Kritik an Scheeres Schulpolitik flaut nicht ab – CDU fordert Aktuelle Stunde

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BERLIN. In Berlin wird mehr Platz für Schulkinder gebraucht. Es wird gebaut, das Geld liegt auch bereit. Doch die Kritiker von Schulministerin Scheers verstummen nicht.

Rund 33 800 Berliner ABC-Schützen haben bereits ihre Zuckertüten bekommen. In vielen Schulen sowie in Familien gab es am Samstag Feiern für die Erstklässler. Für sie beginnt am Montag der Unterricht. Im Stadtbezirk Lichtenberg wurde eine neue Grundschule eröffnet. Indes bekräftigte die oppositionelle CDU ihre Kritik an der Bildungspolitik des rot-rot-grünen Senats.

„Kitakrise. Schulkrise. Bildungskrise. Senatskrise. Was macht die Schulsenatorin eigentlich beruflich?“ unter diesem Titel will die Berliner CDU eine aktuelle Stunde im Senat beantragen und Bildungssenatorin Scheeres weiter unter Druck setzen. Foto: Sandro Halank / Wikimedia Commons (CC-BY-SA 3.0)

In der neuen Lichtenberger Grundschule können 75 Schulanfänger lernen, wie die Senatsverwaltung für Bildung mitteilte. Die Bildungseinrichtung ist demnach der zweite neu eröffnete Bau der Berliner Schulbauoffensive. Das Programm sieht den Angaben nach vor, bis 2026 rund 5,5 Milliarden Euro in die Sanierung und den Bau von Schulen zu investieren. Mehr als 60 Schulen müssen neu errichtet, mehrere Hundert saniert, um- und ausgebaut werden.

Für die Schule an der Konrad-Wolf-Straße mit 430 Plätzen war erst im Januar dieses Jahres der Grundstein gelegt worden. Die Baukosten wurden mit rund 26 Millionen Euro angegeben. Wenige Tage zuvor hatte in Berlin-Mahlsdorf eine neue Integrierte Sekundarschule den Betrieb aufgenommen.

Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) betonte bei der Eröffnung am Samstag laut Mitteilung, die neuen Häuser aus Holzmodulen seien positive Beispiele für einen zügigen und zeitgemäßen Schulbau. Berlin könne schnell neue Schulplätze schaffen. Katrin Lompscher (Linke), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, unterstrich, die Bauzeit der Schule in weniger als einem Jahr sei eine große Leistung.

In Berlin gibt es laut Bildungsverwaltung etwa 410 staatliche und freie Grundschulen. Weil es zu wenig Lehrer und Plätze gibt, gehen nicht alle Kinder in der Nähe ihres Wohnortes zur Schule. Zudem haben manche erste Klassen mehr Schüler als die vorgesehene 26.

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Insgesamt lernen an Berlins allgemeinbildenden Schulen 363 640 Schüler. Das sind fast 6700 mehr als im vergangenen Schuljahr. Die Zahl der Schulanfänger sank hingegen leicht.

CDU-Fraktionschef Burkard Dregger teilte mit, auf die Forderung nach einer Regierungserklärung angesichts der Schulprobleme habe Michael Müller (SPD) bislang nicht reagiert. Deshalb solle eine Aktuelle Stunde im Parlament mit dem Titel «Kitakrise. Schulkrise. Bildungskrise. Senatskrise. Was macht die Schulsenatorin eigentlich beruflich?» beantragt werden.

Zuletzt war Scheeres unter Druck geraten. Ihr Ressort räumte ein, dass schon in zwei Jahren Tausende Schulplätze fehlen könnten, weil die Schulbauoffensive nicht wie gehofft vorankommt und im Klein-Klein mit den Bezirken und anderen Behörden immer wieder ausgebremst wird.

Seit längerem haben Hauptstadt-Schulen mit einem Mangel an ausgebildeten Lehrern, Defiziten bei der Qualität und Ausfall von Unterricht zu kämpfen. Bei Vergleichstests in Lesen, Schreiben und Rechnen etwa schneiden Berliner Schüler regelmäßig schlecht ab. Zudem hat Berlin die bundesweit höchste Quote von Schulabgängern ohne Abschluss – zuletzt lag sie bei 11,7 Prozent (2017).

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte den Senat zum Handeln aufgefordert. «Die Situation ist dramatisch, aus der Bildungsverwaltung hören wir jedoch nur Beschönigungen», hatte GEW-Landeschef Tom Erdmann gesagt. (dpa)

Trotz Schulstart-Debakel: Scheeres kann in Berlin keine Bildungskrise erkennen

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8 Kommentare
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Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor

Rot-rot-grün in Berlin gibt immense Summen aus für „Sozialgeschenke“ an die Berliner in der Hoffnung, dass sie es ihnen bei den nächsten Wahlen danken. Kostenloses Schulessen, kostenloser öffentlicher Nahverkehr, kostenlose Lehrbücher. Das verschlingt Millionen (ebenso A/E 13 für alle Lehrer).

