Kirchen laufen die Mitglieder davon – Religionsunterricht bleibt beliebt. Warum?

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HANNOVER. Den Kirchen laufen die Mitglieder davon und viele Bänke bleiben beim Gottesdienst leer. In der Schule ist der Religionsunterricht aber weiter sehr gefragt, wie das Beispiel Niedersachsen zeigt. Ihn besuchen auch viele ungetaufte Schüler. Was macht das Fach für sie besonders?

Nicht nur in Bayern ist der Religionsunterricht gefragt. Foto: daniel zimmel / flickr (CC BY-SA 2.0)
Nicht nur in Bayern ist der Religionsunterricht gefragt. Foto: daniel zimmel / flickr (CC BY-SA 2.0)

Obwohl die Zahl der Schüler in Niedersachsen, die keiner Religion zugehören, weiter steigt, ist das Interesse am Religionsunterricht weiterhin hoch. Für 2018 ergibt die Statistik des Kultusministeriums wie im Vorjahr, dass deutlich mehr Schüler am evangelischen und katholischen Religionsunterricht teilnehmen, als den beiden Religionen angehören. Rund 580 500 Teilnehmern am Religionsunterricht stehen nur gut 488.000 evangelisch und katholisch getaufte Schüler gegenüber.

Von den insgesamt 782.096 Schülern an allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen besuchten im vergangenen Schuljahr 367.364 den evangelischen und 63.629 den katholischen Religionsunterricht. An einer weiter wachsenden Zahl von Schulen organisieren die beiden Kirchen inzwischen einen gemeinsamen Religionsunterricht. Diesen konfessionell-kooperativen Religionsunterricht besuchten 185.878 Schüler. 4037 Kinder meldeten sich für den in nur einigen Schulen angebotenen islamischen Religionsunterricht an. Knapp 70.000 Schüler sind der Statistik nach muslimischen Glaubens. Das Fach Werte und Normen belegten 157.567 Schüler.

Drei Viertel der Schüler nehmen am Religionsunterricht teil

Was die Religionszugehörigkeit der Schüler angeht, gehörten 367.364 der evangelischen und 120.984 der katholischen Kirche an. Ohne Religionszugehörigkeit waren 181.275 Schüler. Die Statistik dokumentiert, dass nach wie vor drei Viertel der niedersächsischen Schüler am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen. 2005 waren es noch 82,3 Prozent, 1990 noch 84,3 Prozent. Auch damals gab es bereits das Fach Werte und Normen.

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Für die beiden großen Kirchen ist der Religionsunterricht von wachsender Bedeutung, denn er soll dem Umstand entgegenwirken, dass der christliche Glaube in vielen Familien nicht mehr weitergegeben wird. Wie die hannoversche Landeskirche zu dem Unterricht erklärt, geht es darum, in einer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft Kenntnisse der eigenen und auch anderer Religionen zu vermitteln. Schüler sollen sich vor allem mit Fragen von Religion und Glauben auseinandersetzen zu können.

Im Religionsunterricht werden grundsätzliche Lebensfragen behandelt

«Es ist nicht nur reine Wissensvermittlung», sagt auch der Sprecher des Bistums Osnabrück, Hermann Haarmann, zum Religionsunterricht. Es gehe darum zu vermitteln, was christliche Werte im Alltag bedeuteten. Gerade in Berufsschulen würden im Religionsunterricht auch grundsätzliche Lebensfragen behandelt, die junge Leute in dem Alter umtrieben. Dies sei ein Grund, warum der Religionsunterricht auch an den Berufsschulen ankomme, wo es ansonsten um das Vermitteln von Fachwissen gehe. «Das ist ein Fach, wo die Schüler auch andere Dimensionen des Lebens kennenlernen.» dpa

Warum ist der Religionsunterricht so beliebt? Dazu äußern sich zahlreiche Leser auch auf der Facebook-Seite von News4teachers:

Umfrage: Mehrheit der Deutschen will Religionsunterricht abschaffen – Kardinal Woelki: Glauben stützt die Demokratie

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Ursula Prasuhn
4 Jahre zuvor

Zitat: „Für die beiden großen Kirchen ist der Religionsunterricht von wachsender Bedeutung, denn er soll dem Umstand entgegenwirken, dass der christliche Glaube in vielen Familien nicht mehr weitergegeben wird.“
Wird er denn in der evangelischen und katholischen Kirche weitergegeben? In den Kirchenoberen Bedford-Strohm und Kardinal Marx sehe ich reine Moralapostel, die den sog. politisch korrekten Zeitgeist auch als angeblichen Gotteswillen nicht nur von den Medien, sondern auch von den Kanzeln gepredigt sehen wollen.
Damit machen sie das Kernstück des christlichen Glaubens – das Evangelium – zu einer Gebots- und Verbotslehre nach bester pharisäischer Art.
Beide Kirchenchefs erweisen dem christlichen Glauben einen Bärendienst. Sie werfen ihn ins Mittelalter zurück, wo Hetze gegen „Ungläubige“ und „Ketzer“ als gottgefälliges Verhalten galt und Luthers „Freiheit eines Christenmenschen“ noch in der Zukunft lag.

