Gebauer appelliert an Gymnasiallehrer, sich an Grundschulen zu bewerben – VBE: A13 dort wäre besser!

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DÜSSELDORF. Die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat in einem persönlichen Schreiben an über 5.500 Lehrer der Sekundarstufe II dafür geworben, sich auch auf Stellenausschreibungen an anderen Schulformen zu bewerben, also an Grundschulen, Schulen der Sekundarstufe I und Berufskollegs sowie auf Stellen für die sonderpädagogische Förderung. Der VBE zeigt sich skeptisch.

Macht arbeitslosen Lehrern ein durchaus naheliegendes Angebot: NRW-Schulmniisterin Yvonne Gebauer. Foto: MSB/ Susanne Klömpges

„Ich bitte Sie zu prüfen, ob Sie sich zu Beginn ihres Berufslebens eine Tätigkeit an einer der genannten Schulformen vorstellen könnten“, schreibt Gebauer an Lehrer, die bisher kein Einstellungsangebot erhalten haben, sowie an Lehramtsanwärter, die ihren Vorbereitungsdienst Ende Oktober 2019 beenden werden. Die Schulen, aber auch die Lehrer persönlich könnten davon profitieren. Gebauer: „Damit würden Sie zur Sicherung des Unterrichts an diesen Schulen beitragen.“

Bewerberüberhang an Gymnasien – Lehrermangel an Grundschulen

Hintergrund der Maßnahme ist, dass es in Nordrhein-Westfalen für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen (Sekundarstufe ll) einen dauerhaften Bewerberüberhang gibt, der sich in den nächsten zehn Jahren auf rund 16.000 Lehrkräfte kumulieren wird. Im Gegensatz dazu fehlen für die Grundschule, die Schulen der Sekundarstufe I, das Berufskolleg sowie für das Lehramt sonderpädagogische Förderung im selben Zeitraum rund 15.000 Lehrkräfte. Gebauer: „Dieses Ungleichgewicht auf dem Lehrerarbeitsmarkt wollen wir mit diesen attraktiven erweiterten Einstellungsmöglichkeiten verringern. Oberstufenlehrkräfte können ihre Einstellungschancen deutlich steigern und eine dauerhafte Einstellung und eine Verbeamtung erreichen, wenn sie bei der Wahl der Schulform flexibel sind.“

„Sek-II-Lehrkräfte für andere Schulformen zu begeistern, ist gut, bleibt aber eine Notlösung, wenn sie nicht ausreichend auf die anderen Schulformen vorbereitet werden. Zudem ist diese Maßnahme halbherzig“, meint Stefan Behlau, Landesvorsitzender des VBE. „Ohne gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, wird die Grundschule oder die Sek I für viele Kandidaten nur eine kurze Station im Lebenslauf. Die Landesregierung muss endlich alle Möglichkeiten für eine bessere Lehrkräfteversorgung ausschöpfen“, so fordert er.

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Lehrermangel – ein hausgemachtes Problem?

Für den VBE handelt es sich beim Lehrermangel um ein hausgemachtes Problem. „Das zeigt die Prognose des Schulministeriums ganz deutlich. Während für die kommenden zehn Jahre ein Personalmangel für die Sekundarstufe I und für die Grundschulen prognostiziert wird, wird für das Gymnasium ein Personalüberhang erwartet. Auf eine so dermaßen eindeutige Prognose müssen langfristige Konsequenzen folgen, doch die bleiben bisher aus“, sagt Behlau. Seine Schlussfolgerung: „Wir fordern A13/EG13 für alle Lehrkräfte aller Schulformen!“, sagt Behlau.