Aber es macht nichts in der Bildung besser!
Und nebenbei hat Berlin kein Geld, um die Feuerwehren bestens auszustatten und die Berliner Justizbehörden, die Jugendämter, die Freizeiteinrichtungen und und und …

Carsten60
4 Jahre zuvor

Hier machen ein paar Experten mit Praxiserfahrung konkrete Vorschläge („es muss etwas geschehen“):
https://schulforum-berlin.de/position-zur-berliner-schulpolitik/

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Carsten60

Das kennen wir aber schon als Brandbrief Berliner Lehrer. Das war meines Wissens ein eigener Artikel hier.

Die Aussage, dass viele Berliner Lehrer ins Umland ziehen, weil sie dort verbeamtet werden, stimmt so auch gar nicht. Es ziehen insgesamt vermehrt Leute ins Umland, um sich dort ein Eigenheim zu kaufen/bauen, um dem „Moloch“ Berlin zu entfliehen und was immer warum. Darunter sind auch Lehrer. Dass viele Studenten an die Orte zurückgehen, aus denen sie gekommen sind, ist auch normal. Dass jemand, der hier verwurzelt ist, alles aufgibt nur für den Beamtenstatus (und der Partner gibt dafür seinen Job auf), ist eher unwahrscheinlich.

https://www.berliner-zeitung.de/berlin/berlin-verliert-tausende-einwohner-diese-menschen-ziehen-raus-aus-der-metropole-33150370

Herr Mückenfuß
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja, haben Sie.

Das Perfide an der ganzen Sache ist. Die Lehrer, die mit Erfahrungsstufe 5 und A/E 13 derzeit am besten in Deutschland verdienen (Einstiegsgehalt mit 5300,-) und nun auch noch verbeamtet werden wollen, weil sie es ungerecht finden, nicht verbeamtet zu sein, sind dann die ersten die GEW und VBE verlassen, die das ggf. für sie erkämpften, weil sie ja als Beamte nicht mehr streiken dürfen und ihnen deshalb die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft „nichts bringt“ (Streikgeld).

Doch, genau sowas habe ich von Kollegen gehört!
(Weitere Verbesserungen dürfen dann die „aussterbenden“ angestellten Lehrer für sie erkämpfen. Natürlich wollen die nach den Gehaltserhöhungen dann auch noch die Entlastungen im Arbeitsalltag haben. Ist doch klar.)

Palim
4 Jahre zuvor
Antwortet  Herr Mückenfuß

Wenn verbeamtete Lehrkräfte nicht in den Gewerkschaften wären, würde es diese in Westdeutschland gar nicht geben, weil dort die meisten LuL verbeamtet sind.

Aber ich weiß gar nicht, warum Sie plötzlich etwas perfide finden und sich so aufregen, wo Sie selbst doch zufrieden sind mit dem System und sich Ihr Gehalt doch gar nicht verändert.

Im Übrigen ist erstaunlich, dass Sie nicht müde werden, das höchste Brutto beim Einstiegsgehalt anzuführen, um darzulegen, wie gut angeblich alle verdienen, das es aber nur in Berlin gibt, übertariflich wegen des Lehrkräftemangels, jedoch im Vergleich zu den anderen BL zu einem der niedrigsten Netto-Gehälter für Einsteiger wird. (siehe https://www.gew.de/tarif/gehalt/)

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion

Das stimmt, sorry. Aber es kann daran liegen, dass ich nur die Überschrift „Lehrkräften gebührt Respekt“ gespeichert hatte. Als ich den sog, Brandbrief aber unabhängig davon las, hatte ich eher den Eindruck, dass es weniger um Respektlosigkeiten geht als vielmehr um eine Generalabrechnung mit der jahrzehntelangen SPD-Schulpolitik in Berlin (mit kurzen Unterbrechungen seit 1945). So gesehen ist die Überschrift bei news4teachers seltsam. Im Brief steht zum Beispiel: „Die Kriterien der Schulinspektion für ‚guten Unterricht‘ sind zu überarbeiten. Diese orientieren sich derzeit zu sehr an äußeren – nicht selten ideologischen – und zu wenig an inhaltlich-nachprüfbaren fachlichen Aspekten. […] Evaluieren können nur diejenigen, die Ausbildung und Erfahrung in der jeweiligen Schulart mitbringen.“ Der Ausdruck „ideologisch“ passt insofern, als die Schulinspektion in Berlin tatsächlich die Schulqualität formal daran misst, wie weit der Frontalunterricht zurückgedrängt ist. Es geht nicht mehr darum, was die Schüler lernen (siehe hier den Abschnitt nach dem Interview):
schulforum-berlin.de/die-schueler-wissen-dass-wir-sehr-konsequent-handeln-wuerden/
Interessant ist die Diskussion zu dem zitierten Artikel bei news4teachers: Die allermeisten im Forum stimmen dem Brandbrief zu, nur Palim meint, ihn heftig kritisieren und indirekt das verteidigen zu sollen, was der Brief kritisiert. Noch mal zur Erinnerung: Berlin realisiert seit 1945 das längere gemeinsame Lernen mit einer 6-jährigen (teils sogar 8-jährigen) Grundschule. Und was ist der Effekt? Nicht nur die gemessenen Leistungen sind im Ländervergleich schlecht, sondern Berlin kann (etwa im Vergleich zu Hamburg mit der 4-jährigen Grundschule) nicht einmal bei den „sozialen Disparitäten“ punkten. Welche Ausreden sollen da geltend gemacht werden, Palim?

Carsten60
4 Jahre zuvor
Antwortet  Redaktion