Schwesig spendiert Grundschullehrern A13 – Weil nicht. In Niedersachsen gibt’s für sie nur 94 Euro monatlich mehr. Brutto

13

SCHWERIN/HANNOVER. Alle Grundschullehrer in Mecklenburg-Vorpommern sollen künftig besser bezahlt werden. Vom Schuljahr 2020/2021 an sollen sie mit der A13/E13 vergütet werden und damit so viel verdienen, wie Lehrer an anderen Schularten auch. Dies hat das Bildungsministerium in Schwerin mitgeteilt. Auch im benachbarten Niedersachsen – kaum weniger vom Lehrermangel betroffen – soll der Dienst in der Grundschule künftig lukrativer werden. Allerdings dürfte die Ankündigung für wenig Begeisterung unter den Betroffenen sorgen: Zunächst sollen verbeamtete Lehrkräfte der Besoldungsgruppe A12 nämlich nur monatlich 94 Euro mehr bekommen – brutto, versteht sich.

Macht sich unter Grundschullehrern beliebt: Manuela Schwesig, Regierungschefin von Mecklenburg-Vorpommern. Foto: SPD / Susie Knoll

Unlängst hatte Bremen angekündigt, A13 für alle Lehrkräfte einführen zu wollen – als mittlerweile fünftes Bundesland nach Berlin, Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein. Mecklenburg-Vorpommern zieht jetzt nach. Wie die rot-schwarze Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern unter Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) mitteilte, sind im Haushaltsentwurf 2020/2021 für bessere Grundschullehrergehälter jährlich 18 Millionen Euro vorgesehen. Schulleitungen an Grundschulen sollen ebenfalls mehr Geld erhalten.

Grundschullehrer „legen wichtige Grundlagen“

„Grundschullehrkräfte haben eine schöne und verantwortungsvolle Tätigkeit. Mit der höheren Bezahlung von Grundschullehrerinnen und -lehrern will die Landesregierung deutlich machen, wie wichtig ihr diese Arbeit ist“, bekräftigte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD). „Von dieser Regelung sollen alle Grundschullehrkräfte profitieren – also jene, die schon seit vielen Jahren an unseren Schulen engagierten Unterricht machen und jene, die neu eingestellt werden. Grundschullehrkräfte legen bei Kindern wichtige Grundlagen für die weitere Bildungslaufbahn. Ich halte es für richtig, dass wir sie genauso gut bezahlen wie Lehrkräfte an anderen Schularten“, betonte sie.

Verbeamtete Grundschullehrkräfte in Mecklenburg-Vorpommern sind derzeit in der Regel in die Besoldungsstufe A 12 eingestuft, tarifbeschäftigte Grundschullehrkräfte in die Entgeltstufe E 11. „Mit der Höhergruppierung in die A 13/E 13 bleibt Mecklenburg-Vorpommern konkurrenzfähig, wenn es darum geht, qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer im Land zu halten und ins Land zu holen. Andere Länder haben sich bereits auf den Weg gemacht und wollen Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen besser bezahlen“, erläuterte die Bildungsministerin. „Grundschullehrkräfte, die sich an unseren Schulen bewerben, werden feststellen, dass sie bald bei uns nicht nur genauso viel verdienen wie anderswo, sondern dass es sich in Mecklenburg-Vorpommern auch sehr gut leben lässt“, so Martin.

Damit dürfte der Nordosten vor allem gegenüber dem großen Nachbarn Niedersachsen im Werben um Lehrer punkten. Der kündigte heute ebenfalls ein Gehaltsplus an. Allerdings setze die rot-schwarze Landesregierung dort nicht die Forderung von Lehrerverbänden um, das Grundgehalt von der Gehaltsstufe A12 auf A13 zu erhöhen, wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ berichtet. Grundschullehrer würden Gymnasiallehrern finanziell also nicht gleichgestellt.

Eigenwillige Rechnung: Grundschullehrer verdienen 4000 Euro jährlich mehr

Kann unter Grundschullehrern nicht wirklich punkten: Niedersachsens MInisterpräsident Stephan Weil. Foto: David Borghoff – Wahlkreisbüro Stephan Weil / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Dem Bericht zufolge sollen verbeamtete Lehrkräfte der Besoldungsgruppe A12 monatlich 94 Euro mehr bekommen – „als Einstieg in ein neues Besoldungssystem“, wie die Regierung erklärt habe. Sie macht eine eigene Rechnung auf: Zuzüglich der beschlossenen allgemeinen Besoldungserhöhungen und einer nun wieder gewährten jährlichen Sonderzahlung von 300 Euro (brutto) steige damit das Jahresgehalt der Grund, Haupt- und Realschullehrer um 4000 Euro im Jahr. „Das ist schon eine Größenordnung, die aufmerken lässt“, meint Ministerpräsident  Stephan Weil (SPD).