Gebauer hatte Lehrerinnen und Lehrer mit dem Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen erstmals im September 2017 angeschrieben und ihnen angeboten, an einer Grundschule zu unterrichten. Bisher haben allerdings nur 247 Lehrkräfte dieses Angebot angenommen. In Sachen „A13 für alle Lehrkräfte“ hat sich die Landesregierung – trotz vager Ankündigungen von Gebauer – noch nicht zu einer Entscheidung durchringen können. Agentur für Bildungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Eine Leserin schreibt auf der Facebook-Seite von News4teachers:

A13 für alle Lehrer? Schulministerin schiebt das Thema auf die lange Bank

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FElixa
4 Jahre zuvor

Die Forderung vom VBE ist doch absoluter Blödsinn. Wie kann man das nicht erkennen? Wenn „A13 für alle“ die Lösung wäre, dann würden genau diese Personen doch sofort an Grundschulen gehen. Schließlich werden diese Personen verbeamtet und haben die Garantie nach 4 (?) Jahren an eine SII-Schule wechseln zu dürfen. Es haben laut diesem Artikel 247 Lehrkräfte das Angebot angenommen. Scheinbar wollen diese Personen nicht an Grundschulen arbeiten und somit wird A13 auch keinen großen Effekt haben.

Das kann man aber immer wieder predigen. Da ist die eigene Ideologie einfach zu stark. Man könnte auch mit Sachverstand rangehen und schauen, wie sich „A13 für alle“ in anderen Bundesländern entwickelt. Wenn es sich positiv darstellt, sollte man es auch einführen. Ansonsten erspart man sich einen Weg, den man nicht mehr zurückgehen kann.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Die Grundsatzfrage bleibt, warum es einen Bewerberüberhang für das Gymnasium gibt und Mangel an Grund- und Sekundarstufe I. Entweder hat es etwas mit dem Berufsfeld und den Aufgaben insgesamt zu tun, mit dem Gehalt oder beidem. Ich denke, dass sich viele das Unterrichten – vom Klientel her (und auch von den Eltern) – am Gymnasium leichter vorstellen als an der Grundschule oder der Sekundarstufe I. Zudem wird das besser bezahlt. Warum sollte man das nicht mitnehmen, wenn man Lehrer werden will?

GriasDi
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

So sehe ich das auch. Wer an die Grundschule will, studiert Grundschullehramt.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Genau! Man kann schauen, welchen Effekt das in anderen Bundesländern hat, wobei A/E 13 jetzt erstmal keinen Lehrer mehr bewirkt, weil die, die es bekommen, ja schon Lehrer bzw. Lehrerstudent sind. Letztlich wissen auch die Befürworter, dass A/E 13 für alle nicht mehr Lehrer bringt, denen geht es ja um „Gerechtigkeit“, der Lehrermangel ist nur ein willfähriges Druckmittel. Er hat ganz andere Ursachen.

Außerdem ist doch in NRW eine Klage anhängig, oder? Es macht Sinn, das Urteil abzuwarten.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Wenn die SII-KollegInnen an der GS beginnen, bekommen sie dort A13.
In Nds. läuft es zurzeit so, dass die SekII-KollegInnen abgeordnet werden … und sie bekommen dort A13, haben bei voller Abordnung allerdings das höhere Deputat der Grundschule.

Es bleibt eine Notlösung, jede Abordnung ist auf ein halbes oder ganzes Jahr begrenzt, immer wieder müssen neue Leute eingearbeitet werden, Fachleitungen und viele andere Aufgaben müssen von den GS-Lehrkräften gestemmt werden, die Klassenleitungen an den GS wechseln ständig oder müssen von den GS-Lehrkräften doppelt übernommen werden und die Förderschulmeldungen schreiben an unserer Schule bisher auch die GS-KollegInnen mit den FöS-KollegInnen gemeinsam, die Abordnungen waren (noch) nicht betroffen. Natürlich bleiben die GS-KollegInnen bei A12.
An den SekI-Schulen wird es mit den Abordnungen ähnlich aussehen.

Frei bleiben u.a. auch Stellen an den IGS mit Oberstufe. Auch dort erhalten die Lehrkräfte A13 bei annähernd gleichem Deputat. Die jungen Gym-LuL möchten ans Gym und rechnen sich aus, dass sie im kommenden Schuljahr mit der Rückkehr zu G9 und einem zusätzlichen Jahrgang an den Gymnasien eine Stelle bekommen. Statt jetzt an einer anderen Schule zu beginnen – trotz A13 – überbrücken sie lieber ein Jahr und hoffen auf die nächsten Einstellungen.