Kein Wunder, „dass der christliche Glaube in vielen Familien nicht mehr weitergegeben wird.“ Was bietet er denn noch außer einer Morallehre, die man als Agnostiker oder Atheist billiger haben kann? Er braucht keine Kirche und somit auch keine Kirchensteuer.

klm
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Danke für Ihren Kommentar! Ich gehöre zu den Kirchenaustretern, die viel vom christlichen Glauben halten, aber nichts vom Zustand unserer gegenwärtigen Amtskirchen. Deren höchste Amtsträger tragen auch meiner Beobachtung nach moralische Autorität wie eine Monstranz vor sich her und machen den christlichen Glauben zu einer Werkgerechtigkeit voller Eigenstolz.

Luther: „Wenn du nun aus lauter guten Werken beständest bis auf die Fersen, so wärst du trotzdem nicht rechtschaffen und gäbest Gott darum noch keine Ehre und erfülltest also das allererste Gebot nicht“.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Wenn schon den Kirchen keine Morallehre mehr zugestanden wird – wem denn dann noch? Bezeichnend, dass in der rechten Ecke zunehmend einem menschenverachtenden Nihilismus gehuldigt wird (AfD: „Rettet den Diesel“), der humanistische Werte nur noch verächtlich als „Gutmenschentum“ abtut. „Karitas“, Frau Prasuhn, gehörte – außer vielleicht für die Katholische Kirche in Zeiten der Inquisition – immer schon zum christlichen Grundauftrag.

Und wo, bitteschön, „hetzt“ die Kirche heutzutage gegen „Ungläubige“ und „Ketzer“? Da wäre ich mal auf ein Beispiel gespannt.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Wie schafft man selbst bei solchen Themen eine Verlinkung zur AfD zu finden? Die Wortwahl muss ihnen ja nicht zusagen, mir auch nicht, aber der Grundtenor ist leider wahr. Die Kirche hat sich in den letzten Jahren mit diversen Äußerungen, Nicht-Reaktionen und weiterem keinen Gefallen getan und ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Das spiegelt sich nun mal in den Kirchenaustritten wieder. Das hat doch nichts mit der AfD zu tun. Also würden die Leute erst durch die AfD auf die Idee kommen aus der Kirche auszutreten. Die Gründe erscheinen mir nicht sonderlich überraschend, wenn man sich diese nicht-repräsentative Umfrage ansieht: https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/kirchensteuer-laut-umfrage-wichtiger-grund-fur-kirchenaustritt

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Was ist „die“ Kirche? Wir haben in Deutschland zwei Amtskirchen. Und wo hätte Bedford-Strohm (EKD-Ratsvorsitzender) denn „seine Glaubwürdigkeit verspielt“ oder gar gegen „Ungläubige“ gehetzt?

Er hat sich klar gegen Rechtsaußen positioniert – und damit offenbar den Unmut von Frau Prasuhn auf sich gezogen. Ein aktuelles Zitat von ihm: „Mit dem christlichen Glauben sind Grundorientierungen verbunden. Grundorientierungen, die etwa verbieten, ganze Menschengruppen abzuwerten. Die verbieten, Rassismus oder Antisemitismus zu propagieren. Auch die Erhebung der menschlichen Kälte zum Programm, etwa gegenüber Flüchtlingen, deren Not und Leid einfach ausgeblendet werden, ist unverträglich mit dem christlichen Glauben.“

Wer wegen solcher Worte aus der (Evangelischen) Kirche austritt, war dort wohl ohnehin im falschen Verein.

https://www.morgenpost.de/vermischtes/article226214173/Heinrich-Bedford-Strohm-So-politisch-ist-der-Kirchentag.html

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Es ist natürlich clever einen Link zu posten, dessen Artikel man ohne Anmeldung nicht lesen kann…

Ich habe Ihnen doch einen Link zu möglichen Gründen der Kirchenaustritte gegeben. Sie tun ja so, als treten Menschen überwiegend aus politischen Gründen aus, geleitet durch eine rechte Politik.