Begeistert von der Rechnung sich der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte (VNL/VDR) allerdings nicht – im Gegenteil. „Wir sind sehr enttäuscht, dass unsere Landesregierung noch nicht einmal halbherzig, sondern allenfalls einviertelherzig, auf unsere Vorschläge eingegangen ist, den Lehrerberuf in Niedersachsen durch eine Mindestbesoldung für alle nach A13 attraktiver zu gestalten“, sagt Vorsitzender Torsten Neumann.

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte rechnet anders

Seine Rechnung sieht anders aus: „Damit wird die Differenz von A12 zu A13 nicht ansatzweise ausgeglichen. Diese beträgt derzeit mehr als 430 Euro und nicht 90 Euro. Somit bleibt der Lehrerberuf an den nicht-gymnasialen Schulen in Niedersachsen weiterhin unattraktiv, das kann auch die Wiederaufnahme der relativ niedrigen Sonderzahlung für alle aktiven Beamtinnen und Beamten nicht wettmachen.“ Neumann sagt voraus: „Die teilweise prekäre Unterrichtssituation besonders an den nicht-gymnasialen Schulen wird so auch im nächsten Schuljahr weiterhin bestehen bleiben.“ Agentur für Bildungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

A13 für alle Lehrer? Schulministerin schiebt das Thema auf die lange Bank

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

13 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Smorph
4 Jahre zuvor

Mhhmm,
4000 € mehr im Jahr.. krasse Größenordnung.. oder Tippfehler?
Adam Ries würde aus 94 € mtl. (12×94=1128)
Und 300 € Sonderzahlung bestimmt auch 4000 mehr im Jahr errechnen. kommt ganz glatt hin so!
Zumindest zuzüglich dieser „beschlossenen“ aber noch nicht gewährten Erhöhung..

FElixa
4 Jahre zuvor

In welchen Bundesländern gibt es denn jetzt A13 für Alle. Wir sollten das vielleicht zunächst als „Pilotprojekt“ sehen, bevor alle anderen Bundesländer unreflektiert nachziehen. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden:

1. Werden dadurch mehr Menschen Grundschullehrer oder ziehen Bundesländer ihren Nachbarländern, ohne A13, einfach das Personal ab?
2. Sind die Lehrkräfte damit dann mit der Zeit auch zufriedener?
3. Inwiefern haben die jeweiligen Regierungen noch Spielraum andere Investitionen im schulischen Bereich zu tätigen?

Meine These lautet: nichts davon tritt positiv ein. Die Landesregierungen haben dann nicht mehr ausreichend Budget, die Lehrkräfte sind nicht zufriedener, da die Arbeitsbedingungen nicht besser werden, und es werden in Deutschland nicht mehr Menschen Grundschullehrer.

Das gilt übrigens auch für die weiterführenden Schulen. In den MINT-Fächern wird dringend Personal gesucht. Da könnte man auch auf die Idee kommen, dass man die Besoldung auf A14 oder mehr anhebt. Das würde obige Fragen aber auch nicht positiv beantworten lassen. Das Problem ist nicht die schon gute Bezahlung mit A12, sondern die schlechten Rahmenbedingungen (zu langes Studium, zu viel Arbeit, zu wenig Unterstützung im Unterricht, usw.)

Hermine
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

In Brandenburg gibt es A13 für alle. Ab Januar 2020 endlich auch für die zu DDR- Zeiten ausgebildeten Lehrerinnen für untere Klassen/ also nach BRD- Bezeichnung Grundschullehrerinnen für Klasse 1 bis 4. Die hier natürlich seit 1990 selbstverständlich bis Klasse 6 unterrichten, da die Grundschule in Brandenburg bis Klasse 6 geht.
Außerdem haben sich etliche Fachlehrer für SekI und II tatsächlich dadurch an Grundschulen beworben, um z.B. nicht weit fahren zu müssen. In 5 und 6 braucht man hier eben auch Fachlehrer. Und ein positiver Nebeneffekt: 2 unserer jungen Deutschlehrer (Gym/bzw. SekI) übernehmen auch 1. Klassen. Also macht A13 für alle in Brandenburg durchaus Sinn.