Es gibt tatsächlich auch SekII-Studierende, die nach dem Master und vor dem Ref an die Grundschulen als Vertretungskräfte gehen, hoch motiviert sind und dabei feststellen, dass sie bereit wären, an der GS zu unterrichten, dies aber nicht zu A12 tun möchten, schließlich könnten sie ja auch A13 verdienen.

Ich glaube nicht an den Gedanken, dass „A13 für alle“ zu einer Bevorzugung der Grundschulen führen würde. Viele Lehrkräfte möchten gerade nicht mit den ganz kleinen SuS arbeiten und sich pädagogisch entsprechend ausrichten, andere wählen Fächer, die es an Grundschulen gar nicht gibt… was man anlässlich der Abordnungen auch deutlich merkt: Französisch, Physik und Latein verteilt sich in der Grundschule nur schlecht und der Philologenverband ist ja dafür eingetreten, dass LuL nur in ihren studierten Fächern eingesetzt werden sollen.

Wenn schon 2017 nur kanpp 250 Lehrkräfte das Angebot angenommen haben, warum sollten es nun mehr sein?
Auch in anderen BL gab es solche Angebote mit mäßigem Erfolg.
Tatsächlich gibt es aber auch in allen BL einen Lehrermangel in Grundschule+SekI, der irgendwie aufgefangen werden muss. Offenbar ist es noch nicht ernst genug, dass weiterhin halbherzige Maßnahmen vorgeschlagen werden.
Oder sollte das schon der letzte Strohhalm sein?

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

@ Palim, ZITAT: „Ich glaube nicht an den Gedanken, dass “A13 für alle” zu einer Bevorzugung der Grundschulen führen würde.“

Sie widersprechen sich, denn früher behaupteten Sie und andere hier immer, dass die besseren Gehälter an den weiterführenden Schulen zum Lehrermangel an den Grundschulen geführt haben. Sagte ich ja oben, dass das ein willfähriges Druckmittel ist. Umgekehrt müsste das ja sonst bedeuten, dass die, die sich nur wegen der höheren Gehälter zu Lehrern an weiterführenden Schulen ausbilden lassen (wollen), es dann nicht mehr tun, sodass dann die Grundschulen keinen Mangel mehr hätten oder einen geringeren, dafür dann aber die weiterführenden Schulen einen verstärkten.

Je länger wir diese Diskussion führten, desto klarer wird mir, dass der gegenwärtige Lehrermangel überhaupt gar nichts mit den Gehältern zu tun hat, sondern einfach nur bzw. vor allem mit Stellenstreichungen in der Ausbildung, Ausbildungsbeschränkungen (Nummerus clausus) und Stellenstreichungen an den Schulen selbst sowie Zwangsteilzeit und Einstellungsstopp in manchen ostdeutschen Bundesländern, also schlechte Einstellungsperspektive!

emil
4 Jahre zuvor

Ihre Argumentation ist Quatsch. Für A12 will offensichtlich kein Gymnasiallehrer an die Grundschule – verständlich. Bei A13 für alle sähe die Situation vielleicht völlig anders aus. Die Zeit, abzuwarten was woanders ist, hat NRW nicht mehr. Der Lehrermangel in den Grundschulen ist massiv. Und die Konsequenzen werden bald auch in den Gymnasien offenbar. Ein Schelm, der dann mit „Lesen durch Schreiben“ argumentiert

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  emil

@Emil
Sie meinten doch wohl eher den Spracherfahrungsansatz mit seinen offenen Unterrichtsmethoden und der Selbstalphabetisierung vom ersten Schultag an.

Nicht jeder Lehrer wird sich für einen Unterricht mit Grundschülern im Anfangsunterricht geeignet fühlen oder in der Lage sehen diese Schulanfänger unterrichten zu können, und entsprechend hoch ist die psychologische Barriere, sich auf ein derartiges Wagnis einzulassen.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Und dann nehmen Sie doch mal diese Sperre raus, sonst bin ich hier weg.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Meinen Sie die Freischaltung der Kommentare?

