Schüler sollen Lehrer bewerten (jetzt in Hamburg offiziell) – hilft das tatsächlich, den Unterricht zu verbessern?

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HAMBURG. Was halten Schüler von ihren Lehrern? In Hamburg können sie das jetzt ganz offiziell im Internet kundtun. Die Schulbehörde will das Feedback zur Verbesserung des Unterrichts nutzen.

Daumen rauf für lustigen Unterricht? Foto: Shutterstock

Hamburgs Schüler sollen den Unterricht ihrer Lehrer künftig online und anonym bewerten. Im laufenden Schuljahr könnten bis zu 50 Schulen an dem Projekt «Schülerfeedback» teilnehmen und ihre Schüler regelmäßig um Rückmeldungen bitten, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Donnerstag. 39 Schulen hätten sich bereits gemeldet.

Ziel sei es, den Lehrkräften Hinweise zur Optimierung ihres Unterrichts zu geben. «Schülerinnen und Schüler gehören zu den wichtigsten Ratgebern von Lehrkräften, wenn diese ihren Unterricht verbessern wollen. Denn sie sind in jeder Hinsicht die Experten für das Thema Lernen und Unterricht», sagte Rabe. Start für das Projekt sei der 25. September.

Lehrer können aus einem Katalog von 56 Fragen zum Unterricht auswählen

Die Schulbehörde stellt dafür eine gesicherte Internet-Plattform bereit, auf der Lehrer aus einem Katalog von 56 Fragen zum Unterricht auswählen oder eigene formulieren können. Über die Plattform werden auch die zu befragende Klasse, das Fach und die Anzahl der zu befragenden Schüler festgelegt. Diese können dann über ihre eigenen Computer, Handys oder Tablets eine Bewertung auf einer vierstufigen Skala abgeben.

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Durch ein Sicherheitssystem blieben die Schüler anonym, sagte Rabe. Außerdem könnten auch nur die Lehrkräfte selbst die Ergebnisse einsehen. Weder Schüler, noch Vorgesetzte oder Schulbehörde hätten darauf Zugriff. «Wir wollen keine Kontrolle oder Überwachung, sondern wir wollen den Lehrkräften bei der Optimierung ihres Unterrichts helfen», betonte Rabe. «Und wir wollen zugleich die Schülerinnen und Schüler animieren, als ernsthafte Ratgeber gemeinsam mit den Lehrkräften den Unterricht zu reflektieren und dabei auch über die eigene Rolle und die eigenen Lernerfolge nachzudenken.»

„Anscheinend fehlt es an einer kritischen Fehlerkultur an den Schulen“

Kritik an dem Projekt kam von der Opposition in der Bürgerschaft. «Es ist traurig, dass es an unseren Schulen anscheinend an einer kritischen Fehler- und Lernkultur fehlt und nun der aufwendige digitale Umweg genommen werden muss», sagte die Bildungsexpertin der Linksfraktion, Sabine Boeddinghaus.

Der Pilotversuch gehe nicht weit genug, sagte die Fraktionschefin der FDP, Anna von Treuenfels-Frowein. «Die Schülerbefragung erfolgt nicht flächendeckend, und es werden lediglich vom Lehrer ausgewählte Fragen gestellt.» Der Perspektive der Schüler müsse ein höherer Stellenwert gegeben werden, sagte sie und verwies auf einen Antrag ihrer Fraktion zu einem Schüler-Feedback aus dem vergangenen Jahr. dpa

Schüler-Feedback in der Praxis

Feedback einzuholen, ist zwar für Schulen nicht selbstverständlich, aber doch mancherorts üblich. Wie beurteilen Lehrer die Rückmeldungen? Oftmals positiv – davon zeugen die zahlreichen Beispiele von Feedbackbögen, Fragebögen an Schüler oder auch an Eltern und „Lehrerzeugnissen“, die Lehrer auf 4teachers eingestellt haben.

Dort heißt es zum Beispiel: „Am Ende des Schuljahres ist es für meiner Schülerinnen aufregend, mir ein Zeugnis auszustellen. Macht den Kindern Spaß und gibt dem Lehrer/ der Lehrerin eine gute Rückmeldung.“

Und: „Für alle, die sich/ihren Unterricht selbstkritisch hinterfragen und verbessern möchten. Mehrfach erprobt ab Klasse 5, kam sehr gut an.“

„Ich habe sehr differenzierte Rückmeldungen bekommen, darunter Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge. Der Bogen wurde sehr positiv aufgenommen und von den Schülern eifrig bearbeitet.“

Oder: „Das abschließende Erteilen einer Gesamtnote für den Lehrer und den Unterricht dient auch dem Zweck, den Schülern die Erfahrung machen zu lassen, wie schwer es ist alles in einer einzigen Note zusammenzufassen.“

Hier – auf 4teachers – sind die Feedback-Materialien aus der Praxis abrufbar.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Die fünf Geheimnisse guten Unterrichts: Der renommierteste Unterrichtsforscher Deutschlands verrät, worauf es ankommt

 

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3 Kommentare
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Pälzer
4 Jahre zuvor

Könnte man das dann mit „Meldeportalen“ vergleichen?
Ich bekomme Bauchweh bei der Behauptung „Denn sie (die Schüler) sind in jeder Hinsicht die Experten für das Thema Lernen und Unterricht“. Wenn das die gedankliche Basis für das Schülerfeedback und die Art der Fragestellungen ist, was soll wohl daraus werden?

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Der Umgang mit den Daten kann konstruktiv sein, aber auch als Druckmittel eingesetzt werden. Insbesondere bei Referendaren und nicht entfristeten Lehrern ist das ein Problem, weil Grundvoraussetzung für gute Beurteilungen Beliebtheit und gute Noten sind.

OlleSchachtel
4 Jahre zuvor

Ich halte Schülerfeedback für gut. Vor allem wenn es um einen Fragenkatalog geht. Natürlich fließen sicher auch Befindlichkeiten ein, dich in der Summe wird sicher etwas hilfreiches entstehen. Ich habe in meiner Klasse zum Abschluss eine Befragung durchgeführt und hab hilfreiche Tipps erhalten. Natürlich kann die Kritik unangenehm sein. Doch ich halte es für Notwendig, denn einige Kollegen machen stets das Gleiche und passen ihre Arbeit weder der Zeit noch den Veränderungen an.