Philologen fordern schärfere Abi-Regeln: Nur vier durchgefallene Kurse sollen erlaubt sein

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BERLIN. Der Deutsche Philologenverband fordert für das Abitur mehr Vergleichbarkeit – auf höherem Niveau: Nicht – wie bisher – 20 Prozent „durchgefallene“ Kurse sollen in die Abiturwertung eingebracht werden dürfen, sondern maximal zehn Prozent. Und das müsse in jedem Bundesland gelten.

Sieht beim Abitur Luft nach oben: Prof. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Philologenverbands. Foto: Deutscher Philologenverband

Der Deutsche Philologenverband fordert von der Kultusministerkonferenz konsequentere Vereinbarungen für das Abitur mit mehr Vergleichbarkeit auf höherem Niveau als bisher:
„In das Abitur mit bis zu 20 Prozent ‚durchgefallenen‘ Kursen gehen zu können – damit setzt die Kultusministerkonferenz in der aktuellen Abiturverordnung das falsche Signal. Sie ermöglicht mehr Ungleichheit als nötig! Aktuell entscheidet jedes Bundesland für sich, ob seine Schülerinnen und Schüler vier oder sechs oder vielleicht sogar acht Kurse mit nicht ausreichender Bewertung in die Abiturwertung einbringen können. Wir brauchen aber gerade mehr Vergleichbarkeit und diese auf höherem Niveau, deswegen sollten es maximal 10 Prozent, also höchstens vier Kurse, sein“, erklärt Lin-Klitzing.

„Eindeutig das falsche Signal für die Abiturienten“

„Es kann immer mal ein Kurs ‚danebengehen'“, so meint die Philologen-Vorsitzende, „auch zwei oder drei – aber als Anreiz in die Verordnung zu setzen, dass acht von 40 Kursen in der Oberstufe mit nicht ausreichend abgeschlossen werden dürfen, das ist eindeutig das falsche Signal für die Abiturienten auf ihrem Weg zum höchsten Bildungsabschluss.“

Die Abiturnote besteht zu zwei Dritteln aus den Kursnoten, die die Schülerinnen und Schüler in der gymnasialen Oberstufe erbracht haben, und zu einem Drittel aus den Abschlussnoten der Abiturprüfungen. Die Vergleichbarkeit der Abiturprüfungen im Abiturprüfungspool sei wichtig, so Lin-Klitzing, aber mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger sei es, die formalen Vorgaben im Zwei-Drittel-Bereich auf höherem Niveau zu vereinheitlichen. Nur maximal 10 Prozent „durchgefallene“, also mit weniger als 5 Punkten bewertete, Kurse sollen zukünftig in die Abiturwertung eingebracht werden dürfen, so die konkrete Forderung des Deutschen Philologenverbandes, der in den vergangenen Wochen immer wieder mit Vorschlägen für eine Abiturreform vorgesprescht ist.

Rechtschreibung soll wieder stärker in die Bewertung einfließen

So fordert der Verband, die Rechtschreibung wieder stärker in die Bewertung einfließen zu lassen – auch in anderen Fächern als Deutsch. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Missachtung orthographischer Regeln bei der Notengebung in der Oberstufe kaum noch eine Rolle spiele, heißt es.

Zudem solle ein bundesweit einheitliches „Skelett“ für das Abitur gelten. Konkret: Nicht jedes Bundesland solle wie bisher wählen dürfen, ob seine Schülerinnen und Schüler 32 Kursnoten in die Abiturwertung einbringen oder vielleicht 36 oder maximal 40 – sondern exakt 40 Kursnoten aus der gesamten gymnasialen Oberstufe müssten in jedem Land in die Abiturwertung eingebracht werden, meint der Verband. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Große Mehrheit der Bürger steht zum Gymnasium – ebenso große Mehrheit lehnt Inklusion geistig behinderter Schüler ab

 

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Ruby
4 Jahre zuvor

Hier in Brandenburg treibt die neue Oberstufenverordnung gerade immer neue Blüten. Die Schüler dürfen 4 Ausfälle in den Leistungskursen haben (das entspricht 50%!!!! der in das Abitur einzubringenden Leistungskurse) und nochmals 4 Ausfälle auf Grundkursniveau. Wer glaubt, dass das alles wäre, irrt sich aber gewaltig, denn dies sind nur die Kurse, die die Schüler mit in das Abitur einbringen müssen. Da sie – zumindest hier an meiner Schule – jedoch noch mindestens 4 Kurse (manchmal sogar bis zu 8) streichen dürfen, d.h. diese Kurse gehen nicht in die Abiturwertung ein, reden wir hier von tendenziell 8 und mehr Ausfällen auf Grundkursniveaudie möglich sind. D.h. selbst schwache Schüler werden diese „Hürden“ relativ einfach überwinden und werden dann mit hoher Wahrscheinlichkeit erst im Abitur direkt scheitern. Für uns Lehrkräfte heißt dies, dass wir weiter mit Kursgrößen von 30!!!! Schülern arbeiten und potenziell für diesen Abschluss ungeeignete Schüler zum Abitur zugelassen werden, die dann jedoch an den Endprüfungen scheitern werden. Das ist Ressourcenverschwendung sondergleichen und unglauchblich frustrierend für Lehrkräfte und Schüler zugleich.