Ich kann damit gut leben und ich kann es gut akzeptieren. Es dauert doch bestenfalls ein paar Stunden. In der Regel geht doch nichts verloren, was meinungsrechtlich „erlaubt“ ist.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Die Kommunikation erstreckt sich dann unter anderem über einen sehr langen Zeitraum, so als würde man Briefe wie im 20.Jahrhundert schreiben, nur eben in Druckschrift am Computer oder Handy.
Da finden dann eben keine Diskussionen mehr statt.

Ignaz Wrobel
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Eine Zensur findet hier nicht statt, die Kommentare beinhalten fast immer einen die Persönlichkeit achtenden, angemessenen und respektvollen Umgang. Eine Diskussion kann allerdings auch nicht so richtig in Gang kommen, wenn sich die Zeit bis zur Freischaltung der Art in die Länge zieht.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich finde schon, die n4t-Redaktion hat hier sozusagen das „Hausrecht“ und kann entscheiden, was sie duldet und was nicht.

Es ist ja eigentlich auch kein Diskussionsforum, sondern eine Kommentarfunktion, die uns angeboten wird. Als ich seinerzeit als Erster hier anfing zu kommentieren, ging es mir auch nur ums Kommentieren und nicht ums Diskutieren, weil Diskussionen immer irgendwann so ausarten (unfreundlich werden). Ich wollte das nicht mehr. Aber spätestens, wenn man einen Kommentar kommentiert, ist man ja schon bei einer Diskussion. Das lässt sich wohl nicht genau trennen. Außerdem liest und antwortet man ja auch nicht unbedingt sofort, dann kann auch Zeit vergehen … Stunden, Tage, Wochen …

„Ich tät mir nur wünschen“, was man hier mehrfach las, dass die Netiquette für alle zu gelten hat. Da finde ich das Gebahren (maßregeln oder gar löschen) der Redaktion mitunter wirklich etwas einseitig. Das führt zu Unmut. Letztendlich lockt ein lebendiges „Forum“ auch neue Leser an. Es ist also nicht egal!

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Natürlich ist das Zensur, ich verstehe aber auch, dass das ihr gutes Recht ist. Was mich persönlich stört ist die immer wiederkehrende Betonung von „rechtsradikaler Hetze“. Sicherlich haben Sie hier Kommentare, die gelöscht gehören, da beleidigend oder diffamierend. Es wäre nur schön, dass gerade in Beiträgen rund um die AfD nicht jeder Kommentar gelöscht wird, der sich nicht eindeutig gegen die AfD positioniert. Das hat dann eben keinen Charakter der „rechtsradikalen Hetze“, sondern ist vielmehr eine inhaltliche Auseinandersetzung mit einer Partei, mit der sich vermutlich nur wenige Lehrkräfte, auch ich nicht, auf dieser Plattform identifizieren können. Gerade in diesen Beiträgen hat es in den letzten Wochen keine Lust mehr gemacht zu kommentieren, da man das Gefühl hatte Kommentare werden willkürlich gelöscht bzw. nicht freigegeben und somit macht eine Diskussion dort keinen Sinn. Vielleicht würde es eben Sinn machen die Diskussion dort direkt zu sperren, wenn sie sowieso sehr restriktiv dort freigeben?

