nur um Sachsen. Überall bewerben sich Seiteneinsteiger/Quereinsteiger, auch wenn sie nicht A/E 13 bekommen – vorerst oder (derzeit) grundsätzlich nicht.

Unser Gehalt ist NICHT unser Problem !!!!!!!!!!!!!!! Auch wenn Sie das immer so darzustellen versuchen.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Moment Mal. Da haben wir doch unseren ersten Kandidaten. „A13 für Alle“ und Quereinsteigerquote von 30-50 Prozent. Sollte „A13 für Alle“ nicht alle unsere Probleme lösen?

@Palim Ja da haben Sie Recht. Das spricht doch wirklich für sich…

„Auch interessant: Lehrkräfte an weiterführenden Schulen haben die gleiche Unterrichtsverpflichtung.“

Laut der aktuellen Fassung unterrichten Lehrkräfte an weiterführenden Schulen pro Woche 1 Stunde weniger.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Lehrkräfte der unterschiedlichen Schulformen in Sachsen sollen in der SekI alle gleich viel unterrichten – so sieht es diese Seite vor. Es wird nicht unterschieden zwischen HS, RS, GeSa, integrierter/kooperierter Schulform und Gymnasium.

Ich finde 30-50% Quereinsteiger auch viel.
Das bedeutet doch aber, dass man die Stellen nur zu 50-70% mit Lehrkräften besetzen kann, die ein klassisches Lehramtsstudium absolviert haben, weil es einen großen Mangel an Lehrkräften gibt – nicht nur in Sachsen, aber dort auch.
Auf der Suche nach anderen Lehrkräften gibt es inzwischen vermutlich bundesweit die Möglichkeit, mit dem Master eines schulrelevanten Faches in die Lehramt-Laufbahn zu kommen, wobei sich die damit verbundenen Qualifizierungen offenbar unterscheiden, je nachdem ob man als Seiten-/Quereinsteiger eingesetzt wird, je nach Bundesland, womöglich auch je nach Schulform.
Ähnliches gilt auch für die Nachqualifizierung für andere Schulformen, wo man von „nachstudieren“ und „Seminaren“ liest, anderernorts aber eine Abordnung möglich ist ohne vorherige Qualifizierung und womöglich irgendwann auch Versetzungen kommen, wenn es diese nicht schon gibt.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@ Palim

Und außerdem sprach ich eingangs von den Seiteneinsteigern.

ZITAT:
„Ihre individuelle Eingruppierung erfolgt in Abhängigkeit von Ihrer konkreten Tätigkeit an der jeweiligen Einsatzschulart und Ihren bisherigen Ausbildungsabschlüssen i. d. R. auf der Grundlage des Abschnitts 2 der Entgeltordnung Lehrkräfte.

Beispielsweise wird eine Mathematikerin mit einer abgeschlossenen Hochschulausbildung, die als Lehrerin an einer Oberschule tätig ist, mit Vertragsbeginn in der Entgeltgruppe 12 eingruppiert. Während ihrer berufsbegleitenden wissenschaftlichen Qualifizierung wird ihre wöchentliche Unterrichtsverpflichtung regulär auf 16 Unterrichtsstunden vermindert. Sie erhält in dieser Zeit 77% des Bruttogehalts dieser Entgeltgruppe.

Ist diese Mathematikerin an einer Grundschule tätig, wird sie auf der Basis der Entgeltgruppe 10 vergütet.

Eine Betriebswirtschaftlerin, aus deren Hochschulabschluss kein Fach ableitbar ist, wird an einer Grundschule aktuell in der Entgeltgruppe 9 eingruppiert.

Welche konkreten Euro-Beträge sich aktuell hinter diesen Entgeltgruppen verbergen, finden Sie auf der Website des Sächsischen Landesamts für Steuern und Finanzen unter der Überschrift “Tabelle TV-L““
https://www.lehrerbildung.sachsen.de/15764.htm