Hier eine weitere Quelle mit einer repräsentativen Umfrage: https://www.bistum-essen.de/presse/artikel/kirchenaustritt-hat-viele-verschiedene-gruende/

Auch hier gilt: kein Wort zu politischen Gründen.

Warum sind Sie eigentlich so verletzt davon? @klm erklärt ihnen seine Beweggründe und Sie nehmen diese überhaupt nicht Ernst.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Natürlich gibt es viele Gründe, warum Menschen die Kirchen verlassen. Darum geht es im Post von Frau Prasuhn aber nicht, wenn sie einen „politisch korrekten Zeitgeist“ beklagt – da geht es vor allem um einen Grund.

Sie möchte halt nicht moralisch belehrt werden – damit steht sie ja nicht alleine da. Für immer mehr Menschen in unserer Ego-Gesellschaft ist die eigene Befindlichkeit das Maß aller Dinge. Da möchte man sich von Priestern, von Wissenschaftlern, von Journalisten und Politikern nichts sagen lassen. Das, was die können und wissen, können und wissen wir alles natürlich selbst viel besser. Wie sagt Donald Trump doch so schön? „Ich bin ein sehr stabiles Genie.“ Oder, um in diesem Leserforum zu bleiben, der unten stehende Post von klm: „Muss mir gesagt werden, was das christliche Gebot der Nächstenliebe konkret bedeutet?“

Interessanterweise finden sich die größten Egozentriker genau dort, wo die Klagen darüber, dass immer alles schlechter wird, am lautesten sind. Könnte zusammenhängen.

Wie kommen Sie übrigens darauf, dass ich „verletzt“ wäre? Ich bin lediglich – immer wieder – erstaunt, wie wenig manche Menschen, die sich selbst als „konservativ“ bezeichnen, eigentlich erhalten (conservare) wollen.

Papa 51
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Zwischen „moralisch“ belehrt werden und „scheinmoralisch“ belehrt werden, klafft ein Unterschied.
Moral dient oft nur der Durchsetzung von Meinungen und Interessen, die man auf anderem Weg schwer durchsetzen kann. Auch in der Pädagogik ist moralischer Anstrich anderer Zwecke eine beliebte Unsitte.
Einer guten Sache kann auch ohne moralische Belehrung oder Erpressung zum Durchbruch verholfen werden. Sie spricht für sich und braucht keine Moralappelle.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Eine „gute Sache“ spricht für sich? Na, dann wird die Welt ja von selbst immer besser – und wir können zurück in unseren Fernsehsessel.

Es ist wirklich lustig geworden in Deutschland: Früher warfen die Rechten Hippies, Punks und anderen Unangepassten vor, gegen Sitte und Moral zu verstoßen – heute wollen die Rechten mit Moral überhaupt nichts mehr zu tun haben.

Papa 51
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Eine gute Sache braucht natürlich Menschen als Anwälte und Sprachrohr.
„Von selbst“ heißt nicht, dass gute Sachen menschenähnliche Lebewesen wären, die sich selbst zu Wort melden und auf ihre Vorzüge hinweisen.
Aber warum muss ich das noch erklären?
Dass etwas für sich selbst spricht, ist eine so bekannte Redewendung, dass ich mich wundere, wenn jemand sie hier nicht versteht.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Eine gute Sache braucht natürlich Menschen als Anwälte und Sprachrohr“, schreiben Sie.

Aber wenn sich Kirche „als Anwalt und Sprachrohr“ für gute Sachen einsetzt, ist das nicht ok, sondern ein Moralappell, den keiner braucht? Verstehe ich nicht

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Die Geschichte zeigt wohl, dass Kirchenfunktionäre zu allen Zeiten auf Seiten der jeweils Herrschenden waren, wenn sie nur ihre Privilegien und Pfründe erhalten konnten. Nur punktuell gab es anderes zu berichten. Im MIttelalter nutzte man den heidnischen Hexen-Aberglauben, um die eigene Position mit Hexenprozessen zu stärken. Noch vor ein paar hundert Jahren war die Kirche („von Ewigkeit zu Ewigkeit“) für den Absolutismus und gegen jede Revolte „von unten“, noch in der Adenauerzeit galt sie als Garant für Zucht und Ordnung, Sitte und Anstand. Sogar die Regensburger Domspatzen wurden gequält, dass es einen graust, Insassen von gewöhnlichen Kinderheimen noch mehr. Und heute tut man so, als hätte man die Demokratie und die Menschenrechte nebst der Emanzipation der Frauen und der Befreiung der Homosexuellen vom Stigma der Ausgestoßenen erfunden. Bedford-Strohm als SPD-Genosse mit ruhender Mitgliedschaft passt da genau hinein. Er sollte uns mal erzählen, wieso die Kirche überhaupt ein allgemein-politisches Mandat hat, wo er sich doch ständig zur Politik äußert. Er und Kardinal Marx sollten uns auch mal erklären, ob sie die Kirchensteuer auch von AfD-Funktionären annehmen oder diese lieber rauswerfen. Laut Wikipedia ist Meuthen katholisch. „Non olet“, hieß es früher, zu deutsch: „Egal woher das Geld kommt, Hauptsache es fließt in die Taschen der Kirche“.

