„Riesensauerei“: Heil kritisiert Länder, die Lehrer über die Ferien arbeitslos machen

3

BERLIN. Jeden Sommer entlassen einige Bundesländer tausende befristet angestellte Lehrer – um sie im Herbst einzustellen. Diese Praxis,  mit der die Finanzminister einige Milliionen Euro einsparen, wird nun vom Bundesarbeitsminister mit markigen Worten kritisiert.

„Das ihalt ich für dumm“: Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Foto: Susie Knoll / BMAS

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat die Praxis einiger Bundesländer wie Bayern kritisiert, angestellte Lehrer vor den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. „Das halte ich für eine Riesensauerei und übrigens auch für dumm“, sagte Heil den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. „Wir haben einen enormen Lehrermangel, Bundesländer jagen sich gegenseitig das Personal ab.“ Wenn Lehrer schlechte Bedingungen vorfänden, würden sie abgeschreckt, anstatt sie für den Beruf zu begeistern.

Arbeitslose Lehrer – trotz Lehrermangel

„Ich erwarte, dass die Länder damit grundsätzlich aufhören“, sagte Heil. Zugleich erklärte er, viele Bundesländer hätten diese Methode inzwischen abgestellt (News4teachers berichtete).

Nach einem Bericht der Bundesagentur für Arbeit von Dezember 2018 steigt die Arbeitslosigkeit unter Lehrerinnen und Lehrern regelmäßig in den Sommerferien stark an. So haben sich in den vergangenen Sommerferien rund 6.000 Lehrkräfte arbeitslos gemeldet. Nach den Ferien geht die Zahl wieder zurück.

Grund dafür dürften befristete Arbeitsverträge sein, die mit Beginn der Sommerferien enden und erst danach erneut geschlossen werden, erklärte die Behörde. Besonders sichtbar sei das Phänomen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hamburg und Bayern. Ingesamt verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit aber eine leicht rückläufige Tendenz. Rheinland-Pfalz beispielsweise hat ein Ende dieser Praxis angekündigt (News4teachers berichtete).

Eindämmung von willkürlichen Befristungen – auch bei Lehrern

Minister Heil erklärte, sein für den Herbst angekündigter Gesetzentwurf zur Eindämmung von willkürlichen Befristungen solle nicht nur für private Unternehmen, sondern auch für den öffentlichen Dienst gelten. „Ich werde keine unterschiedlichen Maßstäbe anlegen“, sagte der SPD-Politiker. „Die öffentliche Hand war hier in der Vergangenheit kein Vorbild.“ Heil kündigte an, er werde auch gegen sogenannte Kettenbefristungen vorgehen. „Eine endlose Aneinanderreihung befristeter Verträge wird es künftig nicht mehr geben“, sagte der Minister. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Sommer-Arbeitslosigkeit von Vertretungslehrern gibt’s in Bayern weiter – GEW ist empört

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

3 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Wolfgang Bergmann
4 Jahre zuvor

Heil ist ja schon seit über 15 Jahren im Politgeschäft unterwegs. Ich kann mich nicht erinnern, dass er beispielsweise seinerzeit als SPD-Generalsekretär seinen SPD-Schulminister/inne/n in dieser Frage in der Vergangenheit auf die Füße gestiegen ist. Aber jetzt groß tönen …

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Sehr merkwürdig, für A 13 für alle ist genug Geld da, aber hier versucht man Millionen zu sparen, indem man Lehrer über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit schickt. (Und die sprudelnden Steuereinnahmen?)

Wenn der Lehrer danach weiter beschäftigt werden soll und entsprechend lange vorher gearbeitet hat, sollte er auch Anteil an den Ferien haben! Die sind ja eben auch Ausgleich für die Mehrarbeit in der Unterrichtszeit!!!

Das gilt allerdings nicht für jede Art von Befristung.

OMG
4 Jahre zuvor

Sorry, aber ich habe den Eindruck, dass Rot in Regierungen eher fuer Desinteresse bei Arbeitnehmer hten steht. Heil hatte auch in den letzten Jahren bei Parteikollegen in den Ländern mal Druck machen dürfen. Fuer Glaubwürdigkeit leider Jahre zu spät.