Deutlich weniger Grundschulen in Niedersachsen – Am Leitermangel ändert das nichts

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HANNOVER. In rund einem Drittel der Gemeinden im Flächenland Niedersachsen gibt es keine Grundschule mehr. Um 162 ist die Zahl zwischen 2004 und 2019 zurückgegangen. Wie die Entwicklung weitergeht ist kaum vorherzusagen, sagt das Kultusministerium, im Übrigen seien die Kommunen verantwortlich.

Die Zahl der Grundschulen in Niedersachsen ist in den vergangenen 15 Jahren stark gesunken. Nach Angaben des Landesamts für Statistik (LSN) gab es Ende 2018 zwischen Harz und Nordsee genau 1699 Grundschulen. Im Jahr 2004 waren es noch 1861 und damit 162 oder rund neun Prozent mehr gewesen. Derzeit haben nach einem Bericht des LSN im aktuellen Monatsheft 310 der 945 Gemeinden in Niedersachsen keine Grundschule mit Hauptstandort. Die Zahl der Gemeinden ohne Grundschule beträgt damit knapp 33 Prozent.

Die Attraktivität eines Dorfes sinkt ohne Grundschule erheblich, stellt das LSN fest. Foto: Axel Hindemith / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Zahl Grundschüler ist im Vergleichszeitraum um fast 20 Prozent von 346 000 auf 279 000 gesunken. Die durchschnittliche Klassengröße ging von 21,2 auf 18,8 Schülerinnen und Schüler zurück.

Nach Einschätzung des Landesamts für Statistik ist das Vorhandensein einer Grundschule für die Wahl des Wohnortes ein wichtiges Entscheidungskriterium. Gemeinden, die keine Bildungseinrichtungen mehr vorhalten, seien für Familien mit Kindern oft weniger attraktiv und könnten deshalb von den Folgen des demografischen Wandels stärker betroffen sein als andere Orte.

Nach Erkenntnissen des LSN ist in den vergangenen 15 Jahren die Zahl der Kinder im Grundschulalter in Orten ohne Grundschule jedenfalls deutlich stärker zurückgegangen als in Gemeinden mit Grundschulen.

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Eine zuverlässige Prognose über die künftige Entwicklung der Anzahl an Grundschulen ist nach Einschätzung des niedersächsischen Kultusministeriums nicht möglich. Unabhängig davon sei es nicht Aufgabe des Landes, sondern der Kommunen, Schulen zu eröffnen oder zu schließen, erklärte ein Ministeriumssprecher. Maßgeblich sei dabei die Entwicklung der Schülerzahlen. Derzeit werde die Prognose der Schülerzahlen auf der Basis einer Bevölkerungsvorausberechnung aus diesem Jahr aktualisiert.

Unter den derzeit landesweit 1699 Grundschulen befinden sich nach Angaben des LSN 59 sogenannte Kleinstschulen mit weniger als vier Klassen, die nicht jede Jahrgangsstufe mit einer separaten Klassen abdecken. Grundschulen haben die Möglichkeit, den 1. und 2. sowie den 3. und 4. Schuljahrgang jeweils als pädagogische Einheit zu führen, um bei sonst sehr kleinen Klassengrößen den Grundschulstandort zu erhalten. Außer den Kleinstschulen gibt es noch 264 sogenannte Kleine Schulen mit genau vier Klassen – eine pro Jahrgangsstufe.

Unabhängig von der schrumpfenden Zahl der Grundschulen ist die Zahl der Einrichtungen ohne Leiterin oder Leiter nicht kleiner geworden. Zum letzten Stichtag Ende Februar waren nach Angaben des Kultusministeriums 114 Leitungsstellen unbesetzt. (dpa)

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2 Kommentare
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Pälzer
4 Jahre zuvor

„Wie die Entwicklung weitergeht ist kaum vorherzusagen, sagt das Kultusministerium“
Erstaunlich! Entscheidet nicht das Kultusministerium, ob eine Schule geschlossen wird oder nicht?

xxx
4 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Das frage ich mich auch. Wenn nicht das Ministerium, dann die Kommunen als Schulträger.