klm
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Wirklich nicht? Was ist denn die gute Sache der Kirche, die konkrete und detaillierte Moralgebote braucht, weil der Mensch angeblich nicht selbst weiß, wo seine Nächstenliebe in seinem Lebensumfeld konkret gebraucht wird?
Die Frage ist doch, ob die Kirche ihren Hauptauftrag (die Verkündigung des Evangeliums!) bis zur Unkenntlichkeit vernachlässigen darf, um sich mit allen Kräften ins politische Tagesgeschäft einzumischen und ihm zu dienen.
Als Gegner/in solcher Meinung und überzeugte Christin verbietet sich für mich eine Mitgliedschaft in der heutigen Kirche,

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Quod erat demonstrandum: Was „Verkündigung des Evangeliums“ und „Christentum“ bedeutet, das bestimme allein ich – und wenn Kirche andere Positionen als ich einnimmt, dann trete ich halt aus.

Sich mit den anderen Positionen auseinanderzusetzen, kommt natürlich gar nicht in die Tüte. Denn ich bin ja der Maßstab.

Willkommen in der Ego-Gesellschaft.

Papa 51
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

„Sich mit den anderen Positionen auseinanderzusetzen, kommt natürlich gar nicht in die Tüte. Denn ich bin ja der Maßstab.“
Dass ausgerechnet Sie diesen Vorwurf gegenüber klm erheben, Bernd, ist erstaunlich.
Der Glaube ist etwas sehr Persönliches und jeder Mensch hat das Recht, eine persönliche Einstellung zu entwickeln und ihr Ausdruck zu verleihen.

Ein Glück, dass auch Luther und andere Reformatoren zu einer eigenen Einstellung gegenüber der damaligen Kirche kamen, sonst hätte es nie eine Reformation gegeben und eine Befreiung der Menschen von kirchlicher Rechthaberei, Bevormundung, Ausbeutung und Politik.
Dass so viele Mitglieder den Kirchen weglaufen, zeigt doch, dass
etwas nicht stimmt oder als faul empfunden wird.

Was würden Sie denn sagen, wenn der AfD die Mitglieder wegliefen und diese deutliche Kritik an der Partei äußerten? Würden Sie diese Abtrünnigen auch herabwürdigen und als Egozentriker bezeichnen wie klm?

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Die AfD ist die Partei der Egozentriker und Besserwisser schlechthin. Deswegen bekommt sie auch – außer gegen praktisch alles zu sein – keinen einzigen konstruktiven politischen Vorschlag gebacken und zerhackt sich lieber selbst.

klm
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Zumindest fühlen sich heute immer mehr Menschen bei den Amtskirchen im „falschen Verein“. Sie vermissen etwas Elementares, ich auch. Offensichtlich war das mal anders.
Politische Statements mit Aufoktroyierung korrekter Meinung oder Aburteilung Andersdenkender brauche ich zu allem Überfluss nicht auch noch von Seiten der Amtskirchen.
Ich brauche die Kirche vor allem zur Verkündigung des Evangeliums, die mit Politik und ihren (je nach Partei) divergierenden Moralgesetzen herzlich wenig zu tun hat. Daran mangelt es erheblich.

Bernd
4 Jahre zuvor
Antwortet  klm

Heißt also: Sonntags-Blabla von der Nächstenliebe ist ok, aber bitteschön nichts dazu sagen, was das konkret bedeutet?