GenervterLeser
4 Jahre zuvor
Antwortet  Hermine

Gibt es da auch Zahlen zu? Es wäre doch interessant zu erfahren, wie sich dadurch die Zahl an Lehramtsstudenten verändert hat und wie viele Lehrer aus den Nachbarländer in Brandenburg arbeiten. Man kennt ja bereits das Problem, dass Brandenburg die Lehrer aus Berlin wegschnappt. Das wäre ja dann kein sinnvoller Lösungsansatz für ganz Deutschland. Zudem wäre die Frage, welche Motivation diese Lehrer haben, die eigentlich für Gymnasium studiert haben, aber nun an Grundschulen unterrichten. Möchten diese dort bleiben, was sehr gut wäre, oder ist das nur ein Weg um in das System rein zukommen und dann in ein paar Jahren wieder auf ein Gymnasium zu wechseln? Diese Möglichkeit bietet z.B. aktuell NRW, um kurzfristig Lücken zu stopfen.

„Ab Januar 2020 endlich auch für die zu DDR- Zeiten ausgebildeten Lehrerinnen für untere Klassen/ also nach BRD- Bezeichnung Grundschullehrerinnen für Klasse 1 bis 4.“

Ich kenne die Ausbildung dieser Lehrkräfte nicht. Ist das mit einem 5-jährigen Studium + Referendariat gleichzusetzen und wird deshalb so gehandhabt?

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Der Weg ist der richtige. Gleiche Bezahlung für alle und damit die Anerkennung der Wichtigkeit aller Arten von Lehrern und Aufhebung des überholten Zwei- bzw. Dreiklassensystems bei der Bezahlung. Dafür muss eben das Gehalt der Grund- und Hauptschullehrkräfte angehoben oder alternativ das der anderen Lehrämter runtergefahren werden, was wohl nicht durchsetzbar ist.

Wenn es zu wenig Lehrer gibt, wird es nie Entlastung in Bezug auf kleinere Klassen und Doppelbesetzung bei der Heterogenität geben. Gerne können – falls noch nicht geschehen – die Studienzeiten angeglichen werden. Ein ausführliches Studium bereitet besser vor!
Viele außerunterrichtliche Tätigkeiten könnten in allen Schularten gekürzt werden.

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

„Dafür muss eben das Gehalt der Grund- und Hauptschullehrkräfte angehoben oder alternativ das der anderen Lehrämter runtergefahren werden, was wohl nicht durchsetzbar ist.“

Wieso sollte das nicht gehen? Würde die Ausbildungszeit gekürzt werden, könnten Lehrkräfte zukünftig auch nach A9 besoldet werden.

„Wenn es zu wenig Lehrer gibt, wird es nie Entlastung in Bezug auf kleinere Klassen und Doppelbesetzung bei der Heterogenität geben.“

Wenn zu wenig Geld vorhanden ist auch. A13 für alle bedeutet, dass kein Geld übrig ist. Kein Geld bedeutet schlechtere Arbeitsbedingungen.

„Ein ausführliches Studium bereitet besser vor!“

Die Ausbildungssituation ist nicht sinnvoll und zeitgemäß. Referendare müssen zunächst ein 5-jähriges theoretisches Studium durchlaufen und dann noch ein Referendariat. Besser wäre es vertiefende Module im Studium zu streichen, somit 2 Jahre Studium zu sparen und die Gesamtausbildung auf 3-4 Jahre zu kürzen.

ysnp
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Ihre Meinung – meine Meinung.
Ich bleibe bei meiner Meinung, wie ich sie am 1.7. geschrieben habe.
Ich meine, Lehrer jeglicher Schularten müssen gut ausgebildet sein und ein wissenschaftliches Studium haben.
Das kann man nicht so schnell abhandeln.
In Bayern ist die augenblickliche Regelstudienzeit zwischen 7 und 9 Semestern je nach Schulart. Da wäre ich für Angleichung: für alle 8 oder 9 Semester.
Gehaltsmäßig brauchen wir auf jeden Fall eine Angleichung. Gleiches Gehalt für alle. Sollte Ihr Argument, dass A13 aus Haushaltsgründen nicht für alle möglich ist (was ich nicht glaube, man muss nur einmal unnötige Ausgaben einsparen), wirklich so stimmen, dann eben A12 für alle. Da spart man sich dann auch die höheren Kosten und kann mehr Lehrer – sofern vorhanden (was ich bezweifle, denn wir wollen gut ausgebildete Lehrer für unsere Kinder) – einstellen und die Klassen kleiner machen.