Zudem wäre es schön inhaltliche Kritik an Interviewpartner zu erlauben. Bei mir wurden, vielleicht auch unabsichtlich, schon Kommentare nicht freigegeben, obwohl meine Aussagen allesamt belegt wurden. Es wäre auch schön deutlich zu Kennzeichnen, ob es sich dabei um bezahlte Werbeplatzierungen o.ä. handelt. Einige Beiträge klingen so, sind aber nicht gekennzeichnet.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Auf meiner Facebook-Seite dulde ich auch nicht jeden Kommentar und wenn Leute mir zu „doof kommen“, blockiere ich sie einfach.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Ich weiß nicht, ob diese Lehrkräfte nach A12 oder A13 besoldet werden, da das ein besonderes Angebot darstellt. Es ist jedoch klar, dass A12 mehr Geld bringt, als eine Vertretungsstelle. Dennoch wollen viele Lehrkräfte auf dieses Angebot nicht eingehen und hüpfen munter von Vertretungsstelle zu Vertretungsstelle.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Nicht ganz. Bei A13 für Grundschullehrer werden sich möglicherweise mehr Menschen für das Grundschulstudium entscheiden, vorausgesetzt die Hochschulen richten ausreichend viele Plätze ein. Das halte ich aber für unwahrscheinlich, weil der aktuelle Lehrermangel in Deutschland nur vorübergehend ist. In 5-10 Jahren halte ich einen deutlichen Rückgang der Schülerzahlen für wahrscheinlich.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Das Argument des Rückganges der Schülerzahlen ist alt und wir sehen, was wir nun davon haben: zu wenige Lehrkräfte.
Die derzeitigen Zahlen in den Grundschulen gehen auch nicht auf einen plötzlichen Anstieg durch eine Flüchtlingswelle zurück. Stattdessen haben viele junge Frauen bzw. Familien mit Elterngeld und besserem Zugang zu Krippen offenbar häufiger und mehr Kinder, so ist das zumindest bei uns in der ländlichen Region. Sind die Kinder auf der Welt reicht die Zeit bis zum Eintritt in die Grundschule nicht mehr, um Lehrkräfte auszubilden.
Der Lehrkräftemangel macht sich hier seit Jahren bemerkbar und verschärft sich von Jahr zu Jahr, selbst Vertretungskräfte sind kaum zu finden.
Warum sollte dies in einigen Jahren anders sein?

Darauf zu setzen, dass die Gym-LuL diesen Mangel auch in Zukunft durch (halb)jährliche Abordnungen auffangen, halte ich für kurzsichtig und dem Unterricht wie der Arbeit in den GS nicht zuträglich.
Wenn man, wie geplant und bereits umgesetzt, dafür Gym-LuL zu A13 einstellt, die dann nur einen Teil der Aufgaben in den GS übernehmen können, wie oben beschrieben, mag das finanziell günstiger sein, fairer wird es dadurch allerdings nicht.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Das Argument ist in der Tat alt und wird auch immer seine Gültigkeit behalten. Den aktuellen Lehrermangel gibt es aus drei Gründen:
– Jahrelang wurden zu wenige Lehrer eingestellt.
– Die Babyboomergeneration wird Großeltern, allerdings in deutlich geringerem Maße als vor 30 Jahren als die Babyboomer selbst Eltern wurden.
– Unvorhergesehene Zuwanderung von Außen seit 2015.
Der eklatante Mangel an den Grundschulen ist die Bezahlung und die Inklusion, der Mangel an den Sek I-Schulen ist neben der Bezahlung auch die Klientel, weil so ziemlich alles, was grammatikalisch korrekt bis vier denken kann auf das Gymnasium geht.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Sie führen Bezahlung, Klientel und Inklusion an.
Wenn das die Gründe sind, wird sich der Lehrkräftemangel in den nächsten Jahren weiter verschärfen, da sich bisher hier nichts verändert.
Die Zunahme der Geburten sehe ich in den Veränderungen der letzten ca. 8 Jahre: Elterngeld, Anspruch auf KiGa-Platz ab 3 Jahren auch in der Fläche, Ausbau der Krippenplätze auch in der Fläche, wo es diese Plätze so gut wie gar nicht gab, Ausbau des Ganztages, den es zuvor in der Fläche auch nicht gab und der verstärkt nachgefragt wird, da Familien schon im Kiga eine Betreuungszeit erhalten können, die eine halbtägige Beschäftigung zulässt. Ein Problem stellen bisher die zu wenigen Ganztagesplätze für diese Familien dar, da der Ausbau langsamer als die Steigerung der Nachfrage verläuft.

Auch das wird in den nächsten Jahren nicht weniger werden, sodass die Schulplätze und die Lehrkräfte gebraucht werden.