Seltsames Verständnis vom Christentum. Das wäre dann nur noch so eine Art Folkloretruppe.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  klm

Im Endeffekt ist der Begriff „Folkloretruppe“ wahrer als Sie meinen. Gerade die Staaten, die die Religion weitestgehend aus dem Betrieb gestrichen haben, brachten es in den vergangenen 100 Jahren auf einen sehr hohen Lebensstandard. Umgekehrt ist in armen Staaten oder wirtschaftlich unterentwickelten Staaten der Einfluss der jeweiligen Religion höher bis hoch.

klm
4 Jahre zuvor
Antwortet  klm

Muss mir gesagt werden, was das christliche Gebot der Nächstenliebe konkret bedeutet? Brauchen die Menschen tatsächlich Handlungsanweisungen?
Konkretisierung ist gerade nicht der Sinn dieses Gebots. Deswegen hat sich Jesus im Gegensatz zu den Pharisäern und Schriftgelehrten zurückgehalten, wenn er nach konkretem Tun gefragt wurde, und lieber in Gleichnissen (Beispielgeschichten) geredet.
Gutes zu tun nach platter Anweisung, mögen Sie begrüßen, Bernd. Es entspricht aber nicht dem christlichen Gebot der Nächstenliebe, das höhere Ansprüche an die Menschen stellt als platte Folgsamkeit gegenüber dem, was die Schriftgelehrten der Kirche sagen.
Mit ihnen stand Jesus zu seiner Zeit sogar auf Kriegsfuß, weil sie ein unbarmherziges Gottesbild zeichneten und damit eigennützige Interessen verfolgten, auch politische.

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Jedenfalls hetzen Evangelikale auch in Deutschland gegen Homosexualität, und der Evangelikalismus findet auch innerhalb der EKD statt:
https://www.queer.de/detail.php?article_id=25396
In Afrika ist es schlimmer: Dort ist man viel aggressiver gegen Homosexualität eingestellt, und Wikipedia behauptet unter „Evangelikalismus“, dass die Evangelikalen dort immerhin 190 Millionen (!) Anhänger haben, also keine kleine Sekte sind. In manchen Ländern soll es sogar Pogrome gegen Schwule geben. Man macht sie für Seuchen, Naturkatastrophen und anderes verantwortlich. Auch die russisch-orthodoxe Kirche hetzt gegen Homosexualität und fordert von Putin ein hartes Durchgreifen.
Bei uns gibt es die „Sonntagsgenderisten“, die in Lippenbekenntnissen immer die Rechte von Schwulen und anderen betonen, die aber seltsame Beißhemmungen haben, religiös daherkommende Leute zu kritisieren, wenn die sich strikt gegen Homosexualität äußern (auch Leute von Ditib gehören dazu, s. unten). Dann dominiert die Einstellung, Religion und Kirche müssen immer gut und lieb sein, und einmischen dürfe man sich nicht, selbst wenn der Vorwurf der Ketzerei in diesem Zusammenhang erhoben wird:
https://www.queer.de/details.php?article_id=34073.

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Danke. Man sieht halt, dass eine konservative Auslegung einer Religion zu Problemen führt.

Carsten60
4 Jahre zuvor

Was mal wieder nicht gesagt wird: Der Religionsunterricht könnte auch deswegen „beliebt“ sein, weil er seit 1949 als Pflichtangebot (ordentliches Lehrfach) in Art. 7 GG steht. Das wirkt weiter. Keinem anderen Fach wurde bis jetzt diese Ehre zuteil. Daher kann man den Religionsunterricht auch nicht abschaffen, ohne das Grundgesetz zu ändern. Dafür wird es wegen des Einflusses der Kirchenfunktionäre und Islamorganisationen kaum eine Zweidrittelmehrheit geben.
Im übrigen: Sollen wir glauben, dass die Einführung oder Abschaffung von Schulffächern seitens der Schulbehörden etwa von deren Beliebtheit abhängt oder abhängen sollte? Was würde wohl ein Volksentscheid über die Abschaffung von Mathe erbringen?

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Ich denke, man muss auch zwischen der Kirche als Institution und dem christlichen Glauben als Wertesystem unterscheiden. Nicht alle Christen sind ja Mitglied einer der beiden großen Kirchen, weil es daneben auch andere christliche Gemeinschaften gibt und weil man ja nicht nur Christ ist, wenn man Mitglied einer der beiden großen Kirchen ist.

Man kann also die christliche Wertevermittlung gut und wichtig finden, ohne Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche zu sein.

m. n.
4 Jahre zuvor

Die Kirche war schon immer in Gefahr, für die Menschen unattraktiv zu werden, wenn sie ihnen nicht mehr zu sagen hatte als der Staat und seine Lautsprecher. Die Zeit der Aufklärung mit der Trennung von Staat und Kirche gilt zu Recht als große Errungenschaft.
Sich immer wieder der Politik anzubiedern und daraus Honig saugen zu können, ist ein folgenschwerer Irrtum. Die Menschen wollen nicht auch noch von der Kanzel mit Politik berieselt werden.