Grundschullehrer
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Felixa: „2 Jahre Studium […] sparen und die Gesamtausbildung auf 3-4 Jahre […] kürzen…“ . Meinen Sie das, was Sie da schreiben, wirklich ernst? Sollen Ihrer Ansicht nach alle Lehramtsstudenten nur noch einen Bachelor machen und dann so in die Schulen geschickt werden?

FElixa
4 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Statt solche Floskeln zu schreiben, nenne Sie doch Gründe, die dagegen sprechen. Ich habe hier bereits für eine duale Ausbildung plädiert, bei der 50% Theorie und 50% Praxis auf 3-4 Jahre stattfindet. Das ist praktisch Umsetzbar und habe ich im Detail woanders hier schon erläutert. Die Kurzfassung:

Wenn Sie mit den Ausbildungsinhalten vertraut sind, stellen Sie fest, dass das Masterstudium kaum nennenswerte Inhalte vermittelt. In NRW ist es zudem zur Hälfte durch ein Praxissemester belegt, bei dem ein Semester lang Theorie in Seminaren erarbeitet wird, die dann im zweiten Semester als Beobachtungsauftrag in der Schule verschriftlicht wird. Die praktische Erfahrung bleibt durch wenige, eigene Unterrichtsstunden auf der Strecke. Im Bachelor finden in den letzten beiden Semester Vertiefungen in den Fächern statt, die für die Arbeit an einer Schule keine Relevanz haben. Bezogen auf die Ausbildungsstruktur an Gesamtschulen und Gymnasien wäre es überhaupt kein Problem daraus ein duales Studium über 3 bzw. maximal 4 Jahre zu machen. Ableitend sollte das für andere Schulformen ebenfalls möglich sein.

Was wären die Vorteile?
– mehr und frühere Praxiserfahrung
– mehr praktische Begleitung durch Lehrkräfte
– niedrigere Eintrittsschwelle für Interessenten

Was wären die Nachteile?
– weniger Fachwissen, was für die Schule jedoch nicht relevant ist

Im übrigen scheinen viele, auch Sie, die Intention von Bachelor- und Masterstudium vergessen zu haben. Eigentlich war es mal die Absicht, dass ein Bachelorstudium ausreichend sein sollte, nicht nur im Lehramt.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  FElixa

Solche finanziellen Geschenke sind ganz schnell „vergessen“ und das Gejammer wegen der schlechten Arbeitsbedingungen geht von vorne los (zurecht ja auch!). Was hat man nicht alles in Berlin getan?

– seit 2013 Erfahrungsstufe 5 für jeden neueingestellten Lehrer (rund 1000,- Euro mehr also ohne)
– seit 2018 A/E 13 für alle neueingestellten „echten“ Lehrer (nochmal rund 500,- Euro mehr)

Und? Hat das den Lehrermangel in Berlin irgendwie behoben? Nein. Die Quereinsteigerrate ist weiterhin hoch und Stellen können nicht besetzt werden. Daher dann also 2019 der Ruf nach der Wiederverbeamtung, der nur vorerst „zurückgestellt“ ist.

Aus meiner Sicht sind das alles die falschen Maßnahmen, die sehr teuer sind und in Wirklichkeit gegen den Lehrermangel nicht helfen.

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Wie man lesen kann, gehen Berlin jetzt sogar die Quereinsteiger aus. Was ist die Konsequenz? Noch höherer Gehälter? Bringt’s das wirklich?

https://www.welt.de/politik/deutschland/article194914547/Lehrermangel-Berlin-gehen-nun-sogar-die-Quereinsteiger-aus.html

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

@ FElixa, mir scheint, in den meisten ostdeutschen Bundesländern (Berlin rechne ich mal dazu) gibt es jetzt A/E 13 für alle. Das sind in der Regel die Bundesländer, die in den vergangenen Jahrzehnten massiv Kosten gekürzt haben (Verwaltung, Polizei, Jugendämter etc.) und die auch jetzt nicht gerade „reich“ sind. Mal schaun, wo sie sich das Geld wieder reinholen.

Ich bin mal gespannt, wie viele Wessis jetzt in Größenordnungen (!) in den Osten „rübermachen“, damit sie auch A 13 bekommen. Das wird ja immer wieder vorhergesagt (Abwanderung wegen A 13).

Glaubt das irgendjemand?