Warum sollten die Schülerzahlen in 5-10 Jahren zurück gehen?

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Letzteres ist ganz einfach: Die Babyboomer-Generation ist vor 50 Jahren oder so eingeschult worden. Deren (in der Anzahl deutlich weniger) Kinder wurden vor 25 Jahren oder so eingeschult und deren Kinder halt jetzt. Die Anzahl ist erneut geringer, wird aber ergänzt durch diverse Zuwanderungskinder. Inzwischen haben die Schulträger aber diverse Lehrerstellen abgebaut und Schulen geschlossen.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

@ xxx, wenn sich durch A 13 für alle mehr Lehramtsstudenten für die Grundschulen entscheiden – obwohl ja hier mehrfach geschrieben wurde, man entscheidet sich für ein Lehramt wegen der Schülerschaft und der Fächer und nicht wegen des Gehaltes (warum „wollten“ sonst jahrzehntelang so viele Lehrer eigentlich freiwillig weniger verdienen als andere?) -, dann ist die Frage, woher diese Bewerber kommen sollen?

– Fehlen die dann bei den anderen Schularten?
– Oder fehlen die dann in anderen Berufsausbildungen? Aber wenn dort auch die Gehälter/Löhne erhöht werden (womit man ja immer alles zu heilen können glaubt), was dann? Dann wollen vielleicht mehr Bewerber lieber xy werden und doch nicht Grundschullehrer?
– Oder holen wir die aus dem Ausland? Und wer unterrichtet dann dort die Grundschulkinder? Egal? („egal“ erinnert mich ein wenig als die Klimakatastrophe).

Also woher sollen die mehr Bewerber kommen und wo werden diese Leute dann fehlen und warum ist dann dort nicht schlimm, wo sie fehlen?

PS: Ihre Einschätzung für die Gründe des Lehrermangels teile ich.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  emil

Die kurzfristigen Konsequenzen sind längst klar, wenn Gymnasien jeden Sommer hunderte von Stunden abordnen müssen und jeder damit rechnen muss, der oder die Auserwählte zu sein.
Das schafft Unmut bei diesen Lehrkräften, in den Kollegien der Gymnasien und denen der GS- und SekI-Schulen, die laufend neue Leute einarbeiten.
Langfristig bin ich gespannt, wie sich dies auf die Wahrnehmung der GS auswirkt.

Dankbar bin ich denen, die sich wirklich darauf einlassen, den Schulen helfen und es als Herausforderung und Erfahrung annehmen, ein (halbes) Jahr den (Erst-)Unterricht zu stützen und als Lückenbüßer, Springer oder volle Kraft dem Team helfen, wo es am nötigsten ist.

D. Orie
4 Jahre zuvor

„Auf eine so dermaßen eindeutige Prognose (dringender Bedarf an Lehrkräften, Anm.) müssen langfristige Konsequenzen folgen, doch die bleiben bisher aus“, sagt Behlau. Seine Schlussfolgerung: „Wir fordern A13/EG13 für alle Lehrkräfte aller Schulformen!“, sagt Behlau. Stimmt, aber Gehalt ist nur die Sache. Bislang wird immer noch nichts unternommen (doch halt, es werden ein paar neue „Qualitätsinstitute“ gegründet), dass sich die Situation in der Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte grundlegend verbessert. Das muss man sich mal überlegen! Sie können und wollen es wohl nicht!

Carsten60
4 Jahre zuvor

„Lehrermangel in der Grundschule und Bewerberüberhang beim Gymnasium“
Um den letzteren zu bekämpfen, könnte man sich ja mal entschließen, die Klassen an den Gymnasien zu verkleinern, die immer die größten sind im Vergleich zu anderen Schulformen, und das schon lange.
Zum ersteren muss man sehen, dass das Grundschullehramt eine Frauendomäne ist und somit auch eine Domäne der Teilzeitstellen. Ob eine Aufstockung nach A13 hier die Leute dazu bewegt, ihr Deputat zu erhöhen? Ich fürchte, das Gegenteil wird der Fall sein: Je höher die Besoldung bei einer Teilzeitstelle, desto höher die Motivation, das Deputat noch abzusenken. Das gilt besonders dann, wenn die Arbeitsbedingungen als nicht gut empfunden werden (ständige „Herausforderungen“, das Unmögliche zu leisten, kombiniert mit bürokratischen Restriktionen). Ich kann die Grundschullehrer/innen verstehen, wenn es daran hapert und weniger am Geld.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Genau, erhöhte Besoldung ohne massive Verbesserung der Arbeitsbedingungen wird nur zu noch mehr Teilzeit führen. Weil man sich dann ja eher leisten kann! Für die Beseitigung des Lehrermangels ist das also eher kontraproduktiv.

Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken hingegen wird nur zu mehr ausgebrannten u/o. dauerkranken Lehrern führen, was dann wiederum zu Lasten der anderen geht, die in der Folge auch ausbrennen u/o. dauerkrank werden.

Gerd Möller
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

@ Carsten60:
„Um den letzteren zu bekämpfen, könnte man sich ja mal entschließen, die Klassen an den Gymnasien zu verkleinern, die immer die größten sind im Vergleich zu anderen Schulformen, und das schon lange.“
Ich finde es immer wieder erschreckend, wie ohne Kenntnis der Fakten falsche Behauptungen in den Raum gestellt werden: ln NRW z.B. sind die Klassengrößen in Gesamtschulen schon immer größer als in den Gymnasien und Realschulen.
2009: Realschule (27,7), Gesamtschule(28,0), Gymnasium (27,8), Hauptschule (21,6)
2015: Realschule (27,1), Gesamtschule(27,6), Gymnasium (27,0), Hauptschule (21,1)
2018: Realschule (27,0), Gesamtschule(27,2), Gymnasium (26,6), Hauptschule (21,1)
Ich habe nichts gegen Verkleinerung der Klassen, dann betrifft eine faire Diskussion aber nicht nur das Gymnasium

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Zu den Klassengrößen: Das ist von Land zu Land halt unterschiedlich. Ich habe auch schon andere Zahlen gelesen, z.B. eine angestrebte Obergrenze von 30 fürs Gymnasium, aber 27 oder 28 für Gesamtschulen/Gemeinschaftsschulen, etwa in BaWü. Herr Möller weiß auch, dass in NRW gejammert wurde, dass die Einführung von G9 ja plötzlich mehr Lehrer erfordert, Hilfe, Hilfe! Was wird denn passieren, wenn der erste Jahrgang in Klasse 13 kommt? Siehe auch hier für NRW:
https://rp-online.de/nrw/staedte/ratingen/zu-grosse-klassen-in-den-gymnasien_aid-18565783
Die Durchschnittszahlen allein sind ja nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, ob eine Klasse mit 33 Schülern nun geteilt werden kann oder wegen Lehrermangels eben nicht. Die kleinsten Klassen haben traditionell die Förderschulen, und genau die sollen abgeschafft werden. Das ist auch eine Seltsamkeit. Im Bundestag galt die Inklusion als kostenneutral.
Und weil die Gymnasallehrer ja auch an Gesamtschulen eingesetzt werden können, sehe ich nicht, was gegen meinen obigen Vorschlag sprechen sollte (außer einer nicht optimalen Formulierung). Es ist doch nur der Wahn von einer vorab bürokratisch festgelegten Lehrer-Schüler-Relation bzw. einem vorab festgelegten Klassenteiler in Kombination mit dem Planstellendenken, der ein flexibles Einstellen von Lehrern verhindert. Wenn man „zu viele“ Kandidaten hat, warum soll man sie nicht temporär beschäftigen? Fallen nicht auch immer viele Stunden wegen Lehrermangels aus?
Beim personellen Aufblähen der Landesinstitute war man wohl immer deutlich großzügiger. Da dürfen es dann ein paar hundert Mitarbeiter pro Landesinstitut sein, in BaWü war man schon bei 300, bevor das noch geteilt wurde (was gewiss zu einer weiteren Erhöhung führen wird).

emil
4 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Danke für diese Aufstellung, hier wird leider so oft mit Halbwissen und haltlosen Behauptungen um sich geworfen.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Hier noch die Vorgaben der KMK zu Klassengrößen:
https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/Statistik/Klassenbildung_2016.pdf
In manchen Bundesländern (z.B. NRW) ist die genannte Obergrenze für alle dieselbe, aber in Bremen liegt sie z.B. für Gymnasien bei 30, für Gesamtschulen bei 25. In Berlin hat man an Gymnasien 30 bzw. 32 und an Sekundarschulen 26. In Hamburg ist es ähnlich. Man beachte auch die differierenden Untergrenzen. Und wenn es Unterschiede gibt, dann immer zuungunsten der Gymnasien (das hatte ich oben gemeint, Herr Möller). Das sind alles „nur“ Vorgaben, aber auch die sagen etwas aus.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Gerd Möller

Herr Möller: Wie steht es denn nun um meine „erschreckend“ falschen Behauptungen? NRW ist nicht der Nabel der Welt, in anderen Bundesländern kann das anders sein, siehe die obige Liste der KMK. Halten Sie das, was Sie oben gemacht haben, für eine sachliche und faire Diskussion?
emil: Meinen Sie, auch die KMK verbreitet „Halbwissen und haltlose Behauptungen“ ?

Emma Keeboo
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

An meiner Grundschule arbeiten von 23 KollegInnen ganze drei in Teilzeit – die Zeiten, dass in Teilzeit an Grundschulen gearbeitet wurde, sind doch größtenteils vorbei.

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Emma Keeboo

Das ist in meiner Umgebung ähnlich.
Die Erkenntnis, dass Teilzeitkräfte so gut wie gar nicht entlastet werden können, da sie sämltiche außerunterrichtliche Aufgaben mit tragen müssen, und im Vergleich zu Vollzeitlehrkräften noch mehr unbezahlte Mehrarbeit leisten, führt dazu, dass viele lieber Vollzeit arbeitet und Abstriche bei der Erfüllung der Aufgaben machen, da diese nicht zu leisten sind.

Aber das interessiert die Behörde nicht, sie schaut auf die Kosten und die Zahlen der Unterrichtsversorgung. Da man diese nicht mehr schönrechnen kann und schon alles andere ausgeblutet wurde (Förderunterricht, Zusatzbedarfe, Anrechnungen, Klassenteiler, Versorgung in der Inklusion, Ausbildungsunterricht der Referendare), kann eine kurzfristige Verbesserung nur noch über derartige Maßnahmen erfolgen.

mississippi
4 Jahre zuvor

Vielleicht hängt der Lehrermangel in den Grundschulen auch mit dem NC zusammen, den es zumindest hier jahrelang gibt/gab. Wenn man ein ein Einserabi braucht, um GS-Lehrer/in zu werden und das nicht hat, wählt man evtl. eine andere Schulform oder ein ganz anderes Studium, auch wenn man gerne in der Grundschule arbeiten würde. Sind die NC`s immer noch so hoch.

Wenigstens bin ich beruhigt, dass ich nicht die Einzige bin, deren Kommentar vorher gelesen wird.

David Hoffschult
4 Jahre zuvor

Will wieder niemand davon reden, dass „arbeite vier Jahre in einem Job, für den du dich nicht entschieden hast, bevor du VIELLEICHT (denn die versprochene Übernahme in den SekII-Dienst ist laut Vertrag nur „nach Möglichkeit“ garantiert) in deinem Job arbeiten darfst, dafür kriegst du aber sogar noch weniger Gehalt als Grundschullehrer ohnehin schon (man wird für die Zeit in E11 eingruppiert!)“ definitiv kein „attraktives Angebot“ ist?
Das ist eine riesige Verarsche.

Andreas
3 Jahre zuvor
Antwortet  David Hoffschult

Das stimmt halt nicht. Es wird garantiert! Ich erlebe es ja gerade selbst. Man muss die beamtenrechtlichen Vorgaben (Gesundheitsprüfung, Führungszeignis) erfüllen. Aber das ist normal.